Strandleben bei Ulcinj / Montenegro

12. Juli 2017

Ja, was soll man sagen? Unsere Entfernung von Deutschland nimmt nicht ab, seit nun über sechs Wochen thront unser Wombat zwischen Zelten und Kite-Schulen im Sand. Jeder kennt uns mittlerweile. Warum wir hier verweilen? Ich versuche, das Leben hier am Strand zu beschreiben:

Achim klopft gerade zwei frische Fische tot auf unserer Treppe. Ein Mann zieht ein Schlauchboot, gefüllt mit etwas Salzwasser und frischem Fang das Ufer entlang und schenkt uns das Abendessen.

Zehn Meter vor uns das Meer, sitzen wir oft unter dem Sonnensegel und ich gehe meiner Lieblingsbeschäftigung nach, auf Wind zu warten. Von früheren Windsurf-Zeiten allzu gut bekannt!  Als wir hier ankamen habe ich mit Argwohn das „Gestribbel“ über den Köpfen begutachtet und lange gezögert. Dann hat es mich doch gejuckt und gewurmt, nur zuzusehen, wie da draußen auf dem Meer gesprungen und übers Wasser gezischt wird. Ich habe einen Kite-Kurs gebucht, bei Dasa – von Frau zu Frau. Als Grandma unter all den ausgeflippten Jungspuntis. Der Wind macht sich hier rar und oft warten wir wieder tagelang bis man es endlich wieder hört: Das Geräusch der Pumpen für die Luft in den Kites und plötzlich ist dann wieder Leben am Strand.

So hat sich mein Kurs wegen vielen Flauten-Tagen lange hingezogen doch vor drei Tagen wurde es endlich wieder windig und es beglückte mich die letzte Einheit: Der Wasserstart. Stand der Dinge momentan: Ich zische davon (wenn ich hoch komme) in Windeseile gen Italien bis die Fahrt ein jähes Ende nimmt.

Eine Gruppe von Kitern In Lee machte Witze: „be careful, the crazy german woman ist flying again…!“
Der Anfangsfehler, mit den Armen zu ziehen beschert einem Flüge wie diese:

Jetzt sollte man eigentlich üben, üben, üben, Kite kontrollieren…. Doch leider „briselt“ der Wind seither nur leise vor sich hin.

Hundert Meter von uns entfernt: Die Ka’banya Kiteschule, in welcher ich auch lerne, geführt von Einheimischen.  Die haben wir sofort ins Herz geschlossen. Ein kleiner, verrückter Haufen junger Einheimischer, die uns sofort mit Lockerheit und Herzlichkeit begrüßt haben.  Auch die Hunde. Leinen sind unerwünscht und zusammen mit Barni, dem Stationshund wird das Gelände außerordentlich gut geleitet…

Als Dank für die Herzlichkeit hängt nun ein Bild von mir über der Beach-Bar:

Nebenan haben sich zwei Paare aus Serbien ein Zeltlager gebaut. Unvorstellbar, was man aus Strandgut alles hin bekommt. Da gibt es sogar eine Küchenzeile fast wie von IKEA. Unser zweiter Kühlschrank findet nun auch Gebrauch für alle, welche hier um uns herum nach und nach Urlaub machen ohne Strom.
Heute Abend gibt es Chicken wings aus dem Dutch oven über offenem Feuer, unseren Fisch und ein einheimisches Bohnengericht der Serben. Alles wird zusammen geschmissen und es kommt, wer Lust und Hunger hat.

Hinter den serbischen Urlaubern „wohnt“ Stephan – ein Naturmensch mit Rasterlocken. Er kommt aus dem Nachbardorf und schlägt hier regelmäßig sein Sommerlager auf, auch zum Kiten.  In einer Nacht und Nebel Aktion hievten wir sein Holzhaus aus Rädern die Sanddünen hoch. Im Erdgeschoss Küche, Bar, Büro und ein Haufen „Krempel“: Gitarre, Almhörner, Didgeridoo, Trommeln, Küchengeräte, Strandgut, Kräutertöpfe….. dazwischen ein Katzenbaby und sein Mischlingsrüde Kimba. Darüber ein Dach zum Aufklappen mit Bett.

Was anfänglich so einfach aussah ist nach drei Tagen Arbeit nun mutiert zu einer Anlaufstelle namens Oase. Das passende Schild habe ich ihm gemalt und nun ist diese Hütte ein Treffpunkt geworden. Cocktails oder auch Pizza möglich. Den selbstgebauten Ofen dazu haben wir letzte Woche eingeweiht. Das Resultat: Unten schwarz und oben noch etwas roh aber lecker. Ein langes Kaminrohr über dem Ofen und der Geruch weit über den Strand verteilt.

 

Ich gehe mit der Zeit rückwärts:

Letzte Woche haben wir mit Tränen in den Augen Darija verabschiedet. Sie hat neben uns gezeltet für zehn Tage. Eines Nachts kam sie an mit einem Wurfzelt und ihrem Weimaraner namens Oma. Flupp war sie da und wurde fast unser dritter Mitbewohner. Wohlhabend, mit einer interessanten Lebensgeschichte und der Sehnsucht nach Auszeit in der Natur ohne Schnick-Schnack – wir haben viel Zeit miteinander verbracht, geredet und gelacht.

Das Hunde-Vierergespann, Gizmo, Pepe, Oma und Kimba hat uns zu einem Spaß verleitet a la „versteckte Kamera“: Dieses Schild vor unserem Lager am Strand aufgestellt haben wir die Reaktionen der Strandwanderer beobachtet. Einige haben umgedreht…!

Am Abreisetag von Darija hat uns Oma jaulend nachgesehen. Mit Sicherheit werden wir die beiden in Belgrad besuchen. Irgendwann!

Als wir hier ankamen standen wir zunächst etwas weiter nördlich am Strand. In der Nähe des Laguna-Kite-Centers, geleitet von Alex aus Deutschland. Er hat hier eine professionelle Kiteschule aufgebaut und man trifft hier vor allem deutschsprachige, kite-lustige Urlauber. Ein sehr schönes Zentrum. Allerdings beheimatet es eine Katze, was zu ordentlicher Aufregung und Leinenpflicht geführt hat. Mit dem Resultat, dass der Kampfkater sich stürzender Weise am angeleinten Gizmo rächte. Wir zogen es dann vor, in katzenfreie Gebiete umzuziehen.

Eine Bereicherung für unser Strandleben war die Ankunft der Familie Mann Anfang Juni.  Ein Unikum von Offroader gesellte sich zu uns.

 Die Insassen: Britta und Jochen mit Kindern Madeleine und Romy sowie Hund Chilli. Sie nennen sich „five-in-a-box“ und wenn man diese Familie sieht, bekommt man Lust auf Familienreise. Perfektes Team und ein toller Einklang. Ein paar Tage verbringen wir gemeinsam: Ein Einheimischer nimmt uns einfach mal so auf seinem Schlauchboot mit über den Fluss zu seinem Haus, Jochen surft, Abends Lagerfeuer und Drachensteigen. Es hat Spaß gemacht mit den Fünfen und im August wollen wir uns in der Bergwelt Albaniens wieder treffen.

Einfach mal so: Einladung zu einer Bootstour:

Danke!!!

 

Neben all denen, welche hier Urlaub machen und die wir kennen lernen gibt es da auch viele Menschen, welche hier leben und arbeiten, ob aus Deutschland, Montenegro oder Serbien. Alle sehr liebenswert. Wenn man den Strand Richtung Süden bis zum Fluss entlang läuft, erreicht man eine Ansammlung von Musik-Kneipen. Das erste mal besucht und wir fühlten uns wie in Hippie-Zeiten, „peace every where“. Mit Schmunzeln beobachten wir hier das Geschehen. Sogar Hunde stehen hier an der Theke…..

Uriges Fischrestaurant am Fluss

Zusammengefasst:

Wir haben noch nie einen Platz getroffen, an dem so viele Menschen aus unterschiedlichen Regionen und Glaubensrichtungen inklusive Tiere gemeinsam und harmonisch zusammen treffen. Sie scheinen hier in die gleiche Richtung zu blicken.

 

Aus dem Hundeleben:

Es ist beeindruckend, wie hundefreundlich alle hier sind. Unvorstellbar für Deutschland: In den meisten Kneipen und auch Restaurants am Strand laufen die Vierbeiner frei um die Tische herum, lernen sich kennen, kommunizieren miteinander und werden zwischendurch von Menschen geknuddelt. Keinerlei Probleme untereinander.

Manchmal frage ich mich, warum ich unseren Hunden noch Futter gebe. Richtung Süden zelten hier mittlerweile einige Urlauber mit Hundeherz und „food for free“. So sieht es dann hier am Morgen aus: Türe auf, Hunde gähnen, strecken sich und gehen frühstücken. Alle um uns herum werden begrüßt und man staubt ab, was man kann. Die beiden haben eine Art Eigenleben entwickelt, Gassi-geh-Zeiten gibt es hier kaum noch mit Ausnahme der abendlichen Spaziergänge Richtung Abendrot oder momentan unter vollem Mond.
Nach unserer Abreise müssen wir wohl mit der Erziehung von vorne anfangen!!

Am Tage wird die Kite Station bewacht und man wird geknuddelt. Das Jagen der Kite-Schirme ist abtrainiert und wenn ich auf dem Wasser bin wird treu und mitfühlend beobachtet, was ich da draußen treibe.

Wir haben ein herrliches Seeklima und ganz selten völlige Windstille. An solchen Tagen nützt auch unser Tropendach nicht mehr viel. Ja, eine Abkühlung im Wasser für unsere Hunde? Pepe ist da etwas furchtloser. Mit Stock-Wurf und Enthusiasmus holt er die Dinger wieder aus der Brandung. Da seine Sehkraft schon immer schlechter war, werden auch einlaufende Wellen übersehen. Aber trotz Waschgang hat er immer Erfolg, wälzt sich danach im Sand gegen den Juckreiz um dann munter auf das Bett im Wombat zu springen. Das regelmäßige Fegen und Säubern im Wagen habe ich mir abgewöhnt, es ist aussichtslos!

Gizmo bekommt man lediglich unter mühevollem Einsatz von Butter als Lockmittel ins Wasser, allerdings nur bis Knöcheltiefe und auch dann erst, wenn die Butter geschmolzen ist.

 Ansonsten sieht das Strandleben mit den beiden so aus:

Hund müsste man sein!