Irans Westen: Durch Lorestan und Kurdestan

Durch den Westen Irans.
Naturwunder Lorestan und das wilde Kurdestan:

23. April 2018

Mit Wollmützen auf dem Haupt verlassen wir den „Skiort“ Chelgerd, hoch oben in den Bergen….

…. und trudeln gemeinsam mit den „Murmeltieren“ aus der Schweiz, das sind Christina, Martin und Hund Wadi Richtung Norden.
Es geht nur unwesentlich am Flusslauf bergab und nachts sinkt die Temperatur weiterhin gen Null.

Pepe hält den Laden auf:

Die Hauptstraße Richtung Khorramabad lässt uns einmal wieder die Kleidung von den Bügeln hüpfen. Was sie hier wirklich gar nicht können im Iran: Straßen bauen!
Dazu kommen die massenhaft aus dem Nichts auftauchenden „Speed-Bubbles“: Graue, auf grauem Asphalt getarnte schikanöse Beulen auf den Straßen dieses Landes. Höhnisch scheinen sie einem zuzugrinsen: „Bremse oder hüpfe!“. Und das überall!
So klappert das Gebiss und die Hundeohren fliegen, da wir meistens hüpfen statt bremsen, schließlich nimmt im Alter die Sehkraft ab.

Es wird zur Gewohnheit, mich mit den Hunden bei der Stellplatzsuche einfach auszusetzen. Hinaus in widrige Umstände wie knietiefe Matschfelder und zu überquerende Bäche.
Mit den Worten: „Du siehst mich ja, wo ich hin fahre“ entlässt man mich.
Das Wombat verschwindet schließlich am Horizont für unsere erste und letzte Peilung.
Irgendwann schließlich erreichen wir drei Verschlammten dann die bereits Kaffee schlürfende Gesellschaft, die in der Sonne vor ihren Wohnautos in den Liegestühlen mummelt. Achim und die „Murmeltiere“.
Dank Christina komme ich zu meinem neuen Namen:
„Der gemeine Ackerläuferling!“

Stellplätze zum Träumen findet man genug:

Unser Weg führt schließlich durch die Provinz Lorestan. Und die hat es uns wirklich angetan. Ein Naturschauspiel nach dem anderen:

Wir wollen die Südstrecke durch das Osthoran Gebirge nehmen. Um es vorweg zu nehmen: Es war eine goldrichtige Entscheidung!

So selbstverständlich ist das nicht, dass man uns ohne funktionierende Heizung im Auto begleitet. Die Murmeltiere, hartgesotten, kommen mit. Wir freuen uns!
Der Hitze gewohnte Wadi Hund wahrscheinlich nicht so sehr 😉

Wir erreichen also den Bezirk Lorestan, landen am Khanabad-Stausee und haben eine für uns im Iran außergewöhnliche Begegnung: Wir treffen ein einheimisches, junges Paar, Kiarash und Mischa, mit Cockerspaniel Jessika.  Kiarash betreibt hier ein traditionelles Hotel auf dem Hügel. Und die beiden sind tatsächlich so hundefreundlich, dass es in ihrem Wohnzimmer am Abend bald so aussieht:

 

Nach Probeliegen aller im Haus befindlichen Sofas, landet Gizmo im Hundebett von Jessika. Ich glaube, er wird im Alter einfach ein wenig schrullig. Einmal zusammengerollt passt man da gerade so rein. Wegbewegt hat er sich nicht mehr bis zur Verabschiedung.

Wir werden derweilen verköstigt mit traditionellem Essen. So lecker, dass ich bald platze.

Wir stehen unter Mandelblüte auf dem Hügel vor dem Hotel und bleiben einen Tag.


Achim ist zum dritten Mal unterwegs wegen unseres Freundes, dem Reifen hinten rechts. Die Luft in seinem Inneren behagt ihm einfach nicht.
Derweilen, wie in alten Zeiten, spazieren vier Hundehalter mit sechs Hunden über die Hügel am See.
Und was treffen wir doch tatsächlich zur Freude (fast) aller? Einen Hasen!

Outdoor, das über Picknick hinaus geht, liegt Iranern einfach nicht.
(Siehe Schuhwerk)

Am Tag darauf kriechen wir über den Gardane-Wadoush-Pass.

Und landen bald, wieder auf 1900 Höhenmetern, in einer Stichstraße, welche zum Chekan-Wasserfall führt:

Auf der Wanderung zum Wasserfall ein außergewöhnliches Bild, auf Grund der prekären Situation leider nicht abgelichtet: Wilder Esel jagd Jagdhund. Gizmo rennt wie der Teufel.
Ob das wohl an einem überschießenden Testosteron-Spiegel lag?

Schau genau!

Wir kommen dennoch wohlbehalten am Chekan-Wasserfällchen an.
Brücke Iran mit Sicherheitsstufe 1a:

Der nächste Tag, der nächste Wasserfall: Abshar-e Taf. Und das bei Traumwetter.
Unten im Tal sehen wir das Hinweisschild, hinauf weisend über eine steile Geröllstraße zum Besagten, mit 786 Metern der höchste im Iran.
Nach kurzer Vor-Inspektion zu Fuß rumpeln die Autos hinauf auf ein Plateau.
Schöner geht nicht!
Wir richten die Liegestühle Richtung Wasserfall aus. Man kann sich blöde gucken.
Nein, hier gehen wir so schnell nicht wieder weg….

Steile Erkundungen:

Der Mai naht….
Es wird warm, wir sitzen viel draußen und brutzeln uns am Abend fangfrische Fische knusprig.

Natürlich bekommen wir auch hier oben Besuch:

Der alte Gizmo verlässt seinen „Kuh-Ausguck“ nur selten:

Mal eben da hoch wandern zum Ursprung des Wasserfalls….
Das entpuppt sich als steile Tageswanderung über Stock und Stein. Zusammen mit Martin und Pepe, dem Kraxler:

Allerdings mit lohnenswertem Ende.

Ja wo stehen wir denn??

Auf die Blüte der Kaiserkronen muss man noch warten:

Die Straße Richtung Sepiddasht ist einmal wieder traumhaft schön. Wir können die Strecke richtig genießen mit vielen Zwischenstopps, dank der Murmeltiere. Die nämlich haben ein elektronisches Problem mit dem Startvorgang. Sprich: Der „Bau“ springt nicht an.
Das Abschleppseil muss her und wir hoffen, in Sepiddasht einen tauglichen Mechaniker zu finden. Und so wird es eine lustige Fahrt: Die Strecke führt vorwiegend bergab. Allerdings nicht immer. Und so ziehen wir die Defekten die Hügel hoch um sie oben frei zu lassen, woraufhin Martin sich vor uns rollen lässt bis zum nächsten Teilstück bergauf.
Und das mit enormer Geschwindigkeit, schließlich muss man Schwung holen.
So zischen die Murmeltiere vor uns die Serpentinen hinab. Fast wird die Schräglage erreicht. So schnell waren die noch nie!!
Ein Bild für die Götter.

Nun ja. In Seppidasht das gewohnte Bild: Etwa zwanzig Iraner um das defekte Auto herum, wild diskutierend auf Farsi, jeder schraubt irgendwo herum und ich persönlich sehe keinen nahenden Erfolg.
Irgendjemand schließt schließlich die Wegfahrsperre kurz und im Notprogramm kommen wir schließlich doch da hin, wo wir hin wollten:

Auf eine naheliegende Bergkuppe. Rundumblick, von blühenden Wiesen aus auf die Bergwelt.

Und man sollte es nicht glauben: Für eine Erste-Mai-Wanderung zum Bisheh Wasserfall ist es tatsächlich zu warm. Also nur eine abendliche Tour ins Tal:

Zur legendären Bahnstrecke aus dem Jahre 1938:

Frühstück wie beim Bergdoktor:

Man kann es sich gar nicht mehr vorstellen aber vor gar nicht langer Zeit war hier „Land unter“. Man erahnt es noch an den vielen defekten Straßen, provisorisch gekennzeichneten Abbruchkanten, weggeschaufelten Erdrutschen und geschaffenen Umleitungen.

Und da sind wir mal wieder: Destroying the world.
Tja, das Wombat ist breit und schaufelt sich durch einen Erdrutsch, der für die Normalbreite eines Autos schon freigeschaufelt wurde.

Wir wühlen und verteilen die Erdberge ordentlich hinter uns, rollen aber schließlich matschig und zufrieden weiter. Nichtsahnend, was hinter uns passiert.
Die Murmeltiere klären uns über Funk irgendwann auf, dass sie wohl etwas länger brauchen. Man müsse mit der Schaufel zunächst sich selbst und einen Krankenwagen aus den Folgen unserer Umverteilung befreien…..

Weiter Richtung Khorramabad erreichen wir die Grit Wasserfälle. Na ja, nicht ganz. Dieser Felsvorsprung ist nicht Wombat gerecht und nötigt uns zum Parken etwas oberhalb des Naturschauspiels.

Auch hier trotz Nieselregens: Picknick an den besten Stellen.

Heute trennen wir uns von den Murmeltieren. Die fahren nämlich weiter Richtung Tehran. Wir bleiben im Westen.

Wir vier landen in der Hauptstadt von Lorestan, in Khorramabad.
Zeit für Luxusgüter: Haferflocken, Meersalz und Spülschwämme 😉
Und für einen Gesundheitscheck der „alten Männer“.
Blut wird gezapft, Achims Schilddrüse eingestellt und die Hundegesundheit kontrolliert.

Auf den Straßen Khorramabads im Nachmittagsverkehr:
Zwei Spuren stehen zur Verfügung. Pro Verkehrsrichtung. Autos überall, zu viert nebeneinander auf den zwei Spuren, quer, verkeilt, hupend. Von vorne Geisterfahrer, sich irgendwie durchmogelnd. Achim tuckert wohlweislich auf der linken Spur denn rechts herrscht Ausnahmezustand. Da stehen nämlich noch die Gemüsestände und manchmal Esel und anderes Getier. Und die Mopeds Achten knatternd überall.
Ein Rums, der linke Außenspiegel klappt nach vorne und ist zerschmettert.
Ich habe weiße Fingerknöchel vom Festklammern da knarrt es direkt neben mir, zerberstendes Blech, ein Schabegeräusch, ein akustischer „Hochgenuss“, Nackenhaare stehen waagerecht.
Da wollte sich mal wieder einer von rechts vorbei drängeln und hat mit dem stoischen Vorwärtsdrang unseres Monstrums nicht gerechnet. Tja. Ein Polizist steht gerade da und winkt den Zerbeulten unwirsch weiter, uns dafür umso freundlicher. Den Durchmogler treffen wir nach zehn Metern Vorwärtskommen bei der Begutachtung seines Schrotthaufens wieder. Die Heckpartie ist zerbeult und aufgeschlitzt. Und was tut er? Er lächelt uns zu und schüttelt mit dem Kopf.
Achim lächelt zurück und bessert seinen unbedeutenden Schaden am nächsten Tag mit einem Lackstift aus.

Den Kampf um eine funktionierende Telefonkarte lasse ich Achim am zweiten Tag selbst ausfechten. Er nimmt ein Taxi. Ich bleibe mit den Hunden unter Kühen und Schafen auf einer naheliegenden Alm stehen. Unweit einer bedeutenden Höhle, an welcher wild nach den Spuren der Neandertaler gebuddelt wird.

Wir wandeln in die Höhle und begeben uns auf interessantes Terrain:

Am Abend auf unserem nächsten Stellplatz Richtung Kurdestan erreicht uns eine schauerliche Nachricht des Tierarztes: In Gizmos Blut wurden Dirofilarien nachgewiesen. Herzwurm, eine Horror Diagnose, zurückzuführen auf die Bilder in meinem Kopf von zentimeterlangen Würmern, die aus dem Gefäßsystem um Herz und Lunge herausgepopelt werden….
Vorab: Keinen Schreck bekommen! Das Ganze hat sich schließlich in der Türkei entschärft (dazu mehr im nächsten Blog Bericht)
Aber zunächst herrschte hier Aufruhr: Recherchen, Nachfragen, Kummer..
Tja. Je mehr der Mensch Kummer hat, desto mehr hat der Hund Kummer und wirkt folglich immer kränker 😉 Hinzu kommt, dass bei einem über acht Jahre alten Ridgeback nicht zu unterscheiden ist, ob er tod krank ist oder einfach nur stinke faul.

(Ich kann hier wieder Witze machen aber unsere Stimmung war im tiefsten Keller.)

Um es kurz zu machen:
Wir haben Pech mit unserer Klinik.
Sie kostet Nerven, diese Zeit der endlosen Nachfragen, ob unsere Laborwerte zur Bestätigung der Diagnose aus Tehran nun eingetroffen wären. Warten würden wir noch heute auf Werte, die von dem “netten” Dok nie angefordert wurden…
Heil froh bin ich, mit mikrobiologischen Kenntnissen ausgestattet zu sein. Sonst wäre man hier völlig aufgeschmissen.

(Ich schreibe dies in der Türkei, wo es endlich möglich war, einen Herzwurm Antigen Test machen zu lassen. Der war negativ! Bis heute weiß ich nicht, ob die vermeintlichen Dirofilarien gefärbte Fussel oder eine apathogene Art waren. Wir werden das wohl noch in Ankara endgültig abklären.)

Wir machen uns zügig auf den Weg in die Türkei, wo die Veterinärmedizin einen höheren Stellenwert hat und erreichen das Gebiet der Kurden:

Kurdestan, einmal wieder ein „anderes“ Iran. Die Tracht, die Sprache, die Mentalität, die Dörfer und Städte.
Es folgt eine Fahrt durch das legendäre Howraman Tal, steil und bergig. Die Dörfer sind erhalten dank uneinnehmbarer Lage in der früher viel umkämpften Region – ein spektakulärer Landstrich.

So oft wird geschwärmt davon, es ist schon atemberaubend hier, allerdings eine Strecke für Auto-Sightseeing a la Iraner. Mit Stellplätzen haben wir uns schwer getan, alles ist sehr steil.

Noch vor Paveh:

Wir wühlen uns durch Paveh …

… und machen den Schlenker in das Howraman Tal.

Der Diyala Fluss unterhalb der Staumauer:

Und schließlich kommt man sich vor wie am iranischen Lago Maggiore:

An steilen Hängen kann man nun mal nicht nächtigen und so finden wir erst am Nachmittag einen Stellplatz mit Blick auf den See, der unter uns gerade seinen Anfang nimmt.

Mit einem Makel: Kampf Kühe!
Achim parkt gerade noch ein, da stürmt eine nicht liebliche Herde Milchkühe mit einer Wolke Fliegen über den Häuptern auf unsere Hunde zu. Es ist ausnahmsweise nicht den jagdlichen Vorlieben der beiden zuzuschreiben, dass das Chaos ausbricht.
Nachdem der Kampfknirps da steht wie ein kleiner Schwarzenegger und die Herde ankläfft, zischt er nach einem Frontalangriff des Huf-Bataillons in die Bäume und ward eine Stunde nicht mehr gesehen. Gizmo, der strategische Verteidiger muss das natürlich wieder ausbaden, übernimmt die Führung und erntet einen Einkesselungsversuch schnaubender Eutertiere.
Mir ist mittlerweile mulmig und ich höre mich noch rufen: „Lauf, Gizmo lauf!“ während Achim endlich langsam aus dem Fahrerhaus krabbelt und mit einem „Ho Ho“ sein Bestes versucht.

Am nächsten Tag schrauben wir uns weiter hoch:

Erreichen das Dorf Slyn:

Wieder über Serpentinen…

… über eine Brücke zum Quellwasser….

… gelangen wir zu einem grandiosen Stellplatz:

Eine Sackgasse:

Nur ein Fußweg führt weiter, an Wasserläufen entlang durch ein Dorf im Wald wie von Robin Hood geschaffen. Es eröffnet sich uns schließlich ein toller Blick auf unseren Stellplatz:

Wir erreichen Marivan:

Hoch oben auf einer grünen Bergkuppe stehen wir mit Blick auf den See. Zum Pausieren. Und tatsächlich trudeln irgendwann die Murmeltiere ein und haben für die folgenden Tage die gleiche Route.

Gemeinsam geht es weiter: Großrichtung Sagez.

Stellplatzsuche erfolgreich:
Bachlauf, Quelle, Schatten unter Bäumen, blühende Wiese – alles da!

Und da war er wieder: Der Makel!
Diesmal in Form des gemeinen Wadenstechers.
Und den gibt es wirklich! Stomoxys calcitrans sieht aus wie eine gewöhnliche Stubenfliege doch saugt sie mit ihrem Rüssel tatsächlich ganze acht Minuten an ihrem Opfer herum bevor sie gesättigt von dannen summt. Wenn man sie nur lässt.
Und so schlagen wir unaufhörlich an unseren Beinen herum, können aber nicht verhindern, dass wir am folgenden Tag von Großzehe bis Kniegelenk aussehen wie an Pocken erkrankt.

Die Hunde verweigern den Aufenthalt im Grünen. Das geschaffene, hundegerechte Schutzareal, bestehend aus Hundebett, Moskitonetz und Sonnenschirm wird lediglich von Wadi und Pepe angenommen. Lord Gizmo verweigert jegliche Auseinandersetzung mit der feindlichen Außenwelt und hütet das Sofa im Wageninneren.

Die Strecke von Marivan Richtung Saqez: Ein Traum. Es geht über einen Pass. Mountainbiker, Picknick und Zelte, ein unbeschreibliches Grün und Stellplatzmöglichkeiten überall.

Kurz vor Mahabad im Grünen sagen wir schließlich endgültig (oder vielleicht vorerst) Ade zu den Murmeltieren. Mit Sicherheit sehen wir die Drei irgendwann, irgendwo wieder.

Mein Wanderkollege macht sich vom Acker, wir werden das Lachen von Christina vermissen und den Wadi Hund.
Fast des Schwiiitzer-Dütschs mächtig winken wir am nächsten Morgen zum Abschied.

Für uns geht es weiter Richtung Urmia See.

An einem kleineren See „on the way“:

Und an dieser Stelle könnte man einen typischen Zwischenstopp im Lande der Iranischen Willkommenskultur beschreiben:
(Ohne negative Bewertung aber eben einfach nur typisch…)

Wir tuckern in eine Seitenstraße. Eine Ruhepause wollen wir einlegen.
Pause ist möglich. Mit der Ruhe ist das so eine Sache.
Wir kommen zum Stehen. Nichts außer Feldern, Bäumen und Büschen. Vogelgezwitscher, Froschgequake. Prima.
Nach einer Minute: Das erste Auto trifft ein. Eine Familie heißt uns willkommen. Fotos mit dem Handy. Selfies. Kleinkind will Pepe am Schwanz ziehen. Opa sieht Auto von Innen an.
Nach fünf Minuten: Das zweite Auto trifft ein. Eine noch größere Familie. Gruppenfoto. Selbstauslöser, Selfies.
Nach zehn Minuten: Trecker trifft ein. Kommt zum Stehen und lässt selbstverständlich den Motor laufen.
Dritte Essenseinladung.
Nach einer halben Stunde: Menschentrauben um das Wombat im Dieselgestank.
Wir beschließen dann meist, mit den Hunden einen Spaziergang zu machen und schlappen los, quer durch die grüne Wildnis.
Da kann kein Iraner mithalten. Denken wir.
Von der Ferne sehen wir, dass sich das Menschenaufkommen langsam auflöst, da rennt doch tatsächlich ein Ehepaar von der anderen Seite quer durch ein Weizenfeld auf uns zu, das Handy in der Hand, euphorisch rufend. Eine Zehenlatsche bleibt an den Ähren hängen…..

Später erreichen wir den Urmia See, so salzig, dass man nicht untergehen kann, eine schier endlose Weite.
Wir kommen am nördlichsten Ende zum Stehen und bleiben: Inmitten Feldern aus duftenden Kräutern mit Blick auf das Wasser.

Und einem Hauch Christentum:

Am 21. Mai schließlich überqueren wir den Grenzübergang Kapiköy und verlassen Iran Richtung Türkei. Wo sind die zwei Monate in diesem Land nur geblieben?

Wie gewohnt muss ich am Grenzübergang wieder aussteigen und die Passkontrolle zu Fuß bewerkstelligen während Achim mit den Hunden den Zoll meistert. Äußerst streng und modern mit Ganzauto-Röntgenbild und sogar ein Spürhund wird eingesetzt. Der schlägt prompt Alarm. Seine Nase findet mein Stau Fach in zweiter Etage mit Vorräten an Kräutern und Gewürzen…….

Da stehe ich nun hinter dem Schlagbaum und gucke aus der Ferne zu.
In der Türkei, unter vielen Türken.
Und was passiert?
Doch tatsächlich Nichts!
Niemand will mich fotografieren.
Keine Menschentraube um mich herum.
Nein, ich stehe einfach nur da.
Und atme doch ein wenig auf.

Nur meinen roten Stoffschlauch auf dem Kopf, den ziehe ich noch nicht ab. Ich würde mich sonst sicherlich kahl fühlen;-)

Unsere Gedanken zum Iran:

Insgesamt waren es vier Monate, die wir im Iran verbrachten.
Zwei davon im letzten Jahr von Armenien bis zum Persischen Golf und zwei durch den Westen zurück Richtung Türkei.

Mit Sicherheit stellen wir den Rekord auf, die am wenigsten abgelichteten bunten Mosaike aufzuweisen in so langer Zeit hier als Tourist.
Dafür haben wir mehr grandiose Naturwunder erlebt.

Die erfreuliche Tatsache, dass wir für etwa 6.500 Km zurückgelegte Strecke umgerechnet 260,- Euro Dieselkosten aufwenden mussten wurde bereichert durch die unglaubliche Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Iraner.
Geschätzt 100.000 mal abgelichtet wurden wir mit Handys in Form von Selfies oder Gruppenfotos,
Gefühlte 100.000 mal wurden wir zum Essen eingeladen.
„Come to my home“ haben wir fast täglich gehört.
Bei allen Situationen, die Hilfe erforderten half nicht Einer sondern gleich Dutzende und das innerhalb von Minuten.
Und das in einem Land, zu dem uns viele zu Hause sagten: „Seid Ihr Euch da sicher?“

Ungeachtet dessen,
dass es überall schwarze Schafe gibt,
dass man in diesem Land nicht unbedingt ein Hund sein möchte, es sei denn, man hütet Schafe,
dass uns die herzliche Willkommenskultur manchmal zu viel wurde und Pepe wegen der Grapsch Hände zum „Don Krawallo“ mutierte:

Wir haben die Menschen mit ihrer Herzlichkeit kennengelernt. Die Politik lief erschreckend neben uns her.