Griechenland – Winterschaf und Lock Down

25. Mai 2020

Unsere verrosteten Wäscheklammern…

Corona Zeiten.

Das Motiv doch recht geeignet.

Es ist Mitte Mai, wir glänzen seit sage und schreibe fünf Monaten mit unserer Anwesenheit am Strand von Elea. An der Westküste des Peleponnes. Mit kleinen Exkursions-Ausnahmen und dem gescheiterten Versuch, die Reise wieder aufzunehmen.

Dank Corona, eine Verlängerung unserer Überwinterung. Afrikanische Hitze hat mittlerweile die Winterstürme abgelöst. Momentan sucht uns nämlich eine ungewöhnliche, erbärmliche  Hitzewelle heim.  Nach dem fünften Tag hat man sich so laaaaangsam an die dreißig Grad um den Schädel gewöhnt.

Seit längerer Zeit habe ich mir immer gewünscht, an einem schönen Platz inne zu halten um mit dem Cartoon Buch über unsere Reise vorwärts zu kommen. Also hat dieser Virus in unserem Falle doch etwas Gutes: Zum Schreiben und Zeichnen für das „elende Hundeleben“ war in den letzten Monaten genug Zeit.

Dies ist wohl auch der Grund, dass es  an einem Blogbericht haperte.
Bevor wir nun endlich diesen Platz verlassen, habe ich mich aufgerafft, sitze unter zwei knorrigen Kiefern mit Blick auf die Dünen vor dem Meer und sortiere in einer Affenhitze das, was wir (Weniges) erlebt haben seit dem Verlassen Bulgariens.

Humor-Pulver für das Buch verschossen,  will ich mir trotzdem Mühe geben, zu unserem eintönigen Dasein mein Bestes zu geben.

Gizmo hat seine kühle Kuhle unter dem Wombat gebuddelt und Pepe seinen Lieblingsplatz im Hängesessel eingenommen. Er ist da nicht mehr rauszukriegen wenn er einmal drin sitzt und in der leichten Brise vor sich hin schaukelt.

Dann mal von vorne….

21. Oktober 2019

Es kommt uns vor wie gestern. Grenzübertritt von Bulgarien in bekannte Gefilde. Griechenland hat uns wieder.

Thessaloniki unser erstes Ziel.  Besorgungen, Reparaturen. Unsere Fenster werden wieder funktionsfähig gemacht. Nach dem kompletten Ausbau entpuppt sich ihr Zustand nun doch nicht als Kollateralschaden.  Der Sand der iranischen Wüsten und der Strände vom Oman wird herausgepuhlt und Fliegengitter gerettet, die zu retten sind, Scheiben ersetzt, die zertrümmert sind.

Mit dem Epanomi Strand ganz in der Nähe finden wir ein tolles Stückchen Erde.

Die Untermieter lassen nicht lange auf sich warten.

Und wen lernt man sofort kennen und mögen? Einheimische.  Vicky und Dimitros, die jeden Tag hier her kommen um die wilden Hunde zu füttern.

Der nachmittägliche kulinarische Austausch wird zum Ritual.

Vor uns zischen hartgesottene Kiter mit dickem Neopren entlang …

… während unsere Hunde schon Decken über dem Haupt benötigen.

Man verzieht sich auch schon mal nach drinnen zum Essen und der Bettelblick glänzt mit Perfektionismus.

Bevor der Tisch gedeckt wird, sieht das so aus:

Nun verabschiede ich mich erst einmal. Ein Flug von Thessaloniki bringt mich für einen ersten „Fronturlaub“ nach drei Jahren in die alte Heimat.

Es beschleicht einem auf Reisen (wahrscheinlich vor allem Frauen) irgendwann der Wunsch, Familie und Freunde einmal wieder zu treffen. Trotz all der Wiedersehensfreude sorgt mein Abstecher nach Deutschland aber auch für eine gewisse Ernüchterung, so im Wonnemonat November …

Der kommunikative Achim übernimmt den Bericht:

„Wir drei Männer fahren quer durch Griechenland, treffen einen Bären und landen schließlich auf dem Peleponnes zum Überwintern.“

Ich, Kerstin, ergänze:

Nun ist es ja so, dass es mein großer Wunsch war, einmal einen wilden Bären zu treffen und mir das bisher vergönnt blieb. Und da ist man einmal nicht dabei, da geschieht es:

Achim schildert mir die herzerfrischende Begegnung im Hinterland Griechenlands  am Telefon. Da der Bär wohl keinesfalls die Ambitionen zeigt, das Wombat in der Nacht zu verlassen sondern seine Anwesenheit mit Rütteln und Randalieren lautstark anzeigt, verballert Achim bis zum Morgengrauen den kompletten Inhalt des Obstkorbes.  Anscheinend mit mangelndem Erfolg.

Mit dem Jagdmesser zwischen den Zähnen wird die Außenleiter eingeholt und man verlässt den Ort des Grauens 😉
Wäre ich doch gerne dabei gewesen!

Aus dem Buch vorweg genommen:

In Ptolomeida besucht Achim alte Geschäftsfreunde und ihr ach so gesundes Projekt, den Bau eines neuen Kohlekraftwerks. Wozu und mit welcher Kohle auch immer 😉

Verdreckt erreichen sie die Küste und treffen zum ersten mal auf Heike und Mick, die uns sage und schreibe 17 Jahre voraus sind mit einem Leben auf Rädern. Die beiden werden mit uns „harte“ Corona-Zeiten durchleben…

Den Männern scheint es recht gut zu gehen. Die drei lernen auch Silke, Roland und ihre Reisebegleiter kennen: Zwei Rhodesian Ridgebacks, Fargo und Gustav. Die Hunde haben Spaß und mein Gatte scheint fürsorglich durchgefüttert zu werden.

In alter Manier werden die Brustkörbe aneinander geschmissen. Ridgebacks unter sich! Dank Roland gibt es fantastische Aufnahmen:

Pepe findet das Leben ebenfalls prächtig. Dank Roland, der Hundekeks- Quelle .

„Herrchen“ tut’s zur Not auch:

Eindrücke von Achim:

Die Wiedersehensfreude  ist genau so groß wie die in Deutschland als ich Anfang Januar mit dem Transferbus vom Athener Flughafen anrolle und das Wombat Team wieder ergänze.

Wo stoße ich dazu?

Bei Kyparissia, an der Westküste des Peleponnes. Hier erstreckt sich Kilometer langer Sandstrand und am Elea Beach versammeln sich Überwinterer  aller Art und Herkunft.

Vom Rasterzopf bis zum Rentner, vom VW-Bus bis zum Luxusliner mit Anhänger, alles ist vertreten.

Vor uns Dünen und Meer, hinter uns Weideland für die täglich grüßende Schafsherde. Anfang des Jahres in voller Blüte, was sich bald schon in trockene, pickrige Stängel verwandeln wird.

Was eine Westküste gewöhnlich noch mit sich bringt: Gigantische Sonnenuntergänge:

Wir lernen viele tolle Menschen kennen und ein großer Teil steht schließlich virusbedingt länger da als geplant. Bei Heike und Mick sagt man regelmäßig „Hallo“.

Beim explosiven Versuch, mit Rohrreiniger Verstopfungen in den Abwasserschläuchen zu lösen wird die Küche mal eben abgebeizt….

Niemand und nichts kam allerdings zu Schaden bei der Wombat-Lackierung!

Neben Arbeiten und Folgeschäden, die zu bewältigen sind, gibt es auch entspannte Momente. Zum Beispiel Geselligkeiten wie diese mit ganz viel Abstand! 😉

Oder der Besuch von Manu und Geza. (Die Kreta-Runde kommt uns vor wie gestern) So richtig schön!

Was interessiert den Leser am meisten?

Das Wetter hier im Winter.

Ein hartgesottener Rentner intensiviert seine eigentlich schon kakaofarbene Hautfarbe regelmäßig splitternackt auf der Liege im Windschatten. War es Januar oder Februar? Wie auch immer. Für die meisten lebt es sich gut mit T-Shirt bis Flusi. Für mich persönlich das perfekte Klima. Ab und zu ein Tiefdruckgebiet, selten Regen und dass sich die Sonne mal einen ganzen Tag lang nicht zeigt, ist eine Seltenheit.

Das ideale Wetter auch für Unternehmungen.

Äußert sich ein Platzkoller in zunehmender Lethargie….

… unternimmt man schon mal Ausflüge.

Zwischen den knorrigen Olivenbäumen…

… blüht es herrlich!

Hinter Kyparissia nur ein kleines Stück in die Berge und man hat das Gefühl, ganz woanders zu sein. Wir besuchen Kuppelgräber und stehen inmitten einer Blütenpracht.

Eine mal ganz andere Schlucht. Hier heißt es Schuhe und Hose aus. Unzumutbare Bedingungen für alle drei Männer. Also wate ich alleine zwischen hoch aufsteigenden Wänden unter jammervollem Heulen der Hunde, die am Schluchteneingang meinen Verlust bekunden. Als sich das Wasser allerdings bedrohlich dem Bauchnabel nähert, mache ich kehrt. Es ist schließlich Winter!

Richtung Süden finden wir einen Platz an einer Lagune mit Blick auf Pylos. Ein Traum von türkisblauem Wasser ohne Wellengang nur leider die Tatsache, dass man hier Giftköder verteilt. Angeblich zur Reduzierung des Schakal Bestandes. Generell steht man als Reisender mit Hunden immer da gut, wo viele wilde Hunde zur Begrüßung antrotteln. Dann ist man sicher vor dieser wohl üblichen und grauenvollen Minimierung der Straßenhunde. An diesem Traumplatz gibt es keinen einzigen Hund mehr!

Auf die Festung kraxeln wir noch hoch, dann suchen wir schnellstens das Weite.

Die ganze Westküste: Überall Sand und Dünen.

Mit der Nachbarschaft im Wombat ab in die Berge: Zum Neda Wasserfall

Anfang März scheint es uns angemessen, die Reise wieder aufzunehmen. Der Corona Virus ist jetzt schon Thema, wird von uns aber, wie es vielen wohl ergeht, zunächst mit einem Augenzwinkern begegnet.

Das Wetter ist stabil und nicht zu heiß machen wir uns auf Richtung Sparta.

Hier erstreckt sich das Taygetos Gebirge und vom Tal aus führen einige Wanderungen durch Schluchten nach oben. Mitten in einem kleinen Dorf namens Paroreio stehen wir, Tobias mit Auto dabei. In der Taverne nebenan werden wir die letzten Gäste für lange Zeit. Entsetzt starrt man in den Fernseher während wir den letzten Knochen abnagen. Am kommenden Tag ist Schluss mit Gastronomie.

Pepe als Zeitzeuge:

Und spätestens als wir ungläubig das Schild vor der antiken Ruinenstadt Mystras lesen, „Because of Corona virus closed“,  kommt das Virusthema ernsthaft in unseren Köpfen an.

Demzufolge schließen alle Restaurants ab dem kommenden Tag. Die Stimmung bei den Einheimischen ist, man kann es nicht anders ausdrücken,  „beschissen“.

Wir denken, die Erde dreht sich weiter und ich rufe auf zum Bergwandern. Also suchen wir uns (aus Versehen) die serpentinenreichste aller Strecken aus, die hinauf in das Taygetos Gebirge führt. Aber das lohnt sich!

Schöner kann ein Bergdorf nicht sein, das wir erreichen. Anavriti besticht. Und die Dorfbewohner grinsen über uns, wohl mit der Vermutung, dass wir uns in der „Pampa“ vor dem Virus verstecken.

Eine erste Wanderrunde:

Der Profitis ilias leider noch schneebedeckt. Für die Besteigung sind wir zu früh dran.

Und am nächsten Tag suche ich mir typischerweise wieder eine unzumutbare Strecke aus. Während Achim sich mit dem Wombat nach unten schraubt und mich im nächsten Ort in der Ebene erwartet, schnappe ich mir die Hunde und gehe noch beschwingt 800 Höhenmeter nach oben und weniger beschwingt 2000 Höhenmeter nach unten.
Da die schneefreien Wege alle unterhalb der Baumgrenze liegen, sehe ich davon ab, Tannen zu fotografieren.

Aaaaaabwärts unter Flüchen….. Und hier wartet Achim auf uns:

Nun denn, wir kommen noch bis zum Meer, schließlich steht der dritte Peleponnes-Finger auf unserem Plan.

Auch hier landen wir und gucken von der anderen Seite nach Gythio, von wo aus wir zwei Jahre zuvor mit der Fähre nach Kreta aufgebrochen sind.

Doch spätestens am nächsten Stellplatz wird uns klar, dass Reisen keinen Sinn mehr macht. Die Stimmung ist schlecht, alles hat geschlossen, Gruppenbildung ist verboten, verdutzte und deprimierte Gesichter.  Und wir mittendrin mit dem Wombat. Das geht nicht!

Wir schließen uns kurz mit anderen Reisenden und beschließen, zurück nach Elea zu fahren.

Nun ja, hier stehen wir nun seither.

Da das Thema Corona sicherlich bald aus allen Ohren wächst, sei hier nur erwähnt:

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist 2020-05-Corona.jpg

Es herrscht Disziplin in Griechenland. Ausgangssperre, erlaubte Besorgungen mit schriftlichem Antrag. Wir werden geduldet an unserem Platz. Wohin auch? An den heiligen Ostertagen ist sogar komplettes Fahrverbot. Geisterstraßen. Stille.

Die Griechen haben früh reagiert. Laut offizieller Angaben soll es keine Fälle in unserer Region geben.

Und wer bekommt Fieber?

Achim natürlich. Sonst niemand.

Das Wombat im Abseits gewöhnt man sich an alles: Mundschutz, Handschuhe, das tägliche Besprühen des Inventars mit Peroxid und den nächtlichen Anblick von Achims Käsefüßen an meiner Nase.

Der einzige Vorteil: Wir müssen nicht mehr zum Einkaufen aufbrechen. Wir sind denen dankbar, die uns in gebührendem Abstand Futterkisten abwerfen.

Worüber sich fern ab amüsiert wird? Über die Deutschen in der Heimat!
Hier zumindest gibt es keinerlei Probleme mit dem heiligen Produkt:

Fraglich, ob Corona oder nicht. Ich selbst bleibe symptomfrei, Achim ist genesen und das Wombat eine keimfreie Zelle.  

Elea Beach, Mitte Mai.

Die herrlich blühenden Wiesen, über denen der Schäfer täglich glückliche Schafe führte, sind mittlerweile zur trockenen Steppe geworden. Die Schafe sind nicht mehr so glücklich.

Und die Menschen hier planen. Manch einer kommt zurück von seinem Versuch, eine Fähre nach Italien zu erwischen. Viele haben es mit Sonderfähren schon in die Heimat geschafft.

Nun ja, uns treibt nichts irgendwo hin und wenn die Hitze nicht wäre, blieben wir entspannt.

Laut Angaben, soll das Leben hier in Griechenland ab Juni wieder halbwegs normal werden. Zum Wohle aller werden wir dann wohl einen windsicheren Platz aufsuchen, der die Gemüter kühlt. Die Kites auspacken und mit wehenden Haaren und Ohren einfach mal abwarten, was wann möglich ist.

Ein ganz vorsichtiges Ziel haben wir uns gesetzt: Im Herbst in Südtirol zu sein für ein Familientreffen.

Abwarten!