Abschied von Montenegro – durch Albanien nach Mazedonien

29. Juli 2017

Es heißt Abschied nehmen vom Kite-Strand bei Ulcinj. Es wird zu heiß, zu voll und die windreichen Tage machen sich rar.

Auch mit Wehmut verabschieden wir uns von allen, haben aber die Zuversicht, viele irgendwann wieder zu sehen. An anderen Kite-Stränden, irgendwo – die Welt ist klein.

Total nette Bekanntschaften machen wir noch in den letzten Tagen und verbringen tolle Stunden mit Philosophieren und vielen Tipps über das Kiten  …..

   Küche für die Kinder…..

Abschied nehmen auch für die beleibten Hunde mit dem „Fast-Verhungert-Blick“. Von Sandwich Resten und milden Gaben der vielen netten Leute. Beim Anblick unserer Begleiter trösten wir uns mit dem Ausblick auf Bewegung in der kühlen Bergwelt. Kühl???…..

Voller Enthusiasmus, einen hervorragenden Touren-Führer vom Hobo-Team im Gepäck, suchen wir uns einige Offroad Touren durch Albaniens Berge aus und machen uns auf den Weg. In der Hoffnung, dass die Temperaturen dort oben angenehmer werden……

Vor lauter „Verabschiederei“ kommen wir erst am Nachmittag los. Nach dem Grenzübergang zu Albanien dämmert es schon wieder und wir ruckeln armselig durch Güllegestank und Kuhfladen Richtung Fluss, auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz. Und machen gleich wieder Erfahrung mit Gastfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Ein albanischer Spaziergänger steigt einfach zu uns ein und führt uns zu einem idyllischen Flussbett der Buna. Trotz Kommunikation mit Händen und Füßen.

Süßwasser!!! Quakende Frösche, Sternenhimmel und der Blick auf die Berge. Wir freuen uns auf Albanien!

30. Juli 2017

Früh morgens in der Kühle besuchen wir den Shkodra-See (auch Skutari-See), den größten See des Balkans.
Weiter Richtung Süden, durch das trockene, heiße Innenland zu fahren erweist sich als schweißtreibend. Unsere Mini-Ventilatoren hinter der Frontscheibe püsteln uns ein wenig Luftbewegung ins Gesicht aber wir sind froh, wieder am Meer zu sein, als wir bei Tale an der Küste ankommen. Ein wenig Seewind und Luftfeuchtigkeit an diesem kilometerweiten Sandstrand. Hier bleiben wir eine Nacht bevor wir von West nach Ost in die Berge wollen.

Auf dem Schotterweg dorthin übersehen wir ein tiefer verspanntes Stromkabel zu einer Fischerhütte. Es macht plötzlich einen Riesenkrach auf dem Dach und sofort hören wir die Warnrufe der Fischer, die erschreckt ihre Angeln ins Gras werfen. Kabel zerfetzt, Strommast quer über dem Wombat baumelnd. Letzterer wohl selbst gebastelt aus einem knörrigen Geäst. Man winkt uns, wir sollen einfach weiter fahren….
Am kommenden Tag auf dem Rückweg können wir uns entschuldigen, alles ist wieder zusammen gebastelt und helfende Hände halten mit Stöcken das neue Kabel nach oben. Da lachen wir wieder alle und man winkt uns freundlich nach.

Wir erreichen Kruje, eine an den Bergen gelegene Kleinstadt mit grandioser Aussicht auf das Meer. Wir besuchen den Bazar und die Burgfestung und machen uns am Nachmittag auf den Weg nach oben, in den Quafe Sthame Nationalpark.

Auf dem Weg nach oben in die Berge erwacht unser Ridgeback wieder. Den Kopf aus dem Fenster, wehende Ohren, die Nase gen Himmel: Gerüche aus den Bergwäldern!!

Wir erreichen am Abend ein Camp im Wald. Herrliches kaltes Wasser aus der Quelle und es lohnt sich, hier einzukehren im Wald: Für wenig Geld essen wir uns satt an einheimischen Spezialitäten, Ziegen- und Schafskäse, Salat und butterzartem Lamm aus der Schüssel mit Händen wie bei einem Rittermahl. Köstlich!!

Unsere erste Erfahrung mit dem Ansturm eines Dreiergespanns wilder Hunde machen wir hier beim Abendspaziergang. Mit lauter Ankündigung kommen drei Wilde aus dem Gebüsch und Gizmo versagt zum erste mal bei der Verteidigung seines Pepes. Er versteckt sich tatsächlich im Gebüsch!
Der von den Straßen Lanzerotes kampferfahrene Pinscher-Mix musste das selbst übernehmen. Mit Erfolg!

01. August 2017

In freudiger Erwartung auf kühle Höhe starten wir am kommenden Tag Richtung Passhöhe. Müssen aber ernüchternd feststellen, dass auf 1200 Metern Höhe keine nennenswerte Abkühlung zu verspüren ist. Wir machen Pause in der Mittagszeit unter einem Baum.

Nach der Abfahrt am Nachmittag Richtung Burrel, eine traumhafte aber für unseren 12-Tonner anspruchsvolle Route, fassen wir einen Beschluss: Die geplanten Offroadtouren durch Albanien verschieben wir auf kühlere Zeiten. Es ist einfach zu heiß dafür. Trotz grandioser Landschaft erreichen wir am Abend fix und fertig Burrel und finden ein Nachtlager am Mat, ein Stück entfernt davon.

Am frühen Morgen um 6 Uhr werden wir geweckt. Die Baggerarbeiter bevorzugen wohl auch die kühle Tageszeit zum Arbeiten im Kiesbett. Libherr-Bagger- und Magirus Deutz-Laster-Fahrer fachsimpeln mit MAN-Trucker Achim in den frühen Morgenstunden über die deutsche Wertarbeit aus alten Baujahren. Das im Austausch von Zigaretten und keiner einheitlichen Sprache!

Wir planen also um und wählen die geteerte und ebenfalls reizvolle Alternative Richtung Mazedonien. Hier hat man uns den Mavrovo Nationalpark empfohlen, höher gelegen und eine gute Alternative zum „Übersommern“.
Mazedonien

02. August 2017

Wir reisen nach Mazedonien ein über die Grenze nach Debar. Anzumerken wäre, dass sich ein Volltanken hier in Mazedonien lohnt. Wir bekommen den Diesel für 77 Cent pro Liter.

Mit Ausnahme des Tankstopps ist Achim an diesem Tag am Fahren und Fahren ohne Stopp, die Berge hoch bis zum Mavrovo Nationalpark. Während ich meinem Spitznamen „Nöli“ gerecht werde und lauthals nölend über die mir unerträgliche Hitze schließlich die Flucht auf das Bett ergreife und mich mit einem feuchtem Tuch auf dem Kopf ergebe.


Angekommen am Mavrovo Stausee auf 1350 Metern Höhe die Worte des fürsorglichen Ehemanns: „Ich habe Dich schnellst möglich in die Berge gebracht. Das ist wie mit einem Motor, der überhitzt. Der funktioniert dann auch nicht mehr. Und man muss ihn abkühlen und ihm Wasser geben.“ Ein lachendes Dankeschön!
Ein großer Baum über dem Wombat, der kühle Stausee nebenan bei Temperaturen unter 30 Grad, die Nächte herrlich kühl – ich bin wieder normal!

 Mit unserem Glück finden wir hier einen Platz am östlichen Ufer, welcher ein Geheimtipp sein soll. Geht man einen Pfad Richtung See erreicht man Felsformationen, welche prima Bademöglichkeiten bieten. Durch die extreme Trockenheit ist das übrige Ufer sehr lehmig und nicht badetauglich ohne dass man aussieht wie aus einer Fangopackung kommend.

 Ab und zu gesellen sich Besucher für eine Abkühlung zu uns, kommend aus den tieferliegenden Städten, geflüchtet vor fast 45 Grad heißen Temperaturen. Wir haben viele nette Gespräche und sitzen oft bis in die Nacht hinein beisammen.

06. August 2017

Ins „Käsedorf“ Galicnik:

Vom Stausee aus geht es zunächst durch Wälder über Serpentinen nach oben bis sich plötzlich eine herrliche Hochebene eröffnet. Nicht weit entfernt erstreckt sich ein bekanntes Skigebiet für den Winter. Nur ein paar Schafsfarmen sieht man hier, ansonsten Weite, Weite, Weite. Beeindruckend die großen Hütehunde der Schafs-Farmen. Eine Balkan-Hirtenhund Rasse namens Sarplaninac. So soll ein Hundeleben aussehen! Völlig selbständig verrichten sie ihre Arbeit und ab und zu trifft man eine Gruppe auf ihren Streifzügen weg von der Herde. Allerdings beschleicht mich auch ein respektvolles, mulmiges Gefühl wenn man sie trifft. Mehr dazu später….

Wir übernachten neben einem Ehepaar mit Zelt und Auto in der Wildnis.

Am nächsten Tag besuchen wir das Dorf Galicnik. Ein Mitarbeiter aus der Kite-Schule in Montenegro stammt von hier und hatte uns diesen Ort als den schönsten, den er in den Bergen kennt empfohlen.
Den berühmten Käse essen wir in dem kleinen Restaurant am Ortseingang. Ein Gedicht!

Da hier einmal wieder Leinen für Hunde unbekannt sind, ist Pepe beschäftigt mit Tischumkreisen und Ausleben seiner Überlebensküste der ersten Lebensjahre auf der Straße. Gizmo durchstreift die Gegend, findet keine Katzen, kommt dafür aber mit einem Knochen wieder. Gesellt sich zu dem Hund des Restaurants, der auch schon einen ergattert hat und genüsslich vor einem Brunnen kaut. Alles normal hier.

Zufälle….

Im Juni trafen wir die Familie Mann am Strand in Montenegro, haben tolle Tage zusammen verbracht und uns für den August, in deren Sommerferien, wieder verabredet. Eigentlich in Albanien. Und wie es der Zufall will, haben wir in den letzten Tagen erfahren, dass die Vier eine geführte Horse-Riding-Tour durch die Berge gebucht haben. Und das hier in Galicnik.

Sollen wir uns dem anschließen?

Wir besuchen Wasko auf seiner Pferdefarm. Hier sitzen wir, trinken kalte Weißweinschorle und sind fasziniert von der Tierwelt um uns: Eine Herde Ziegen, ein Haufen Pferde um uns und zwei riesige weibliche Hütehunde mit einem Welpen. Ein klapperdürres Pferd kommt auf uns zu und wird verscheucht. Es wäre 45 Jahre alt und blind.

Wir lassen uns den  Ablauf dieses Ausritts erklären, es hört sich abenteuerlich an und zunächst fangen wir Feuer. Dann aber lernt Wasko unseren Ridgeback kennen und erklärt uns das Verhalten der freilebenden Hirtenhunde. Nicht ungefährlich für andere große Hunde, welche sich einer Schafsherde nähern… Auch später Richtung Kosovo in den Hochebenen ermahnt man uns, auf unseren Jäger gut aufzupassen.

Eine Begleitung der Hunde neben den Pferden durch Schafsfarmen?

Zwecks Integration und Lernprozess sollen unsere Hunde nun in die Pferdefarm gebracht werden.

Gizmo mit stolzgeschwellter Brust bekommt sofort eins über den Deckel von den Hütehund-Weibern. „Was willst Du Hänfling auf unserem Gelände?“
Das blinde Pferd kommt im Galopp auf den perplexen Ridgeback zu und für die Beachtung der Ziegen bleibt keine Energie mehr… Schließlich, in der Mangel von fünf Männern (die waren nötig, es kommt schließlich was Feuchtes aus der Luft…) werden die nicht erwähnenswerten Blessuren mit dem blauen Antiobiotika-Spray besprüht. Das braucht man hier fast täglich!
Man setzt sich wieder und trinkt weiter Wein. Alle lachen. Guter Lernerfolg. Hütehunden geht man nun besser aus dem Weg.

Pepe beguckt sich das Ganze von einem sicheren Platz aus auf einer Mauer.

Wir haben letztendlich die Tour abgesagt. Sind für die Situationskomik im Nachhinein sehr dankbar: Gute Erfahrung für den Big-Boss: Manchmal ist es besser Abstand zu halten! So hören wir keinen Mucks in den nächsten Tagen beim Anblick der Schafshüter.

 

Wir übernachten wieder in der Wildnis.

Den nächsten Tag widmen wir unseren seeluftgeschädigten Fahrrädern. In der einsamen Hochebene wird entsandet, geschrubbt, entrostet und gefettet.

Und das unter ständigen fliegenverscheuchenden Bewegungen. Die Hinterlassenschaften der Schafe überall produzieren eine überwältigende Schmeißfliegen-Population. Die Hunde bleiben freiwillig im Bett. Beobachtet man Pepe draußen, bekommt man Lachkrämpfe:

Am späten Nachmittag machen wir uns auf den Weg, wieder nach unten zum Stausee. Ich schwinge mich auf mein sauberes, schnurrendes Fahrrad und Achim folgt zunächst mit Wombat und Hunden weil eine Schafsfarm zu passieren ist. Ich bitte meinen Ehemann, an dieser die Hupe oder das Motorengeräusch zu benutzen um einen Hütehunde-Angriff auf meine Wenigkeit zu unterbinden. Das war eher im Scherz gemeint doch als wir die Farm passieren, bin ich plötzlich doch umringt von etwa zehn großen Arbeitshunden. Einem großen, weißen habe ich es wohl angetan und wohl zum ersten mal in meinem Leben erlebe ich eine Adrenalin-Ausschüttung wegen eines Hundes als die Schnauze pöbelnder weise mein Bein zwickt. Wo war nur die Hilfe von Achim??

Der filmte das Ganze!!!

Nach gebührendem Abstand von der Schafsfarm nutzen wir die kühle Abendluft für ein Hunde- Abspeck-Fitnessprogramm. Wir begleiten zu dritt das Wombat über die Berge und hinunter an den See zurück.

08. August 2017

Die Familie Mann ist eingetroffen! Wir freuen uns, die „five in a box“ wieder zu sehen.

Nach Deutschland bestellt und nun erhalten: Die neue virtuelle Brille für Achims Drohnenflüge: Ein Anblick zum Totlachen!!!

 

11. August 2017:

Bevor die Manns zu ihrem Höllenritt durch die Prärie aufbrechen, befolgen wir eine Empfehlung für eine Offroad-Tour in die Hochebenen Richtung Kosovo. Unbezahlbar solche Tipps!!!
Es geht entlang an dem Flüsschen Radika zunächst durch Wälder und schließlich in die Hochebene. Am Ende passieren wir den Grenzstein zum Kosovo und fahren querfeldein über hohe Wiesen, bis es nicht mehr höher geht. Den Blick Richtung Korab, dem höchsten Berg Mazedoniens.
Unbeschreiblich schön dieser Platz. Wir bleiben zwei Nächte.

Am zweiten Tag noch ein Stückchen höher……

 

Aufbruch zu einer Bergbekraxelung. Man beachte Gizmo: „Das ist nicht Euer Ernst, oder?”

 

 

 

13. August 2017

Wir treten den Rückweg an ohne die reitenden „Manns“. Unten im Tal an der Radika finden wir einen Platz direkt am klaren Bach. Wäsche machen möglich und Entstaubung des gesamten Wombats.
Nach Monaten finden wir endlich einen solchen Platz und tatsächlich schlägt das Wetter in dieser Nacht um. Es regnet und die Wäsche bleibt nass!

Wir schreien trotzdem Jipphie: Endlich wieder kühler. Am nächsten Tag reisen wir weiter bei angenehmen Temperaturen von 26 Grad und Sonnenschein. Einfach herrlich!!

Jetzt nun doch unsere geplanten offroad-Touren durch Albanien! Über Debar wollen wir zunächst nach Peshkopi und entlang des Drin Richtung Norden tuckern. Die Fähre nach Koman nutzen und Teth besuchen. Wir werden berichten.