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Griechenland – Winterschaf und Lock Down

25. Mai 2020

Unsere verrosteten Wäscheklammern…

Corona Zeiten.

Das Motiv doch recht geeignet.

Es ist Mitte Mai, wir glänzen seit sage und schreibe fünf Monaten mit unserer Anwesenheit am Strand von Elea. An der Westküste des Peleponnes. Mit kleinen Exkursions-Ausnahmen und dem gescheiterten Versuch, die Reise wieder aufzunehmen.

Dank Corona, eine Verlängerung unserer Überwinterung. Afrikanische Hitze hat mittlerweile die Winterstürme abgelöst. Momentan sucht uns nämlich eine ungewöhnliche, erbärmliche  Hitzewelle heim.  Nach dem fünften Tag hat man sich so laaaaangsam an die dreißig Grad um den Schädel gewöhnt.

Seit längerer Zeit habe ich mir immer gewünscht, an einem schönen Platz inne zu halten um mit dem Cartoon Buch über unsere Reise vorwärts zu kommen. Also hat dieser Virus in unserem Falle doch etwas Gutes: Zum Schreiben und Zeichnen für das „elende Hundeleben“ war in den letzten Monaten genug Zeit.

Dies ist wohl auch der Grund, dass es  an einem Blogbericht haperte.
Bevor wir nun endlich diesen Platz verlassen, habe ich mich aufgerafft, sitze unter zwei knorrigen Kiefern mit Blick auf die Dünen vor dem Meer und sortiere in einer Affenhitze das, was wir (Weniges) erlebt haben seit dem Verlassen Bulgariens.

Humor-Pulver für das Buch verschossen,  will ich mir trotzdem Mühe geben, zu unserem eintönigen Dasein mein Bestes zu geben.

Gizmo hat seine kühle Kuhle unter dem Wombat gebuddelt und Pepe seinen Lieblingsplatz im Hängesessel eingenommen. Er ist da nicht mehr rauszukriegen wenn er einmal drin sitzt und in der leichten Brise vor sich hin schaukelt.

Dann mal von vorne….

21. Oktober 2019

Es kommt uns vor wie gestern. Grenzübertritt von Bulgarien in bekannte Gefilde. Griechenland hat uns wieder.

Thessaloniki unser erstes Ziel.  Besorgungen, Reparaturen. Unsere Fenster werden wieder funktionsfähig gemacht. Nach dem kompletten Ausbau entpuppt sich ihr Zustand nun doch nicht als Kollateralschaden.  Der Sand der iranischen Wüsten und der Strände vom Oman wird herausgepuhlt und Fliegengitter gerettet, die zu retten sind, Scheiben ersetzt, die zertrümmert sind.

Mit dem Epanomi Strand ganz in der Nähe finden wir ein tolles Stückchen Erde.

Die Untermieter lassen nicht lange auf sich warten.

Und wen lernt man sofort kennen und mögen? Einheimische.  Vicky und Dimitros, die jeden Tag hier her kommen um die wilden Hunde zu füttern.

Der nachmittägliche kulinarische Austausch wird zum Ritual.

Vor uns zischen hartgesottene Kiter mit dickem Neopren entlang …

… während unsere Hunde schon Decken über dem Haupt benötigen.

Man verzieht sich auch schon mal nach drinnen zum Essen und der Bettelblick glänzt mit Perfektionismus.

Bevor der Tisch gedeckt wird, sieht das so aus:

Nun verabschiede ich mich erst einmal. Ein Flug von Thessaloniki bringt mich für einen ersten „Fronturlaub“ nach drei Jahren in die alte Heimat.

Es beschleicht einem auf Reisen (wahrscheinlich vor allem Frauen) irgendwann der Wunsch, Familie und Freunde einmal wieder zu treffen. Trotz all der Wiedersehensfreude sorgt mein Abstecher nach Deutschland aber auch für eine gewisse Ernüchterung, so im Wonnemonat November …

Der kommunikative Achim übernimmt den Bericht:

„Wir drei Männer fahren quer durch Griechenland, treffen einen Bären und landen schließlich auf dem Peleponnes zum Überwintern.“

Ich, Kerstin, ergänze:

Nun ist es ja so, dass es mein großer Wunsch war, einmal einen wilden Bären zu treffen und mir das bisher vergönnt blieb. Und da ist man einmal nicht dabei, da geschieht es:

Achim schildert mir die herzerfrischende Begegnung im Hinterland Griechenlands  am Telefon. Da der Bär wohl keinesfalls die Ambitionen zeigt, das Wombat in der Nacht zu verlassen sondern seine Anwesenheit mit Rütteln und Randalieren lautstark anzeigt, verballert Achim bis zum Morgengrauen den kompletten Inhalt des Obstkorbes.  Anscheinend mit mangelndem Erfolg.

Mit dem Jagdmesser zwischen den Zähnen wird die Außenleiter eingeholt und man verlässt den Ort des Grauens 😉
Wäre ich doch gerne dabei gewesen!

Aus dem Buch vorweg genommen:

In Ptolomeida besucht Achim alte Geschäftsfreunde und ihr ach so gesundes Projekt, den Bau eines neuen Kohlekraftwerks. Wozu und mit welcher Kohle auch immer 😉

Verdreckt erreichen sie die Küste und treffen zum ersten mal auf Heike und Mick, die uns sage und schreibe 17 Jahre voraus sind mit einem Leben auf Rädern. Die beiden werden mit uns „harte“ Corona-Zeiten durchleben…

Den Männern scheint es recht gut zu gehen. Die drei lernen auch Silke, Roland und ihre Reisebegleiter kennen: Zwei Rhodesian Ridgebacks, Fargo und Gustav. Die Hunde haben Spaß und mein Gatte scheint fürsorglich durchgefüttert zu werden.

In alter Manier werden die Brustkörbe aneinander geschmissen. Ridgebacks unter sich! Dank Roland gibt es fantastische Aufnahmen:

Pepe findet das Leben ebenfalls prächtig. Dank Roland, der Hundekeks- Quelle .

„Herrchen“ tut’s zur Not auch:

Eindrücke von Achim:

Die Wiedersehensfreude  ist genau so groß wie die in Deutschland als ich Anfang Januar mit dem Transferbus vom Athener Flughafen anrolle und das Wombat Team wieder ergänze.

Wo stoße ich dazu?

Bei Kyparissia, an der Westküste des Peleponnes. Hier erstreckt sich Kilometer langer Sandstrand und am Elea Beach versammeln sich Überwinterer  aller Art und Herkunft.

Vom Rasterzopf bis zum Rentner, vom VW-Bus bis zum Luxusliner mit Anhänger, alles ist vertreten.

Vor uns Dünen und Meer, hinter uns Weideland für die täglich grüßende Schafsherde. Anfang des Jahres in voller Blüte, was sich bald schon in trockene, pickrige Stängel verwandeln wird.

Was eine Westküste gewöhnlich noch mit sich bringt: Gigantische Sonnenuntergänge:

Wir lernen viele tolle Menschen kennen und ein großer Teil steht schließlich virusbedingt länger da als geplant. Bei Heike und Mick sagt man regelmäßig „Hallo“.

Beim explosiven Versuch, mit Rohrreiniger Verstopfungen in den Abwasserschläuchen zu lösen wird die Küche mal eben abgebeizt….

Niemand und nichts kam allerdings zu Schaden bei der Wombat-Lackierung!

Neben Arbeiten und Folgeschäden, die zu bewältigen sind, gibt es auch entspannte Momente. Zum Beispiel Geselligkeiten wie diese mit ganz viel Abstand! 😉

Oder der Besuch von Manu und Geza. (Die Kreta-Runde kommt uns vor wie gestern) So richtig schön!

Was interessiert den Leser am meisten?

Das Wetter hier im Winter.

Ein hartgesottener Rentner intensiviert seine eigentlich schon kakaofarbene Hautfarbe regelmäßig splitternackt auf der Liege im Windschatten. War es Januar oder Februar? Wie auch immer. Für die meisten lebt es sich gut mit T-Shirt bis Flusi. Für mich persönlich das perfekte Klima. Ab und zu ein Tiefdruckgebiet, selten Regen und dass sich die Sonne mal einen ganzen Tag lang nicht zeigt, ist eine Seltenheit.

Das ideale Wetter auch für Unternehmungen.

Äußert sich ein Platzkoller in zunehmender Lethargie….

… unternimmt man schon mal Ausflüge.

Zwischen den knorrigen Olivenbäumen…

… blüht es herrlich!

Hinter Kyparissia nur ein kleines Stück in die Berge und man hat das Gefühl, ganz woanders zu sein. Wir besuchen Kuppelgräber und stehen inmitten einer Blütenpracht.

Eine mal ganz andere Schlucht. Hier heißt es Schuhe und Hose aus. Unzumutbare Bedingungen für alle drei Männer. Also wate ich alleine zwischen hoch aufsteigenden Wänden unter jammervollem Heulen der Hunde, die am Schluchteneingang meinen Verlust bekunden. Als sich das Wasser allerdings bedrohlich dem Bauchnabel nähert, mache ich kehrt. Es ist schließlich Winter!

Richtung Süden finden wir einen Platz an einer Lagune mit Blick auf Pylos. Ein Traum von türkisblauem Wasser ohne Wellengang nur leider die Tatsache, dass man hier Giftköder verteilt. Angeblich zur Reduzierung des Schakal Bestandes. Generell steht man als Reisender mit Hunden immer da gut, wo viele wilde Hunde zur Begrüßung antrotteln. Dann ist man sicher vor dieser wohl üblichen und grauenvollen Minimierung der Straßenhunde. An diesem Traumplatz gibt es keinen einzigen Hund mehr!

Auf die Festung kraxeln wir noch hoch, dann suchen wir schnellstens das Weite.

Die ganze Westküste: Überall Sand und Dünen.

Mit der Nachbarschaft im Wombat ab in die Berge: Zum Neda Wasserfall

Anfang März scheint es uns angemessen, die Reise wieder aufzunehmen. Der Corona Virus ist jetzt schon Thema, wird von uns aber, wie es vielen wohl ergeht, zunächst mit einem Augenzwinkern begegnet.

Das Wetter ist stabil und nicht zu heiß machen wir uns auf Richtung Sparta.

Hier erstreckt sich das Taygetos Gebirge und vom Tal aus führen einige Wanderungen durch Schluchten nach oben. Mitten in einem kleinen Dorf namens Paroreio stehen wir, Tobias mit Auto dabei. In der Taverne nebenan werden wir die letzten Gäste für lange Zeit. Entsetzt starrt man in den Fernseher während wir den letzten Knochen abnagen. Am kommenden Tag ist Schluss mit Gastronomie.

Pepe als Zeitzeuge:

Und spätestens als wir ungläubig das Schild vor der antiken Ruinenstadt Mystras lesen, „Because of Corona virus closed“,  kommt das Virusthema ernsthaft in unseren Köpfen an.

Demzufolge schließen alle Restaurants ab dem kommenden Tag. Die Stimmung bei den Einheimischen ist, man kann es nicht anders ausdrücken,  „beschissen“.

Wir denken, die Erde dreht sich weiter und ich rufe auf zum Bergwandern. Also suchen wir uns (aus Versehen) die serpentinenreichste aller Strecken aus, die hinauf in das Taygetos Gebirge führt. Aber das lohnt sich!

Schöner kann ein Bergdorf nicht sein, das wir erreichen. Anavriti besticht. Und die Dorfbewohner grinsen über uns, wohl mit der Vermutung, dass wir uns in der „Pampa“ vor dem Virus verstecken.

Eine erste Wanderrunde:

Der Profitis ilias leider noch schneebedeckt. Für die Besteigung sind wir zu früh dran.

Und am nächsten Tag suche ich mir typischerweise wieder eine unzumutbare Strecke aus. Während Achim sich mit dem Wombat nach unten schraubt und mich im nächsten Ort in der Ebene erwartet, schnappe ich mir die Hunde und gehe noch beschwingt 800 Höhenmeter nach oben und weniger beschwingt 2000 Höhenmeter nach unten.
Da die schneefreien Wege alle unterhalb der Baumgrenze liegen, sehe ich davon ab, Tannen zu fotografieren.

Aaaaaabwärts unter Flüchen….. Und hier wartet Achim auf uns:

Nun denn, wir kommen noch bis zum Meer, schließlich steht der dritte Peleponnes-Finger auf unserem Plan.

Auch hier landen wir und gucken von der anderen Seite nach Gythio, von wo aus wir zwei Jahre zuvor mit der Fähre nach Kreta aufgebrochen sind.

Doch spätestens am nächsten Stellplatz wird uns klar, dass Reisen keinen Sinn mehr macht. Die Stimmung ist schlecht, alles hat geschlossen, Gruppenbildung ist verboten, verdutzte und deprimierte Gesichter.  Und wir mittendrin mit dem Wombat. Das geht nicht!

Wir schließen uns kurz mit anderen Reisenden und beschließen, zurück nach Elea zu fahren.

Nun ja, hier stehen wir nun seither.

Da das Thema Corona sicherlich bald aus allen Ohren wächst, sei hier nur erwähnt:

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist 2020-05-Corona.jpg

Es herrscht Disziplin in Griechenland. Ausgangssperre, erlaubte Besorgungen mit schriftlichem Antrag. Wir werden geduldet an unserem Platz. Wohin auch? An den heiligen Ostertagen ist sogar komplettes Fahrverbot. Geisterstraßen. Stille.

Die Griechen haben früh reagiert. Laut offizieller Angaben soll es keine Fälle in unserer Region geben.

Und wer bekommt Fieber?

Achim natürlich. Sonst niemand.

Das Wombat im Abseits gewöhnt man sich an alles: Mundschutz, Handschuhe, das tägliche Besprühen des Inventars mit Peroxid und den nächtlichen Anblick von Achims Käsefüßen an meiner Nase.

Der einzige Vorteil: Wir müssen nicht mehr zum Einkaufen aufbrechen. Wir sind denen dankbar, die uns in gebührendem Abstand Futterkisten abwerfen.

Worüber sich fern ab amüsiert wird? Über die Deutschen in der Heimat!
Hier zumindest gibt es keinerlei Probleme mit dem heiligen Produkt:

Fraglich, ob Corona oder nicht. Ich selbst bleibe symptomfrei, Achim ist genesen und das Wombat eine keimfreie Zelle.  

Elea Beach, Mitte Mai.

Die herrlich blühenden Wiesen, über denen der Schäfer täglich glückliche Schafe führte, sind mittlerweile zur trockenen Steppe geworden. Die Schafe sind nicht mehr so glücklich.

Und die Menschen hier planen. Manch einer kommt zurück von seinem Versuch, eine Fähre nach Italien zu erwischen. Viele haben es mit Sonderfähren schon in die Heimat geschafft.

Nun ja, uns treibt nichts irgendwo hin und wenn die Hitze nicht wäre, blieben wir entspannt.

Laut Angaben, soll das Leben hier in Griechenland ab Juni wieder halbwegs normal werden. Zum Wohle aller werden wir dann wohl einen windsicheren Platz aufsuchen, der die Gemüter kühlt. Die Kites auspacken und mit wehenden Haaren und Ohren einfach mal abwarten, was wann möglich ist.

Ein ganz vorsichtiges Ziel haben wir uns gesetzt: Im Herbst in Südtirol zu sein für ein Familientreffen.

Abwarten!

Bulgarien

Durch Bulgarien nach Rumänien?

August und September 2019

Bulgarien werden wir wohl für immer mit Einem verbinden: Mit Warten.
Eigentlich…
Ja eigentlich wollten wir Bulgarien zügig durchfahren. Was hatte ich mich erkundigt über Rumänien, über die wilden Karpaten, über die Gipfel, über die Wanderrouten dort, über Bärenkontakte. Bracov, Kronstadt wäre unser erstes Ziel gewesen.
Wäre…

Nun ja. Aus dem zügigen Passieren Bulgariens ist ein Pausieren geworden oder eher gesagt ein Abwarten.
Wer weiß, wozu das gut war. Vielleicht wären wir von Bären gefressen worden, hätten wir Rumänien erreicht.
Das haben wir nicht. Also nicht in diesem Jahr.

Aber mal von vorne:

14. August 2019

Die Schweinegrippe bringen wir nicht ins Land, gut desinfiziert passieren wir am 14. August die Grenze nach Bulgarien und verlassen die Türkei.
Und weil es schon dunkel ist kommen wir auch gleich zum Stehen. Was eigentlich als Notplatz für die Nacht gedacht war, entpuppt sich als super Stellplatz.
Man fühlt sich wieder heimisch: Eine Wanderhütte mit Grillplatz unter herrlichem Mischwald. Und drei Kilometer entfernt befindet sich ein Bulgarisches Stonehenge: Die Kultstätte Mishkova Niva, ein Heiligtum aus der Antike.

Die Fahrt an der Küste entlang Richtung Norden beginnt tatsächlich zügig. Wir finden auch keinen  lohnenswerten Platz zum Verweilen und schaffen am ersten Tag die Hälfte der Küstenlinie.
Und dabei bleibt es vorerst.

Hängegeranien in Blumenampeln über dem Mittelstreifen, H&M, Lidl, IKEA und tatsächlich Überholverbotsschilder!
Willkommen zurück in Europa.
Und schließlich noch das, was dort alltäglich ist: Stau!
Wir überlegen, wann das doch nochmal war mit dem letzten Stau, in dem wir standen.  Ist es zwei Jahre her?

Hinter der Stadt Byala rumpeln wir ausgefahrene Feldwege durch Weinberge Richtung Schwarzes Meer und finden einen der letzten naturbelassenen Strandabschnitte Bulgariens. Ein schönes Stück Schwarzmeerküste.

Blick nach rechts:

Blick nach links:

Blick von vorne:

Och ja, hier bleiben wir mal ein oder zwei Tage ………… So dachten wir.

Man hat schließlich einen gigantischen Sonnenaufgang vor der „Haus“türe.

Richtung Süden sieht man fast keine Menschenseele mehr an dem schmalen Sandstreifen unter den steilen Klippen.

Kilometerlang kann man hier laufen. Lediglich ein „Robinson Crusoe“ lebt hier….

Ebenso auffallend an diesem Küstenabbschnitt ist der alte Mann und das Meer:

Wir haben die größten, furchteinflößendsten Hirtenhunde überlebt, den kroatischen Karsthund, den slowenischen Krasevec, den türkischen Kangal, den riesigen Sarplaninac aus Mazedonien, auch den Wadihund im Oman und nicht zuletzt die hungrigen Wilden überall. Völlig unbeschadet, mit friedlicher Diplomatie.
Und dann so was:
Zwei „nette“ bulgarische Mischlinge mit rosa farbenen Halsbändern nehmen das Beschützen ihres Wohnwagens zu ernst und stürzen sich auf unseren Pepe. Schnell ist es passiert. Anständiger Weise kein Biss aber irgendetwas hat Pepes Bauch gerammt. Das Resultat: Ein Bruch. Eine Hernie, sprich eine Beule am Bauch. Blöderweise sind beide Hunde gerade geimpft worden. Wir müssen zwei Wochen warten bis zur OP damit das Immunsystem wieder wohl auf ist.
In keiner Weise als störend empfunden, lebt es sich auch gut mit Hernie. Der Kobold ist heiter wie immer also machen wir das Beste draus und genießen das Strandleben.

Und warten auf den OP Termin.

Wir lächeln, wie gewohnt jeden an, den wir treffen und werden manchmal angeguckt als ob wir nicht mehr alle Tassen im Schrank hätten.
Wir tun uns schwer mit der Mentalität hier nach all den Ländern der Herzlichkeit. Eine komische Grundstimmung meinen wir hier wahr zu nehmen.
Kommen wir ins Gespräch mit Einheimischen, kommen die Gründe des Missmuts hier im Lande oft zur Sprache. Hohe Arbeitslosigkeit und eine im weltweiten Vergleich höchste Abwanderungsrate.
Das Armenhaus der EU, sagt man von sich selbst.

Wir laufen durch Varna, durch Gesichter mit Mundwinkeln nach unten gezogen und es stellt sich unweigerlich schlechte Laune ein.

Selbstverständlich gibt es überall herzliche Menschen und im Nachhinein können wir sagen, wieder sehr viele davon angezogen zu haben, dass uns Bulgarien Spaß machte.

Diese Herrschaften beispielsweise haben sich als Hippies vorgestellt. Ihr Zelt fällt aus den Nähten.

Wir kommen uns näher. Emi und Rado. Rado ist Internist.

Neben gutem Palatschinken kann Rado auch guten Wein machen. Wir werden eingeladen in seine Heimat. „Come to the Rodopa Mountains“ und man beschreibt uns das Gebirge im Süden Bulgariens, das sich bis Griechenland erstreckt.

Dann gibt es da noch Sepideh und Harmen. Ein Gemisch aus Niederlande und Iran. Digitalnomaden mit unbestimmtem Ziel und unbekannter Reisedauer. Die haben wir richtig lieb gewonnen.

Und tatsächlich haben die beiden bald einen Pflegehund im Gespann. Luna.

Von Melanie übernommen, der ansässigen, hundesammelnden Pflegemutter.

Und so bleiben wir hier stehen und es wird irgendwann so, dass man gar nicht mehr gehen will.
Es ist ein besonderer Ort.

Das finden auch unsere Hunde:

Unser Sonnenschirm passt mal wieder zu uns. Sein desolater Zustand erfordert einen Neukauf.

Selbstverständlich gilt diese Anschaffung in erster Linie den Lordschaften:

Ein letzter Abend zusammen:

Jetzt ist es bereits September geworden.

Pepe wird in Varna operiert und ich muss sagen, dass mich währenddessen grausame Ängste plagen. Trotz Kompetenz des Arztes. Zur Ablenkung kaufe ich völlig unsinniges Zeug ein.
Gott sei Dank war es nur ein „1-Lew-Shop“.
Unbegründet die Angst. Pepe ist kurz nach dem Erwachen aus der Narkose wieder der Alte und nimmt unverzüglich die Nahrungssuche mit der Nase auf dem Boden auf.

Obwohl wir den Städten wenig abgewinnen können ist unser Stellplatz hier am Strand gar nicht so schlecht und wir lernen wieder Gleichgesinnte kennen.

Von hier aus tippeln wir täglich zum Tierarzt zur Wundkontrolle.

Wenn da nicht gewesen wäre die neurotische Leck-Wut des elenden Spaniers.
Natürlich legen wir dem Operierten zum Schutze der Wunde einen Overall an.
Was lernt der Kaspar?
Dass man ihn von dem elenden Stoffkorsett befreit
wenn es vom Lecken durchgeweicht ist
oder wenn man gar rein pieselt…!

Zur Krönung lernt man dann noch, sich des Nachts dem störenden Teil zu entledigen. Man muss dazu wohlgemerkt drei Druckknöpfe öffnen.
In jedem Falle erwachen wir am fünften Tag nach der Operation mit dem Blick auf einen freudig dahinschleckenden Pepe, der im Morgengrauen auf seinem ausgezogenen Overall liegt und sich seine Fäden zieht.

Es zieht sich folglich alles etwas in die Länge, das mit der Wundheilung. Wir tippeln weiter jeden Tag zur Kontrolle beim Arzt.
Und warten.
Und weil wir so warten, bestellen wir doch gleich etwas aus Deutschland mit der Post weil wir sowieso warten müssen.

Pepes Genesung ist schließlich irgendwann abgeschlossen da uns das Anlegen eines runden Nackenkissens rettet. Mit acht festen Knoten am Halsband!

Ob ich das toll finde?

 

 

 

OK, Arrangiert!

Die Murmeltiere sind auch mal wieder bei uns. Und wir lernen Emma und ihre Familie kennen. Emma ist meine zukünftige Arbeitgeberin 😉
Sie möchte ein Hotel für Tiere eröffnen wenn sie „groß“ ist:

Pepes Wunde ist verheilt, unser Paket verschollen.
Wir warten weiter.

Am dreizehnten Tage in Varna beschließen wir, einen Campingplatz aufzusuchen. Schließlich braucht man mal Abwechslung und saubere Wäsche.

Eco Club heißt der Platz. Er erweist sich als Traumplatz.

Wir stehen sozusagen auf dem Balkon über dem schwarzen Meer. Inklusive Yoga Terrasse:

Hier kann man sitzen und sitzen und sitzen und sitzen…….

Unterbrochen wird der idyllische Aufenthalt lediglich durch Taxifahrten zur Poststation in Varna, wo man uns mehrfach mitteilt, dass unser Paket mit seiner Nummer hier in Bulgarien nicht existiert.

Wir Warten dennoch.

Am Strand steht Einer mit einem verlockend dämlichen Angebot:
Eine Heilschlamm-Packung verspricht eine Verjüngung von zehn Jahren….
Nun ja, er muss ja auch was verdienen:

Es ist fast Ende September, da schlägt das Wetter um. Ein Temperatursturz von 35 Grad Celsius auf 20. Die Lust auf die Karpaten schwindet gänzlich.

Da kommt unser Paket!!!!!!!!!
Fassungslos stehe ich in der überfüllten, kleinen Poststation und nehme es entgegen, registriere mein Glück und kreische schließlich unaufhörlich “mein Paket ist da, mein Paket ist da”, das viereckige Glück in die Höhe haltend, tanzend durch die wartenden Bulgaren Richtung Ausgang.
Ich sorge für positive Grundstimmung in diesem Land.
Tatsächlich schaffe ich es, fast alle herunterhängenden Mundwinkel um mich herum in Lächeln zu verwandeln.

Wir ändern die Pläne, sagen Rumänien und die Bären ab und planen die Strecke zurück in den Süden. In Griechenland hat sich etwas ergeben und in den Rhodopen wartet man auch auf uns.

Nun ja. Immerhin haben wir drei Stellplätze zu verzeichnen innerhalb unserer fast 6-wöchigen „zügigen“ Durchfahrt durch Bulgarien 😉

Das Wetter umgeschlagen, geht es mit dem Paket an Bord  Richtung Innenland.
Ein letzter Blick auf das nun wirklich schwarze Meer:

Unser erster ernsthafter Stellplatz hinter einer Stadt namens Sliwen, an der wir wieder einmal so gar nichts Schönes finden. Ich lese etwas über Parkplatz am Sessellift mit Wanderwegen. Und tatsächlich: Das lohnt sich. Also für mich Wander-Nuss.

Was hab‘ ich für Männer!?
Der mit den zwei Beinen läuft sowieso nicht, der Alte mit den vier Beinen beguckt sich die Packerei des Rucksacks und analysiert bedrohliche Situation, Warnstufe rot. Nicht wegzubewegen ist er. Pepe als einzig Treuer sucht sich alle zehn Meter ein schützendes Laubdach auf. Es nieselt ein wenig.

Ein Paradies für Wanderwütige und keine Sau da außer mir und Pepe. Und wenn man da so alleine rum klettert, kommen mir plötzlich Szenen des Bergdoktors in den Sinn und die vielen Abgestürzten, die das Geröll hinunter rollen und mit ausgekugelten Schultern oder klaffenden Wunden, tagelang verschollen auf den rettenden, gelben Helikopter warten…………….
Ich werde alt!

Plovdiv, unser nächstes Ziel.
Unbedingt sehenswert, so sagen alle Einheimischen.

Plovdiv ist die älteste Stadt Europas und soll zu den 10 schönsten antiken Städten der Welt zählen.

Am Stadtrand kein Unterschied zu den anderen sozialistischen Einheitsstädten: Plattenbauten, Wohnsilos, Paradestraßen.

Im Stadtzentrum müssen wir notgedrungen auf einem Grünstreifen am Fluss halten. Für uns geht es da nicht weiter, die Brückendurchfahrt ist zu niedrig. Selbstverständlich produzieren wir wieder einen Stau und einen Ehekrieg.
Schweißgebadet bleiben wir schließlich einfach stehen, da auf dem Grünstreifen.

Und trappeln schließlich zu viert los, über die Brücke Richtung schönste antike Stadt.

Landen zunächst auf der langen Fußgängerzone. Ein anderes Bulgarien lernen wir kennen. Exquisit, modern, gepflegt, lebhaft. Herausgeputzt. Schließlich ist Plovdiv 2019 Kulturhauptstadt Europas.
Ich komme mir vor wie in meiner Heimatstadt Heidelberg. Allerdings ohne die schrecklichen Ladenketten.

Eine Moschee gibt es auch hier:

Unter der langen Fußgängerzone verbirgt sich ein römisches Stadion, immer wieder freigelegt und sichtbar gemacht.

Wir durchlaufen die Altstadt. Hier trifft man auf verschiedene historische Epochen, Thrakische, Römische, Mittelalter, Renaissance..
Mitten im Stadtgewimmel ein Römisches Theater.

Wir müssen gestehen, die Stadt hat uns nicht vom Hocker gehauen.

Und wir kommen zu einer fürchterlichen Erkenntnis: Unsere Hunde sind von der Reise im „Outback“ völlig verdorben. Untauglich für einen zivilisierten Stadtspaziergang mit ordentlicher Leinenführung.
Vergessen, Verlernt!
Pepe zerrt nach links Richtung Mülltonne, Gizmo zerrt nach rechts und steht schon auf der Türschwelle eines Bistros. So geht das unaufhörlich da meine Konzentration eher dem Aufspüren von Sehenswürdigkeiten gilt.

Mit der festen Absicht, die Hundeerziehung wieder aufleben zu lassen, sitzen wir bald erschöpft im Wombat und suchen einen Stellplatz außerhalb der Stadt.

Einmal wieder wird spontan der Reiseplan geändert.
Die Wanderwege in den Rhodopen sollen vielerorts gesperrt sein. Man soll es nicht glauben: Wegen der Schweinepest!

Alternativ wäre da das höher gelegene Rila- und Pirin Gebirge. Über der Baumgrenze fühle ich mich sowieso wohler,  kurzentschlossen sagen wir den Rhodopen ab und steuern Borovec an im Rila Gebirge.

Nun, eigentlich sind wir hier gelandet weil ich den Musala besteigen wollte. Eine nicht so schwierige Tour mit Hilfe der Seilbahn, die einem die Hälfte der Höhe abnimmt. Wir landen in einem Skigebiet. Diese Orte sind ohne Schnee bekanntlich meistens hässlich.

Ernüchterung: Ende September, Ende Saison, Ende Liftbetrieb.

Bis zum Gipfel schafft man es nicht an einem Tag.
Es bleiben die Wanderwege im unteren Bereich, im tiefsten Tannengrün. Laut Karte gibt es hier einige Mountainbike Trails, bunt markiert.
„Prima. Du kannst Dein E-Bike nehmen und ich laufe“ sage ich noch zu Achim und scheuche ihn die Berge hoch.

Achim flucht und irgendwann fange auch ich an, an der Fahrbarkeit der steilen, unwegsamen Trails zweifeln.
Als dann noch ein Ast Achims Schienbein „ankratzt“, beschließen wir, uns zu trennen.
Mit einem provisorischen Druckverband aus einer Kot-Tüte rattert Achim wieder nach unten während ich mit den Hunden weiter da hoch kreuche.

Der „rhodesische“ Lord schließt sich dem Rest der Mannschaft  tatsächlich mit Freuden an. Es herrschen wohl endlich die für ihn angemessenen Temperaturen für eine körperliche Ertüchtigung.

Langsam wird mir klar, was das hier ist. Ein reiner Downhill-Trail!
Zur Erklärung für die ältere Generation: Man rast auf einem Fahrrad mit einer Eishockeymontur am Leibe über meterhohe Rampen und Geröll die Hänge hinab um dem Nirwana näher zu kommen.

Bergauf Fahren, das tut man heutzutage wohl nicht mehr.

Ohne Lift kommt hier natürlich niemand runter gerast weil niemand hoch kam.
Ein Glück für uns!

Ich persönlich würde mein Fahrrad an manchen Stellen abseilen!

Die milde Umgehung der Hindernisse wird doch tatsächlich mit einem Küken markiert:

Das Küken wandert mit seinen Hunden weiter durch dichten Nadelwald ohne Bergpanorama. Wie durch den Schwarzwald eben….

Die sieben Rila Seen:

Auf die trifft man immer wenn man Google nach Wanderungen im Rila Gebirge fragt.
Knappe 40 Kilometer weiter röhren wir durch tiefstes Tannengrün auf etwa 1700 Höhenmeter und parken auf dem Wanderparkplatz vor dem Lift, welcher in das verheißungsvolle Gebiet führt.

Blöderweise ist der Lift ein Sessellift und ich bereite mich mental vor, alleine da oben rumzukraxeln.
Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es enden würde, nähmen wir unsere Hunde mit nach oben…

Es kommt anders: Ich leihe mir mal wieder einen Mann für die Gipfel: Patrik aus der Schweiz.
Der trudelt beim Parkplatz ein und ist uns gleich sympathisch: Im Auto lediglich ein Bett und zwei Fahrräder!

Später stellt sich heraus, dass ich mit einem Fast-Weltmeister im BMX-Fahren in den Bergen herumgekraxelt bin..

Mit dem Sessellift also nach oben und zunächst trüben Wolken den Blick beim ersten Ausguck auf See Eins und Zwei:

Je höher, desto heller. Die Sonne kommt durch.
Drei, Vier..

Fünf.. 
Man kann nicht aufhören zu gucken und zu fotografieren:

Wir treffen einen Reiseführer, der uns einen Gipfel empfiehlt mit dem Blick auf alle sieben Seen. Also weiter gekraxelt:

.. sechs..

.. und da sitzen wir schließlich ganz weit oben, auf der Otowizaspitze:
Sieben!

Über den Sattel geht es zurück:

Unter die Baumgrenze..

Zum Einkehrschwung:

Ich muss sagen, eine der faszinierendsten Wanderungen, die ich je gemacht habe.

Achim beglückt uns auf dem Parkplatz mit einer gebratenen Schweinelende. Fast in Vergessenheit geraten ist, wie so etwas schmeckt…

Der Besuch dieser sieben Seen ist ein Highlight unserer Bulgarienreise. Das vorerst letzte Kaiserwetter hat uns da oben beglückt.
Ein Tiefdruckgebiet sucht uns heim.

Wir nutzen den Regentag für die Fahrt bis Melnik, so ziemlich im Süden Bulgariens Richtung griechischer Grenze.
Wir kommen an, eine Weingegend, nette Dörfer, hier wird die Tradition gepflegt. Hier hat uns Bulgarien richtig gut gefallen.

In Melnik decke ich mich ein mit einem regionalen Rotwein, an dem man sich gnadenlos besüffeln könnte.
Zum Stehen kommen wir unterhalb des Roschen Klosters, auf der anderen Seite des Wandergebiets, das durch Sandsteinpyramiden führt.

So sieht das aus, als wir ankommen:

  

“Geht’s bald endlich wieder woanders hin?”

 

“Ja. Ins Ziegenland.”

 

 

Und so sieht es am nächsten Tag aus:

Durch die Sandsteinpyramiden führt ein Wanderweg nach Melnik:

Melnik, die kleinste Stadt Bulgariens. Nach ihr ist der dunkelrote Melnik-Wein benannt, welcher in der Gegend angebaut wird. Die Stadt steht unter Denkmalschutz und auf den Stein bepflasterten Gassen tummeln sich noch ein paar Chinesen, die letzten Mohikaner vor Ende der Saison.

Wir stehen auf unserer Wiese unterhalb des Klosters, umgeben von Pferden und mit goldenem Bergpanorama am Abend. Der Platz fühlt sich gut an.

Wir sind die einzigen Gäste unten im Dorf. Traditionelle Bulgarische Küche unter Tonkrügen und roten Tischdecken. So haben wir uns Bulgarien vorgestellt.

Nachdem mein Mountainbike mobilisiert und vom Sande Omans befreit ist, der Blogbericht fertiggestellt und die Wanderrouten erkundet sind, geht es Richtung Süden weiter:

Griechenland wartet auf uns!

NACHTRAG:

So wie es bei uns eben manchmal ist: Sprunghaft überraschend.

Wir stehen kurz vor der Grenze nach Griechenland und suhlen uns in schwefligem Matsch mit Blick auf die Gipfel des Pirin Gebirges. Die Entgiftung geht voran und am zweiten Tag ist es nicht mehr auszuhalten vor schönem Wetter.
„Achim! Wir müssen nochmal umdrehen. Das muss man doch ausnutzen da oben!“

Gesagt, getan. Die Ziegen müssen warten und drei Stunden später stehen wir in Bansko am Fuße der Fast-Dreitausender. Auch ein Skigebiet aber nett, auch ohne Schnee.

Bis zur Wichren Hütte knattert Achim hinauf am nächsten Tag. Die Hunde wollen mit mir laufen. Meine ich zu spüren.

Hier oben stehen wir. Bei Kaiser Wetter. Es gibt kaum einen besseren Platz zum Austoben.

Direkt über uns der Wichren mit seinen 2940 Metern wollen hier alle rauf weil er eben einer der höchsten ist.

An einem Sonntag fädle ich mich ein in die paar Dutzend andere Bekloppte.

Bis zum Grad und schon ein fantastischer Ausblick:

 Und dann der Aufstieg.

Ein Außerirdischer, der sich aus der Ferne die Welt betrachtet, würde diese Aktion in Frage stellen.

Auf dem Gipfel ist es schon gigantisch. Ich bin nicht allein. Die anderen Bunten sorgen zumindest für Abwechslung auf den Fotos und ich muss meine Gedanken nicht dem Bergdoktor widmen.

Ich winke zu Achim runter….

Den Nordhang runter ist man wieder alleine. Hier hängt eine Kette zum Hangeln. Was ich als (fast) Einzige wohl nicht wusste.


Aber auf der anderen Seite hat man noch mal tolle Ausblicke auf den Wichren.

Der Abstieg:

Tag zwei da oben:

Gizmo und Pepe, nicht mehr nachtragend von der letzten gemeinsamen Tortur folgen mir. Es geht in die andere Richtung zu den Seen. Den Wichren sehen wir heute von unten:

 Und den Vierten im Bunde treffen wir beim Einkehren:

Mittlerweile stehen wir eine Hütte tiefer. An der Banderitza Hütte.

Von hier aus geht es hoch zu den anderen Gipfeln: Kutelo 1 und 2:

Und da es kein Sonntag ist heute, keiner da außer mir und dem Bergdoktor …
Schade, denn eigentlich wollte ich den Sattel laufen, den man “The horse” nennt.

Mir stehen die Haare zu Berge 😉

Aber es wird sowieso bald dunkel…. Zeit zum Umdrehen….

So, und nun sind endlich alle müde und ausgelastet. Es geht nach Griechenland weiter!

 

 

Türkei: Insel Gökceada

Auf Gökceada…

… lässt es sich gut leben.

Unter einem Haufen Bulgaren und Rumänen, alle hundefreundlich und freiheitsliebend, gleichgesinnt und total nett verbringen wir die heißen Sommermonate im kühlen Wind, dem Meltemi.
Die einzige Familie, die und „anblökt“ ist (räusper) aus Deutschland….

Den Hunden scheint sich das Paradies zu öffnen. Gemeinsam mit den anderen, die dort frei herum laufen klappert man die Wohnwägen ab, vorwiegend an den Abenden wenn der Duft von Barbecues in die Nase kriecht.

Pepe wird wieder zur Wurst.
Gizmo hat auch einen Feind unter all den Netten: Ein Schäferhund oder vielleicht besser gesagt, der Halter an der Leine.
Ansonsten hält er alle vorbeifahrenden Vehikel an, die zu schnell am Strand entlang knattern. Man ist ihm dankbar.
Wir jedoch mobilisieren unsere Wasserspritzpistole.

Und das Wichtigste hier?

Kiten!

Wir haben uns mit dem Wombat ganz ans Ende des Spektakels gestellt. Wenden wir den Kopf nach rechts, sehen wir nur Strand, weiter nach rechts, die Dünen.

Serban, einer der Besten in Ost Europa springt mal eben auf unser Dach:

Noch ein Könner und Lebenskünstler: Dan.

Außer im Kiten ist Dan auch Profi im Fotografieren:

Und ich?

Tja, zu Beginn stehe ich in der Brandung mit dem Kite auf 12 Uhr und lasse mir die Brecher minutenlang um die Ohren hauen bis ich mich traue zu starten.
Am Ende habe ich schließlich einen mordsmäßigen Spaß da draußen. Bleibe aber bisher am „Boden“.

Also, ich soll es hier erwähnen (Männerstolz):
Wir sind in der neusten Ausgabe des Explorer Magazins vertreten:

Barbecue mit Kami, Serban und Sorin:

Serban hat einen Jeep. Und mit dem soll es auf die andere Inselseite zum „Sunset-Dinner“ gehen.
Gizmo ist begeistert.

Und hier landen wir schließlich:

Man soll es nicht glauben, aber auf diesem unbekannten Island bekommen wir viel Besuch:
Zunächst lernen wir Andreas kennen. Dank Instagram. Unterwegs Richtung Oman.

Er erlebt mit uns „Land unter“ nach einem nächtlichen Unwetter:

Was Serban nicht davon abhält, Unsinn zu machen. Der fegt und hüpft über das gestaute Wasser:

Hurra! Micha ist da! Und Paul.
Und der ist kein Welpe mehr, mischt unsere „Schlappheimer“ auf und ist letztendlich nicht mehr von Pepes Seite wegzudenken. Die beiden spielen bis zum Umfallen. Und sogar der Lord lässt sich herab, sich in Sprints zu messen.

Mittägliche Routine der beiden Männer: Mit dem Fahrrad zum Dorf für die türkische Kaffeekultur:

Und zur Krönung kommen dann noch die „Five in a box“ vorbei, Familie Mann. Auf dem Weg nach Georgien, Strandtage einlegen.


Es könnte durchaus sein, dass alle wieder hier sind, im nächsten Jahr, zum Kiten lernen…

Morgendliche, verschlafene Inspektion der Windverhältnisse:

In der letzten Woche ergänze ich wider allen Vorhabens meinen Kitebestand.
„Probier den mal“ und ein 5 Quadratmeter Kite wird mir zum Verhängnis. Einen mordsmäßigen Spaß macht der in den Wellen, ich kann ihn nicht mehr hergeben und bin ein paar Euro leichter.

12. August 2019

Wir verlassen die Insel, verabschieden uns jedoch von allen mit einem „bis zum nächsten Sommer.“
Wer einmal kommt, kommt immer wieder, so sagt man.

Wir sollten uns aufs Stehenbleiben spezialisieren. Das Reisen scheint uns nicht gut zu tun… 😉

Wieder am Festland, auf der Halbinsel Canakkale angekommen finden wir am Abend einen Stellplatz am Waldesrand.
Nach einem riesigen Umweg durch “Käffer”  und eine ewig lange Baustelle weil Achim keine Wendemöglichkeit fand 😉
Mit…
einer verbogenen Klappleiter.
Überrollt weil vergessen nach Hundestopp.

Und..
ohne Dachluke, vom Winde verweht weil vergessen zu sichern.

Wir trinken ein Bier und geloben Besserung für die Weiterfahrt.
Und werden bei einer tollen Abendwanderung entschädigt mit einem Wahnsinns Ausblick auf die Dardanellen unter dem Mond.

Und es ist wieder so, wie es sein soll:
Schafe tabu!

Es folgt ein letzter Tag am „richtigen“ Meer bevor es Richtung Schwarzmeer geht.

Quer durch den Westen der Türkei geht es Richtung bulgarische Grenze.
Gäääähn.
Stundenlang durch landwirtschaftlich erschlossene Felder. Sonnenblumen, Getreide-Stoppelfelder. Im Fahrerhaus ist es schön kühl. Die Klimaanlage hat den Kampf gewonnen gegen die Sonneneinstrahlung durch die Fensterscheiben denn wir fahren Richtung Norden.

Felder, Felder, Felder, Felder, Felder, dann Kieferbestand und schließlich ein herrlicher hoher, dichter Mischwald. Und darin die Grenze. Nichts ist los hier.
Die gelben Sternchen im Kreis vor blauem Hintergrund und wir gucken uns an mit gemischten Gefühlen. Eigentlich wollten wir ja zu dieser Zeit im Himalaya sein….

Ist die Schweinepest hier ausgebrochen?

Wir müssen durch eine hölzerne Schleuse fahren und werden rundum mit Desinfektionsmittel eingesprüht. Und das mit offener Dachluke……

 

 

 

Türkei: Quer durch Anatolien zur Ägäis

21. Mai 2019

Kapiköy Grenzübergang Iran – Türkei:
Ich stehe hinter dem Schlagbaum auf türkischem Boden und warte auf Achim, der gerade einen Drogen Spürhund im Wombat davon überzeugt, dass das, was er angezeigt hat lediglich mein Beruhigungstee ist.

Wir sind in der Türkei angekommen!

Völlig ungewohnt: Ein kurzes Stück weiter an einem kleinen See und niemand möchte ein Foto von uns machen. Außerdem fühle ich mich zunächst nackt, so ohne „Hut“ auf dem Kopf. Was sich aber schnell legt. Im Sonnenuntergang sitzen wir vor dem See, den Wind in den Haaren und sehen den Hunden zu, wie sie ihre alten Bekannten, die Kangals begrüßen.

Wir erreichen Van.
Eigentlich ist die Stadt hier berühmt für ihre Van-Katzen: Weiß, wuschelig, typischer weise mit einem gelben und einem blauen Auge ausgestattet.
Mit Hunden allerdings, kennt man sich auch aus.

Der Fall Gizmo:

Auf der Suche nach einem Tierarzt landen wir in der veterinärmedizinischen Fakultät der Universität.
Und bringen unser Anliegen vor: Die fragliche Diagnose der iranischen Tierärzte, welche Herzwurmlarven im Blut festgestellt haben wollen. Den Kampf um einen Antigen Test hatte ich im Iran, letztendlich mit blanken Nerven, verloren.
So beschäftigen sich hier an der Uni gleich mehrere Doktoren, angehende Doktoren und Professoren mit dem Fall Gizmo.
Kurz und gut: Anamnese, Untersuchung, Röntgen, Antigentest, Mikroskopie, alles zum Wohle der Studenten, die scharenweise um uns herum stehen.
Halleluja: Entwarnung! Der Antigentest, doppelt abgesichert ist negativ!
Man schließt Herzwürmer aus, im Iran habe man wohl Fussel diagnostiziert und das komplette Team führt uns am Ende noch durch die gesamte Anlage mit Kühen, Schafen, Katzen und anderem Getier.

Erleichterung.
So eine Erleichterung, dass wir fröhlich und entspannt drei Tage am Van See stehen bleiben.

Ich nötige den stinke faulen, als gesund deklarierten alten Ridgeback zu körperlicher Bewegung am Vormittag.

Wir siedeln um an die Spitze der Halbinsel mit Blick auf ein altes Kloster auf der vorgelagerten Insel.

Am Ende des Bootstegs hat man etwas mehr Ruhe vor den lästigen Wadenstechern. Die Wombats entwickeln mittlerweile neurotische Symptome bei Summ-Geräuschen. Selbst Pepes, schier unerschöpfliche Lebensfreude schlägt so langsam um.
Diese Population an fliegenden Vampiren sollte zum Glücke aller die letzte sein, welche wir antreffen.

Ein Stellplatz am südlichen Ufer des Van Sees:

Auf abendlicher Holzsuche für das Lagerfeuer:

Der Nemrut Krater westlich des Van Sees:
Auf dem Satellitenbild erkennt man es gut: Hier hat sich früher das Erdinnere entleert, ein riesiger Vulkankrater. Aber wenn man hier so nah steht, erfasst man das kaum.

Ende Mai und die Schneemassen versperren noch immer die Straße hinunter in das Kratergebiet. Wir bleiben oben, am „Kraterrand“ stehen mit einem gigantischen Ausblick Richtung Osten:

.. und erkunden das Naturschutzgebiet mit Füßen, Pfoten und E-bike.

Hier unten gäbe es traumhafte Stellplätze:

Es wird heiß in den Bergen. Für Wombat-Verhältnisse zügig, also um die 150 Kilometer pro Tag, fahren wir Richtung Westen. Kappadokien steht auf dem Plan und irgendwie kratze ich mich am Kopf, wo die Zeit wohl geblieben ist. Sind wir schon wieder zu spät dran für einen genussvollen Besuch ohne Hitze zu den tausenden von bunten Heißluftballons im Himmel?

Bis zur Mittagszeit kommen wir meistens zum Stehen, irgendwie immer am kühlen Nass, einen See oder Bach in Reichweite.

Durch Palu…

… an den Murat See, unter Maulbeerbäumen:

Meine verheißungsvolle Vorstellung mit dem Eintritt in die Türkei:
Ein eiskaltes Bier mit dicker Schaumkrone, in vor Kälte beschlagenem Glas.
Achim hingegen ist auf Kebab Suche. Verzweifelt steht er vor den verwaisten Imbiss-Buden und Restaurants. Alle Suche vergeblich.
Zwei Tatsachen sprechen gegen unsere Gelüste:
Noch sind wir in Ost Anatolien und zudem:
Es ist Ramadan!
So stehe ich in einer größeren Stadt, bin unter den Einheimischen sowieso schon „grün“ mit meinem blonden Pferdeschwanz, dem T-Shirt und der knöchelfreien Hose und erkundige mich schüchtern nach Efes. Welche Blicke ich erntete, dürfte man erahnen!
Wo sind sie denn die vielen Menschen, die sich auf mich stürzen und Hilfe leisten in jeder Notlage?

Letzter Badestopp vor Kappadokien:

Und schließlich erreichen wir die touristischste Attraktion Anatoliens:

Kappadokien.

Die Landschaft hier soll vor etwa 30 Millionen Jahren entstanden sein. Die Asche von gewaltigen Vulkanausbrüchen wurde zum Tuff. Durch Regen, Wind und Temperaturschwankungen entstanden im Laufe der Zeit unterschiedliche Formen im Stein. Zipfelmützen, Hüte aus Basalt, Kamine. Der Legende nach sollten hier Feen hausen. Schon früh haben hier Menschen zum Schutz vor Angreifern in den weichen Stein Höhlen geschlagen. Eine bizarre Landschaft. Beim Durchwandern fühlt man sich wie in einem Märchenland.

Die ersten drei Tage verbringen wir frei stehend, an verschiedenen Plätzen. Zunächst auf einem Plateau unweit des „Red Valleys“.  
So schön hatten wir uns das nicht vorgestellt!
Ein grandioser Ausblick!

Eine typische Situation für mich: Auf der Suche nach einer Abkürzung zum „Red Valley“ verirrt sich eine Blondine mit ihrem wuselnden Pinscher und steht schließlich kreischend und panisch auf den Nachbarhügeln. Spitze Kuppen aus Tuff Gestein, nur noch steile Abhänge um mich herum.

 „Aaaaaachim! Wie bin ich denn hier hoch gekommen? Wie komme ich da wieder runter??“
Obligatorische Antwort von Achim, er brüllt zurück: „Weiß‘ nicht!“

Hierhin finden wir schließlich den Weg..

.. und auch wieder hinauf, jedoch nicht auf die Spürnase des chaotischen Pinschers zurück zu führen.

Am Abend, in der Kühle machen wir uns auf den Weg Richtung Kaya Camping.
Es führen unzählige Wanderwege durch das Tuff Gestein und die Höhlenbauten. Man fühlt sich, wie im Land der Elfen und Zwerge wandelnd. Und manchmal könnte man glatt erwarten, dass ein Tupfenhutschlunz aus seiner Felsenwohnung über die Türschwelle tritt….

Angekommen auf dem Caya Campingplatz:
Wir sitzen auf dem Mäuerchen des wirklich schönen Areals und blicken auf die geordnete Platzzuweisung, die parallel ausgerichteten Zelte und Wohnwägen und auf Menschen, die vom Dusch-Haus kommend mit Frotteemänteln bestückt kreuz und quer laufen.

„Ich glaube, wir sind verwildert. Ich will das nicht mehr.“
„Ich auch nicht.“
Wir sind uns mal wieder einig und begeben uns zurück auf unser Plateau.

Das aber erst, nachdem ich auf meine vorsichtige Frage nach einem Bier eine herzerfrischende Antwort bekomme: „Yes! Of course!“
Ein Efes, 0,3 Liter, eiskalt steht kurz darauf neben mir auf dem Mäuerchen.
Drei Flaschen kommen in den Rucksack. Man weiß ja nie.
Und wir trudeln zum Wombat zurück. Ich fühle mich Sturz betrunken!

Der Schlaf hätte nicht tiefer sein können da geht das Spektakel los, um 5 Uhr morgens: Hunderte von bunten Heißlustballons ziehen majestätisch über uns hinweg. So manch einer kommt direkt hinter uns aus der Schlucht nach oben. Es zischt über den großen Gondeln, besetzt mit jeweils zehn bis zwanzig Touristen, höchstwahrscheinlich chinesischer Herkunft.
Ein Gefühl, das man wohl nie vergessen wird.

Gizmos gewöhnlicher Enthusiasmus für alles im Himmel, vom Heißluftballon bis zum Vollmond, hält sich in Grenzen.
Fangversuche unterbleiben ausnahmsweise. Das sind einfach zu viele. Er geht wieder ins Bett.

Pepes einzigartiges Erlebnis:

Zum Wohle des Menschen, zum Leid der Fotoqualität ist es am Abend bewölkt. Wir wandern bei angenehmen Temperaturen durch Red – und Rose Valley.

Wir siedeln um. Den dritten Tag verbringen wir am Rande des Love Valleys.

Fragen wir uns zunächst, warum es wohl so heißt, wird das bald sonnen klar:
Am Abend werden wir Zeuge eines Heiratsantrags auf unserem „Balkon“.

Und am folgenden Morgen tummeln sich Fotografen und Brautpaare im Sonnenaufgang:

Ab 4 Uhr 30 am Morgen bricht hier für die nächsten Stunden der Fotografie-Wahn aus.  Mitunter wirkt das Brautpaar äußerst verschlafen 😉
Komischerweise fliegt kein einziger Ballon an diesem Morgen.

Mit den Hunden durchwandere ich das Love Valley am kühlen Abend, am Ende desselbigen parkt Achim das Wombat und wartet auf mich.
Die Ballonflüge am nächsten Morgen erzeugen wieder Gänsehaut. Die Perspektive von unten, mal ganz anders.

Zu diesem Zeitpunkt schlafen noch alle außer Achim:

Langsam füllt sich die Luft in den Ballons hinter der Bergkuppe und kurze Zeit später ist der Himmel wieder voll.

Gizmo und Pepe geben alles an diesem Morgen. Nach zwei Stunden auf Achse schlafen die beiden den ganzen Tag durch.
Zeitweise ist es auch äußerst unverschämt, wie nah die winkenden Chinesen kommen:

Tja, Und wo landen wir schließlich doch?

Auf dem Kaya Campingplatz mit dem eiskalten Efes Bier und den Frotteemänteln.
Eigentlich nur weil unsere Batterien einmal wieder aufgeladen werden müssten. Und dann gefällt es uns dort so gut, dass wir zwei Nächte bleiben. Unter unserem Schattenplatz, den Pool in Sichtweite und die Wanderwege vor der Haustüre beginnend.

Kommen wir nicht nach Indien, kommt Indien zu uns. Wir treffen eine nette Inderin mit Wanderlust. Achim zum Glück mit dem E-Bike unterwegs 😉

Eine Pfälzer-Wald-Hütte ist ein Dreck gegen diese Rastplätze:

Mir fehlen hier die Worte, was man so für die Touristen häkelt…. :

Kappadokien war wirklich ein Highlight auf unserer Reise.

Wir ziehen völlig entspannt und voller toller Eindrücke weiter. Zum Glück so gut erholt, denn so etwas bringt uns nicht mehr aus der Fassung:

Achim darf man einfach nicht alleine lassen…

So?

Oder lieber so?

In jedem Falle keine großen Worte mehr. Ein Trecker musste mal wieder her halten.
Da wir mittlerweile geübt sind in solchen Dingen, stehen wir schon bald so da:

Tja. Und nun wartet Ankara.
Die überbesorgte Hundehalterin hat einen ordentlichen Knall. Aber schließlich gibt es auch falsch negative Schnelltests und der Herzwurm lässt mir keine Ruhe.
Wir haben ein Termin bei einer Herz-Expertin für Hunde und quälen uns durch Ankara.
Die Echokardiografie zeigt gähnende Leere in den Ventrikeln.

Spätestens jetzt ist die mit dem Knall hundertprozentig beruhigt.
Unweit von Ankara landen wir am späten Nachmittag an einem See und kurze Zeit später liegt Achim müde im Bett und murmelt:
„Also haben wir keinen Herzwurm.
Leishmaniose haben wir auch nicht.
Was gibt’s denn sonst noch?“
Und schläft erschöpft ein.

„Das alles wegen mir?“

Wir gammeln und „arbeiten“ zwei Tage unter blühenden Königskerzen.

Oftmals ist es besser, abseits der Seen zu parken….

Der vermeintlich Todgeweihte stürzt sich in die Fluten zum Verfolgen von Enten. Seinem Alter entsprechend macht eine Kehrtwende in der Mitte des Sees.
Wir schütteln nur die Köpfe denn sämtliche Versuche in den letzten Monaten, den Sturkopf für eine Abkühlung ins Wasser zu locken blieben absolut erfolglos. Und dabei sind die Temperaturen heute moderat.

Eine Gewitterfront zieht durch:

Wir verabschieden uns von unserem Teilzeit-Kangal und hoffen, unsere Fütterung hat ihm ein Kilo Fleisch auf den Rippen eingebracht.

Zwischenstation: Vogelwarte.
Die Gebiete mit ihren Seen in der Osttürkei sind Stationen für viele Zugvögel, welche zwischen den nördlicheren europäischen Ländern und südlichen Gefilden „pendeln“. Bekannt ist diese Stelle hier für ihr Massenaufkommen an Kranichen.

Hinter Cayirhan finden wir einen Stellplatz zum Baden.
Eine Gewitterfront jagd die andere. Ständig wechseln Schwüle und Sturm, knallende Sonne und Regengüsse.

Die abgekühlten Perioden eignen sich bestens zum Fahren durch die ach so breite Türkei…

Wir fahren durch Regionen und sagen: „Das sieht aus wie im Kraichgau.“ Bis hin zu „das sieht aus wie im Schwarzwald“.

Zum Iznik See. Diesmal die Südseite. Wir werden schließlich fündig in einem Gebiet voller Wochenendhäuser, Landwirtschaft und Treckern, endlosen Olivenhainen und einer tollen Natur.
Wenn da nicht wäre…..
Wir sammeln zwei Plastiksäcke Unrat auf, schippen Sand auf die müffelnden Feuerstellen, an denen Plastik und co verbrannt wurde, sehen schließlich aufs Wasser und fragen uns, warum das hier niemanden stört außer uns…..

Es wird trotzdem schön hier. Wir lernen viele liebe türkische Familien kennen, machen lange Streifzüge mit den Hunden am See entlang  und essen das beste Brot seit Jahren:

Achims Worte: „Am Marmara Meer ist es windig und angenehm.“
Und da war sie wieder, die Vorstellung von einem Platz. In den Dünen, zum Baden, hinter einem grünen Naturschutzgebiet. Bei Bayramdere also dahin, zu unseren Dünen ans Meer.
Ich mache es kurz: Blankes Entsetzen, Google-Earth zeigt keinen Müll und hat keine Nase.

Das Naturschutzgebiet dahinter jedoch: Ein Traum. Man fühlt sich wie Tarzan und Jane.

Urwald, Seerosen, Schilf, Grün und kein einziger Krümel Plastik!!

Neben uns ein Camp, das unlängst herhalten musste für einen Film mit Eingeborenen….

Die Betreiber trinken mit uns Kaffee vor dem Wombat und schütteln selbst den Kopf über die massive Verschmutzung des Marmara Meeres. Das alles käme von Istanbul, so erklärt man uns und drückt seine Zigarette tatsächlich in Achims Aschenbecher aus!

Mit zwei zoologischen Besonderheiten hat man es hier zu tun in der Wildnis:

Allgegenwärtig die mühevolle Entsorgung von Kuh-Kacke.
Wohlgemerkt im Rückwärtsgang:

Sind die Rinder hier etwas Besonderes? Wir können kein Türkisch lesen.

In jedem Falle beginnt unser Spaziergang durch die kauenden Huftiere zunächst ganz lässig, endet jedoch mit einer rennenden, aufgeschreckten Herde. In einer Staubwolke.
Auf uns zu, oder entlang?
So schnell habe ich Achim noch nie springen sehen. In die Büsche.
Selbstverständlich kam Niemand zu Schaden…

„Meinst Du, dass hier Touristen schon mal von einer wilden Herde nieder getrampelt wurden?“ frage ich.
Achim: „Nein. Wenn, dann nur wir!“

Restaurierung:

Entlang des Marmara Meeres….
Es bedarf schon viel, um Ekel bei uns auszulösen.
„Einfach weggucken“ war immer unser Motto bei all den Umweltsünden, denen wir auf unserer gesamten Reise begegnet sind.
Der Zustand des Marmara Meeres hat uns jedoch so erschüttert, dass wir es nun doch erwähnen. So sehr wir die Mentalität und Herzlichkeit der türkischen Bevölkerung mögen, es ist uns völlig unverständlich, dass sich Menschenmassen zwischen all dem Unrat, Plastikmüll und den „verkackten“ Windeln wohl fühlen mit ihren Sonnenschirmen und Teekochern.
Und sich mit Pool-Nudeln in die stinkende Brühe werfen.

Jahrzehntelang hat man hier sämtlichen Müll ALLER Istanbuler einfach im Meer versenkt….
Ich frage mich, ob das Marmara Meer nicht schon umgekippt ist und sehe erstaunt den Fischerbooten zu, die hier anscheinend noch etwas fangen….

In Canakkale überqueren wir mit der Fähre die Dardanellen Meeresenge.
Etwas moderner als Alexander der Große, der den Hellespont überschritt….

Wegen ihrer strategischen Lage war diese Region in der Geschichte schon immer stark umkämpft. Zuletzt im ersten Weltkrieg verloren tausende Soldaten ihr Leben und die vielen Kriegsgräber und Festungen erinnern.

Wir überqueren die Halbinsel Gallipoli und landen nach unserem Umwelt-Schock im Paradies:

Die Ägäische Küste.
Da stehen wir am Strand bei Kabatepe, klares, türkisblaues Meer, ein Kiefernwald OHNE einen Schnipsel Müll, schreien Hosianna und stürzen uns in die Fluten!

Blick auf Gökceada: Da wollen wir hin!

Übernachten ist hier leider nicht erlaubt, da es sich um einen historischen Platz handelt und wir tuckern nach Aufforderung die paar Meter zum Hafen, wo die morgendliche Fähre auf uns wartet.

Ein Rudel Hunde sorgt für kommunikativen Austausch, wir genießen eine tolle abendliche Hafenatmosphäre und haben einen persönlichen „Wecker“, der morgens um 6 Uhr an die Türe klopft da die Fähre startklar sei. Auch nicht schlecht.

Morgensonne auf der Fähre:

Am Morgen des 22. Junis erreichen wir Gökceada. Vor 1923 zu Griechenland gehörig. Schauplatz türkisch-griechischer Konflikte aber auch Zusammenlebens.

Und was haben wir da wieder? Kaum wird es etwas griechisch: Ziegen! Überall!!
Bei Gizmo macht es „Klick“ im Kopf. Kein Kangal. Keine Bewachung durch Hütehunde. Die tristen wieder ihr Dasein an der Kette.
Ab geht die Post!
Das Grauen beginnt wieder 😉

Wir erreichen den Kite Strand. Frei, unkompliziert und windreich. Die ersten zwei Tage friedlich mit Flaute bis mäßigem Wind.

Die Umgebung erinnert etwas an Irland, allerdings ohne Regen:

Und dann stürmt es wie von Sinnen. Man erwacht morgens: „Es juckt so komisch“. Der Kopf ist paniert, die Nase verstopft…

Ein „Wave Spot“ und ich mache meinem Namen alle Ehre. Das Weichei guckt erst mal zu. Muskelmänner mit 7 Quadratmetern Kite Größe auf dem Wasser…….
Man sagt: Wer hier kiten kann, kann es an 95% aller anderen Kite Spots. Wie tröstlich.
Ich werde mich mal langsam da dran wagen….

Dieser Platz ist ein Geheimtipp der Rumänen und Bulgaren. Die haben es nicht weit, selbst für einen Wochenendtripp.
Wir lernen wirklich tolle Menschen kennen.

Auch einen der besten Kiter Osteuropas. Sherban landet mal eben einfach so auf unserem Dach und sagt Hallo:

Hier werden wir länger verweilen. Bis Mitte August.
Andreas mit seinem Mercedes Truck wird uns besuchen. Und auch Micha mit Whippet Paul, die mit uns vor zwei Jahren auf Kreta überwintert hatten.  Auf die beiden freuen wir uns besonders.

Vielleicht lomme ich bis dahin mit dem Waschgang durch die Brandungswellen klar 😉

 

Irans Westen: Durch Lorestan und Kurdestan

Durch den Westen Irans.
Naturwunder Lorestan und das wilde Kurdestan:

23. April 2018

Mit Wollmützen auf dem Haupt verlassen wir den „Skiort“ Chelgerd, hoch oben in den Bergen….

…. und trudeln gemeinsam mit den „Murmeltieren“ aus der Schweiz, das sind Christina, Martin und Hund Wadi Richtung Norden.
Es geht nur unwesentlich am Flusslauf bergab und nachts sinkt die Temperatur weiterhin gen Null.

Pepe hält den Laden auf:

Die Hauptstraße Richtung Khorramabad lässt uns einmal wieder die Kleidung von den Bügeln hüpfen. Was sie hier wirklich gar nicht können im Iran: Straßen bauen!
Dazu kommen die massenhaft aus dem Nichts auftauchenden „Speed-Bubbles“: Graue, auf grauem Asphalt getarnte schikanöse Beulen auf den Straßen dieses Landes. Höhnisch scheinen sie einem zuzugrinsen: „Bremse oder hüpfe!“. Und das überall!
So klappert das Gebiss und die Hundeohren fliegen, da wir meistens hüpfen statt bremsen, schließlich nimmt im Alter die Sehkraft ab.

Es wird zur Gewohnheit, mich mit den Hunden bei der Stellplatzsuche einfach auszusetzen. Hinaus in widrige Umstände wie knietiefe Matschfelder und zu überquerende Bäche.
Mit den Worten: „Du siehst mich ja, wo ich hin fahre“ entlässt man mich.
Das Wombat verschwindet schließlich am Horizont für unsere erste und letzte Peilung.
Irgendwann schließlich erreichen wir drei Verschlammten dann die bereits Kaffee schlürfende Gesellschaft, die in der Sonne vor ihren Wohnautos in den Liegestühlen mummelt. Achim und die „Murmeltiere“.
Dank Christina komme ich zu meinem neuen Namen:
„Der gemeine Ackerläuferling!“

Stellplätze zum Träumen findet man genug:

Unser Weg führt schließlich durch die Provinz Lorestan. Und die hat es uns wirklich angetan. Ein Naturschauspiel nach dem anderen:

Wir wollen die Südstrecke durch das Osthoran Gebirge nehmen. Um es vorweg zu nehmen: Es war eine goldrichtige Entscheidung!

So selbstverständlich ist das nicht, dass man uns ohne funktionierende Heizung im Auto begleitet. Die Murmeltiere, hartgesotten, kommen mit. Wir freuen uns!
Der Hitze gewohnte Wadi Hund wahrscheinlich nicht so sehr 😉

Wir erreichen also den Bezirk Lorestan, landen am Khanabad-Stausee und haben eine für uns im Iran außergewöhnliche Begegnung: Wir treffen ein einheimisches, junges Paar, Kiarash und Mischa, mit Cockerspaniel Jessika.  Kiarash betreibt hier ein traditionelles Hotel auf dem Hügel. Und die beiden sind tatsächlich so hundefreundlich, dass es in ihrem Wohnzimmer am Abend bald so aussieht:

 

Nach Probeliegen aller im Haus befindlichen Sofas, landet Gizmo im Hundebett von Jessika. Ich glaube, er wird im Alter einfach ein wenig schrullig. Einmal zusammengerollt passt man da gerade so rein. Wegbewegt hat er sich nicht mehr bis zur Verabschiedung.

Wir werden derweilen verköstigt mit traditionellem Essen. So lecker, dass ich bald platze.

Wir stehen unter Mandelblüte auf dem Hügel vor dem Hotel und bleiben einen Tag.


Achim ist zum dritten Mal unterwegs wegen unseres Freundes, dem Reifen hinten rechts. Die Luft in seinem Inneren behagt ihm einfach nicht.
Derweilen, wie in alten Zeiten, spazieren vier Hundehalter mit sechs Hunden über die Hügel am See.
Und was treffen wir doch tatsächlich zur Freude (fast) aller? Einen Hasen!

Outdoor, das über Picknick hinaus geht, liegt Iranern einfach nicht.
(Siehe Schuhwerk)

Am Tag darauf kriechen wir über den Gardane-Wadoush-Pass.

Und landen bald, wieder auf 1900 Höhenmetern, in einer Stichstraße, welche zum Chekan-Wasserfall führt:

Auf der Wanderung zum Wasserfall ein außergewöhnliches Bild, auf Grund der prekären Situation leider nicht abgelichtet: Wilder Esel jagd Jagdhund. Gizmo rennt wie der Teufel.
Ob das wohl an einem überschießenden Testosteron-Spiegel lag?

Schau genau!

Wir kommen dennoch wohlbehalten am Chekan-Wasserfällchen an.
Brücke Iran mit Sicherheitsstufe 1a:

Der nächste Tag, der nächste Wasserfall: Abshar-e Taf. Und das bei Traumwetter.
Unten im Tal sehen wir das Hinweisschild, hinauf weisend über eine steile Geröllstraße zum Besagten, mit 786 Metern der höchste im Iran.
Nach kurzer Vor-Inspektion zu Fuß rumpeln die Autos hinauf auf ein Plateau.
Schöner geht nicht!
Wir richten die Liegestühle Richtung Wasserfall aus. Man kann sich blöde gucken.
Nein, hier gehen wir so schnell nicht wieder weg….

Steile Erkundungen:

Der Mai naht….
Es wird warm, wir sitzen viel draußen und brutzeln uns am Abend fangfrische Fische knusprig.

Natürlich bekommen wir auch hier oben Besuch:

Der alte Gizmo verlässt seinen „Kuh-Ausguck“ nur selten:

Mal eben da hoch wandern zum Ursprung des Wasserfalls….
Das entpuppt sich als steile Tageswanderung über Stock und Stein. Zusammen mit Martin und Pepe, dem Kraxler:

Allerdings mit lohnenswertem Ende.

Ja wo stehen wir denn??

Auf die Blüte der Kaiserkronen muss man noch warten:

Die Straße Richtung Sepiddasht ist einmal wieder traumhaft schön. Wir können die Strecke richtig genießen mit vielen Zwischenstopps, dank der Murmeltiere. Die nämlich haben ein elektronisches Problem mit dem Startvorgang. Sprich: Der „Bau“ springt nicht an.
Das Abschleppseil muss her und wir hoffen, in Sepiddasht einen tauglichen Mechaniker zu finden. Und so wird es eine lustige Fahrt: Die Strecke führt vorwiegend bergab. Allerdings nicht immer. Und so ziehen wir die Defekten die Hügel hoch um sie oben frei zu lassen, woraufhin Martin sich vor uns rollen lässt bis zum nächsten Teilstück bergauf.
Und das mit enormer Geschwindigkeit, schließlich muss man Schwung holen.
So zischen die Murmeltiere vor uns die Serpentinen hinab. Fast wird die Schräglage erreicht. So schnell waren die noch nie!!
Ein Bild für die Götter.

Nun ja. In Seppidasht das gewohnte Bild: Etwa zwanzig Iraner um das defekte Auto herum, wild diskutierend auf Farsi, jeder schraubt irgendwo herum und ich persönlich sehe keinen nahenden Erfolg.
Irgendjemand schließt schließlich die Wegfahrsperre kurz und im Notprogramm kommen wir schließlich doch da hin, wo wir hin wollten:

Auf eine naheliegende Bergkuppe. Rundumblick, von blühenden Wiesen aus auf die Bergwelt.

Und man sollte es nicht glauben: Für eine Erste-Mai-Wanderung zum Bisheh Wasserfall ist es tatsächlich zu warm. Also nur eine abendliche Tour ins Tal:

Zur legendären Bahnstrecke aus dem Jahre 1938:

Frühstück wie beim Bergdoktor:

Man kann es sich gar nicht mehr vorstellen aber vor gar nicht langer Zeit war hier „Land unter“. Man erahnt es noch an den vielen defekten Straßen, provisorisch gekennzeichneten Abbruchkanten, weggeschaufelten Erdrutschen und geschaffenen Umleitungen.

Und da sind wir mal wieder: Destroying the world.
Tja, das Wombat ist breit und schaufelt sich durch einen Erdrutsch, der für die Normalbreite eines Autos schon freigeschaufelt wurde.

Wir wühlen und verteilen die Erdberge ordentlich hinter uns, rollen aber schließlich matschig und zufrieden weiter. Nichtsahnend, was hinter uns passiert.
Die Murmeltiere klären uns über Funk irgendwann auf, dass sie wohl etwas länger brauchen. Man müsse mit der Schaufel zunächst sich selbst und einen Krankenwagen aus den Folgen unserer Umverteilung befreien…..

Weiter Richtung Khorramabad erreichen wir die Grit Wasserfälle. Na ja, nicht ganz. Dieser Felsvorsprung ist nicht Wombat gerecht und nötigt uns zum Parken etwas oberhalb des Naturschauspiels.

Auch hier trotz Nieselregens: Picknick an den besten Stellen.

Heute trennen wir uns von den Murmeltieren. Die fahren nämlich weiter Richtung Tehran. Wir bleiben im Westen.

Wir vier landen in der Hauptstadt von Lorestan, in Khorramabad.
Zeit für Luxusgüter: Haferflocken, Meersalz und Spülschwämme 😉
Und für einen Gesundheitscheck der „alten Männer“.
Blut wird gezapft, Achims Schilddrüse eingestellt und die Hundegesundheit kontrolliert.

Auf den Straßen Khorramabads im Nachmittagsverkehr:
Zwei Spuren stehen zur Verfügung. Pro Verkehrsrichtung. Autos überall, zu viert nebeneinander auf den zwei Spuren, quer, verkeilt, hupend. Von vorne Geisterfahrer, sich irgendwie durchmogelnd. Achim tuckert wohlweislich auf der linken Spur denn rechts herrscht Ausnahmezustand. Da stehen nämlich noch die Gemüsestände und manchmal Esel und anderes Getier. Und die Mopeds Achten knatternd überall.
Ein Rums, der linke Außenspiegel klappt nach vorne und ist zerschmettert.
Ich habe weiße Fingerknöchel vom Festklammern da knarrt es direkt neben mir, zerberstendes Blech, ein Schabegeräusch, ein akustischer „Hochgenuss“, Nackenhaare stehen waagerecht.
Da wollte sich mal wieder einer von rechts vorbei drängeln und hat mit dem stoischen Vorwärtsdrang unseres Monstrums nicht gerechnet. Tja. Ein Polizist steht gerade da und winkt den Zerbeulten unwirsch weiter, uns dafür umso freundlicher. Den Durchmogler treffen wir nach zehn Metern Vorwärtskommen bei der Begutachtung seines Schrotthaufens wieder. Die Heckpartie ist zerbeult und aufgeschlitzt. Und was tut er? Er lächelt uns zu und schüttelt mit dem Kopf.
Achim lächelt zurück und bessert seinen unbedeutenden Schaden am nächsten Tag mit einem Lackstift aus.

Den Kampf um eine funktionierende Telefonkarte lasse ich Achim am zweiten Tag selbst ausfechten. Er nimmt ein Taxi. Ich bleibe mit den Hunden unter Kühen und Schafen auf einer naheliegenden Alm stehen. Unweit einer bedeutenden Höhle, an welcher wild nach den Spuren der Neandertaler gebuddelt wird.

Wir wandeln in die Höhle und begeben uns auf interessantes Terrain:

Am Abend auf unserem nächsten Stellplatz Richtung Kurdestan erreicht uns eine schauerliche Nachricht des Tierarztes: In Gizmos Blut wurden Dirofilarien nachgewiesen. Herzwurm, eine Horror Diagnose, zurückzuführen auf die Bilder in meinem Kopf von zentimeterlangen Würmern, die aus dem Gefäßsystem um Herz und Lunge herausgepopelt werden….
Vorab: Keinen Schreck bekommen! Das Ganze hat sich schließlich in der Türkei entschärft (dazu mehr im nächsten Blog Bericht)
Aber zunächst herrschte hier Aufruhr: Recherchen, Nachfragen, Kummer..
Tja. Je mehr der Mensch Kummer hat, desto mehr hat der Hund Kummer und wirkt folglich immer kränker 😉 Hinzu kommt, dass bei einem über acht Jahre alten Ridgeback nicht zu unterscheiden ist, ob er tod krank ist oder einfach nur stinke faul.

(Ich kann hier wieder Witze machen aber unsere Stimmung war im tiefsten Keller.)

Um es kurz zu machen:
Wir haben Pech mit unserer Klinik.
Sie kostet Nerven, diese Zeit der endlosen Nachfragen, ob unsere Laborwerte zur Bestätigung der Diagnose aus Tehran nun eingetroffen wären. Warten würden wir noch heute auf Werte, die von dem “netten” Dok nie angefordert wurden…
Heil froh bin ich, mit mikrobiologischen Kenntnissen ausgestattet zu sein. Sonst wäre man hier völlig aufgeschmissen.

(Ich schreibe dies in der Türkei, wo es endlich möglich war, einen Herzwurm Antigen Test machen zu lassen. Der war negativ! Bis heute weiß ich nicht, ob die vermeintlichen Dirofilarien gefärbte Fussel oder eine apathogene Art waren. Wir werden das wohl noch in Ankara endgültig abklären.)

Wir machen uns zügig auf den Weg in die Türkei, wo die Veterinärmedizin einen höheren Stellenwert hat und erreichen das Gebiet der Kurden:

Kurdestan, einmal wieder ein „anderes“ Iran. Die Tracht, die Sprache, die Mentalität, die Dörfer und Städte.
Es folgt eine Fahrt durch das legendäre Howraman Tal, steil und bergig. Die Dörfer sind erhalten dank uneinnehmbarer Lage in der früher viel umkämpften Region – ein spektakulärer Landstrich.

So oft wird geschwärmt davon, es ist schon atemberaubend hier, allerdings eine Strecke für Auto-Sightseeing a la Iraner. Mit Stellplätzen haben wir uns schwer getan, alles ist sehr steil.

Noch vor Paveh:

Wir wühlen uns durch Paveh …

… und machen den Schlenker in das Howraman Tal.

Der Diyala Fluss unterhalb der Staumauer:

Und schließlich kommt man sich vor wie am iranischen Lago Maggiore:

An steilen Hängen kann man nun mal nicht nächtigen und so finden wir erst am Nachmittag einen Stellplatz mit Blick auf den See, der unter uns gerade seinen Anfang nimmt.

Mit einem Makel: Kampf Kühe!
Achim parkt gerade noch ein, da stürmt eine nicht liebliche Herde Milchkühe mit einer Wolke Fliegen über den Häuptern auf unsere Hunde zu. Es ist ausnahmsweise nicht den jagdlichen Vorlieben der beiden zuzuschreiben, dass das Chaos ausbricht.
Nachdem der Kampfknirps da steht wie ein kleiner Schwarzenegger und die Herde ankläfft, zischt er nach einem Frontalangriff des Huf-Bataillons in die Bäume und ward eine Stunde nicht mehr gesehen. Gizmo, der strategische Verteidiger muss das natürlich wieder ausbaden, übernimmt die Führung und erntet einen Einkesselungsversuch schnaubender Eutertiere.
Mir ist mittlerweile mulmig und ich höre mich noch rufen: „Lauf, Gizmo lauf!“ während Achim endlich langsam aus dem Fahrerhaus krabbelt und mit einem „Ho Ho“ sein Bestes versucht.

Am nächsten Tag schrauben wir uns weiter hoch:

Erreichen das Dorf Slyn:

Wieder über Serpentinen…

… über eine Brücke zum Quellwasser….

… gelangen wir zu einem grandiosen Stellplatz:

Eine Sackgasse:

Nur ein Fußweg führt weiter, an Wasserläufen entlang durch ein Dorf im Wald wie von Robin Hood geschaffen. Es eröffnet sich uns schließlich ein toller Blick auf unseren Stellplatz:

Wir erreichen Marivan:

Hoch oben auf einer grünen Bergkuppe stehen wir mit Blick auf den See. Zum Pausieren. Und tatsächlich trudeln irgendwann die Murmeltiere ein und haben für die folgenden Tage die gleiche Route.

Gemeinsam geht es weiter: Großrichtung Sagez.

Stellplatzsuche erfolgreich:
Bachlauf, Quelle, Schatten unter Bäumen, blühende Wiese – alles da!

Und da war er wieder: Der Makel!
Diesmal in Form des gemeinen Wadenstechers.
Und den gibt es wirklich! Stomoxys calcitrans sieht aus wie eine gewöhnliche Stubenfliege doch saugt sie mit ihrem Rüssel tatsächlich ganze acht Minuten an ihrem Opfer herum bevor sie gesättigt von dannen summt. Wenn man sie nur lässt.
Und so schlagen wir unaufhörlich an unseren Beinen herum, können aber nicht verhindern, dass wir am folgenden Tag von Großzehe bis Kniegelenk aussehen wie an Pocken erkrankt.

Die Hunde verweigern den Aufenthalt im Grünen. Das geschaffene, hundegerechte Schutzareal, bestehend aus Hundebett, Moskitonetz und Sonnenschirm wird lediglich von Wadi und Pepe angenommen. Lord Gizmo verweigert jegliche Auseinandersetzung mit der feindlichen Außenwelt und hütet das Sofa im Wageninneren.

Die Strecke von Marivan Richtung Saqez: Ein Traum. Es geht über einen Pass. Mountainbiker, Picknick und Zelte, ein unbeschreibliches Grün und Stellplatzmöglichkeiten überall.

Kurz vor Mahabad im Grünen sagen wir schließlich endgültig (oder vielleicht vorerst) Ade zu den Murmeltieren. Mit Sicherheit sehen wir die Drei irgendwann, irgendwo wieder.

Mein Wanderkollege macht sich vom Acker, wir werden das Lachen von Christina vermissen und den Wadi Hund.
Fast des Schwiiitzer-Dütschs mächtig winken wir am nächsten Morgen zum Abschied.

Für uns geht es weiter Richtung Urmia See.

An einem kleineren See „on the way“:

Und an dieser Stelle könnte man einen typischen Zwischenstopp im Lande der Iranischen Willkommenskultur beschreiben:
(Ohne negative Bewertung aber eben einfach nur typisch…)

Wir tuckern in eine Seitenstraße. Eine Ruhepause wollen wir einlegen.
Pause ist möglich. Mit der Ruhe ist das so eine Sache.
Wir kommen zum Stehen. Nichts außer Feldern, Bäumen und Büschen. Vogelgezwitscher, Froschgequake. Prima.
Nach einer Minute: Das erste Auto trifft ein. Eine Familie heißt uns willkommen. Fotos mit dem Handy. Selfies. Kleinkind will Pepe am Schwanz ziehen. Opa sieht Auto von Innen an.
Nach fünf Minuten: Das zweite Auto trifft ein. Eine noch größere Familie. Gruppenfoto. Selbstauslöser, Selfies.
Nach zehn Minuten: Trecker trifft ein. Kommt zum Stehen und lässt selbstverständlich den Motor laufen.
Dritte Essenseinladung.
Nach einer halben Stunde: Menschentrauben um das Wombat im Dieselgestank.
Wir beschließen dann meist, mit den Hunden einen Spaziergang zu machen und schlappen los, quer durch die grüne Wildnis.
Da kann kein Iraner mithalten. Denken wir.
Von der Ferne sehen wir, dass sich das Menschenaufkommen langsam auflöst, da rennt doch tatsächlich ein Ehepaar von der anderen Seite quer durch ein Weizenfeld auf uns zu, das Handy in der Hand, euphorisch rufend. Eine Zehenlatsche bleibt an den Ähren hängen…..

Später erreichen wir den Urmia See, so salzig, dass man nicht untergehen kann, eine schier endlose Weite.
Wir kommen am nördlichsten Ende zum Stehen und bleiben: Inmitten Feldern aus duftenden Kräutern mit Blick auf das Wasser.

Und einem Hauch Christentum:

Am 21. Mai schließlich überqueren wir den Grenzübergang Kapiköy und verlassen Iran Richtung Türkei. Wo sind die zwei Monate in diesem Land nur geblieben?

Wie gewohnt muss ich am Grenzübergang wieder aussteigen und die Passkontrolle zu Fuß bewerkstelligen während Achim mit den Hunden den Zoll meistert. Äußerst streng und modern mit Ganzauto-Röntgenbild und sogar ein Spürhund wird eingesetzt. Der schlägt prompt Alarm. Seine Nase findet mein Stau Fach in zweiter Etage mit Vorräten an Kräutern und Gewürzen…….

Da stehe ich nun hinter dem Schlagbaum und gucke aus der Ferne zu.
In der Türkei, unter vielen Türken.
Und was passiert?
Doch tatsächlich Nichts!
Niemand will mich fotografieren.
Keine Menschentraube um mich herum.
Nein, ich stehe einfach nur da.
Und atme doch ein wenig auf.

Nur meinen roten Stoffschlauch auf dem Kopf, den ziehe ich noch nicht ab. Ich würde mich sonst sicherlich kahl fühlen;-)

Unsere Gedanken zum Iran:

Insgesamt waren es vier Monate, die wir im Iran verbrachten.
Zwei davon im letzten Jahr von Armenien bis zum Persischen Golf und zwei durch den Westen zurück Richtung Türkei.

Mit Sicherheit stellen wir den Rekord auf, die am wenigsten abgelichteten bunten Mosaike aufzuweisen in so langer Zeit hier als Tourist.
Dafür haben wir mehr grandiose Naturwunder erlebt.

Die erfreuliche Tatsache, dass wir für etwa 6.500 Km zurückgelegte Strecke umgerechnet 260,- Euro Dieselkosten aufwenden mussten wurde bereichert durch die unglaubliche Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Iraner.
Geschätzt 100.000 mal abgelichtet wurden wir mit Handys in Form von Selfies oder Gruppenfotos,
Gefühlte 100.000 mal wurden wir zum Essen eingeladen.
„Come to my home“ haben wir fast täglich gehört.
Bei allen Situationen, die Hilfe erforderten half nicht Einer sondern gleich Dutzende und das innerhalb von Minuten.
Und das in einem Land, zu dem uns viele zu Hause sagten: „Seid Ihr Euch da sicher?“

Ungeachtet dessen,
dass es überall schwarze Schafe gibt,
dass man in diesem Land nicht unbedingt ein Hund sein möchte, es sei denn, man hütet Schafe,
dass uns die herzliche Willkommenskultur manchmal zu viel wurde und Pepe wegen der Grapsch Hände zum „Don Krawallo“ mutierte:

Wir haben die Menschen mit ihrer Herzlichkeit kennengelernt. Die Politik lief erschreckend neben uns her.

 

Irans bergiger Westen: Von Bandar Abbas Richtung Kurdistan

24. März 2019:
Nach einer wahren Begebenheit in der Menschenschlange vor der Passkontrolle in Bandar Abbas:

Um es vorweg zu nehmen: Die Fahrt durch den bergigen Westen Irans hat uns versöhnt mit dem Land. Wir erleben Naturschauspiele, lassen uns ganz langsam treiben durch die Bergwelt im Frühling, größtenteils im Beisein von Christina und Martin mit Hund Wadi und begegnen dem Iran mit viel mehr Ruhe. Alles ist unkomplizierter, ungezwungener unter der Dorfbevölkerung. Wir wandern und erkunden viel und man soll es nicht glauben: Alles, was verschwindet kommt tatsächlich zurück.
Nur das mit den Pannen…..

Und jetzt von vorne, noch in Sharjah, den Emiraten:

Letztendlich war es wohl eine glückliche Fügung, dass die Dienstag-Fähre nach Bandar nicht, wie im Fahrplan angepriesen, ausgelaufen ist. Wären wir sonst genau in ein schreckliches Unwetter geraten, welches den Iran heimgesucht hat. In der Gegend um Shiraz kam es zu etlichen Todesfällen, Autos wurden förmlich durch die Straßen gespült, übereinander und untereinander, zum Glück ohne das Wombat.

Der letzte Tag unter Wolkenkratzern, Ferraris und Lamborghinis:

„Ich habe keine Lust mehr auf die Wolkenkratzer“       „Ich auch nicht“

Bekanntes Terrain eines Bootshundes:

Die Abfertigung am Hafen:

Vier Autos, das sind die „Paulas“, die „Murmeltiere“, Rene mit Brigitte und das Wombat stehen auf dem Unterdeck. Sonst niemand.

Die Ausläufer des Unwetters bescheren uns hier eine unvergessliche Nacht. Es scheppert und knarrt und kracht wenn Wellenbrecher an den Bug schlagen. Ich drücke mehrmals die Hand meines Gatten in dieser Nacht.

Es gibt, von unseren Hunden mal abgesehen, tatsächlich ein Paar unter uns Vieren, welches die Nacht durchschläft…

Gabi bemerkt am nächsten Morgen treffend: „Nich nur eenmool hab ich gedacht, dass der Kutter ooseinander bricht!“
(oder so ähnlich 😉

Nun ja. Wir sind angekommen in Bandar Abbas. Und das am deutschen Frühlingsanfang und Iranischem Neujahr.

Begeben uns nach den bürokratischen Mammut-Formalitäten, die wir so langsam gewohnt sind schnurstracks an den bekannten Stellplatz am Park um die Ecke um einen letzten Abend zusammen zu verbringen. Da war es recht ruhig vor drei Monaten…
Im Iran feiert man jedoch das Neujahrfest. Wir sitzen inmitten unserer Wagenburg wie auf dem Oktoberfest. Dennoch lachen wir uns am Abend krümelig über die unheilvolle Aneinanderkettung der Wombat-Pannen, vom Überrollen unseres Inventars bis hin zur Fischerhütte, die uns begrub.
Alle sind nachträglich erleichtert, die Fährfahrt gemeinsam mit uns an Bord ohne Versinken überstanden zu haben und man trennt sich am nächsten Morgen überschwänglich.

Am nächsten Tag endlich, ja eeeendlich raus aus den Großstädten. Über die Berge, nahezu die Fluglinie Richtung Shiraz, bleiben wir nach kurzer Fahrt an einem Flussbett stehen und starten eine Entsandungs-Orgie des Wombats.
Ungewohnte Geräusche: Ein Kuckuck!
Ungewohnte Farben: Es grünt!
Ein langer Spaziergang über Hügel, durch Felder unter Grillenzirpen und dem Geflatter tausender Schmetterlinge – wir atmen durch!


Mit unzähligen Powermagneten und hitzestabilem Fußbodenklebeband optimierte ich noch in Dubai unsere Barriere gegen lästige Flugobjekte, in weiser Voraussicht…

Wir sind nun gewappnet mit einem panzermäßig gesicherten Fliegengitter für den Süden Irans und dessen unermesslichen Schmeißfliegenaufkommens.
Und nun? Wo sind sie denn?


Wir fühlen uns wohl. Die ansässigen Menschen, wie wir es vom Iran gewohnt sind, herzlich und hilfsbereit.  Auch bezüglich unserer Hundehaltung entschärft sich ein Treffen mit Einheimischen. Unsere Hunde werden nicht bestaunt wie ein Elefant im Pfälzer Wald, nein, man kennt sich aus oder hat selbst welche. Da hier die Schafs- und Ziegenherden beschützt werden müssen. Hundegebell um uns herum – es hat doch etwas gefehlt!

Ein schöner, für uns im Iran ungewohnter Anblick: Ein älterer Hirte passiert in Begleitung seines Hundes unseren Wombat und begrüßt unsere beiden Vierbeiner herzlich.
Er überreicht uns ein Büschel frisch gepflückter Kamille. „good for…“ und er streicht sich über den Magen.

Wir machen langsam. Ein Besuch des Hayegher Canyons steht auf dem Plan, allerdings erst nach Beendigung der Ferien und des Massenaufkommens.

Man kann aber auch überall einen Abstecher in die Natur machen und einfach stehen bleiben.
Wie sehr man sich doch an einer grünen Wiese und blühenden Blumen erfreuen kann…

Überall blüht der Raps. Ungewohnt für uns allerdings im Beisein von Palmen 😉

Schließlich erreichen wir an einem Samstag den Hayegher Canyon.

Wir tuckern bei sonnigem Wetter die Serpentinen hinauf, wühlen uns durch unzählige Picknick Gelage und machen Halt ganz am Ende in der Ruhe mit Blick auf den Beginn des Canyons. Morgen, am Sonntag sind alle weg. Dann kommen wir!
Doch es erwartet uns nach dem Erwachen etwas völlig Ungewohntes: Dauerregen.

Schade, aber wir genießen dieses Naturschauspiel trotzdem am Nachmittag in einer Regenpause. Ein Trost: Ein herrlich wildes Rauschen in der Tiefe des Canyons.
Am Grat hier entlang zu laufen fordert die Hormone heraus. Bilder können nicht wieder geben, welche Tiefe sich direkt vor und unter einem auftut.

Da unter dem hiesigen Volk das Wort „hiking“ ein Fremdwort ist und man sich darauf beschränkt, im Pick Up Familie inklusive Kühlschrank in die Berge zu fahren um sitzend Picknick zu machen, ist man beim Laufen Mutterseelen allein. Ich wähle die Seite des Canyons ohne Straße, sprich ohne Picknick und laufe auf Ziegenpfaden am immer steiler werdenden Canyon entlang. Der Weg könnte es mit dem besten Europäischen Wanderweg aufnehmen können. Sensationell.

In diesen Tagen findet hier ein internationales Spektakel statt. Am schönsten Aussichtspunkt wagen sich Irre aus allen Ländern über schwingende Spannbänder.

„Keep calm and practic slackline“

Unter Ihnen über 400 Meter Abgrund und das über Distanzen, dass es einem graust.

Achim ist „kurz“ davor, es auch zu versuchen 😉

Man muss schon Herr über seinen Geist sein, um so etwas zu bewerkstelligen.
Wir waren zu spät, man war schon am Abbauen. Lediglich zwei „Anfänger“ versuchten sich auf dem kürzesten Stück aber ihr Geist wollte wohl nicht so richtig…..

Es folgt Shiraz. Leider bei bedecktem Wetter.
Man sollte sich bestens informieren über die Feiertage im Iran. Deren gibt es viele, viele. Sonst steht man da und alles hat geschlossen. Die Rosa Mosche mit ihren herrlichen farbigen Kacheln ist immer ein Highlight eines Shiraz Besuchs. Allerdings eher bei Sonneneinstrahlung durch die Fenster und Voraussetzung wäre auch, dass sie geöffnet hat……

Nun ja.
Das Mausoleum des Sayyed Mir Mohammad hat geöffnet:


Besonders hervorzuheben sei hier das bezaubernde Outfit der weiblichen Touristen aus China. Die bunte Einheits-Tracht könnte nicht vorbildlicher sein, was die Kleiderordnung für Frauen im Iran angeht.

Am heutigen hohen Feiertag begrüßt man den Frühling und jeder Iraner, aber auch jeder, fährt mit  vollgepacktem Auto und Grasbüscheln auf der Motorhaube in die Natur. Um was wohl zu machen? Picknick!

Ein fast schon vergessenes Phänomen hält uns deshalb ab vor der Persepolis-Besichtigung: Stau!

Zum Stehen kommen wir schließlich auf der anderen Talseite am Fuße eines prächtigen Bergmassivs nahe Naqsh-e Rostam. Dabei handelt es sich um vier Felsgräber mit sassanidischen Steinreliefs. Hier sollen angeblich ruhen: Dareios II, Artaxerxes I, Dareios I und Xerxes I. Aber so einig ist man sich da nicht.

Wir jedenfalls, noch äußerst lebendig, parken unweit der Toten vor dem Berghang und setzen uns der sinnflutartigen Bestürmung der iranischen Bevölkerung aus.

Man wäre zwanzigmal eingeladen, den Hungertod stirbt man als Tourist nicht in diesem Land, jedoch nur eine Einladung kann man annehmen.

Wir freuen uns: Die „Murmeltiere“ gesellen sich wieder zu uns:

Des Morgens Unmengen an blökenden Schafherden, die uns passieren.

Die Besitzansprüche werden eindeutig geklärt:

Ach ja. Dann haben wir natürlich noch die Gräber besichtigt:

Der Spuk ist vorbei, die Straßen sind wieder leer, wir besuchen Persepolis.
Durch das Tor des Xerxes hinein in die Kultstätte:

Auch mit „Späßchen“:

Kultur macht müde. Eine kurze Strecke in die Berge hinein gen Westen:

Hier an diesem Ort werden wir Opfer des zweiten „Handy-Klaus“. Nach Ausschlussverfahren erfolgt eine eindeutige Identifizierung des Täters. Das einzige Mädchen, dem wir kurz das Wombat von innen zeigten. Sehr kurz. Sie war flink.
Wir trotteln ins Dorf und diskutieren heftig mit Hilfe unserer Übersetzungs-App. Das Dorf ist in Aufruhr, man lädt uns zum Tee ein und beim Nachhauseweg folgt uns die verstörte Überführte und gibt uns reumütig das Handy zurück. Sie wird wohl nie wieder klauen!
Wir lernen, keine Führungen und Verführungen mehr!
Treten wir etwa in eine neue Phase ein?  Erhaltung statt Verlust…..

Die Einheimischen aus dem Dorf besuchen uns später mit einem Picknick Korb. Es wird ein lustiger Abend mit Safran Tee und viel Gelächter.

Mein erster Morgen seit Reiseantritt mit leicht verschnupfter Nase 😉

Unseren Hunden wird es so langsam langweilig. Alle Herden sind doch tatsächlich bewacht!

Unser nächstes Ziel: Ein Stausee (Tange baragh river)
Achim versucht zunächst einmal wieder seine Grenzen auszuloten. Diesmal in Schrägfahrt. Das kann sich niemand ansehen, ich laufe!

Zum Stehen kommen wir dann allerdings hier, um die Ecke. Nach einer irrsinnigen Schwüle mit Gewittern und nächtlichem Hagel segnet uns der nächste Tag eine herrlich klare Luft.

Das ist die Frühstückskultur der „Murmeltiere“:

Ein Wasserfall namens „Lost paradise“ soll unser nächstes Ziel sein. Wir wissen schon, warum wir touristisch erschlossene Plätze eher meiden. Plastik Fetzen hängen an den Wurzeln im fließenden Wasser. So viel zum Thema „lost“.

Dennoch imposant. Wir laufen durch die Pools:

Und bleiben auf einem naheliegenden Wiesenstück noch einen weiteren Tag stehen.
Ich erfreue mich an einem Wanderkollegen: Martin schultert mit mir den Rucksack und ab geht es bei typischem April Wetter mit den Hunden an der Schlucht entlang.


Auch Achims Kondition wird immer besser.

Allerdings werden unsere leichten, abendlichen Spaziergänge alle zehn Schritte unterbrochen von energischem Auspusten an Luft um einem anaeroben körperlichen Zustand vorzubeugen.


Bevor es weiter geht: Entschlammung am Brunnen. Es gibt sie tatsächlich noch: Echte Kavaliere!

Und das im Iran. Man reißt mir die Wäsche aus der Hand:

Wir fahren nicht wie Jedermann, lassen den bekannten Margoon Wasserfall links liegen und wählen eine schmale Straße Richtung Tange Boragh Wasserfall.
Wir lernen dazu: Die niedlichen, weißen Straßen in der Länderkarte können sich auf vielfältige Weise offenbaren: Als vierspurige Schnellstraße bis hin zu solch einem Matschvergnügen:

Nach der Schlammschlacht erreichen wir die Schlucht zum Boragh Wasserfall. Der Platz sagt uns nicht zu. Es war die beste Idee, eine weitere Runde außenherum zu drehen, oberhalb des gestauten Sees auf den grünen Hügeln stehen zu bleiben und die Schlucht von oben zu erkunden.

Keine Menschen Seele, kein Müll nur die Schafe und wir!

Ein gemeinschaftlicher abendlicher Spaziergang offenbart uns, wo wir hier gelandet sind. Sensationell!

Wir beschließen, einen Tag dran zu hängen und machen uns am nächsten Morgen wieder auf die Socken. Höhenängste überwindend am Grat entlang. Ein Naturschauspiel, das touristisch nicht an die große Glocke gehängt wird.

Typisches April Wetter haben wir. Man sagt, für die Jahreszeit ungewöhnlich nass und kalt.
Man signalisiert die Bereitschaft für eine Wolldecke:

Auf der Weiterfahrt. Das Zagros Gebirge wird immer schöner.

Die Frauen in bunter Tracht statt in schwarzem, allesverhüllendem Stoff.
Landwirtschaftlich geprägte Natur.

Nomaden, die mit ihren Herden und der Natur eins sind.
Und das vertraute Bellen und die Besuche der Hütehunde oder der Wilden in den Abendstunden. Hunger scheint hier keiner zu leiden von ihnen. Also den Hunden.
Wir lernen den Iran von einer anderen Seite kennen.
Und genießen.

Achim und seine Hupe:
Ich glaube, wir haben schon drei an Bord aber es muss eine Neue sein. Eine Laute. Billig im Iran erhältlich.
Drei Stunden in Jasuj haben wir schon gebraucht um endlich unseren aufgeschlitzten Reifenmantel kleben zu lassen. Und dann noch die Hupe.
„Das dauert nur eine halbe Stunde“ sagt Mann. Frau wartet. Und das weitere drei Stunden.
Unermüdlich kraxeln Männer auf dem Wombat herum bis alle Anschlüsse stimmen und dann die Ernüchterung: Zum Wombat würde ja ein tiefes Dröhnen passen dachte ich mir so.

Es rollen sich einem fast die Fußnägel auf vor Schreck. Die Hupe klingt wie Frosch Kermit (wer ihn noch kennt) kurz vor dem Abschlachten. Man erschrickt zu Tode.
Aus der Stadt hinaus erprobt mein Mann freudestrahlend seine Errungenschaft und ich bestehe darauf, vorgewarnt zu sein. Ich hoffe, alle älteren Fußgänger haben das überlebt.

Schließlich erreichen wir am Abend, zusammen mit den „Murmeltieren“ den Dena Nationalpark.
Die weißen Viertausender hinter grünen Wiesen. Noch ziemlich weit unten erholen wir uns erst einmal vom „Hupen-Stress“.

Am nächsten Morgen erwartet uns Kaiserwetter und wir fahren die Serpentinen hinauf.

Mit Martin breche ich kurzentschlossen zu einer Wanderung auf, die eigentlich gar nicht geplant war. Das Frühstück schon lange verdaut, lediglich eine armselige Flasche Wasser und natürlich Hundefutter im Rucksack.

Meine Gedanken sind schließlich bei Tortellini in Sahnesoße und Schwarzwälder Kirschtorte. Alles dabei bis zur Bockwurst. Als ich mir schon überlege, ob man Eicheln essen kann, kommt das Unerwartete: Am Bachlauf ganz weit draußen in der Natur vier Einheimische. Picknick! Und die müssen tatsächlich zu Fuß hierhergekommen sein.
Und diesmal, aber auch wirklich nur diesmal nehmen wir die Einladung an, der Hühnchen Spieß schreit zu verheißungsvoll nach mir. Ich öffne beim Kauen meinen leeren Rucksack und zeige ihn vor, mache eine Mimik wie kurz vor dem Verenden, beiße in das Huhn und zeige imaginäre Bizeps. Man versteht mich voll und ganz und füttert weiter.

Gut gelaunt, gestärkt und ohne Kräfteverfall  wird es eine tolle Wanderung mit atemberaubender Kulisse!

Wombat und Murmeltier-Bau stehen am Berghang vor einer Schranke denn ohne Permit (mal wieder) darf man hier gar nicht rein in den Nationalpark. Ob das auch für das Wandern gilt, da sind wir uns nicht einig…..

Am Abend grillen wir frisch gefangene Forelle und die Füchse heulen um uns herum. Gizmo ist wieder in seinem Element!
Weiter oben gibt es hier auch Braunbären, Leoparden, Wölfe, Wildkatzen, Dachse und anderes Getier. Viel weiter oben, so beruhigt man uns lächelnd.

Da hatten wir ein Glück mit unserer Wanderung mit Kaiserwetter. Am nächsten Tag rollen wir hinunter auf eine Art Alm und begucken uns das Bergmassiv aus einer anderen Perspektive. 
Unter Picknickern.
Es ist Freitag!
Ein Gewitter rollt an und es kühlt ab auf 6 Grad Celsius. Wir sitzen im warmen Wombat und bestaunen die Hartnäckigkeit der iranischen Bevölkerung aus dem Fenster heraus.

Am Abend haben sie alle aufgegeben. Wir genießen die Stimmung nach der Kaltfront:

Brot: Frischer geht nicht!

Am nächsten Platz der Dena von der anderen Seite:

Ich entführe Christina einmal wieder meinen Wanderkollegen:

Von 2000 Höhenmetern auf 800. Von 8 Grad Celsius Außentemperatur zu 30 Grad in der Sonne.
Eine herrliche Strecke von Lordegan Richtung Westen. Zwar schlaglochträchtig, dennoch atemberaubend!

Der Karun schlängelt sich türkisblau hier entlang und wird durch die vielen gigantischen Staudämme mit Wasserkraftwerken an vielen Stellen zum See.

Heizung wird ausgetauscht gegen Ventilator. Eine Affenhitze!

Auch hier Ziegen- und Schafsherden ohne Ende. Man kann förmlich die Sprechblasen über den Köpfen unserer Hunde und den Hütern der Herden lesen.
„Meine!“ „In Ordnung. Deine!“
Alles völlig eeeeentspannt.

Die Straße weiter Richtung Izeh ist landschaftlich sensationell, man muss jedoch aufpassen, dass man sich beim In-der-Nase-Bohren nicht den kleinen Finger bricht. Wir werden durchgeschüttelt vom Feinsten. LKWs rollen hier die Straße krumm und löchrig und dazu kommt noch der uns entgegen kommende „Almauftrieb“. Unendlich viele Schafsherden werden in die Höhen des Gebirges getrieben. Das natürlich auf der Straße.

Die ärmeren Hirten begleiten ihre Tiere zu Fuß.
Die Mittelschicht nimmt das Moped und besitzt Hunde.
Die Reichen lassen ihre Wolltiere auf einen LKW gepfercht hinauf kutschieren.
Ein einziges Chaos.

Unsere festgezurrte Leiter an der Außenseite macht die Flatter. Ein Schlagloch war wohl zu viel. In einem Tunnel fliegt sie von dannen und Achim kann sie zu Fuß gerade noch retten vor dem Wechsel ihres Besitzers. Ein Iraner hatte sich schon gefreut und sie auf sein Autodach geschnallt.

Wir machen Schüttelpause an einem gigantischen Staudamm mit Aussichtspunkt:

Und verbringen des Rest des Tages und die Nacht an dem geschichtsträchtigen Platz Kul Farah, bei Izeh, unter Werken eines Volkes, welches vor über 3000 Jahren hier werkelten. Sechs elamitische Steinreliefs kann man hier bestaunen. Ein offenes Heiligtum, eines der größten Werke dieser Art und wenig besucht. Sogar wir Kulturbanausen empfinden Ehrfurcht.

Ja und Auslauf brauchen wir auch. Wobei alles seine Grenzen hat:

Der Kreislauf von Mensch und Hund wird auf die Probe gestellt. Ein ewiger Rhythmus: Sonnige Kaisertage, Hitze-Tage mit Schwüle, Gewitter mit Hagel, ein Regentag, ein wechselhafter Tag, ein klarer Tag mit Kaiserwetter….. und so fort.
Eine ständige Überraschung weil ohne Netz keine Wettervorheransage.
Dazu kommt, dass wir die Höhen wechseln von knapp über Null bis 2000 und somit auch den Gebrauch zwischen Heizung und Ventilator, Wollschal und Flip Flops.

Eigentlich wollten wir weiter westlich fahren, dort wo die Berge flacher sind. Schließlich scheint es für die Bergwelt um Schar-e Kord noch zu früh zu sein. Vor allem für die Murmeltiere mit kaputter Heizung im Auto. Aber da sitze ich nun im Auto mit meinem Kopftuch, leide schwitzend Höllenqualen mit meinem überhitzten Schädel und frage mich, warum wir schon wieder in der Hitze herum fahren.
Tja, kurzentschlossen initiiere ich Plan B: Statt über die westliche Ebene schlagen wir einen Bogen durch das Bazoft Tal doch hinauf in die Berge um Schar-e Kord. In die angenehm kühle Bergwelt, so dachte ich …….
Todesmutig wagen es die Murmeltiere, sich ohne Heizung im Wagen anzuschließen.

Meinen Geburtstag verbringe ich aber zunächst noch in tieferen Lagen an einem Traumplatz, an einer Schleife des Karun. Bei 30 Grad im Schatten…..
Aber mit Lagerfeuer und Dank Christina einem Geburtstagskuchen.

Oberhalb unseres Platzes macht man die Schleusen auf:

Es folgt ein Tag, den man gerne hat 😉
Es beginnt harmlos mit der morgendlichen schwerwiegenden Entscheidung, ob man diesen herrlichen Platz verlassen oder noch genießen sollte.
Wir rollen schließlich doch los. Nur ein kleines Stück wollen wir zurücklegen…..
Der Reifen hinten rechts hat uns nicht lieb. Fünf Dörfer weiter piepst der Reifendruck-Warner schrill und ich sacke unaufhaltsam langsam nach unten.
Und wieder muss man sie erwähnen: Die gigantische Hilfsbereitschaft im Iran.
Wenn man hier so schräg herum steht am Straßenrand, vergehen kaum Minuten bis Hilfe da ist. Wobei ich schäbiger Weise immer denke, warum hier Keiner was zu tun hat…
Kurz und gut: Man kurbelt mit, wühlt unter dem Wombat herum, organisiert einen Pick up und hievt gemeinschaftlich mit völlig verdreckten Klamotten das Rad-Monstrum auf die Ladefläche um es zur nächsten Werkstatt zu fahren.
Weg sind sie.
Christina und Martin harren mit mir aus um höflich allen anhaltenden Autos zu erklären, das wir bereits Hilfe erhalten haben.
Na, es wird Nachmittag, bis wir weiter kommen. Und manchmal ist es so, dass man fährt und fährt und fährt und fährt und einfach keinen Stellplatz findet, der angemessen für unsere gehobenen Ansprüche wäre.

So oder ähnlich rollen wir dahin, leider bei grauem Himmel:

Endlich, am Abend wählen wir einen Seitenweg, halten und deklarieren diesen Platz als Notlösung.
Tja, unsere „Verlust-Energie“ ist wohl auf die Murmeltiere übergesprungen. Nachdem ein Schafshirte denen vor Tagen schon die Gummidichtung aus dem Fenster heraus puhlte, sind es heute die Wanderschuhe. Mit einer Dreistigkeit um die Ecke gegriffen, aufs Moped gesprungen und ab ging die Post mit der Beute.
Da waren sie wieder: Die schwarzen Schafe unter der sonst so ehrlichen Bevölkerung.
Suchaktion, großes Tumult und die Polizei wurde blöderweise auch noch aufmerksam auf uns. Peinlich berührt waren sie wegen der Sache.
Ende des Tages: Man nötigt uns aufs Freundlichste, zur Sicherheit auf einen Hügel Nähe der Polizeistation eskortiert zu werden. Gar nicht so schlecht der Platz mit Blick auf einen See. So stehen wir mit einer Meute netter iranischer Polizisten lachend da, so kurz vor Mitternacht und singen: „So ein Tag, so wunderschön wie heute….“
Da hören wir ein Zisssssssch. Der rechte hintere Reifen! Achim hechtet mit dem Wagenheber unter das Wombat damit wir die Nacht gerade verbringen können……….
(Das Ventil wurde beim Reifenwechsel beschädigt)

Der nächste Morgen begrüßt uns mit einem Wetterumschwung: Wo war doch meine Daunenjacke? Wieder im Staufach?
Hauptsache in die kühle Bergwelt gefahren!

Die Überraschung: Dank eines nächtlichen Einsatzes der „Soko Iran“ wedelt Martin mit seinen wieder auferstandenen Wanderschuhen. Ich hoffe, dass der arme Dieb seine Hand behalten durfte 😉
Christina gibt Kuchen aus.

Es wird ein feuchter, nächster Tag. Unwetter. Wir harren aus und werden auf königliche Weise versorgt mit frischem Brot, Süßteilchen und Gemüse. Die Polizei Dein Freund und Helfer.

Achim ist den ganzen Tag am Werkeln bezüglich Reifen hinten rechts.
Man hilft uns, unseren Reifen einmal wieder auf einen Pick Up zu laden um den Schlauch wechseln zu lassen.

Aber ich stelle mal wieder fest: An einem Burn-Out wird hier im Iran niemand erkranken!

Werkstatt Alltag im Iran. Einmal wieder 3 Euro 65 für den Weifendienst….

Achim im Matsch am Nachmittag: Ein Outdoor Leben kann ganz schön anstrengend sein!

Es geht schließlich hoch. Ziemlich hoch. Über einen Pass ins Bazoft Tal.
Über Hitze kann ich mich in keinem Fall mehr beklagen. In der Nacht donnern Hagelkörner auf unser Dach.

Das Tal ist ein Traum. Vielmehr: Es muss ein Traum sein. Bei schönem Wetter. Wir durchfahren es im April mit typischem „Wettergekasper“. Ein Jammer.

Unsere Stellplatzsuche….

…. gestaltet sich schwieriger als wir gewohnt sind. Durch die starken Regenfälle ist der Boden so aufgeweicht, da geht es nicht so wie gewohnt, einfach mal in die Seitenwege eingebogen und im Grünen stehen. Der Matsch klebt uns schon fast an den Ohren.
Wir müssen unsere gehobenen Ansprüche wohl herunter schrauben, sollte man meinen……

Das Wetter am nächsten Tag einmal wieder verheißungsvoll. Es geht weiter über die Berge Richtung Chelgerd:

So ein Stellplatz ist doch eigentlich schön, oder?

Aber nein, es muss da in der Nähe noch etwas Besseres geben. Über einen Schotter-Schlamm-Weg geht es auf die Suche! Die Imker beim Vorbeifahren warnen uns noch aber mein Achim und sein Wombat rumpeln weiter. Es ist Ostermontag und die Eiersuche wird wohl übertrieben. So schräg lagen wir noch nie:

„Nicht schon wieder!“:

Drei Minuten später, das Dorf Volk versammelt sich:

Beratschlagung, ein Bulldozer wird telefonisch geordert:

Eine Stunde später, erster Versuch des Bulldozers:

Zwei Stunden später, immense Flurschäden sind zu bezeichnen. Die Polizei ist mittlerweile auch eingetrudelt:

Drei Stunden später, unterm Wombat wird ausgehöhlt:

Mit Erfolg. Ich jodle vor Glück. Das Wombat ist nicht umgekippt!
Und das hinterlassen wir:

Am Ende sind wir hundert Dollar leichter und landen zum Nächtigen vor der Polizeistation in Samsami. Wieder eine Nötigung nur nicht so freundlich. So ganz verstanden haben wir das nicht. Ob der Grund böse Räuber oder wilde Tiere waren?

Egal, wir folgen der Polizei im Konvoi und nächtigen mit Ausblick auf Mülltonnen und Tankstelle.
Das hat man von seinem Stellplatz-Perfektionismus!
Wir machen noch Witze: Wir könnten uns die mühsame Stellplatzsuche sparen und einfach von Polizeistation zu Polizeistation fahren…..

Ein Erwachen mit Grauen: Regen, der in Schnee übergeht. In der Ferne donnert es. Mal was ganz Neues 😉
Trotzdem auf nach Chelgerd. Ein bekanntes Skigebiet hier im Iran.
Es macht ein wenig traurig denn man sieht auf der Strecke tollePlätze zum Verweilen, an Bächen, Seen, an einem Canyon aber leider alle, durch den aufgeweichten Boden nicht befahrbar. Hier bräuchte man einen Panzer.

Chelgerd selbst hat in keiner Weise den Charme eines Skidorfes, so wie wir das kennen. Wie überall hier einstöckige Betonbauten, an denen die verrosteten Eisenstangen für den (geplanten?) zweiten Stock in die Höhe ragen.
Nix wie durch. Noch ein Stück höher Richtung Skigebiet.
Auf 2600 Metern Höhe wird es schmaler. Ich frage mich, was wir hier eigentlich machen… Wer hatte doch die Idee hier hoch zu fahren?

Ob wir vielleicht jahreszeitlich doch zu früh dran sind für diese Region?

Ich steige irgendwann mal aus. Selbst eisiger Wind und Schmelzwasser unter den Pfoten hält Pepe nicht davon ab, mich zu begleiten. Lord Gizmo beguckt uns vom Cockpit aus und verdreht wohl die Augen.
Die Daunenjacke immer noch im Staufach, gehe ich zügigen Schrittes um mal zu gucken, was da noch so kommt.
Und schließlich die unausweichliche Tatsache: Hier geht es nicht mehr weiter!

Die Sonne kommt durch und plötzlich haben wir Kaiserwetter. Die Murmeltiere ohne Heizung treffen jetzt auch ein. Wir beschließen, hier oben zu bleiben.
Der Grund: Keiner hat mehr Lust auf eine Stellplatzsuche 😉

Tja, und hier, an der wohl (hoffentlich) kältesten Stelle im Iran auf der Rückreise beschließen wir, den Blogeintrag zu splitten bevor er Überlänge erreicht.
Das war Teil 1 von Bandar nach Chelgerd bei Schar-e Kord, bewältigt in knapp einem Monat.
Könnte ein Rekord sein im entschleunigten Reisen 😉
Wir kommen wohl zurück zu unserem wahren Naturell. Auch Dank der Murmeltiere. In der Schweiz geht sowieso alles gaaaanz läääääässig.
Außerdem haben wir ja ein Zwei-Monats-Visum …..

Oman – Masirah Island

Februar 2019

Immer wieder werden wir belächelt oder aufs Schlimmste ausgelacht.
Urlaub? Ihr macht Urlaub?
Jawoll, wir machen Urlaub auf Masirah Island.

Luft auf die Reifen für den Asphalt, Luft ablassen für den Sand. Ein ewiges Hin und Her, schon auf dem Festland. Hier auf der überschaubaren Insel lösen wir das ganz einfach:
Mit zwei Bar Luft auf den Reifen tuckern wir gaaaanz langsam auf den Asphaltstraßen, immer am türkisblauen Meer entlang, gewappnet für einen Abstecher nach dem anderen in den Sand. So kommen wir an die schönsten Stellplätze, direkt am Meer meist mutterseelenallein.

Ganze drei Wochen werden es, die wir auf Masirah Island schließlich verbringen. Es ist ein Traum hier.

Zunächst ist die Ostseite an der Reihe: Hier rauschen riesige Wellenbrecher vom offenen Meer heran. Es bedarf einer lauten und deutlichen Satzformulierung um sich verständigen zu können. Eine herrliche wilde Natur mit kilometerlangen Sandständen.

Ein seltener Anblick: Achim in Panik. „Hol‘ den Pepe rein! Da sind Geier!“
Nach einer Debatte zwischen Eheleuten, ob dieses verzottelte Federvieh nun ein Geier oder eine besondere Möwe sei, lassen wir uns später aufklären von einem Ornithologen:
Dies ist ein Schmutzgeier. In unseren Breiten selten, hier häufig anzutreffen. Allerdings wird ein Rollmops wie Pepe nicht zu seiner bevorzugten Beute gehören..

An der „Taille“ der Insel überqueren wir die selbige um die Flachwasserlagunen an der Südseite der Insel zu besuchen.

Hier findet man türkisfarbene Lagunen, flaches Wasser und Strände mit feinstem, weißem Korallensand. So weiß, dass ohne Sonnenbrille gar nichts geht.

Sonnengetrocknete Fische liegen hier im Sand, Pepe futtert sich mal wieder rund. Vielleicht in Erinnerung an seine ersten Überlebensjahre auf Lanzarote.

Unsere Hoffnung auf eine Bockwurst mit sauren Gurken zerschlägt sich: Alex, der Betreiber der Kite Station ist ebenfalls auf Urlaub. In Deutschland.
Es ist fast nichts los an der Station, während der Windsaison muss es hier aber sowas von schön sein! Ein perfektes Kite Revier!

Ein Stückchen entfernt finden wir einen Platz mit Malediven Feeling:

Die Hunde auf ständiger Krabbenjagd.


Auch ein Sichtjäger kann manchmal versagen:

Sandkastenspiele:

Achims Frühstücksritual:

Zur Stärkung, um die Staukiste zum fünften mal zu richten. So schön war sie noch nie:

Wir verabschieden uns von den Fischermännern

Die Insel eignet sich hervorragend für ein Fahrtraining.

Die ganze Insel wollen wir umrunden, müssen aber nach Verbrauch unserer nassen Reserven immer mal wieder zurück in die einzige größere Stadt Hilf zum Wasserbunkern.

Mittlerweile lernt man Wasser zu sparen. Zum Beispiel, indem man Nudelwasser zum Haare waschen benutzt.

Das war natürlich ein Scherz.

Die Nachfrage in der Stadt, wo denn die Wasserstation sei, beschert uns letztendlich die Bekanntschaft mit einer Großfamilie. Hier bekommen wir Wasser.
Inklusive Gesichtsmaske, Tee, Kaffee und traditioneller Süßspeise.

Die Hunde bleiben lieber mal im Wombat und sind wie immer die Attraktion.

Es gibt auf dieser Insel eine unglaubliche Vogelwelt, ein riesiges Fischaufkommen, viele wilde Kamele, einige Ziegen, viele, viele Krabben und
zwei Hunde.
Das sind Gizmo und Pepe.
So stürmen in der Stadt wieder mal die Menschenmassen auf uns zu.

An den Anblick von Scheichs (natürlich nenne ich sie nur so. In Wirklichkeit sind natürlich nur die wenigsten echte Scheichs) haben sich unsere Hunde nun auch gewöhnt. War der Auftritt mit wallenden, weißen Gewändern und Turbanen doch zu Beginn recht ungewohnt, so nimmt man mittlerweile mit Gelassenheit hin, dass ein netter Scheich, das ungewöhnliche Objekt Hund an seiner Leine ausführt.

Mit den vollen Wassertanks und Nahrungsmittel für die nächste Woche trödeln wir mit unseren platten Reifen wieder an die Südküste.

Dies war einer unserer Lieblingsplätze. Korallenriffe laden zum Schnorcheln ein und auch die Hunde haben einen riesen Spaß:

Wir sorgen für einen unglaublichen Gestank in unserem Rollhaus für die nächsten zehn Tage:
Die Küche wird geweißelt. Mit völlig ungiftiger Farbe für den Innenbereich, gekauft in Oman 😉

Das Meer muss hier sehr fischreich sein. Unzählige Fischerboote sieht man auf dem Wasser.

Wir hatten zur Abwechslung schon Pasta auf dem abendlichen Speiseplan, da kommen drei junge Fischer an, landen und beschenken uns reich:

 „Do you want lobster?“

Mir steckt ein Kloß im Hals, dass diese wundervollen, bunten Exemplare auf der Holzkohle enden sollen. Ein Jammer!

Na ja. Tot sind sie ja schon, wir nehmen dankend an und verabreden uns mit den erfolgreichen Jägern zum gemeinsamen Abendessen.

Es folgt die schier aussichtslose Suche nach Brennholz für das Barbecue auf einer Insel ohne Bäume. Reich gesegnet dank einer Siedlung mit verfallenen Holzhütten sieht das Ganze bald so aus:

Und der Abend endet mit dem Hochgenuss von zartem, weißem Langusten Fleisch zwischen den Zähnen, rollenden Augen und grunzähnlichen Geräuschen um das Lagerfeuer herum.

Wir umrunden die Spitze der Insel.
Dies ist (vorerst?) der süd östlichste Punkt, den wir auf unserer Reise erreichen.

Auch hier überall die Spuren von nächtlichen Aktionen der eierlegenden Meeresschildkröten.

Der nächste Stellplatz: An der offenen Seeseite, dennoch etwas abgeschirmt und gut zum Baden, da die Wellenbrecher nicht ganz so hoch sind.

Man möchte die bunten Meerestiere ungern essen, so schön sind sie. Aber diese hier landen schließlich doch auf dem Grill:

Die gesamte, dem offenen Meer zugewandte Küstenseite, ist abschnittsweise Brutgebiet für Meeresschildkröten. Und zwar ein sehr wichtiges. Würde der Mensch hier touristisch erschließen, wäre das ein Desaster. Dem Himmel sei Dank: Das Land Oman ist reich genug. So kann man nur hoffen, dass diese unberührten Strände, den Kröten überlassen, auch unberührt bleiben.

Immer wieder beobachten wir nachts das mühevolle An-Land-Kriechen der weiblichen Kolosse, wie die Wilden schaufelnd um ihre Eier abzulegen.

Aber wir werden nicht nur Zeuge des Werdens sondern auch des Vergehens.
Eine rührende Geschichte:

Auf meinem Abendspaziergang mit den Hunden treffe ich auf eine uralte Meeresschildkröte auf dem Strand. Ihre Patina: Zeugnis von einem langen, langen Leben. Miesmuschelberge auf dem Panzer angebacken, eine fette prangt direkt auf dem Kopf. Die Lederhaut dick und fest. Wir gucken uns direkt in die Augen. Ich kam mir vielleicht klein und unwichtig vor!
Wo die schon überall war?
Zwei Weltkriege hat sie mit Sicherheit überlebt.
Und was macht sie? Mühevolle Kreise drehen im Sand. Irgendwie sieht das so verzweifelt aus und ich frage mich, ob sie auf Grund ihrer Altersschwäche nicht zurück ins Meer findet.
Ich ziehe am Panzer. Hundert Kilo?
Oder will sie hier sterben?
Wie auch immer, ich mobilisiere Achim, der gerade mit einer Entzündung im Mittelfuß kämpft aber dennoch mit humpelt.
Zu zweit schaffen wir es von hinten unter den Panzer zu greifen, und 1 und 2 und 3, stückchenweise das Schwergewicht Richtung Wasser zu zerren. Und werden schließlich erfolgreich.
Nun ja, wir beide. Die Kröte aber plantscht wie wütend ein paar Runden, um dann wieder zu stranden.
Also doch: „Ich glaube, die wollte hier sterben.“
Wir trotten traurig zum Wombat zurück. Wobei eigentlich nichts Trauriges dabei ist, sofern das Großmuttertier nicht krank war sondern einfach nur alt.
Ich frage mich, ob Meeresschildkröten nicht nur zum Eierablegen sondern auch zum Sterben wieder an den Platz zurückkommen, an dem sie geboren wurden.

Am nächsten Morgen liegt sie friedlich eingeschlafen dort, wo sie umständlich und zweifach gestrandet war.

Eigentlich wollten wir nach der zweiten Woche Masirah wieder rüber ans Festland fahren, um uns in die sogenannten „Sugar dunes“ zu stellen. Das Gebiet um die Halbinsel Hikman muss herrlich sein, mit riesigen, weißen Sanddünen und türkisfarbenen Lagunen, ebenfalls ein Kite Revier bei Sommer Monsun.
Nachdem wir jedoch recherchierten, dass die Offroadstrecke dorthin durch salzhaltiges Gebiet führt und immer wieder vor „stucking“ (wohlgemerkt von kleinen Jeeps!)  und dem „Verdursten“ gewarnt wird, haben wir augenzwinkernd davon abgesehen, unsere 12-Tonnen noch einmal aus dem Salzboden ausbuddeln zu müssen..

Kurzerhand folgt der Beschluss: Wir bleiben noch eine Woche auf Masirah.             

Noch ein paar Eindrücke vom Inselleben:

Wir sind ein wenig wehmütig weil es jetzt wieder Richtung Norden geht.
Wir verlassen Masirah Island.

Und wieder warten wir auf der Fähre, dass diese endlich voll wird.

Das wäre auch ein toller Lebensentwurf. Aber leider sind die Kutter nicht hochseetauglich:

Völlig eeeentspannt verlassen wir Masirah Island mit einem Sack voller Muscheln und einer wieder aufgeflammten Reiselust.

Wir kommen nicht weit, treffen auf ein äußerst lustiges, lebensfrohes Gespann:
Gabi mit Frank aus Deutschland mit ihrem Paula-Laster und Christina mit Martin aus der Schweiz mit  Murmeltieren in Öl auf dem Reisegefährt.

Kurzerhand beschließt man zu pausieren und gemeinsam den Tag zu verbringen. Es wird ein richtig lustiger Tag.

Am kommenden Tag stranden wir vor dem Wadi Shab. Das Selbige wird durchwandert:

Im Wadi beglücken uns mehrere Reisegruppen.
Es wird ganz lustig am Ende des offiziellen Wanderwegs, gemeinsam mit den Passagieren der Aida in den Pools zu schwimmen.
Ich warne vor den Wasserschlangen und bin bald alleine da drin.

Völlig unkompliziert beantragen wir das Visum für den Iran in Muscat und machen uns nach zwei Monaten in Oman auf den Weg Richtung Grenze zurück in die Emirate.

Man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben. So überschwänglich hatte ich die Unkompliziertheit der Grenzüberquerungen mit unseren Hunden gelobt. Man belehrte uns eines Besseren:

Die Einreise vom Oman in die Emirate ließ uns gefühlte zehn Jahre altern:

Ich führe das Problem hier auf, auch für ambitionierte Omanreisende mit Hunden im Auto, die sich auf unsere Seite verirrt haben, nehme allerdings vorweg: Nur wir haben diesen Mist erlebt. Eine Hand voll zeitnah Reisender mit Hunden sind alle komplikationslos durchgekommen, ob geflüchtet, mit versteckten Hunden oder einfach mit Glück ohne Anwesenheit eines Veterinärarztes.

Das sind die bürokratischen Fakten:

Um in die Emirate mit Hunden einreisen zu dürfen benötigt man ein besonderes Import Permit, bestehend aus einer aktuellen veterinärmedizinischen Untersuchung, eines Antikörpertests für Tollwut neueren Datums, Impfungen und dazu eine Zahlungsbestätigung einer beachtlichen Summe Geldes.
Unseres Wissens reichen regelmäßig durchgeführte Tollwut Impfungen zusammen mit einem einmaligen Antikörpernachweis (auch älteren Datums) aus, um einen ausreichenden Schutz vor Tollwut nachzuweisen. Das war auf unserer Reise bisher immer so.
Hier in den Emiraten nicht. Oman gilt als tollwutgefährdetes Land und die Auflagen sind strenger, in die Emirate einzureisen.
Wobei ich mich frage, wie Kamele und Krabben Tollwut übertragen können. Etwas anderes haben unsere Hunde nicht getroffen…..
Tja, um dieses Permit zu erhalten, hätten wir zurück in den Oman reisen müssen und für das Procedere Monate gebraucht. Wie soll das funktionieren mit abgelaufenem Visum? Immer wieder rein und raus?

Unser erster „Grenz-Tag“:
Grenzübergang Fudschaira, Aufenthalt 7 Stunden zwischen zwei Schlagbäumen:
Ausreise Oman, Einreise Emirate, „Stempelei“ bis zum letzten Schlagbaum an der Grenzstation, Zoll und Veterinärmediziner. Auflagen nicht erfüllt. Lange, lange Diskussion, schließlich hat man uns am Hafen von Schardscha, kommend aus dem Iran problemlos einreisen lassen mit den Vierbeinern.
Am Ende rät man uns, nach Hause zu fliegen, die Nerven explodieren, Kehrtwende.
„Stempelei“: Ausreise Emirate, Einreise Oman bis zum Schlagbaum. Ein omanischer Grenzmann holt uns zurück, „das muss doch funktionieren“. Erneute Dokumente, „Stempelei“, fünf Tees.
Einreise in die Emirate bis zum Schlagbaum beim Veterinärmediziner. Erneute Diskussion, weitere zwei Stunden. Nichts zu machen. Kehrtwende. Ausreise Emirate, Einreise Oman, wieder „Stempelei“. Durch den Schlagbaum in den netten Oman zum Strand vor dem Grenzübergang.

Die Hunde müssen Energie los werden und jagen tollwütige Katzen an der Steinmole.

Was tun?

Ein nächster Versuch, zweiter „Grenz-Tag“:
Grenzübergang Hatta, Aufenthalt 13 Stunden zwischen zwei Schlagbäumen:
Wir probieren es am Grenzübergang Hatta. Ein Verstecken unserer Chaoten wäre nur mit Vollnarkose möglich. Also liegen sie einfach beleidigt hinten in der Kabine.
Ausreise Oman, Einreise Emirate, „Stempelei“ bis zum letzten Schlagbaum. Zoll. Und oh nein: Man guckt ins Auto. Hunde? Ab zum Veterinärmediziner. Gleiches Pozedere. Letztendlich kann man uns nicht sagen, was wir tun sollen, man ist schlichtweg ratlos. Kehrtwende, „Stempelei“, Einreise zurück in den Oman. Achim steht fix und fertig am letzten Schalter für den (vorerst) letzten Stempel und macht wohl einen äußerst Mitleid erregenden Eindruck.
Da fallen Engel vom Himmel: Jasmin und Rua. Jasmin, mit deutschem Vater, in Dubai wohnhaft und auch des Arabisch mächtig: „Ich hole Euch da raus! Das wollen wir doch mal sehen! Meine Mutter ist Rechtsanwältin“
Ich gucke mir diese quirlige, liebenswerte und selbstsichere junge Frau an und denke: Wenn nicht sie, dann keiner!

Ich verkürze hier: Jasmin versucht alles! Alle sind sie auf unserer Seite, sämtliche Zollbeamten, Büroleute und sogar der Veterinärmediziner. Aber das System…
Es wird gemailt, angefragt, erklärt bis auf höchste Ebene. Wir warten, heulen und beten. Gegen Mitternacht dann endlich von ganz oben eine Antwort: NEIN!!

Es dauerte keine drei Minuten, wir hauen einfach ab, packen unsere Hunde ein, starten den Motor und fahren hinter Jasmin und Rua durch den letzten, offenen Schlagbaum einfach in die Emirate ein. Der Mann in dem letzten Häuschen knotet wohl gerade seine Schnürsenkel….
Ich glaube, keiner der anwesenden Arbeiter hat ernsthaft geglaubt, dass wir wieder in den Oman zurück fahren. Irgendwie waren sie alle irgendwo verschwunden um ihre Blase zu entleeren oder in den Mond zu gucken. Und vielleicht heilfroh und erleichtert, dass dieses jammervolle Gespann endlich einfach da durch fährt……

Mit einem Dutzend Einreise- und Ausreisestempeln im Reisepass „düsen“ wir des Nachts hinter dem Auto von Jasmin und Rua durch die Berge Richtung Dubai, machen Stopp in der Wildnis und haben uns erst einmal alle in den Armen.

Zwei Tage später treffen wir wieder in Dubai ein. Wir harren noch ein wenig länger hier aus. Die Fähre in den Iran zu unserem geplanten Termin wurde nicht eingesetzt. Wir warten bis zum nächsten Sonntag, es gibt Schlimmeres 😉

Ausflug in die Duabai Marina:

„Iran is great“ mangels bürokratischer Papiere immer noch am selben Platze:

Mit akribischer Regelmäßigkeit begibt sich die Familie in die Stadt zum “Sporteln”.
Ein wenig Gymnastik kann mir nicht schaden, denke ich, schließe mich an und …
…. wo lande ich?
In einer Zirkusschule!

 

 

 

 

Arabien – Oman

10. Januar 2019

Es geht über die Grenze zum Oman.
Aus der Vogelperspektive drehen wir eine dreiviertel Stunde Achten. Drei Mal durch den Schlagbaum zum Oman, zwei Mal durch den Richtung Emirate wieder zurück. Man ist sich nicht einig, was ein Carnet de Passage ist und wo dies abzustempeln sei und so kreiseln wir herum im Grenzgebiet.
Danach kennen uns alle Grenzbeamten gut!
Inklusive tierischer Beifahrer:
Sollte sich jemand fragen, ob es problematisch ist, mit Hunden in den Oman zu reisen, so lautet unsere klare Antwort: Nein. Nicht für uns. Man hört ja so Einiges, Unklares…
Vielleicht liegt es an der Offensichtlichkeit und Selbstverständlichkeit, mit denen unsere zwei mitten im Fahrerhaus thronen und sofort Sympathie ernten. Versteckt man seinen Vierbeiner im hinteren Eck des Wagens, vielleicht noch angeleint und protestierend, könnte eine Kontrolle eher wahrscheinlich sein. Soviel zu unserer persönlichen Theorie.

Wir sind also in den Oman eingereist, freuen uns auf die endlosen Sandstrände, die Dünen und Wadis und hoffen, dass die Melonen hier günstiger zu ersteigern sind als für umgerechnete 10 Euro.

Die Fahrt geht an der Küste entlang. Die ist bis Maskat so ziemlich verbaut. Also geht es etwas zügiger voran. Wir treffen die „Lasterliebe“ wieder. Dany, Andy mit ihren zwei Kindern sowie Punktehund Meggy, eine Dalmatiner Dame in eben diesem Laster unterwegs. Im Norden Irans hatten wir uns kennen gelernt.

Endlich einmal wieder: Ein langer, endloser Sandstrand, Der Sawadi Beach:

Aber nicht mehr lange so leer. Es ist Wochenende, also ein Freitagabend. Unzählige Familien tummeln sich bald um uns herum und mit ihnen unzählige Feuerstellen und unzählige Fleischspieße.

Nachdem uns Gizmo einen riesigen Berg anverdautes Hundefutter vermischt mit Tortellini, Kebab Stücken, Brot, Kartoffelsalat und Silberzwiebeln vor unserem Kühlschrank präsentiert, ist eine Umsiedelung empfehlenswert.

Wir landen ein paar Kilometer weiter am gleichen Strand jedoch ohne kulinarische Verführungen für die Hunde:

Seit langer Zeit genießen wir wieder einmal ein freies Strandleben:

Familie Lasterliebe und Strandbesucher in Aktion:

Wir kratzen uns am Kopf und überlegen, woher wir in diesem Wüstenstaat unsere 400 Liter Wasser für die Tanks auftreiben können. Eine Menge ist das. Und Wasser ist hier kostbar.

Gebrauchswasser für die Haushalte wird in Entsalzungsanlagen produziert und in LKWs an die Bevölkerung verteilt.

Wir haben schon erlebt, dass wohlhabende Omanis mit großem Wasserspeicher auf dem Dach gerne abgeben. Sind sie doch begeistert über die Anwesenheit bekloppter Europäer mit dem Riesenauto in ihrem Garten.

Eine weitere Möglichkeit:
Suche ein nicht ausgetrocknetes Wadi auf.

Wir stehen im Wadi Al Abyadh. Rauschendes, kristallklares Wasser!

Zwei Tage herrscht emsiges Treiben. Zwei 30 Meter lange Wäscheleinen werden zwischen Wombat und Laster gespannt. Die Pumpe steht im Bachbett, von Topflappen über Hundebett bis zum Überzug vom Beifahrersitz, alles wird gewaschen.

Hinter unserem Stellplatz geht es weiter in das Wadi hinein.

Hartgesottene Jeep Fahrer sind hier wohl noch unterwegs, man sieht Fahrspuren im Kies durch das fließende Wasser. Man müsste sich schon wohlüberlegt von Gestein zu Gestein schlängeln mit unseren Lastern.
Wir begnügen uns mit dem Durchlaufen des Tals:

In Maskat verlängern wir schon einmal unser einmonatiges Visum. Das geht hier rechtzeitig, nicht wie im Iran, wo man erst drei Tage vor Ablauf des alten Visums erfolgreich damit wird. So haben wir jetzt entspannte sechs Wochen zum Bereisen des Omans.

Einen schönen Stellplatz finden wir unweit des Flughafens am Strand.

Mit perfekt organisierter Strandsäuberung wie überall hier im Oman. Bisher.
An den gestrandeten Kugelfisch wagt man sich jedoch nicht mit der „Müllzange“:

Ein sauberes Land oder wie es Andy treffend ausdrückt: „Der Oman ist ein schickes Land.“

Das ist nicht nur für die Strände und Städte zutreffend, sondern auch für die Bekleidung der Einheimischen. In ihren schneeweißen, gestärkten Gewändern, den Dischdaschas, riecht man die Männer schon von weitem. Die duften vielleicht!

Wir schlängeln uns die Berge hinauf Richtung Süden. So sieht die Großstadt von der Ferne aus:

So erscheinen oft die Wohnhäuser:

Wir landen im Wadi Arbiyyin:

Es hat uns nicht vom Hocker gerissen, das Wadi. Stellten wir uns die angepriesenen Wasserkaskaden doch ein wenig berauschender vor.

Dennoch übernachten wir friedlich unter quakenden Fröschen mit einem tollen Echo.
„Pepeee – eeeeee, Gizmoo – ooooooooo“

So sieht die Küste zwischen Maskat und Sur aus:

Nördlich von Vis am Strand kommen wir zum Stehen.
Wir vermerken einen weiteren Punkt in unserer Zerstörungs-Statistik:

Achim wird zwei Tage nicht mehr lustig. Dabei ist es nur ein blödes
I Pad, welches er überrollt hat.

Es ist Wochenende. Unsere Nachbarn kochen Köstliches. Und teilen gastfreundschaftlich.

Alles hat seine Grenzen. Auch das Wombat. Nämlich im Tiwi Wadi. Angepriesen als eins der Schönsten pfriemeln wir uns lediglich durch das erste Dorf, äußerst enge Gassen und mit einem Haufen Gewinke. Kommen danach zu Stehen und wir beschließen eine Trennung: Frau mit Hunden wandert, Mann bunkert Wasser mit der Gießkanne an einer Quelle ohne Anschluss.

Es scheint in diesem Lande so, dass beste Bedingungen für körperliche Ertüchtigung vorherrschen bei einer hiesigen Wettervorhersage für 80 Prozent Regenwahrscheinlichkeit.
Kein Regen, dafür den ganzen Tag Schatten und angenehme 23 Grad. Da haben sogar die Hunde Lust! Durch das meines Erachtens für große Trucks unbefahrbare, enge Tiwi Wadi laufen wir drei hinauf.

Und finden tatsächlich so etwas:
Ein vorbildlich markierter Wanderweg das Tal hinauf. Und das im Oman!

Zunächst führt dieser oberhalb am Hang entlang..

Später zeigt mir die Dorfjugend den idyllischsten Tarzan Platz. Hier geht es dann nicht mehr weiter.

Unsere Guides:

Am späten Abend, es ist schon dunkel, kommen wir am Strand in Al Haad an. Es stürmt gewaltig!
Achim stellt sich in den Windschatten einer stabilen (!) Fischerhütte aus Stahlrohrrahmen.

Der Morgen darauf:

In Erwartung eines fröhlichen Tages (nichtsahnend der unheilvollen Kaskade, die noch kommen wird) schnappe ich mir den Fotoapparat um die riesigen Wellenbrecher festzuhalten an unserem herrlichen Sandstrand, den wir nun bei Tageslicht sehen. Es stürmt noch immer verrückt, die Hunde stellen sich tot.

Da stehe ich nun meditativ fotografierend und es macht urplötzlich einen ohrenbetäubenden Krach. Ich brauche die Kamera nur nach links zu drehen für den Schnappschuss des Tages:

Die (stabile) Fischerhütte kracht auf unser Wombat.
Relativ unbeschadet kommen wir aus der Sache wieder heraus. Achim macht einen lebensrettenden Hechtsprung als das Gestänge durch eine Windböe unser Auto wieder scheppernd los lässt.

Sein Fußknöchel ist geprellt und die Aluleiter für den Ein- und Ausstieg hat einen Knick.

Wir vermerken einen weiteren Punkt in unserer Zerstörungs-Statistik.

Auf dem Weg in die Stadt heißt es mal wieder Luft ablassen aus den Reifen. Wir haben uns zu guter Letzt noch eingebuddelt im Sand…
Aluminium Vierkant Stangen sind nicht auffindbar in Al Haad. Wir werden uns wohl mit der Klappleiter begnügen müssen in den nächsten Wochen.
Als Nächstes könnte passieren, dass einer von uns ins Nichts stürzt, in Erwartung der flacheren Treppe beim Ausstieg….

Ich komme zu der Einsicht, dass unsere Pannen nichts mit einer Sternenkonstellation zu tun haben.
Jetzt kann jeder selbst interpretieren 😉

Etwas südlich von Al Haad gibt es einen „Turtle watching beach“. Hier stellen wir uns hin, vor den weißen, feinen Sand mit den unzähligen Eierablagelöchern.

In Erwartung dessen, was kommen wird am Abend.

Bevor die Turtles kommen kommt das Amt. Wir müssen den Platz verlassen über Nacht. Was ja eigentlich auch gut ist für die Ungestörtheit der Urtiere. Außerdem erwarten uns noch bessere Plätze zum Beobachten.

So. Nun sind wir um die „Ecke“ gefahren. An der Landspitze bei Al Haad wechseln die Meere. Wir fahren nicht mehr am Golf von Oman entlang sondern am Arabischen Meer.

Ras Al Jinz. Hier, etwas südlich von Al Haad an der Küste reiht sich ein atemberaubender Sandstrand nach dem anderen hinter steilen Felswänden.

Omans naturbelassenen Küsten sind seit jeher ein bevorzugtes Eiablagerevier für Meeresschildkröten. Vor allem die Grüne Meeresschildkröte kommt scharenweise zur Fortpflanzung hierher.
 
Es gibt wohl einen kommerziellen Platz für „Turtle Watching“, an dem man auch Eintritt zahlen muss. Wir landen weiter nördlich, dort, wo Freiheit herrscht.

Hier oben kommen wir zum Stehen und blicken auf ein Paradies:

Unzählige Eiablage-Mulden der Riesenkröten sind zu sehen. Mit ihnen die Spuren im Sand.

Ein bisschen kraxeln muss man schon, um zum Strand zu gelangen. Nichts Dramatisches, sogar zu bewältigen für Gizmo und Achim.
Dort unten am Tage ist Baden angesagt.

Ab und zu kommt uns ein knuffiger „Scheich“ besuchen.

Hier lernen wir auch Drago kennen, unterwegs als Backpacker, momentan mit Leihwagen, ebenfalls nach Verkauf aller Habseligkeiten unterwegs in der Welt.
Rinder Stew auf dem Lagerfeuer und einen tollen Abend haben wir zusammen auf unseren Felsen da oben. Allerdings in der ersten Nacht nicht das Glück, dass sich ein Kröten Weib seines Nachwuchses entledigen möchte. Allerdings beglückt uns ein nicht weniger beeindruckendes Naturphänomen: Die hereinrauschenden Wellen fluoreszieren in der Nacht leuchtend grün. Wir stehen mit offenem Mund da.
Dieses Meeresleuchten wird wohl durch Planktonalgen ausgelöst. Biolumineszenz, ausgesendete Lichtblitze, ein leuchtendes Meer! Herrlich!

Mit Ernsthaftigkeit und ohne Ablenkung (Drago ist wieder abgereist), erwarten wir die nächste Nacht und bauen uns vor dem Abhang unseren „Turtle Watching Aussichts Platz“:

Der Mond geht auf. Eine tolle Stimmung. Gizmo ist voll ausgelastet und vertreibt in regelmäßigen Abständen einen Fuchs, welcher auf frisch geschlüpfte Kröten wartet.
In schläfrigem Zustand, den Blick hinunter auf den mondbeschienenen Strand fange ich gerade an, einen unbändigen Wunsch nach einer frischen Laugenbretzel zu entwickeln.
Da flüstert Achim: „Es kommt eine!“ Und gegen Mitternacht kriecht eine riesige Kröte an Land.

Was empfindet man beim Beobachten? Ehrfurcht und eine tiefe Verbindung mit der Natur…..

Das riesige Panzertier wurschtelt sich da hinauf aus dem Wasser in den Sand. So gar nicht ihr Element, festen Boden unter den Flossen. Wenn es dann genehm ist, wird ein Loch ausgehoben. Mühsam und anstrengend sieht das aus. Und es dauert!!

Am nächsten Morgen blicken wir auf die Zeugen von weiteren nächtlichen Aktionen: Die markanten Spuren der Panzertiere. Fünf weitere waren da, als wir uns jedoch im Tiefschlaf befanden.

Unser unberührter Strand wird entdeckt. Eine Gruppe polnischer Touristen und eine Familie aus Slowenien bauen ihre Zelte auf. Gemeinsam in der Nacht robben wir auf dem Strand Richtung Ort des Eierablagegeschehens und beobachten mit Sand in den Ohren.

Am nächsten Morgen in aller Früh ruft unser knuffige „Scheich“. Er sitzt in einer Sandkuhle und puhlt junge Kröten aus dem Loch. Leistet Hilfe. Anscheinend traut sich keine Babykröte mehr heraus denn die Ersten sind dem Fuchs zum Opfer gefallen. Gizmo befindet sich nämlich noch im Tiefschlaf.

Wir stürmen alle an den Strand:

Wir erleben das Naturschauspiel „Vom Loch zum Meer, die zehn schlimmsten Meter meines Lebens“, staunen, sind ergriffen aber auch äußerst belustigt.
Und man fragt sich, was wohl besser ist: Durch einen Geburtskanal die Welt zu erblicken oder solche Strapazen auf sich nehmen zu müssen:

„Was ein Mist. Ich sehe nichts.“

Wasser in Sicht!! In die Brandung..

Im Durchschnitt nach zwei bis drei Waschgängen..

… endlich geschafft!!

Leider uscharf aber nicht vorzuenthalten:

Fakten zum Staunen:

Jährlich kommen etwa 30000 Schildkröten in diese Bucht um ihre Eier abzulegen.
Eine Schildkröte wird geschlechtsreif mit 35 – 40 Jahren.
Dann legt sie 70 bis 120 Eier in eine Mulde am Sandstrand.
Das Ganze dauert etwa 2 Stunden.
Das macht sie 2 bis 3 mal im Jahr. Pausiert aber anschließend für 2-3 Jahre.
Nach Schätzungen werden von 1.000 gelegten Eiern nur 1-2 Tiere geschlechtsreif.
Und das weil Füchse, Meereskrebse und hungrige Vögel lauern um sich satt zu essen.

Als wir die Wusler bis zu ihrem ersten Sprung in das Meer beobachten, fragen wir uns, ob wohl eine von denen, zu einer Zeit, in der wir vielleicht nicht mehr unter den Lebenden weilen, an diesem Platz ihre Eier ablegen wird.

Interessanterweise kehren Schildkröten nämlich zur Eiablage immer an den Strand zurück, an dem sie geschlüpft sind, obwohl sie oftmals tausende Kilometer zurücklegen müssen. Auch wenn sie aus Afrika oder Indien zurück schwimmen müssen….

Letzte Strandimpressionen und dann geht es weiter Richtung Süden:

Richtung Süden also. An der Küste entlang.
Und wir treffen die Lasterliebe wieder an einem weiteren Schildkröten Strand:

Am Ende des Strandes ein felsiges Naturschauspiel:

Unser nächstes Ziel ist die Insel Masirah.

Die Küste ist ein einziger, langer Sandstrand. Manchmal fahren wir durch gigantische Sanddünen.

Wir haben eine weitere Möglichkeit zum Wasserbunkern gefunden: Öffentliche Toiletten. In diesem Falle gleich mit Vollverpflegung:

Der Toilettenwärter freut sich wohl über diesen außergewöhnlichen Besuch mit außergewöhnlichem Anliegen.

Am Ende des Tages eine traurige Staukisten Statistik:

„Destroy the world“ statt „Explore the world“?
Ein Rückwärtsgang zu viel. Rums in einen LKW.
Ohne weitere Worte…
Nur: Ob es sich lohnt, diese ein fünftes Mal zu richten????

Wir kommen schließlich an, am Hafen für die Überfahrt nach Masirah Island.

Zwei Möglichkeiten hat man hier zum Übersetzen: Eine schickes, großes Schiff einer Fährgesellschaft mit termingerechter Abfahrt

oder der Seelenverkäufer längsseits liegend: Ein privater Kahn, ein verrostetes Elend vorsintflutlichen Baujahrs, Abfahrt wenn voll.
„Wir sind ja unerschrocken“ denken wir bei dessen Anblick, kümmern uns aber zunächst einmal um Variante Eins.

Aus dem schicken Schiff kommt ein ebenso schicker, junger Kapitän (looking like Brad Pitt – in jungen Jahren) aus Estland, misst an unserer Reifenbreite herum und rechnet bis er schließlich den Kopf schüttelt. Nein, die moderne Fähre hat einen Alu Boden. Die Punktbelastung wäre zu groß. Wir können leider nicht mit.
Aber wir verkörpern mal wieder den Traum für die Rentenzeit und haben kurzerhand einen kaffeetrinkenden Kapitän auf der Sitzbank des Wombats.

Also nun doch: Zum Seelenverkäufer nebenan. „Safety First“ steht in großen Buchstaben auf dem verrosteten Kahn. Die Bodendielen auf dem Deck schlagen Wellen…
Nur Äußerlichkeiten! Der Kahn hat einen Stahlboden, unverwüstlich. Das Wombat steht!

Man verlangt 35 OMR für die kurze Überfahrt. Wir schlucken. Da hatten wir aber von ganz anderen Zahlen gehört.

Um es vorweg zu nehmen: Die haben sich wirklich gelohnt, die omanischen Rials. Die Insel Masirah ist ein Traum.

Knapp über eine Stunde Überfahrt, Land ist beruhigender Weise immer in Sicht, erreichen wir Masirah Island.
Es gefällt uns hier auf Anhieb.

Sie ist nicht groß die Insel, etwa 90 Kilometer lang und 14 Kilometer breit.
Was macht sie nun aus?

Eine Natur, die sich ungestört vom Menschen entwickeln konnte.
Kilometerlange, einsame Sandstrände, Korallenriffe zum Tauchen, Flamingos in freier Wildbahn, brütende Wasserschildkröten – ein Refugium für die Tierwelt.
Wir hoffen auf das Glück, Wale oder Delphine und all das andere zu entdecken.

Tourismus gibt es kaum. Und vielleicht hat man Glück, dass dies so bleibt da dem Sultanat Oman viel am Schutz der unechten Karettschildkröte liegt. Diese ist vom Aussterben bedroht und hat hier auf der Insel ihr größtes Nistgebiet.

Zu guter Letzt: Hier herrschen ideale Bedingungen für den Kite Sport. Der Monsun bläst allerdings nur in den Sommermonaten stark mit 20 bis 45 Knoten. Es gibt aber auch den Wintermonsun, arabisch “Jamal” genannt. Mit weniger Windgeschwindigkeit für ältere Damen.
Und eine ganzjährig geöffnete Kite Station im Westen, betrieben von einem Deutschen namens Alex. Man munkelt, mit Quelle zu Bockwürstchen und sauren Gurken….

Es geht also los mit dem Erkunden!
Von der Hafenstadt Hilf aus, eine Umrundung zunächst über die Ostküste. Das offene Meer, Wellenbrecher rauschen an. An vielen Spots hier springen im Sommer die hochkarätigsten Kite-Surfer über die Wellen.

Hier am Beach Bayad heißt es hündisch:
Sitz – Platz – Bleib!

Sonne tanken, Baden mit Schleudergängen, Lesen, Schreiben, Zeichnen und sich der Belustigung über die Hunde am Nachmittag hingeben:
Man nimmt, was kommt! Kommt nichts, nimmt man eben Krabben. Zum Jagen.
Nach Vollendung des achten Lebensjahres springt unser Ridgeback doch tatsächlich wagemutig 😉 in die Brandung des Arabischen Ozeans. Es geschehen noch Wunder!
In böser Erwartung auf den angelegten Druckverband um die Nase des tollkühnen Vorreiters Pepe lachen wir uns krümelig über die kameradschaftliche Jagd auf die Schalentiere:

Es gibt fast nichts Schöneres, als glücklichen Hunden zuzusehen:

In freudiger Erwartung auf die Erkundung der Insel nutzen wir den überraschend guten Empfang für den ersten Blog Bericht des tollen Omans.