Alle Beiträge von Kerstin Schött

Vereinigte Arabische Emirate

29. Dezember 2018
Unsere Überfahrt in die Vereinigten Arabischen Emirate:

In Geduld üben. Übe Dich in Geduld!
Wir buchen die Fähre über den Persischen Golf von Bandar Abbas nach Sharjah. Ganz große Hilfe bekommen wir von Cristian und seiner Familie. Unter dem Motto „Iran is great“ sind sie wirkliche Experten im Bereisen dieser Regionen und die gesamte Familie, inklusive Kinder sind äußerst sprachbegabt. Des Persischen mächtig bekommen wir also die Hilfe bei der Abwicklung der bürokratischen Sachen am Hafen. Und das sind viele. Viele, Viele, Viele! Wir sind Cristian dankbar.
Und wir üben uns in Geduld: Vier reisende Touristen-Wägen unter Cristians Obhut sind wir. Und gammeln von morgens bis abends im Hafengelände herum. Also diejenigen, welche nicht bei der Abwicklung graue Haare bekommen.
Um 22 Uhr soll es endlich losgehen. Daraus wird 1 Uhr morgens.
Wir üben uns in Geduld.
Und schlafen neben mehreren laut röhrenden Kühlaggregaten in unseren Rollhäusern. Ich sehr tief, vielleicht zurückzuführen auf eine Narkotisierung….

Die Hunde schnarchen tief und fest in ihren Betten und haben am Morgen einen etwas anderen “Gassigang” auf dem Unterdeck.

Die Fähre hat schon längst angelegt, wir sitzen lange auf den Passagiersitzen.
Und üben uns in Geduld.

Bis es soweit ist, dass wir die Fähre im Hafen von Sharjah endlich verlassen können ist es 13 Uhr.

Und dann geht es dort im Hafen weiter mit…?
Abwicklungen!
Aber im Vergleich zum Iran etwas harmloser.

Ganz zum Schluss folgt eine röntgenologische Untersuchung der Autos:

Duty free Shop und ab auf einen Stellplatz beim Aquarium. Wir sind in den Vereinigten Arabischen Emiraten! Wir Frauen zeigen wieder Haare, Beine, Arme und das bleiche Dekolleté. Luft! Herrlich!

Der Tag darauf: Es ist Silvester! Ein Stück weiter geht es nach Dubai.
Eine neue Welt: Glanz und Gloria, Lamborghini und Ferrari, keiner stinkt und knattert. Kein Moped. Gott, ist das alles leise und sauber trotz Großstadt…..

Wir sind einer der wenigen Stinkenden und knattern auf den mindestens achtspurigen Straßen durch die Wolkenkratzer. Das alles ist schon beeindruckend.

Wir folgen „Iran is great“ in die Dünen am Al Sofouh Beach Nummer 1. Den Blick auf die erste bebaute „Palme“.

Hier stehen wir umgeben von den edelsten Scheich-Wohnheimen auf Rädern:

Und feiern mit mehreren Overlandern ein wunderschönes Silvester. „Knallern“ ist privat verboten und so bestaunen wir in himmlischer Ruhe aus der Ferne am großen Strand das grandiose Feuerwerk der Hotel Giganten. Ein schöner Jahreswechsel!

Der Stellplatz ist gar nicht mal schlecht für so eine gigantische Großstadt. Wir stehen zwischen den Dünen und lassen es uns gut gehen:

Auf Empfehlung landen wir zwei Tage später bei einem KFZ-Folien-Experten. Nun ist unser Fahrerhaus bestückt mit einer hitzeabweisenden „Wechseljahres-Folie“.

Mit kühlerem Kopf bestaunen wir auf dem Weg zurück das, was mit viel, viel Geld hier so hochgebaut wurde.

Dubai ist schon beeindruckend. Dennoch zieht es uns nach geselligen drei Tagen am Strand weiter Richtung Oman.

Ganz schön teuer ist es hier. Also im Vergleich zum Iran. Als man für eine Wassermelone 10 Euro veranschlagt, verzichte ich herzlich dankend.
Dies war ein Touristenpreis, wie man uns später aufklärte und ich tat wohl gut daran, den Gemüseladen kopfschüttelnd zu verlassen….

Wir machen einen Abstecher in das Paradies für Quats, Buggys, Jeeps und andere Vehikel: Die rote riesige Sanddüne namens „Big Red“. Hier tobt man sich aus, neben uns auf dem riesigen, roten Sandberg. Das Wombat knattert derweilen gemächlich am Rande  herum um seinen Schlafplatz zu finden.

Am Abend haben wir Spaß beim Zuschauen:

Achim vernachlässigt (wie könnte es anders sein: sitzender weise) seine Aufsichtspflicht für den wilden Gizmo.

Am nächsten Tag rutschen wir von dannen über die Dünen und nehmen eine weitere Offroad-Strecke mit. Richtung Fossil Rock. Manche Passagen erweisen sich als zu schräg für unsere Tonnen. Es wird Umfahren und wir landen bei unseren buckligen Freunden:

Und tatsächlich finden wir hier Bäume. Eine magische Anziehungskraft üben sie aus und werden auserwählt für einen Übernachtungsplatz. Wir sitzen (fast!) im Grünen 😉

Eine Bereicherung des Tages ist die Kennenlern-Zeremonie unserer Hunde mit einer gutmütigen Kamelkuh. Ist das herrlich zu beobachten:

Pepe: “Na, machen wir was?”

Gizmo: “Geht in Ordnung!”

Die Kamelkuh hat wohl noch nie Bekanntschaft gemacht mit solchen Chaoten, ist neugierig und streckt ihren Kopf entgegen.

Man gibt sich redlich Mühe für einen Kontakt von Angesicht zu Angesicht aber „Zack“ ist der Kopf wieder ganz weit oben:

Schließlich gibt man genervt auf:

Der Kamelkuh scheint das Ganze gefallen zu haben. Sie trottet nach dem Schauspiel bis zum Wombat hinter uns her.

In jedem Falle zieht Gizmo nach dem Treffen eine tolle Duftnote hinter sich her. Im Wombat riecht es zwei Tage ordentlich nach Kamel.

Immer weiter über rote Dünen geht es am kommenden Tag:

Richtung Fossil Rock. Der Name rührt her von den Meeresfossilien, welche auf ihm zu finden sind. Aus Zeiten, als hier noch der Ozean schwappte.

Zuerst aber umrunden wir wieder eine riesige, rote Düne:

Und sehen zunächst die kleinere Variante, den „Little Fossil Rock“. Mitten auf den riesigen Sandbergen ragt doch ein felsiges Gebilde in die Höhe. Als ob es so gar nicht dorthin gehören würde.

Achim, im Wüstensand-Fieber, lenkt das Wombat da hinauf. Sein Faible für besondere Stellplätze, ich stöhne und steige lieber mal aus. Kann aber nicht verhindern, dass sich unser Auto so langsam eine Sanddüne nach der anderen da hoch schraubt. Den letzten Hügel hoch und wieder ganz steil runter und wir kommen schließlich zum Stehen. Selbst Achim kratzt sich am Kopf, wie wir hier morgen wieder runter kommen sollen.
Spät am Abend sehe ich ihn heimlich mit der Schaufel Dünen abtragen….  🙂

Gelohnt hat es sich allemal:

Wir sind da wieder runter gekommen am nächsten Morgen. Und das ganz ohne Mühe.

Vom „Little Fossile Rock“ geht es nun zum „Big Fossile Rock“:

Wir kraxeln über die Dünen, oder rollen…

Auch die Hunde haben riesigen Spaß!

Beim Dorf Shawka geht es rein in die Welt der Wadis. Das Mountainbike wird remobilisiert, wir werden wieder beweglich! Also unsere Gelenke..

Noch ist alles ausgetrocknet aber in einem Seitental kommen wir zum Stehen denn dort gibt es sie: Die Pools, Wadewannen, Erfrischungstümpel oder wie man sie auch nennen soll. Herrlich kühl!

Am nächsten Morgen muten wir unseren wasserscheuen Hunden eine Wadi-Durchwanderung zu. Hinter unserem Wombat geht es los. In die steinige Schlucht durch kühles Wasser, an Palmen und Gräsern entlang.

Toll hier. So gerne würden wir erleben, wie es nach einem Regenguss hier aussieht. Aus der Ferne versteht sich. Da der Regen hier aber fast so rar ist wie ein Fliegenpilz in der Wüste, muss man sich auf kleine Wassertümpel beschränken.

Erlaubt es die Geologie, dann kraxelt Hund lieber seitlich neben dem schrecklichen Nass entlang. Achim rutscht mit mir lachend durch das kühle Nass.

Meine Euphorie wird gebremst als wir beim Durchwaten des vorletzten Tümpels eine große Wasserschlange entdecken. Den letzten Pool umrunde ich dann mit den Hunden gemeinsam auf den Felsen..

Am 9. Januar stehen wir am Meer kurz vor der Grenze zum Oman und kleben unser Klo. Wir hoffen, das Epoxidharz leistet gute Dienste. Hier her schickt uns keine Firma ein Ersatz-Klo.

Wir gucken auf ein herrliches Gebiet: weißer Sandstrand, Mangroven, Palmen, Gräser. Ein wahres Naturparadies. Leider kostet es nur umgerechnet etwa 1000 Euro für 24 Stunden Aufenthalt, so sagt man uns!
Also bleiben wir vor der Schranke stehen und warten bis das Epoxidharz für das Klo ausgehärtet ist.

Hier wird die Prominenz zum Paradies “kutschiert”:

Wir wissen nun auch, wie wir unsere Wasserversorgung regeln.
Wir suchen uns einen reichen Scheich mit Gartenschlauch für die Palmen, welcher uns von dem hier kostbaren Nass die Tanks befüllen lässt. Oder wie in diesem Falle: Uns findet ein netter, junger Araber und läd uns ein zu Wasserbefüllung und Frühstück in seinem Garten.

Zwischen seinen Bourgonville Büschen sehen wir unseren ersten wilden Bienenstock:

Morgen geht es mit einer Flasche des kostbarsten Honigs (sowie 72 Dosen Bier und 15 Litern Wein, zwei unmöglichen Hunden und einer Drohne) über die Grenze in den Oman!!

Fortsetzung folgt (vielleicht)

Abenteuer Iran

01. November 2018

„Welcome to Iran“!

Am Grenzübergang sind alle am Lächeln. Ich zupple nervös an meinem Kopftuch herum und ziehe den Pulli über den Po, soweit es das Material zulässt. Aber das wird sich sicher bald legen wenn das Outfit zur Routine wird.

Tabriz ist unser erstes Ziel. Ach liebe ich die Großstädte! 😉
Zum Stehen kommen wir mitten im Hauptstraßen-Verkehr auf einem Parkplatz neben einem großen, grünen Areal, welches für Camper und Durchreisende mit Auto freigegeben wurde. Achim geht auf Besorgungstour mit dem Taxi. Ein kleiner Spaziergang durch die Stadt mit den zwei Vierbeinern an der Leine wird für mich währenddessen zum Abenteuer. Über vier stark frequentierte Fahrspuren stürzt man rufend und winkend auf uns zu, zwischen hupenden und bremsenden Autos riskiert man sein Leben für uns. Ein blondes Pony unter dem Kopftuch und ein ein Halb imposante Hunde, das möchte man kennen lernen. Wir scheinen ein ungewöhnliches Bild abzugeben und ich lerne sogleich die warmherzige Willkommenskultur kennen, von der jeder spricht. Alle freuen sich über uns.

Nachmittags trudeln auf unserem Stellplatz andere Reisende an, mit einem Haufen wertvoller Informationen im Gepäck weil aus der Gegenrichtung kommend.

Mit dem Taxi geht es gemeinsam quer durch die Stadt am Abend. Ein Besuch auf dem Basar. Und weil wir neu sind in diesem Land: Dies an einem Freitag, welches hier wie ein Sonntag ist. Längst nicht alle Stände haben geöffnet, dafür ist es schön ruhig.

Der Gewürzhandel! Ich mache einen Luftsprung und stürze mich auf das, was ich so liebe. Der Verkäufer amüsiert sich wohl über meine Euphorie und Einkaufswut.
Von Kardamom bis zum Argan Öl, alles in der Tasche. Und der iranische Safran riecht göttlich!

Man beachte Dr. Oetker zwischen all den bunten Kostbarkeiten 😉

Man(n) fährt nach Navigationsgerät und wir müssen hier durch…
Die offizielle Durchfahrt unter der Brücke hindurch neben diesem beachtlichen Taxi-Aufkommen reicht von der Höhe nur für Flachlimousinen.

Zwischen Tabriz und Zanjan wird es bunt: Für jene, welche hier leben, scheint das etwas Normales zu sein aber wir bekommen den Mund nicht mehr zu: Bunte Berge. In Rot, Weiß und verschiedenen Ockertönen gefärbte Bänder in der Abendsonne.
Eine Stichstraße ins Innenland ist Unsere und wir kommen zum Stehen:

Man könnte fast ein Känguru erwarten, das um die Ecke kommt. Besuch bekommen wir aber nur von einer Schafsherde inklusive Bewacher.

Es folgen sorgenreiche Tage. Schon hier, unter den bunten Bergen signalisiert unser Gizmo: „ Mir geht es dreckig.“ Es wird nicht gefressen, Wasser verweigert und Laufen geht schon gar nicht. Horrorinformationen sind uns noch im Ohr: „Im Iran darf Euren Hunden nichts passieren. Da gibt es keine Tierärzte.“
Um es vorweg zu nehmen: Es gibt sie! Und zwar sehr gute und liebevolle, die sich richtig gut kümmern. Auch viele hundefreundliche Iraner sollten wir später kennen lernen, welche sich sogar von Gizmo küssen lassen. 😉
Zurück zum Problem: Eine Recherche ergibt, dass es in Zanjan eine Tierklinik gibt. Gelandet sind wir aber bei einer Art Veterinäramt. Trotzdem untersucht und behandelt man unseren Hund liebevoll. Eine Infektion wird es wohl sein. Wir vermuten, das unerlaubte Fressen von Verdorbenem, sowas wie ein grünes Huhn, im Park von Tabriz.

Antibiotika- und Aufbauspritze aber Laborwerte sind leider nicht möglich.
Wir beobachten das Befinden und beschließen zwei Tage später, es erneut zu versuchen mit einer Klinik. In Qazvin landen wir schließlich in dieser tollen Praxis:

Da liegt er nun unser Hund, an eine Infusion angeschlossen. Wohl ein Magen-Darm Infekt, das wenige Trinken hat zur Austrocknung geführt. Gute Nachricht: Das Blutbild ist bombastisch gut. „Exoten im Ausland“, grinst man uns an.
Die Ärzte sind sowas von fürsorglich und nett. Am Abend kommt uns einer von ihnen im Wombat besuchen für eine weitere Behandlung. Er baut uns auf mit seinem Humor. Es gibt einmal wieder eine Zeichnung zu verschenken:

Fast (!) wie Poppeye nach seiner Spinat-Mahlzeit…

Hundeerholung im Federbett und wir machen uns am Abend auf den Weg Richtung Qazvin Altstadt. Die Karawanserei Sa’d-al Saltaneh: Der alte Basar aus der Kadscharen-Zeit ist schön restauriert und beherbergt heute Waren von den unterschiedlichsten Künstlern.

Der Rest des Basars ist zum Glück auch überdacht. Es regnet in Strömen. Man findet hier wirklich alles! Achim fragt beim Metzger aus Gewohnheit nach Kotelett und erntet ein Augenzwinkern. 😉 Oder so was Ähnliches.

Am nächsten Morgen fahren wir von unserem Stadtparkplatz ein Stück in die Berge und finden einen ruhigen Stellplatz in einem Felsenmeer. Hier, nach Niyagh kommen auch viele Einheimische weil es so schön ist.
Gizmo soll sich erholen. Sich gesund schlafen, das konnte er schon immer.

Jeden Tag fragen die Ärzte nach, wie es ihm geht. So ist das mit den blöden Vorurteilen…..

Sie ist schon hunderttausendfach erwähnt worden von Iran-Reisenden: Die herzliche Willkommenskultur in diesem Land. An jedem Ort wird man eingeladen, das ist Tradition. An jedem Ort hat man Hilfe für Anliegen aller Art.

Zum Beispiel diese Familie auf einem Ausflug in die Steine:

Das Wetter lässt zu wünschen übrig und wir streichen einen Besuch des nahe liegenden Alamut-Tals. Zum Wandern wohl eine Sensation, allerdings nicht bei nebelverhangenen Bergen. Wir bleiben bei unseren Steinen bis Gizmo wieder trinkt wie ein Kamel und frisst wie ein Scheunendrescher. Nur die Beine sind noch etwas klapprig. Wir drapieren das Daunenkissen unter das Haupt des sterbenden Schwans und fahren weiter.

Es wird so langsam ungemütlich kalt hier im Norden. Also weiter Richtung Süden und Wüste. Über Saveh geht es nach Delijan. Hier hat unser Gebrumme auf Schnellstraßen Gott sei Dank erst einmal ein Ende. Es geht ab auf kleinere Straßen Richtung Kashan und von dort aus in die Wüste. Hinter Delijan finden wir am Gisoo Wasserfall einen ruhigen Stellplatz.

Der Wasserfall leider ohne Wasser aber die Schlucht schon beeindruckend:

Wir genießen die Ruhe. Hat uns doch das Fahren über Schnellstraßen und das Nächtigen in Großstädten ein wenig geschlaucht. Zwei mal schon bekamen wir zu späterer Stunde Besuch von der örtlichen Polizei mit der Bitte, wir mögen doch auf einem zentraleren Parkplatz übersiedeln. In den Tumult und Lärm der Innenstadt. Natürlich nur weil man besorgt um uns ist.
So genießen wir die Ruhe an unserem Wasserfall ohne Wasser und es klopft doch tatsächlich schon wieder während des Abendessens. Polizei! Zum dritten Mal Übersiedeln!
Wir landen nach über einer Stunde Fahrt im Dunkeln in Mashad Ardehal. Ein Trost: Der Parkplatz ist ruhig und neben uns der wundervolle Anblick der beleuchteten Moschee:

Am Morgen sieht das dann so aus:

Nach Kashan fahren wir vorerst nicht hinein sondern ein Stück in die Berge hinauf hinter der Stadt. Jetzt aber Ruhe tanken!

Zahlreiche Wanderwege führen hier in die Berge. Ohne jegliche Markierung oder Beschreibung mache ich mich mit Pepe auf den Weg und lande in einem unerwarteten Kletterparadies. Das ohne Helm und Seil, geschweige denn Wanderschuhe! Der furchtlose Spitzohr-Kaspar klettert wie eine Gämse vor mir her während ich mich mental aufbaue mit Gedanken wie „da bist Du auch runter gekommen, dann kommst Du auch wieder hoch!“

Keine Polizei, himmlische Ruhe. Unser Iran Aufenthalt hat nicht so glücklich begonnen aber wir sind wieder versöhnt. Eine traumhafte Landschaft und außerdem freuen wir uns auf die Wüste.

Der nächste Tag: In der Innenstadt Kashans hören wir ein verdächtiges, pfeifendes Geräusch. Wir werden doch wohl keine Luft verlieren?
Platten hinten rechts mitten in der Stadt. Welche bösartige Sternenkonstellation begleitet uns wohl momentan?
Das Gute daran: Sofort eilen bestimmt zehn hilfsbereite Iraner an, einer wohl ein Profi in Sachen Reifen. Der ist ein bisschen schneller als wir zu zweit beim letzten Platten. Zack ab und auf den Pick-Up und husch, weg sind sie zum Flicken, der Profi und mein Mann. Der Rest der Mannschaft spielt derweilen Zoo und sammelt Menschentrauben um das Fahrerhaus.

Der Profi entpuppt sich als Dieb. Der hat jetzt mein Handy in der Tasche. Schwarze Schafe gibt es weltweit. Zum Glück war es nur das Zweithandy für Whats app Nachrichten, ein älteres Modell. 

Kurz vor der Abenddämmerung erreichen wir hinter Aboouzeyd Abad, etwas südlich von Kashan die Einfahrt in die Wüste Marenjab und kommen im Pulversand zum Stehen. Pepe wetzt wie ein Besessener zwischen den Sanddünen herum und freut sich über die Hasenbauten.

Der nächste Morgen: Wir wollen eine Runde machen von hier aus Richtung Salzsee und Dünen, um in Kashan wieder herauszukommen. Nicht, dass wir uns nicht erkundigt hätten: Wir fahren einen uns mehrfach empfohlenen Weg und so sieht das Ergebnis unserer ersten Wüstenerfahrung nach einer halben Stunde Fahrt aus:

„Ich glaube, um uns herum, das ist ein Salzsee“, sage ich noch und da zischt das Wombat nach links unten ins Erdreich, kommt zum Stehen und der Horizont, auf den wir blickten hat sich immens nach schräg unten verschoben. „Ich hab‘ gar nichts gemacht! Das war das Wombat!“ sind die ersten entrüsteten Worte aus Achims Mund.

„Mann! Hatte ich ein ruhiges Leben in Deutschland“ denke ich vor mich hin während ich unter dem Wombat Sandverschiebungen vornehme. Wir schippen wie die Besessenen, verbiegen unsere Sandbleche konkav und erliegen nach Stunden Arbeit unserer Erschöpfung.

Da kommt ein älterer Farmer mit Wollmütze kurz vor der Abenddämmerung mit seinem Pick Up vorbei. Kein Wort Englisch aber irgendwie meinen wir zu verstehen, dass er Hilfe holen wird.
Wir machen Schluss mit Schippen, morgen ist ein neuer Tag!

Das Wombat schief wie die gerade versinkende Titanic, geben wir ein lustiges Bild ab im Innenraum. Während ich krampfhaft den Wasserkessel auf dem Gasherd festhalte, rutscht Pepe von Draußen rein und rumst gegen die Bad Tür.

Unserem Lord wird der Neigungswinkel mit Kissen ausgeglichen für einen erholsamen Schlaf. Damit ist nicht Achim gemeint. Dieser ist so erschöpft, dass er nach fünf Sekunden in absoluter Schräglage schnarcht wie ein Brüllaffe.

Man klopft uns abends aus dem tiefsten Tiefschlaf: Tatsächlich ist die Hilfe da. Nicht in Form eines Traktors oder LKWs sondern natürlicher Muskelkraft der Wollmützen-Farmer-Söhne.
Papa Farmer gibt seinen Jungs Ratschläge, ich stehe neben ihm und darf als Frau die Taschenlampe halten. Finde es schon ein wenig peinlich, wie die vor Kraft strotzenden Söhne mit Schippen zur Sache gehen, mit der fünffachen schött‘schen Geschwindigkeit aber wohl auch Erfahrung (mit den blöden Touristen). Tja, in solchen Momenten fühlt man sich alt….
Einfach wurde es nicht. Wir brauchen fünf Anläufe und am Ende hilft das Unterlegen von Holzbalken und knorrigem Astwerk. Ein Jubelschrei kurz vor Mitternacht und wir sind da draußen aus dem Loch!
Schlafen nach kurzer Weiterfahrt gerade und im Dauertiefschlaf vor der Farm der Helfer.

Wir sind wohl zu schwer, ein Weg zum Salzsee und den riesigen Dünen mit unserem Auto: „No!“ erklärt man uns am nächsten Morgen.

Also rollen wir unsere gebogenen Sandbleche gerade und werden heraus eskortiert aus dem Gebiet mit dem nassen, salzigen Sand beidseits der Straße. Kehrt marsch.
Wie bedankt man sich bei solchen selbstlosen Menschen? Wir wissen es wieder nicht aber der Wollmützen Farmer besitzt nun eine Jack Wolfskin-Fleeze-Kappe mit Ohrenschützern und freut sich tatsächlich ein Bein ab. Vielleicht muss er bald wieder in der Kälte stehen wenn seine Söhne blöde Touristen freischaufeln.

Eine Ergänzung zum Drama:
Wir sind schon in der nächsten Wüste, da erreicht uns eine Nachricht von Linda und Arnim, unterwegs mit einem umgebauten Feuerwehr-Laster: Die gleiche Strecke gefahren, erreichen sie unser Bild der Wüsten-Verwüstung: Das völlig zerwühlte Gelände, die Sandberge und die metertiefen Löcher inklusive herausragendem Astwerk. Blöderweise wird das Mahnmal umfahren, damit die feste Straßenmitte verlassen und der rote Laster endet doch tatsächlich genauso schief im Sand-Salz-Boden. Das allerdings mit Rechtsseitenlage und gedauert hat es wohl drei Tage bis zur Rettung….

Wir hoffen, die Mannschaft im Oman zu treffen um uns gegenseitig auf die Schulter zu klopfen!

Wir verlassen also das salzige Gebiet und tuckern wieder zurück. Finden eine Düne. Die tut es auch. Einfach stehen bleiben und Durchatmen.
Und Kraxeln:

Keine Sorge. Ab hier kommen keine „Pleiten, Pech und Pannen“ mehr. Vorerst!
Auf Empfehlung landen wir an einer verlassenen Karawanserei, ein Stück in die Wüste hinein bei Martin Abad:

Ein Bus moderner Tehran-Mädels verirrt sich zu einem Ausflug hier her. „Welcome to Iran“, alle freuen sich wieder über uns:

Bei Sonnenuntergang wieder zurück Richtung Zivilisation:

Man lernt ja so manchen anderen Globetrotter kennen dank moderner Technik. Auf einer solchen Reise sind Instagram und co äußerst tauglich, man tauscht sich aus und ab und zu lernt man sich dann auch kennen. Mit Janine und Fridolin geht das schriftlich schon länger hin und her, viele Tipps haben wir bekommen und jetzt wollen wir uns treffen in der Wüste.

Auf der Höhe von Na’in beginnt unser Schlenker in die Wüste Dasht-e-Kavir mit dem Ziel Mesr. Unsere Wüsten-Erfahrungen müssen unbedingt aufgefrischt und verbessert werden….

Durch Anarak…

Ein Zwischenstopp neben Überresten von natürlichen Kühlschränken aus früherer Zeit:


Nach langer Fahrt durch eher steinige Wüste erreichen wir sie: die endlosen Sanddünen bei Mesr. Janine und Fridolin stehen hier schon, zusammen mit ihren iranischen Freunden.
Außerdem ihre „heiße“ Hündin Pamira. Schön, sie alle kennenlernen zu dürfen! Sonnenbaden am Tag, tolle Gespräche und Lagerfeuer am Abend. Jetzt fehlt nur noch mein erstes Kamel in freier Wildbahn zu entdecken!

Unsere Hunde haben auch Spaß, wenn sie nicht mit der heißen Duft Spur beschäftigt sind:

Einen Sandsturm erleben wir auch, alle verkrümeln sich in ihre Rollhäuser. Und mein erstes, frei lebendes Kamel bekomme ich auch zu Sehen. Leider beschränkt sich das auf den Ausblick aus dem Fenster über dem Bett, morgens um halb sieben, als Fridolin mit seiner Hündin Anti-Jagd-Training versucht:

Einen Tag stehen wir noch alleine hier, die Anderen zieht es in den warmen Süden ans Meer.

Uns bleiben noch vier Tage Zeit, bis wir in Yazd unser Visum verlängern wollen. Wir können die Fahrt dorthin langsam angehen. Und besichtigen richtig schöne Oasendörfer, Lehmziegelburgen und -Dörfer.

Das Oasendorf Garmeh:

Die zweite Kamel-Begegnung: “Unfreie” aber bestens geeignet zum Kennenlernen:

Über Bayazeh und seine Lehmziegelburg…

… Ziegenschönheiten

… nach Kharanaq:

Schwups hatten wir den besten Guide, den man sich vorstellen kann um in dem Wirr Warr aus Gassen in der Geisterstadt klar zu kommen:

Der Knirps kriecht und wuselt in alle Ecken, wartet geduldig bis auch Achim durch die zerbröselten Fensteröffnungen kriecht und erklärt uns alles ganz toll. Leider auf Persisch. Aber auch mit Handzeichen. „Ok?“ „Ok!“ und weiter ins nächste Eck..

Einen tollen Stellplatz haben wir:

Einen Feiertag (von sooooo vielen im Iran) sitzen wir aus in der Nähe von Yazd. Die Örtlichkeit für die Visa Verlängerung hat dann natürlich auch geschlossen. Also bleiben wir eine Nacht neben dem „Desert Tourist Camp“ etwa 15 Kilometer von der Stadt entfernt.

Hier verbringen die iranischen Familien gerne ihre Feiertage, mit Dünen-Rutschen, Picknick Plätzen und Tee Häusern. In einem solchen landen wir auch:

Vor Yazd mal wieder ein kleines „Pännchen“: Schleichender Luftdruck Abfall hinten links. Fachgerechte Reifenreparatur, zwei Stunden, Kosten: 3,75 Euro.

An dieser Stelle kann man erwähnen, dass uns 300 Liter getankter Diesel sage und schreibe elf Euro kosten. Das entschärft die Tatsache, dass man in diesem riesigen Land so viel fahren muss.

Yazd:

Wir sind wohl diejenigen mit den wenigsten abgelichteten Mosaiken und Moscheen nach einem Monat Reisezeit im Iran.
Jetzt aber: In Yazd, so nehmen wir uns das vor, endlich ein wenig mehr Zeit nehmen für die Kultur. Aber zunächst das Wichtigste: Die Visa Verlängerung für einen weiteren Monat Aufenthalt. Dazu suchen wir uns einen Stellplatz in der Stadt, um ohne großen Aufwand am nächsten Morgen in aller Frühe zur verantwortlichen Polizeidienststelle zu gelangen.
Wie immer in einer Großstadt gestaltet sich das schwierig und wie es so passieren kann, irrt man dann doch in der Dunkelheit umher, verzweifelt „Map me“ fragend und verfluchend.
Wir stehen dann irgendwann auf einem Parkplatz an einer 6-spurigen Hauptstraße. Richtig gut ausgesucht aber keiner will noch weiter suchen. Zumindest befindet sich ein Park hinter uns und wir beruhigen uns da drin bei einem Abend-Gebummel.

Um 6 Uhr klingelt der Wecker, Tiefschlafphase: vielleicht eine, die Visa Stelle ist nicht dort, wo erwartet, wir müssen dann doch durch die halbe Stadt fahren aber die ganze Abwicklung ist dann völlig unkompliziert und in zwei Stunden abgehandelt.

Es folgt die nächste Parkplatz Suche Richtung Altstadt. Und dann bummeln wir müde aber glücklich unter blauem Himmel durch eine der ältesten Siedlungen der Welt. (Laut Unesco). Alles besteht hier aus Lehmziegeln.

Man möchte nicht im August hier durch wandeln. Die Windtürme (Badgirs) erinnern an die extreme Sommerhitze. Die umweltfreundlichen Klimaanlagen sind so konstruiert, dass sie selbst die kleinste Brise einfangen und in die Zimmer leiten.

Die Masjed-e Jameh Moschee:

Iranische Großstädte und unsere Hunde:
Vorab möchte ich hier schreiben, dass wir uns lange überlegt haben, ob eine Reise in den Iran mit Hunden überhaupt gut ist. Es hat religiöse Gründe, dass der Hund als unrein gilt und es ist generell verboten, einen solchen durch die Öffentlichkeit also auch durch Städte zu führen.
Die abgeschwächte Regel: Wir sind Touristen und reisen mit Hunden. Hier drückt man gerne ein Auge zu.
Und die Wirklichkeit: Egal, wo wir mit unseren acht Pfoten erscheinen, sind wir die Attraktion und nicht mehr die Moschee im Hintergrund aus dem 15. Jahrhundert. Nach einem Monat sind wir sicherlich hundertmal abgelichtet worden „Sitz, bleib, Cheese“, Gizmo hat unzählige Frauen küssen müssen und Pepe will man generell auf den Arm nehmen, was ich mittlerweile unterbinde, indem ich erkläre: „Er beißt!“
Vom Wesen eines Hundes geschweige denn seiner Körpersprache sind hier keine Kenntnisse vorhanden. Die meisten schnalzen, rennen, flöten und beugen sich nach vorne. Unsere Hunde sind oft äußerst verwirrt und manchmal gestresst. Die herzliche Willkommenskultur bezieht sich bei vielen Iranern auch auf unsere acht Pfoten. Das ist schön und war nicht zu erwarten gewesen. Dennoch ist es immer ein wenig mühsam mit Hunden, eine größere Stadt zu besuchen. Ein Stück des Weges nehmen wir sie immer mit und wenn es zu anstrengend wird hilft nur eins: „Be careful! They are biting!“ Oder zur Not die Zeichensprache: Hand nach vorne, „No!“ und Zähne fletschen.

Yazd war schön und interessant aber wir möchten nun keine Autos mehr hören und frische Luft schnappen. Unser nächstes Ziel ist Kerman und die Wüste Lut. Wir wählen nicht den schnellen Weg über die Schnellstraße sondern kleinere Straßen durch Berge und Wüste und biegen kurz hinter Yazd ab in Richtung des palmenreichen Bafqs und landen kurz hinter der grünen Stadt hier:

Mit “sinnvoller” Hundebeschäftigung:

Und leuchtenden Bergen:

Hier geht es hinein in die Berge am nächsten Morgen. Völlig untrainiert keuche ich mit dem Mountainbike da hoch, verfluche die Ü-Fünfzig und die ständige Hockerei während der wartende Achim aufs Lenkrad trommelt:

Die gesamte Strecke bis zur Wüste Lut hat sich dann doch hingezogen wie Kaugummi, es geht hoch und runter, hoch und runter. Obwohl die Farben der Berge uns immer wieder neu ein „Ooooh“ und „Aaaah“ entlocken. Über Ravar und Kerman erreichen wir den letzten Pass rüber über die Berge bevor die Wüste beginnt.
Dann geht es bergab! Auf sage und schreibe 200 Höhenmeter! Endlich: Die Socken fliegen im Bogen in die Ecke, die Flip Flops werden ausgepackt. Ist das herrlich, endlich wieder Luft an die Füße zu bekommen. Zwischen 800 und 3000 Höhemetern tummelten wir uns nun seit Monaten herum, im Iran meist zwischen 1000 und 2000. Und endlich wird es sommerlich warm hier.

Wir erreichen Shahdad und hamstern das Wombat voll. Unsere erste Nacht in der Wüste Lut ohne Heizung, mit einem gigantischen Sternenhimmel und einer Stille, die fast unheimlich ist. Gizmo ist es ein bisschen langweilig: Hier lebt nichts und niemand!

Wir freuen uns gigantisch auf eine Offroad-Runde durch die Kalut-Wüste. Was sind Kaluts? Sandsteingebilde durch Wind und Wasser entstanden. Eine einmalige Naturerscheinung. Später werden sie riesengroß aber an unserem ersten Übernachtungsplatz, kurz hinter Shahdad sind sie noch ganz mickerig und hervorragend geeignet für eine artgerechte Hundefütterung:

Alte, verlassene Karawansereien liegen auf der Strecke. Normalerweise liegen sie einen Tagesritt mit dem Kamel (oder einer Tagestour mit dem Wombat 😉 auseinander. Das sind etwa 30 Kilometer. Hier aber gibt es gleich mehrere dicht beieinander.

Wir erreichen das Shahdad-Desert-Camp. Hier ist die Straße zu Ende. Wir lassen Luft ab auf zwei Bar.

Es folgt eine Strecke, die man nicht beschreiben kann, so unglaublich schön ist sie. Auch die Fotos geben längst nicht das wider, was man mit offenem Mund bestaunt. Gigantisch!

Hier Bilder auszusortieren fällt uns schwer! Also lassen wir das einfach.

Zwischen den hohen Sandsteinberen schlängelt sich unsere Strecke über Flugsand und Tonerde. Nach Wüstenerfahrung Nummer eins wird es mir zu Beginn doch ein wenig mulmig so einsam hier. Was hatte ein Einheimischer uns erzählt? „Keiner, der jemals in der Wüste Lut verschollen war wurde lebend wieder geborgen.“ Nun ja, das bezieht sich natürlich auf zentralere Gebiete und außerdem folgen wir recht frischen Spuren durch den Sand und außerdem knattert das Wombat mühelos hier entlang und außerdem hat Achim einen Mords Spaß. Nach kurzer Zeit bin ich nur noch begeistert.

Weiter hinein in die Wüste gibt es ein paar kniffelige Passagen. Schräglage und Sand, das verträgt sich nicht. Aber wir sind ein eingespieltes Team, der Achim und ich. Wir meistern das: Ich steige aus um die Energie nicht zu stören 😉 und Achim lenkt das Wombat ungestört die Sanddünen hinauf und hinunter.

Ich zitiere: „Für die schiitischen Bewohner Irans gilt die Lut als der Garten Allahs, aus dem der Herr der Gläubigen alles Überflüssige entfernt hat, damit wir Menschen das wahre Wesen der Dinge erkennen.“ „Fahren, Gehen über die Dünen, Staunen, Zusammensitzen am Feuer. Sonst nichts. Nichts als Freiheit und Grenzenlosigkeit zu beiden Seiten…“

So ähnlich empfinden wir das hier in den fünf Tagen Aufenthalt zwischen den mächtigen Kaluts. Jeden Tag ein Stückchen weiter fahren und laufen. Wechselnde Kulissen bestaunen.
Nur an Holz hat es gefehlt für das Lagerfeuer.

Die Drohne wird entstaubt:

Irgendwann ist es nicht mehr möglich, den empfohlenen Wegepunkten zu folgen und wir rumpeln quer über die Dünen, irgendwo im Nirgendwo:

Wer ihn kennt, den Schötti, wird schmunzeln:

Am fünften Tage sind wir vertrocknet. Also nicht ganz, aber man pustet schon seltsame Brocken ins Taschentuch. Die Luftfeuchtigkeit beträgt maximal 25%.

Auf dem Weg zum Meer Richtung Süden treffen wir auf eine Bereicherung unseres Reiselebens: Simon und Simon-Luka, genannt Hopontravel. Vater und Sohn unterwegs mit zwei Zebras. Genauer gesagt: zwei Defender im Zebra-Look.

Gemeinsam machen wir uns auf den Weg durch die insektenreiche Ebene. Nach der allerletzten Abfahrt die Berge hinunter erfreuen wir uns nämlich nicht nur an der sommerlichen Wärme sondern auch am Gesumme von unzähligen Schmeißfliegen. Mir kommen Since-Fiktion-Klassiker in den Sinn wie „die Killer Fliegen“ (oder waren es Bienen?). Töten tun sie wirklich: Nämlich die Nerven. Lektion Nummer eins: Campe nie in der Nähe eines ausgetrockneten Bachbetts.
Mein Dasein besteht aus dem immerwährenden, wütenden Einsatz unserer Fliegenklatsche und dem anschließenden Auskehren der Fliegenleichen-Haufen aus dem Wombat. Trotz Fliegengitter. Einmal durchs Fliegengitter an der Tür gegangen und Tausende finden ihren Weg nach innen. Nach drei Tagen befindet sich unsere Plastikklatsche in Kleeblattform in einem äußerst desolaten Zustand. Zum Glück haben wir noch deutsches Klebeband Extra-Strong in der Schublade.

Kurz vor Bandar Abbas kommen wir auf einem Overlander-Platz zur fliegenlosen Ruhe zwischen Büschen, Sanddünen und Kamelen, nicht weit vom Meer entfernt. Die Kochkünste der armen Zebra-Männer beschränkten sich seit Monaten auf die Zubereitung von Nudeln mit Tomaten, manchmal Zwiebeln. (Anmerkung: Sie kommen aus dem Schwabenland!) Umso mehr freuen sich die beiden gar nicht dürr aussehenden Weltenbummler als ich für Vier koche. Und essen wie die Scheunendrescher.
Dieser Tatsache ist wohl zuzuschreiben, dass sie uns drei Tage mit ihrer Anwesenheit beehrt haben. Nein, wir haben uns gut verstanden, viel gelacht und gute Gespräche gehabt abends am Lagerfeuer.

Austherapiert: Hundephobie geheilt!

Dann trennen sich aber unsere Wege. Die „Zebras“ ziehen weiter durch den Iran nach Shiraz und wir machen uns vom Acker, sprich Festland. Setzten mit der Fähre über auf die Insel Qeshm.

Schluchten und Salzhöhlen sparen wir für später auf. Wir wollen erst einmal an einen Strand, ins Meer hüpfen und die Sonnenuntergänge genießen.
Ein harter Kampf.
Zunächst hält uns an der Südküste ein Militärposten wegen einer Übung ab vom Weiterfahren. Kehrt Marsch und eben andersherum um die Insel. An der Westküste erreichen wir dann im schließlich einen ruhigen Platz. Herrlich wäre es hier, aber…..
Lektion Nummer zwei: Campe nie in der Nähe von Kamelschitte. Und so gebe ich der Fliegenklatsche fast den letzten Rest.

Bei Sonnenuntergang sitzen wir zu viert auf einer Düne und blicken zum Horizont. Ein herrlicher Anblick, gerade bei Ebbe. Die Fliegen sind schlafen gegangen, wir können endlich genießen.

Die Westküste klappern wir ab nach möglichen Stellplätzen ohne verdautes Kamelfutter und Summer, werden fündig nach Umrundung der Süd-West Spitze in der Nähe eines Dorfes. Nur mit Allrad zu erreichen. Herrlich seichtes Wasser, gelber Sand und kein Mensch zu sehen. Es beehrt uns lediglich die auf Mopeds knatternde Dorfjugend. Ab und Zu.

Achim gibt sich sehr viel Mühe mit dem Ausnehmen und Grillen von fangfrischem Fisch vom Fischermann. Ein idyllisches Lagerfeuer, die Vorfreude ist groß doch unser Fisch schmeckt wie stinkende Socken. Wir landen bei Schafskäse mit Tomaten.

Spätestens jetzt wird der Leser über uns die Augen verdrehen oder starkes Mitleid mit uns verspüren. Auf der Suche nach Wasser trennen wir mal eben eine Dorfschule vom Hauptstrom. „Peng“ macht es und mein Gedanke ist noch: „Jetzt ist unser Ende da“. Das Hauptstromkabel hing zu tief. Die Kinderschar wird ins Schulgelände zurück getrieben. Dem Himmel sei Dank, dass ein Einheimischer ein wenig Englisch spricht. Wir kommen für den Schaden auf und verlassen die stromlose Schule mit einer verkohlten Alu-Staukiste auf dem Dach.

Gesagt wird nicht mehr viel während unserer fast aussichtslosen Suche nach einem idyllischen Strandplatz. Hier landen wir aber irgendwann nach längerem Abklappern der Küste:

Herrlich hier. Aber Lektion Nummer eins nicht ernst genommen an einem Bachbett. Einen Tod muss man sterben.

Im Statues Valley treffen wir Janine und Fridolin wieder. „Statues“ weil Baumeister Natur hier gemeißelt hat. Irre Formen unter denen wir hier stehen:

Wir werden auf der Insel noch ein wenig herum gammeln denn wir warten auf den erfahrenen Iran-Bereiser Cristian von „Iran is great“. Er erbarmt sich, bei den komplizierten bürokratischen Abwicklungen für die Fährfahrt nach Dubai zu helfen. Zwischen Weihnachten und Neujahr werden wir dann wohl gemeinsam übersetzen.
So suchen wir an der ruhigen Südküste wieder einen Platz am Meer mit den bescheidenen Ansprüchen: Fliegenarm und ruhig.

Leider werden an den wohl schönsten Plätzen am Meer gerade Militärübungen durchgeführt. Diese Passagen sind gesperrt. Trotzdem werden wir fündig:

Und versuchen uns an einem Selfie:

 

 

Leider müssen wir unseren schwer erkämpfen Platz frühzeitig verlassen. Kampfhubschrauber im Tiefflug und Granateneinschläge hinter unserer Privatdüne, dass die Tassen klappern . Am Abend bitten uns Militärmänner höflichst, aus gesundheitlichen Gründen das Übungsareal zu räumen.

Das mit den klappernden Tassen ist natürlich etwas übertrieben aber aus der Ferne ist das Spektakel doch besser zu ertragen. Wir landen an der Küste kurz vor dem Hafen bei Shib Deraz.

Ein seltener Gast:

“Pffft. Mit Dir will ich nichts zu tun haben!”

Andere Gäste mit längerem Hals:
Der Kampf-Knirps zunächst echauffiert. Aber dann allgemeiner Friedensbeschluss! Das Teil ist doch irgendwie zu groß!

Da ist er plötzlich in unserem Leben: Amir! Ein Iraner, weit durch die Welt gekommen. Offen, warmherzig, tiefsinnig und lustig. Einen Geheimtipp an Strand hat er auf Lager. Weihnachten werden wir dort Fische fangen und selbige am Lagerfeuer grillen.

Wir sitzen am Strand, atmen tief durch und geben uns der friedlichen Betrachtung der untergehenden Sonne hin. „Einfach war es nicht, hier her zu kommen“ murmelt Achim. Beide waren wir „etwas“ gestresst von den eigentlich harmlosen Unwegsamkeiten, Pleiten, Pech, Pannen und von den langen Distanzen. Wir sind uns einig, dass lange Fahrten in großen Ländern nicht zu unserer Leidenschaft gehört. Und noch nie haben wir so viel diskutiert, wie unsere weitere Reise verlaufen soll. Eins scheint nun erst mal sicher zu sein: Der weite Weg über Pakistan nach Indien ist gestrichen!
Wir setzen in den nächsten Tagen über in die Emirate nach Dubai. Von dort aus geht es erst mal in den Oman. Reisende werden uns verstehen, Nicht-Reisende den Kopf schütteln: „Urlaub vom Reisen machen!“

 

 

 

 

Unsere Reise durch Armenien

14. bis 31. Oktober 2018

Unsere Reise-Route durch Armenien:

Armenien. Nun sind wir ja doch gespannt auf dieses Land. Man trifft so Manchen auf Reisen mit Erfahrungsberichten und wir haben wieder einige Fähnchen gesteckt auf der digitalen Karte. „Da solltet ihr hin“ und „das müsst Ihr sehen“.

Der östlichste Grenzübergang Bagratashan ist der erste seit Reiseantritt, welcher sich für uns interessiert. Es ist das zehnte Land, das wir bereisen und es wird so ziemlich alles inspiziert, was zu inspizieren geht. Wie schon am Grenzübergang von der Türkei nach Georgien muss ich auch hier wieder aussteigen und bestückt mit meinem Reisepass zu Fuß durch die Grenzkontrollen gehen. Da stehe ich nun auf der armenischen Seite, warte und warte und entdecke schließlich das Wombat in der Schlange. Und ich beobachte. Lachen ist ja bekanntlich gesund:
Ein in Tarnfarben Uniformierter klettert gerade mit Achim auf dem Dach herum um in die Staukisten auf dem Fahrerhaus einen Blick zu werfen. Unser Security System derweilen: Pepe guckt aus dem Fahrerfenster und Gizmo durch die Dachluke nach oben auf die suspekte Tarnfarben-Hose.
Innen und Oben scheint endlich alles für unbedenklich erklärt zu sein. Bleibt das Fahrerhaus. Der Tarnanzug klettert hoch zum geöffneten Fahrerfenster, steckt den Kopf hinein für einen Blick ins Innenleben. Blöderweise ist er währenddessen am Telefonieren. Und dazu trägt er noch ein Barrett auf dem Kopf. Das geht ja gar nicht! Der Security-Pinscher gibt alles, zischt nach vorne und kläfft die eingedrungene Nase unter der bedrohlichen Kappe an. Der Tarnanzug macht vor Schreck einen Satz nach hinten, stürzt von der Trittleiter und sein Mobiltelefon zerschellt auf dem Betonboden in mehrere Teile.


Mit den Worten „Welcome to Armenia“ wird die Inspektion beendet!

Mit unserem gut funktionierenden Security System rollen wir unsere ersten Kilometer auf Armenischem Boden. Ziemlich durchlöchert ist der.
Weiter geht es durch den Kaukasus, wir fahren am Debet entlang. Der Fluss hat einen Canyon geschnitten ins Land.

Hier verstecken sich viele historische Kirchen und Klöster. Das Weltkulturerbe geht weiter und wir landen in Haghpat. Keine Beleuchtung, keine Rekonstruierung. Nein, die Klosteranlage steht einfach da, wie sie seit dem zehnten Jahrhundert da steht. Mit Ausnahme von kleinen Renovierungen.
Für gute Fotografien sind wir zu früh. Die Wolken haben sich noch nicht verzogen:

Zwei Dörfer weiter steht das nächste Besuchsobjekt: Das Sanahin Kloster.
Ich schnappe mir die Hunde und bringe den Kreislauf auf Trab von Kloster zu Kloster. Es ist schon beeindruckend, hier auf der Hochebene zu laufen vor dem Abbruch ins Tal.

Wenn da nicht immer wiederkehrend das Summen über dem Kopf wäre. Noch niemals zuvor sind mir Strommasten so negativ aufgefallen in der Bergwelt. Mitten durch die Idylle auf dem Hochplateau reihen sich die rostbraunen Masten aneinander.

Achim lässt derweilen in Sanahin unsere Halterung für die Trittleiter schweißen bevor ein Unglück passiert. Unsere Pflaster sind alle.
Wir treffen uns am Kloster:

Nachmittags tuckern wir das Tal hinauf am Debet entlang. Den Städten hier kann man gar nichts abgewinnen. Allerdings ist das Tal schon beeindruckend.

Nach Spitak wählen wir die Straße durch die Berge Richtung Erivan, lassen die letzten Häuser hinter uns und staunen über die Weite der Landschaft. Noch vor dem Pass rütteln wir uns langsam seitlich in die Felder, passieren eine Schafsfarm und kommen im gelben Acker zum Stehen. Gargo und Gagane gehört dieses Land, 350 Schafe, zig Kühe, Schweine, Hühner und Hunde. Herzensgute Menschen in unserem Alter, und wir sitzen kurzerhand mittendrin in ihrem Heim, in der Einfachheit neben dem Ofen. Irgendwie verständigen wir uns gut. Dem Übersetzer auf dem Handy sei Dank und weil wohl die Wellenlänge stimmt. Als Kuhleber, gedörrt auf der rostigen Ofenplatte angeboten wird, muss ich mal eben zum Womabt eilen, etwas Dringendes erledigen….

Bestückt mit einem Kohlkopf und anderem Gemüse, Käse und Honig inklusive Bienenleichen verabschieden wir uns am nächsten Morgen.

Der Nebel lichtet sich gerade als wir los fahren:

Man fährt hier etliche Kilometer auf plus, minus 2000 Metern Höhe die Straße entlang auf einer endlosen Hochebene. Die Sonne scheint und die Herbstfarben sind gigantisch.

Eigentlich wollten wir schneller in Erivan sein aber das Wetter ist zu schön, als hier vorbeizufahren: Am Aragats, dem höchsten Gipfel Armeniens. Also entschließen wir uns doch für einen Abstecher in die Berge. Obwohl Achim schon murrt beim morgendlichen Blick auf das Thermometer und beim Griff zur Daunenjacke. Pepe zittert sowieso wenn die Temperaturen nur unter 20 Grad sinken. Aber trotzdem. Der Berg ruft!

Eine wohl von Erdbeben gepeinigte Straße führt Richtung Amberd. Spontane Krater und Löcher vom Feinsten, da klappert das Gebiss!

„Aaaaachtung“ und wir hüpfen alle wieder in die Höhe weil Achim gerade seitlich aus dem Fenster guckt: Der türkische Ararat, über 5000 Höhenmeter hoch, zeigt seine Spitze über dem Nebel. Ein toller Anblick.

Und wenn wir schon mal hier sind, dann auch bis ganz oben. Der  Aragats, klingt ähnlich, ist ebenfalls vulkanischen Ursprungs und ist mit über 4000 Höhenmetern auch beachtlich. Hier soll man am Lake Kari schön stehen und starten können für etliche Wanderungen.
Wir stellen uns einen Bergsee vor mit lieblichen Berghütten, kommen um die Ecke und sind erst einmal betrübt: Das sieht eher aus wie die Funkstation der russischen Armee oder was Ähnliches. Meine Freunde, die Strommasten sind auch da.

Man soll nicht zu früh jammern. Wir fragen nach. Mit „Maschine“ kein Problem und wir rattern den Berg weiter hinauf: Guten Weg und Platz gefunden. Unser bisher höchst gelegener Stellplatz. Auf 3400 Höhenmetern stehen wir und die Sonne lacht. Unsere fünf Freunde aus der Box wären hier sicher noch weiter nach oben gefahren.. 😉

Achims erste Aktion: Die Drohne auspacken.

Beinahe wäre unsere Exkursion auf den Aragats geplatzt. Achim leidet unter Höhenkrankheit. Es saust im Kopf, an Schlaf nicht zu denken. Man wartet auf Besserung der Qualen im Liegestuhl und schickt uns andere dann doch da hinauf auf den Gipfel.

Also schleichen wir los, ganz langsam. Man holt hier schon mehr Luft als sonst. Gizmo zeigt nach den ersten Serpentinen seine typische Unschlüssigkeit mit dem Blick zurück: „Soll ich da mit oder nicht?“

Ich zeige ihm die Optionen auf und lasse ihm freie Wahl. Runter zum Höhenkranken oder mit auf den Berg. Die Entscheidung fällt auf Letzteres und dann ist er aber auch Erster da oben.

Die Keuch-Qualen haben sich gelohnt. Mit einem gigantischen Ausblick auch auf den Ararat sitzen unsere Hunde das erste mal in ihrem Leben auf 4000 Höhenmetern. Ohne Keuchen aber natürlich mit Fleece unter dem Haupt:

Wieder abwärts:

In Erivan gibt es Dinge zu erledigen. Unter anderem holen wir unser Canet de Passage ab, welches mit der Express-Post hier ankam und lassen die Hundegesundheit checken. Blutabnahme beim Tierarzt. Ich halte mich da mal ganz raus aus dem Geschehen und schlendere mit Gizmo vor die Tür als Pepe zur Ader gelassen werden soll. Achim übernimmt den Zangengriff und siehe da: Das Prozedere geht auch ohne Geschrei und Entleerung der Analdrüsen! Könnte die Panik vielleicht an mir liegen?
Wie auch immer: Die Hunde erfreuen sich bester Laborwerte.

Von Erivan aus weiterRichtung Osten getuckert durch die typische, herrliche Landschaft:

Und dann erreichen wir auf mehrfaches Anraten diesen paradiesischen Platz: 3 Gs Camping kurz vor der legendären Klosteranlage Geghard. Sandra und Marty aus Holland haben das hier aufgebaut:

Alles, was das Herz begehrt: Von der Waschmaschine bis zum Pool. Fast wären wir da sogar hinein gesprungen, so gut meint es das Wetter mit uns. Goldener Oktober und wir laufen barfuß.

Dieser Ort lädt ein zum Seele baumeln lassen. In jeder Ecke und jedem Detail steckt ganz viel Liebe drin. Und dazu kommt die herzliche Art der beiden Holländer. Man fühlt sich sau wohl.

Die Saison naht dem Ende, viel ist nicht mehr los. Dennoch treffen hier mehrere Reisende ein weil dieser Ort wohl einen besonderen Ruf hat. Wir erfahren viel vom Iran, da die Meisten von dort kommen.

Am Geghard Kloster ist mal wieder ein Drohnenverlust zu verzeichnen. Allerdings nur temporär, das Flugobjekt hat sich eigenständig in ein Buschwerk zurückgezogen, welches zu erklimmen ist. Allerdings unter schwersten Bedingungen und dem Verbrauch einer weiteren Packung Pflaster.

Weiter geht unsere Reise Richtung Süden. Das bekannte Kloster Khor Virap liegt auf der Strecke, ganz nahe an der türkischen Grenzlinie.

Für die Armenier ist dieses Kloster ein ganz besonderes. Aufgrund einer Legende und eines Berges: Imposant ragt doch der geliebte Ararat, den man ihnen geklaut hat hinter dem Kloster in die Höhe. Eine der beliebtesten Ablichtungen zeigt das Kloster im Vordergrund und den Riesenberg mit weißer Kuppe strahlend dahinter.
So ein Foto sei uns nicht beschert. Wir erkennen keinen Berg. Es kommt selten vor, aber heute haben wir schlechte Sicht. Alles ist wolkenverhangen.

Aber zum Kloster und um das Kloster herum wird geschlendert:

Der Legende zufolge saß hier unten, tief in einem Verlies der arme Gregor und wurde dort von König Trdat gefangen gehalten. Das war 288 n. Chr.
Gregor der Erleuchter war nicht vom christlichen Glauben abzubringen und deshalb saß er nun da unten für ganze 13 Jahre, so sagt man. Da der böse König von dem Eingekerkerten schließlich von einer entstellenden Hautkrankheit geheilt wurde fand er das dann doch gut mit dem Christentum. Und so kam Armenien als erstes Volk der Geschichte zum Christentum als Staatsreligion. So sagt man!

Da geht es runter zum Verlies:

Viel Licht hatte er nicht, der arme Gregor:

Es geht weiter am nächsten Morgen. Wir verabschieden uns von unseren Übernachtungsnachbarn, zwei jungen Russen, die schon überall auf der Welt waren:

Hatten wir doch am Morgen gehofft, das legendäre Foto machen zu können, ziehen wir von dannen und lassen den wolkenverhangenen Ararat hinter uns.

So oder ähnlich hätte es aussehen können 🙂

 Der Platz, an dem wir am Nachmittag landen gehört zu den wichtigsten Touristenattraktionen Armeniens. Das Kloster Norawank. Das haben wir natürlich nicht gewusst sondern fahren wie meistens einfach mal ab in ein Seitental. Auch weil eine neue App (Outdooractive) auf dem Handy eine tolle Wanderung dort verspricht. Die Straße durch das Tal ist schon atemberaubend.

Achim entlässt seine Gefährten auf halbem Weg zum Kloster und wir drei machen uns auf den Weg.

Man beginnt, wie auch schon in Georgien, Wanderwege zu markieren und die Touristen mit Informationstafeln zu bescheren. Auf der Hochebene stehen wir vor der Erklärung diverser Tierspuren.
Für die Zukunft, damit man weiß, mit wem man es zu tun hat, studieren wir das Hinweisschild und sind äußerst beeindruckt, von dem, was hier lebt und was wir nicht sehen. Also Ich, die Hunde haben längst die Nase in der Luft.

Das Kloster wird sichtbar und kommt immer näher.

Wir sind uns einig, ein weiterer einzelner Wanderer und ich: Von hier oben aus der Ferne und in der Ruhe wirkt das Kloster, wie es wirken soll. Abgeschiedenheit, innere Einkehr und Stille, das war es doch, warum man hier so baute.

Das Ziel in Sicht und Gizmo gähnt: „Schon wieder so ein Kloster!“

Kurz darauf reihen wir uns ein in die „Besichtiger“…

Wie es der Zufall will, treffen wir hier einen Inder. Avy aus Kalkutta gibt uns Tipps für sein riesiges Land. Aber nur ganz schnell, sein Reisebus trällert zur Rückfahrt…

Die Nacht ist sternenklar, der Vollmond über uns. Wir stehen am Norawank Kloster und schlafen göttlich. „Ihr werdet noch fromm“ schreibt die Mama uns heute aus der alten Heimat 😉

Schade. Wir fahren wohl durch eine gigantische Natur Richtung Süden. Es geht wieder auf über 2000 Höhenmeter durch gelbe Felder, buntes Laub und eine tolle Bergwelt. Ab und zu kann man das erahnen. Es ist grau und regnerisch. Das muss ja auch mal sein auf unserer Reise….
In Shaki angekommen ein Pflichtprogramm unter einer Sonne, die sich traut: Das Erwandern eines Wasserfällchens:

Zum Stehen kommen wir hier, oberhalb dieser Sensation und genießen den Ausblick und die Ruhe:

Wunderbare Streifzüge kann man hier machen durch die Natur. Und tatsächlich sehe ich doch einen joggenden Armenier den Berg hoch keuchen! So was gab es ja noch gar nicht zu Sehen.

Achim verdreht die Augen als wir zurückkommen. „Schon wieder zwei Hunde im Schlepptau! Kannst Du denn nicht mal böse sein?“ Die beiden sind wohl knapp ein halbes Jahr alt. Zum Verlieben! Puhlen sich gegenseitig die Kletten aus dem Fell und beschließen, die Nacht vor unserem Auto zu verbringen. Könnte ja sein, dass man sie doch hinein lässt. Um Mitternacht hören wir sie noch Randalieren auf der Treppe…

Die Jungspunte übergeben wir am nächsten Tag an vorbeikommende Wanderer und bestücken diese mit einer Tüte Hundefutter. Weiter geht’s, zu viert! Wir sind gut in der Zeit, wollen am 1. November die Grenze zum Iran passieren und haben noch sechs Tage Oktober. Also bleiben wir auf einem Berg stehen bei Sissian. Direkt neben dem historischen Ort Zorakarer, einem Gräberfeld aus der Bronzezeit. Die Phantasie der Menschen beflügelt, gibt es auch andere, verschiedene Deutungen dieses Ortes. Eine alte Kultstätte? Prähistorisches Sonnen-, Mond- und Stern- Observatorium? Das armenische Stonehenge…
Zum Observieren ist nicht viel: Ein Regengebiet sucht uns heim.

Am Tag unserer Abfahrt bekommen wir galoppierenden Besuch. Die einheimischen Menschen beherrschen den Gaul wie der Germane das Automobil. „Hier ist was los“ denken sich einige Besucher, verlassen die Touristenattraktion, gesellen sich dazu und man versammelt sich um unser Rollhaus. Wir sind wohl interessanter als Steine!

Jetzt ist es direkt über uns: Das Tiefdruckgebiet. Es regnet in Strömen und wir tuckern Richtung Goris. Einmal zumindest muss man in jedem Land Essen gehen. So sitzen wir gemütlich in einem uns empfohlenen Restaurant, schlemmen fürstlich und kommunizieren „Schötti-typisch“:
Zum berühmten Tatev Kloster oder nicht? Alle sagen, wir müssen da hin. Muss man da hin, wenn alle es sagen? Schön sieht es schon aus auf Bildern. Aber noch ein Kloster? Achim will mit der Seilbahn hoch, ich möchte laufen. Zu weit hin und zurück, Hunde werden sicherlich nicht in die Seilbahn dürfen. Elend viele Serpentinen da hoch. Alles mit dem Wombat? So geht die Diskussion hin und her bis der Kaffee kommt nach dem Essen.

Letztendlich und kurzentschlossen entscheiden wir uns gegen das Kloster und fahren auf die andere Seite von Goris nach Khndzoresk.

Hier haben vor kurzem, also vor 1980, noch Menschen gelebt. Höhlen wurden als Wohnstätten angelegt und man lebte da zwischen den Felsformationen. Das sah damals so aus:

Eine bombastische Hängebrücke führt über den Canyon hinüber zu der verlassenen Höhlensiedlung:

Die Sonne lacht wieder, wir gucken auf die „swinging bridge“ und sind heil froh über das Resultat unserer Diskussion. Es ist beeindruckend hier.

Wir testen den Mut und die Entschlossenheit unserer Hunde:

Bei strahlendem Sonnenschein tuckern wir Richtung Süden weiter. Wie der Hängebrückentest ausgegangen ist, kann sich wohl jeder denken. Na ja, es sind ja auch 160 Meter zu bewältigen über das Tal. Pepe hat es zumindest bis zur Mitte geschafft.

Am Chndsoresk Stausee finden wir einen tollen Platz mit Blick auf den mittlerweile schneebedeckten Kaukasus:

Kaiserwetter auch am nächsten Morgen:

Vor einigen Wochen schon stolpert Achim im schlauen digitalen Lexikon über eine Beschreibung des letzten Passes Richtung Grenze zum Iran. „Dangerous road!“  So höre ich seither fast täglich, dass wir da schleunigst drüber müssten bevor der große Schnee fällt.

Nun fahren wir heute mit bester Laune dort hinauf. Uns begleitet das beste Wetter, das man sich vorstellen kann. Achim lässt alte Hits aus den 80-ern ertönen und wir trällern mit: „Words don’t come easy to me….“ „Ho ho, yeah yeah, I miss you more than I can say..“ Dank Schlaglöcher der beste Schmalz-Gesang mit Vibrato!
Dangerous ist hier aber nichts. Nur schön. Besonders der Pass.

Kupfer Abbau kurz vor dem Pass:

Es geht runter von da oben auf der „dangerous road“. Wie immer stört Achims Navigationstante doch sehr: Vor jeder Serpentine ermahnt sie uns: „In 350 Metern nach rechts abbiegen – In 350 Metern nach links abbiegen – In 350 Metern nach rechts abbiegen…“
Auf dieser Seite der Berge können wir uns vorstellen, dass es hier mal „dangerous“ war. Als hier die Straße noch nicht verbreitert und frisch asphaltiert war. Das, worüber wir rollen, muss vor kurzem erst fertig gebaut worden sein.

In Meghri kurz vor der Grenze „verkloppen“ wir unsere letzten armenischen Dram.
Am Abend stehen wir hier:

Den Blick auf die Berge im Iran.
Hier kontrolliere ich meine Garderobe auf Iran-Freundlichkeit. Ich räume alles Untaugliche in die Staukisten auf dem Dach und mein Kleiderschrank ist fast leer. Fast Nichts reicht über den Po….. Bis zum Bazar in Tabriz muss mein einziges weißes Kleidungsstück herhalten:

Morgen geht es in Agarak, ganz im Süden Armeniens über die Grenze in den Iran. Wir freuen uns drauf. Ist es doch das Land, von dem wirklich jeder Globetrotter schwärmt.
Im Gepäck haben wir kiloweise reife Granatäpfel, Trauben und getrocknete Feigen. Geschenke von stolzen Garten- und Plantagenbesitzern.

Was fällt uns ein zu Armenien? Wie schon Georgien: Grandiose Natur, der Kaukasus ist bisher unser Lieblingsgebirge, tolle Kultur, man kann hier zum Kloster-Fan werden, glückliche Kühe und Schweine, kulinarische Genüsse (trotz weiter Entfernung zu meiner Ernährungsauffassung), nette Menschen, Autobastler,…… Es hat uns gefallen!
Trotz klapperndem Gebiss auf so mancher Schlagloch-Straße.

Über Kutaissi nach Armenien

30. September 2018.
Svanetien hinter uns gelassen über Kutaissi und Tiflis Richtung Armenien:

Am Ende des Monats September kommen wir in der zweitgrößten Stadt Georgiens an: Kutaissi. Über 2000 Höhenmeter runter von Ursprünglichkeit des Kaukasus und unwegsamem Gelände mit Übergang zu Asphaltstraßen und schließlich wieder die Zivilisation um uns herum. Da ist das ungewohnte Geräusch eines Rasentrimmers. Und die Möglichkeit, den Kühlschrank wieder aufzufüllen. Und das zu Preisen, welche nicht exorbitant hoch sind wie da oben in Svanetien.

Unterhalb der berühmten Bagrati Kirche ein kleiner Parkplatz, auf dem wir übernachten. Die Ursprünge der Kirche reichen bis ins 11. Jahrhundert. Die Osmanen machten aus dem Prachtwerk einen Trümmerhaufen aber die Rekonstruktion ist wirklich gelungen. Seit 2012 steht sie also wieder so da:

Ein Besuch auf dem Bazar. Hier zum Schuster zu gehen ist ein Erlebnis:


Das Gelati Kloster liegt nur ein paar Kilometer entfernt in den Bergen. Zunächst stehen wir unten im Tal am Fluss und wollen das Kloster „erpilgern“ über den Pfad nach oben. Der ist dann doch steiler als erwartet. Absolutes Unverständnis von Seiten der männlichen Fraktion. Achim flucht, Gizmo und Pepe setzen sich einfach hin. „So etwas machen doch nur Bekloppte..“, „Wie blöde muss man denn sein“…..

Wir kommen dann aber doch irgendwie an am Kloster, Achim heiser. Dort die schönsten Stellplätze und einige Reisekollegen. Nein, Pilgern ist nichts für meinen Mann und als wir dann schließlich doch am Abend mit dem Wombat hier oben stehen ist er wieder zufrieden:

Am sonnigen Morgen zur Besichtigung:

Gelati hat nichts mit Eis zu tun. Der Name ist vom griechischen Wort Genati („Geburt“) abgeleitet. Als Kloster und später Bischofssitz der Orthodoxen Kirche eines der bedeutendsten Werke der georgischen Kunst. Zum Kloster gehört eine Akademie und zehn Meter neben unserem Stellplatz  sind die bedeutendsten Könige und Königinnen Georgiens begraben. Wohl gute Seelen, wir haben prima geschlafen.

Nicht nur von außen beeindruckend. Auch das Innenleben mit den Wandmalereien lässt uns staunen:

Richtung Osten geht es weiter. Unser nächstes Ziel: Ein kleiner See bei Khashuri. Eine Empfehlung. Die Straße von Kutaissi nach Tiblis zwar eine Hauptstraße aber mit Kühen bestückt, schön grün am Fluss entlang durch kleine Dörfer. Am Straßenrand die bunten Verkaufsstände. Honig, Wein, gegrillte Maiskolben, Hängematten und unzählige Ton-Töpfe.

Der Georgier kennt Germania. „Da Auto gekauft. Ganz billig!“ bekommen wir oft zu hören. Böse Zungen behaupten, dass 80 Prozent aller Auto auf den Straßen hier aus Deutschland kommen. So sieht man hier Transporter mit der unterschiedlichsten Werbung: „Rohrreinigung, Sanitär- und Heizungsinstallation Wittelburger“, „Direktverkauf Kies – Sand – Mutterboden“ oder „Aufstellung aller Spiel- und Unterhaltungsautomaten“. Ich beobachte all die Schriftzüge und denke an die nächste Dieselauto-Generation aus Deutschland für die Georgier. Man scheint momentan ordentlich daran zu arbeiten. Es pufft aus den Abgasrohren und die Erde dreht sich weiter um ihre Achse …

Lauthals muss ich für Stillstand sorgen: „Stooooooop! Pfifferlinge!!“
Was eine Wonne später am See: Unser Festmahl!

So sieht es hier oben aus:

Da wir eine putzige Hängebrücke großzügig umfahren mussten und der Umweg über ausgefahrene Trecker-Pfade mühsam und lang war, fragen wir uns, ob sich das wirklich gelohnt hat. Aber wir genießen einfach die Ruhe dort oben in der Sonne und Stille, bevor uns Tiflis einnimmt.
Oben auf dem Kamm wird eine kleine Kapelle gebaut. Dort leben ein paar Mönche mit Kühen, Schafen und Stallhasen. Wir unterhalten uns lange, also mit einem der Mönche, sogar auf Deutsch. Gizmo guckt fern derweilen. Ein Belgischer Riese ist auf dem Programm.

Es ist Sonntag und eine kleine Gruppe junger Menschen leistet uns Gesellschaft hier am See. Die Großzügigkeit der feiernden Georgier bei Barbecue und ganz viel Schnaps wird mit zunehmendem Zuprosten unermesslich. Wir haben mal wieder für fünf Minuten nicht aufgepasst auf unsere so leidvoll hungernden Hunde. Die beiden sind am kommenden Tag zu nichts zu gebrauchen. Pepe kann besonders erbärmlich aus der Wäsche gucken wenn es im Gedärm rumpelt. Gizmo lümmelt dauerhaft im Gras herum und kaut auf Selbigem. Man kann förmlich die Sprechblasen über ihnen schweben sehen: „Mir ist so schlecht.“ „Mir auch!“

Das jammervolle Bild am Morgen:



Nach Tiflis also geht es nun. Ich gucke rechts aus dem Fenster auf die Berge und bin schon ein wenig traurig. Wir hatten uns ja so viel vorgenommen hier in Georgien. Gar nicht auf der Schnellstraße in die Hauptstadt düsen, sondern südlich davon durch den kleinen Kaukasus trudeln. Und nach Kazbegi wollten wir auch. Und in Tiflis länger bleiben. Und der Süd-Osten…

Irgendwann der seltene Blick auf einen Kalender und die Ernüchterung, dass unser Programm zeitlich wohl nicht hin haut. Von Armenien nach Georgien nämlich müssen wir über einen hohen Pass. Schnee kann da schon fallen im November ….
Also: Ein andermal wiederkommen und Weitermachen hier in Georgien!

Auf Tiflis freuen wir uns. Kontrastprogramm zu Kuhfladen und Wehrtürmen.
Erster Anlauf: Die iranische Botschaft. Unsere Visa beantragen. Ratz Fatz geht das. Das, was dauert ist der Besuch bei der Bank für die Einzahlung der Gebühren. Man zieht eine Nummer und als Achim dran ist, ist seine Nummer weg, er muss eine neue Nummer ziehen und vor ihm wieder zehn neue Nummern….

Also erst einmal wieder raus aus der turbulenten Stadt und einen Stellplatz aufsuchen. Der Campingplatz am Tifliser See wurde uns empfohlen. Die Waschmaschine lockt.
Die traumhafte Vorstellung eines Platzes mit Blick auf den See und dem meditativen Drehen einer Waschtrommel weicht mal wieder drastisch von der Realität ab: Da ist nichts (mehr)! Wir suchen vergeblich und erahnen nur mit Wohlwollen, was hier Campingareal gewesen sein soll.

Also frei Stehen, was an diesem See auch wunderbar geht:

Nur zur Altstadt ist es ein Stückchen zu fahren. Mit Taxi aber kein Problem.
In Kutaissi schon haben wir ihn kennen gelernt: Pascha. Er ist ein sehr netter, knuffiger Taxifahrer und hat sich angeboten für all die Besorgungen in Tiflis als Mann mit Durchblick und Ortskenntnis. Die beiden Männer machen sich auf und haben wohl richtig Spaß zusammen.

In der super modernen Hautarztpraxis wegen Achims „Nasenfraß“. Dieser entpuppt sich als Vorstufe von Hautkrebs. Ernte des Outdoor-Lebens.

Das Riechorgan bleibt dem Achim erhalten Dank fürsorglicher Vereisung durch eine dieser Damen. 😉

Pascha hat einen Tipp parat: Oben am Fernsehturm auf dem Berg Mtazminda das Wombat zu parken. Mit grandioser Aussicht auf ganz Tiflis, im Grünen auch für die Hunde perfekt und das Beste: Mit der Bergbahn hier nebenan mal eben direkt in die Altstadt runtergezischt.
Da stehen wir nun und gucken von unserer Aussichtsplattform runter auf die beleuchtete Großstadt. Die leuchtende Sameba Kathedrale mittendrin. Die größte Kirche Transkaukasiens. Hinter uns der angestrahlte Fernsehturm. Das hat was!

Dann aber kommt die Nacht: Unser Traumplatz entpuppt sich als Treffpunkt für röhrende Auspuffe und als Outdoor-Disco der Jugend. Mit aufheulendem Motor kommt man an, Türen auf, Musik auf volle Lautstärke und auf dem Kofferraum wird die Bar ausgebreitet. Und das bis morgens um Fünf.

Zum Nachholen von Schlaf landen wir schließlich hier:

Die Örtlichkeit befindet sich über dem botanischen Garten auf der gegenüberliegenden Seite der Nariqala Festung. Wir stehen ruhig neben dem kleinen Kloster, einen tollen Blick auf die ganze Stadt und die Altstadt erreicht man über einen Fußweg in zehn Minuten. Perfekt!

Abwärts geht es Richtung Altstadt:

Es gefällt uns hier.
Nur am Eingang zum Botanischen Garten behandelt man uns einmal wieder wie die größten Schwerverbrecher. Ein Entgegentreten und Aufhalten, als ob wir eine Bombe mit uns führen würden. Dabei sind es nur unsere zwei Hunde!!

Macht nichts! Es gibt genug anderes zu sehen:

Hoch zur Nariqala Festung:

Vor der Abreise tun wir uns das dann doch an: Mit dem Wombat zum Basar. Die Parkplatzsuche gestaltet sich genauso lang wie der Besuch durch die Katakomben voller Kappen, Schuhe, Socken und Unterhosen…


Als letztes Ziel unseres Georgien-Besuchs suchen wir uns das Höhlenkloster Gareji aus. Die abgespeckte Version von der Erkundung des Süd-Ostens von Georgien. Geplant war eigentlich der Vashlovani Nationalpark im aller letzten Zipfel. Aber, wie schon erwähnt: Die Zeit und der Pass über die Berge zum Iran! Und außerdem überfällt uns ein leichtes Prickeln beim Begriff „Nationalpark“. Ums Verrecken ist nicht herauszufinden, ob man uns mit den Tierchen Einlass gewähren würde.

Also entschließen wir uns für eine kurze Offroad-Route zum Höhlenkloster und sind total positiv überrascht. Durch die potthässliche Großstadt Rustavi muss man schon durch und fragt sich, ob das wohl nicht ein Fehler war mit der Route. Aber wenn man Hochhäuser, Schlaglöcher so groß und tief wie Wachbecken und stinkende Industrie hinter sich gelassen hat wird es wirklich traumhaft.

Eine gut zu fahrende Schotterpiste durch Steppen-Wüsten Mix mit irren Farben und einer endlosen Weite:

Am Höhlenkloster angekommen: Überschaubarer Tourismus.

Da gab es im 6. Jahrhundert einen Prediger namens David. Der war stink sauer auf die Bewohner von Tiflis weil die ihn verleumdet hatten. Zu Unrecht hängte man ihm eine Vaterschaft an. Und da zog er von dannen in die Stille der Wüste, dorthin, wo wir hier nun stehen.  Und gründete das Höhlenkloster Gareji. Viele Menschen zog es dort hin im Laufe der Geschichte. Oft wurde dieser Ort zerstört, auch von Erdbeben. Und zuletzt von den Erschütterungen und dem Geballer um die Höhlen herum. Hier befand sich nämlich der Truppenübungsplatz der Sowjet-Armee. Man übte den Krieg gegen Afghanistan. Wo sonst, wenn nicht hier in dieser wüstenähnlichen Gegend.

Nach der Unabhängigkeit Georgiens wurde das Areal wiederbelebt. Auch Mönche wohnen hier wieder.

Das, was am meisten beeindruckt: Eine Wanderroute hinter dem Kloster hinauf zum Grad mit dem Blick auf Aserbaidschan und die vielen Höhlen am Berghang. „Zum Niederknien“ beschreibt eine deutsche Touristin diese Gegend.

Hier verbringen wir eine Nacht und auch am folgenden Tag lassen wir die Stimmung auf uns wirken. Ob es am diesigen Licht oder an unseren fotografischen Fähigkeiten liegt: Kein Foto kommt an die Realität heran. Nur die Drohne kriegt es einigermaßen hin 😉

Unten auf dem See erspähen wir ein Tretboot:
Heimweh!!!

Naja, nicht mehr das Neueste. Gizmo:”Ich fahr’ da eh nicht mit”.

Im Andenken an die alte Heimat eine Bootsfahrt?
Gestaltet sich als schwierig. Kette eingerostet, Ruder defekt aber mit vereinten Kräften treten sich die Schöttis zum gegenüberliegenden Ufer. Während die Hunde wegen Verlsutangst jämmerlich jaulen schaffen wir es irgendwann irgendwie irgendwo ans Ufer, wo man uns begrüßt als wären wir auferstanden.

Wie so oft bekommen wir am frühen Morgen Besuch:

Auf geht’s Richtung Armenien. Zwei Wochen möchten wir uns für dieses Land doch nehmen. Wir wählen den Grenzübergang ganz im Osten bei Bagratashen. Dann durchfahren wir nämlich gleich das Debed Tal mit seinen Klöstern auf der Armenischen Seite.

Georgien war toll! Wir sind begeistert und müssen in jedem Falle wieder kommen. Wir haben längst nicht alles gesehen!

Was verbinden wir mit Georgien?
Eine grandiose Natur, glückliche Kühe und Schweine, die Gastfreudschaft und tausend Einladungen zum Schnaps, eine tolle Kultur und ein Wein, der mich umhaut. Und der Geschmack von Trauben und Äpfel, die sich jeglicher Genmanipulation entzogen haben…

Und das ist es, was Achim umhaut: Diese unbeschreiblich leckeren Teigtaschen, -fladen, -ecken mit den unterschiedlichsten Namen weil unterschiedlichste Füllungen. Meist mit Käse. Wohl dem, der so etwas verträgt…
In unserem Wombat gab es nur einen Glücklichen. Alle anderen forderten den Gaswarner.

 

 

 

 

 

Georgien – Batumi bis Svanetien

3. September 2018:

Wir knattern über die Grenze nach Georgien Richtung Batumi. Ich bestücke uns mit Info- und Kartenmaterial am Infostand der Grenzstation. Da kommt Vorfreude auf: Allradstrecken, Trekkingtouren, hohe Berge und eine tolle Kultur.

An der Grenze freundliche Menschen, niemand möchte mal wieder meine „Hundepapiere“ sehen und wir sind drin im neuen Land. Aufenthalt für 90 Tage wäre möglich.

Ich muss gestehen: Wir atmen auf. Kein vierspuriger Highway mehr unter den Rädern!

Batumi ist unser erstes Ziel. Mit gemischten Gefühlen nähern wir uns, sind wir doch beide keine Freunde von Großstädten.

Das Reisebudget muss erst einmal wieder dran glauben: Unsere Batterien geben den Geist auf. Die Berge warten auf uns und das wohl nicht immer mit solarzellenspeisendem Sonnenschein in diesem Land und wir regeln das gleich in Batumi.
Und danach tuckern wir durch diese irre Stadt Richtung Parkplatz am Riesenrad.

Hier kommen wir schließlich zum Stehen:

Es grenzt schon nahezu an Geschmacksverirrung, was da hinter uns in den Himmel ragt:

Aber irgendwie sind wir positiv beeindruckt und staunen vor uns hin.
Anfang dieses Jahrhunderts haben sich europäische Architekten förmlich überschlagen mit ihren Ideen. Das ist ein Sammelsurium bis hin zum absoluten Kitsch. In der Altstadt hat man die Gebäude aus dem 19. Jahrhundert restauriert. Man könnte stundenlang gucken und über die Details staunen: Butzenscheiben, Säulen, Holztüren, Winkel, bunte Dächer….

Europa im Ansatz… J

Hier bewegt man sich gerne vorwärts per Pedes auf dem Fahrrad-Highway entlang der gesamten Küstenlinie.

Die Polizei hat ebenfalls nicht zu verachtende Fortbewegungsmittel:

Wir streifen am Abend durch die Straßen. Die alten Häuser beleuchtet, entlang Cafes und Bars, die Atmosphäre ist toll. Es ist nicht laut, nicht überfüllt, alles geht trotz Großstadt irgendwie beschaulich zu. Die Stadt hat Flair. Wider allen Erwartens gefällt sie uns!

Dies ist Oleg:

Er war „Sales-Director“ in einer großen russischen Firma, hat zum Leidwesen seiner Familie alles „hingeschmissen“ und ist seit Jahren als Bagpacker in der ganzen Welt unterwegs. Bis hin nach Nepal und Indien.

Und dies ist sein Haus:

Wir werden Freunde auf Instagram und verfolgen uns gegenseitig. Auf Drängen haben wir nun doch einen Account auf dieser Plattform für Fotos angelegt: wombat92

Die Batterien müssen an den Strom für einen guten Start. Wir besuchen einen Campingplatz: Geocamp kurz vor Kobuleti an der Schwarzmeerküste. Unter ein paar Zelten sind wir mal wieder die Attraktion.
Delphine ziehen hier jeden Tag ihre Runde. Schwimmenderweise pirschen wir uns an, nur noch etwa zwanzig Meter entfernen uns von ihnen und da rauscht ein Motorboot zwischen Mensch und Tier entlang…. 🙁

Bei den ersten Einkäufen und der Beschäftigung mit dem Kulinarischen Georgiens merkt man gleich: Dies ist die Verabschiedung vom Olivenöl und Chai. Wir begrüßen den Wein, den Käse und all die leckeren Teig-Teilchen!

Am Tag drauf eine Erfahrung mit den Regeln eines georgischen Nationalparks:
Schwül und heiß ist es. Es gleicht einem subtropischen Klima hier. Wir fahren durch ein sattes Grün. Riesige Eukalyptusbäume, Bambus mit dicken Stämmen, Walnuss- und Kastanienbäume, Haselnuss, Katalpa und und und….
Extra ein Stück zurück sind wir getuckert für einen Besuch im Mtirala Nationalpark. Zu meiner Freude: Dort gibt es ganze drei verschiedene Trekkingwege durch die Natur und einen schattigen Stellplatz. Also tuckert das Wombat da hoch Richtung Pforten desselben. Die schmale Straße ganz frisch geteert. So frisch, dass die seitlichen, weiß gestrichenen Fahrbahnmarkierungen über (fast) noch dampfende Kuhfladen führen.
Das Tor zum Park erreicht, müssen wir leider wieder umkehren: Hunde sind verboten! Auch nicht mit Leine. Kein mitleidiger Blick hilft, schließlich ist die Strecke bis hier hoch für uns im Wombat eine beschwerliche Reise gewesen. Nein. Nichts zu machen. Wir dürfen nicht rein.

Ziemlich stinkig finden wir weiter unten im Tal einen Platz am Bach.

Leider ohne Wanderweg dafür machen wir die positive Erfahrung mit der georgischen Gastfreundlichkeit. In den Fängen der großen georgischen Familie gibt es kein Zurück: Man muss ganz viel essen und ganz viel Wein trinken. Ich muss sagen: Lecker, lecker!

Unten im Tal treffen wir Christian und Diana. Die beiden bestücken uns mit doch so begehrtem Wanderkartenmaterial von Svanetien, in Georgien selbst unauffindbar.
Vielen Dank auch für die lebensfrohe Ablichtung!
Christian möge uns verzeihen, dass wir ihn wegretuschiert haben für ein neues Bild auf der Startseite. Es hat uns so gut gefallen.

Der Tag danach: Wir schaffen es bis Poti und bleiben unter Kiefern an der Schwarzmeerküste stehen:

Auf der Fahrt Richtung Kaukasus bewundern wir einmal wieder die glückliche Nutztierwelt: Pferde und Kühe überall in freier Natur am Grasen und jetzt wird das Bild vervollständigt durch Unmengen an Hausschweinen.  Da sind wir gespannt auf die ersten Begegnungen mit unseren Chaoten.

 

Wir machen einen Zwischenstopp nahe der Grenze zu Abchasien noch vor den hohen Bergen.

Über diese Brücke will keiner von uns weiter:

Macht man in diesem Land eine Radtour durch bewohnte Gegenden wird man sicherlich ein duzend mal eingeladen zu Wein und Wodka. Mittlerweile haben wir eine sehr gute Notlüge entwickelt, um höflich aus dem Dilemma zu kommen und nüchtern bleiben zu dürfen: „Wir müssen Arbeiten! Work!“ Dazu die Gestik des Tippens auf einer imaginären Tastatur und Fingerreiben als Geld-Symbol – das scheint zu helfen und man lässt uns mit Einsicht passieren.

Bei unserem Zwischenstopp trifft Hund auf Schwein. Gizmo und Pepe sind mal kurz hinter dem Schlagbaum Richtung Abchasien verschwunden. Schweinen folgend. Die verdatterten Gesichter der Grenzposten sind es wert, solche Hunde zu haben. Aber es ist ein äußerst einvernehmliches Kennenlernen. Ist das Schwein doch (nicht nur genetisch) recht menschlich wird man vielleicht in Zukunft richtig Freundschaft schließen.

Der Morgen darauf begrüßt uns mit Dauerregen. Da die Hunde natürlich verweigern, ihre Morgentoilette im Regen zu absolvieren hilft wieder mal nur eins: Mann ruft: „Katze!“ Frau ergänzt: „Wirklich, eine Katze?“ Erziehungstechnisch natürlich blamabel aber so schnell kann man gar nicht gucken, sind beide die Treppe herunter „geflogen“. Nur schnell die Türe zu von innen!


Durch das Land der Türme: Swanetien

Es ist zwar bewölkt und regnerisch aber man sagt Sonnenschein voraus und da wollen wir schon da oben sein bei den Fünftausendern des Kaukasus. Die Straße führt lange entlang eines riesigen Stausees. Türkisblaues Wasser begleitet uns eine ganze Weile.


Die Berge werden immer höher und die ersten alten Wehrtürme kommen in Sicht.

Ja wo sind wir eigentlich gelandet?

In Swanetien. Im großen Kaukasus unter teilweise über 5000 Meter hohen Bergen. In den kleinen Dörfern sieht man die typischen Wehrtürme für diese Region. Gewehrt hat man sich hier. Und das recht erfolgreich über Jahrhunderte. Gute Kämpfer waren die Swanen und haben lange ihre Unabhängigkeit und Tradition bewahrt bis zur Annektion durch Russland. Eine sehr ursprüngliche Region Georgiens und ein Mekka für Wanderer und Naturliebhaber! Seit 1996 gehören die oberswanetischen Bergdörfer zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Theoretisch sind wir gut vorbereitet: Es gibt viele gekennzeichnete Trekkingtouren und wir wollen uns förmlich hochschrauben. Von Dorf zu Dorf über die touristische Stadt Mestia bis nach Uschguli, das höchst gelegenste Dorf Europas. Da wollen alle hin. Trekkingreisende machen die Etappen mit Rucksack und Zelt oder wählen als Etappenziel eines der urigen kleinen Dörfer mit Gästehäusern zum Übernachten. Ich habe als Etappenziel meinen Achim, welcher mit Haus auf Rädern die Straße wählt und oft mit Spaghetti wartet wenn wir drei anderen über die Pässe geschlichen kommen.

Wir kommen also dort oben an und unseren ersten Stopp machen wir in Etseri:

Es gibt wieder eine Anekdote. Unsere Freunde würden kopfschüttelnd sagen: „Typisch Schötti!“:
Achim tuckert auf den Schotterweg, will eben mal nur nach oben, einen schönen Stellplatz suchen und ich schnappe mir die faulen Hunde und tappe zu Fuß da hoch. Das Wombat schon lange außer Sichtweise wundere ich mich doch sehr, wo er wohl ist, der Achim und wie er da hochgekommen sein soll: Der Weg wird immer schmaler durch angrenzende Grundstücke und Häuserecken hindurch,  matschig und immer steiler wird es. Unvorstellbar, aber anhand der Reifenspuren erkenne ich: Da ist er durchgefahren, wohl das Offroad-Event noch im Kopf!
Da erblickt man das Elend plötzlich: Das Wombat quer, die Hinterräder drehen durch im Schlamm, rutschen seitlich runter und die frisch gerichtete Fahrradbox am Heck schleift quer einen Bretterzaun entlang, nimmt den selbigen und einen Hagebuttenbusch mit und wird ein drittes mal aus den Angeln gehoben und total zerquetscht. Die Seilwinde vorne am Baum, das Wombat am Stinken und etliche einheimische Gehilfen außen herum. Mir fällt spontan nur ein: „Achiiiiiim! Was machst Du denn hier oben?“
Um es kürzer zu machen: Irgendwann standen wir irgendwo in der Prärie. Nach etlichen Rutschmanövern und Anläufen. Eine Traube Dorfbewohner inklusive der für den Bretterzaun Entschädigte im Schlepptau. Das werden wir wohl feiern und laden die Helfer ein zu einem Umtrunk. Aber erst, wenn die Sonne scheint. Vorher rühren wir uns hier sowieso nicht vom Fleck.

Zu Achims Verteidigung: Der errungene Stellplatz ist traumhaft. Sogar bei Nieselregen.

Zwei Nächte stehen wir auf unserem mühsam errungenen Stellplatz. Der verwüstete Schotterweg ist wieder heile: Ein Regenguss hat die Spurrillen weggewaschen und die Sonne den Matsch getrocknet. Dann können wir uns da jetzt ja wieder runter wühlen!

Ein gewohntes Bild: Achim drischt einmal wieder mit dem Hammer auf die zerdellerte Fahrradkiste. Das neue Outfit: Auch nicht schlecht. So langsam wird sie immer kleiner, die arme Kiste da am Heck.

Ich laufe mich ein und hoffe auf einen Energieschub nach dem faulen, heißen Sommer. Kürzere Runden in der Nähe und es schallt aus dem Tal der Hammer…

Sehnsüchtig hatte ich seit langem einen Wunsch ins Universum geschickt, man möge mir doch einen Wanderweg schicken. Da hat man mich aber sowas von erhört. Dem Rindvieh sei Dank:

Zwei einheimische Freunde süffeln in knapp neunzig Minuten eine nur wenig angefangene Fünf-Liter-Flasche Weißwein. Das ist beachtlich! Trinkfest sind sie schon die Georgier, das muss man ihnen lassen! Aber Kopfschmerzen am nächsten Morgen sind auch hier gängig.

Wandern von Etseri nach Mazeri über den Bak-Pass:

Viel Überredungskunst ist erforderlich, dass sich Lord Gizmo in Bewegung setzt. Zu warm und außerdem ist das Oberhaupt nicht dabei. Achim lenkt das Wombat den getrockneten Matschweg ohne Probleme wieder herunter, wählt die Straße und wird in Mazeri auf uns warten.

Es ist ein Traum hier hoch zu wandern, schöner geht nicht:

Oben auf dem Bak-Pass die Sicht auf den Mount Ushba:

Im Nachbartal fast angekommen: Ich sehe unseren neuen Stellplatz schon von oben. Herrlich!

Wie überlebt man ein paar Tage hier oben mit einer einigermaßen ausgewogenen Ernährung? Ich muss immer lachen über die Bezeichnung „Super Market“. Super: Hier drin stehen ein paar Hygieneartikel, zwei Regale Dosenfutter und ein Kühlschrank mit Coca Cola. Na ja, ein bisschen mehr ist es schon aber ich kratze mich doch am Kopf. Dann wird der Einkauf aber ein Erlebnis: Im Laden stehen vier Frauen, die Verkäuferin spricht zum Glück Englisch und fragt uns, was wir möchten. Frischkost? Kein Problem. Man schnattert und telefoniert, alle Frauen mit Ausnahme der Verkäuferin schwärmen aus. Wir sollen warten. Nach und nach schleppt man das Gewünschte an aus dem eigenen Garten oder der eigenen Kuh. So verlassen wir den „Super“-Market vollgepackt mit Obst und Gemüse aus den umliegenden Gärten, selbstgemachtem Käse und frischer Milch. Home made und Bio ist das alles. Nur Zeit braucht man für so einen Einkauf. Die Kartoffeln kommen nach einer halben Stunde. Die mussten erst ausgebuddelt werden.

Von hier aus eine tolle Wanderung zum Wasserfall:

Anstrengend und unwegsam ist es. Aber es lohnt sich , hier oben zu sitzen, wo das Wasser vor den Füßen den 90-Grad-Winkel antritt.

Ein VW Bulli aus den 70-ern rollt an und parkt neben uns: Sebastian aus Wiesbaden. Der kommt gerade da her, wo wir hin wollen. Der Himmel hat ihn uns geschickt und wir erfahren viel über den Iran und die Passage durch Pakistan.

 

Nicht nur Sebastian lernen wir kennen.
Am frühen Morgen steht er da und guckt die Treppe hoch. Wenig später steht er drin im Wombat. Als wolle er sagen: „Hier bin ich, hier bleibe ich.“

Sogleich wird er getauft auf den Namen Ushba. Dem gleichnamigen Berg unter welchem er gefunden wurde. Vielleicht zehn Wochen alt das Kerlchen. Was macht man nun?
Frühstück, Spaziergang, Abendessen und Schlafplatz. Überall im Dorf ernten wir entsetztes Kopfschütteln bei unserer Anfrage und Hochheben des Geschöpfs. Für unseren Geschmack: Zu energisch. Die Vermutung liegt nahe, dass sich da ein Dorfbewohner, gesegnet mit einem großen Wurf wohl dachte, hier wird mir einer abgenommen. Und alle halten dicht!

Sebastian, ein Mann der Taten verliebt sich sogleich und springt freudig ein als Pate. Oder besser gesagt als Papa. Und reist ganz aufgeregt am nächsten Tag schon ab um alle Formalitäten zu erledigen damit die Einreise nach Deutschland klappt. Wir hoffen das Beste!

Wandern von Mazeri nach Mestia über den Guli-Pass:

Ganz früh am Morgen muss gestartet werden: Die Etappe über den Guli Pass wird veranschlagt mit zehn Stunden. Zwei weitere Wandergruppen sind unterwegs. Man trifft sich nicht zum letzten mal.

Immer entlang eines grandiosen Ushba-Panoramas:

Auf dem Pass leider keine Rundumsicht. Der Ushba verzieht sich hinter Wolken. Das erspart dem Leser die zwanzigste Ablichtung des tollen Berges..
Aber in die andere Richtung sieht es so aus:

Der Abstieg vom Pass nach Mestia traumhaft, aber er zieht sich.

Das ersehnte Ziel: Mestia

Der krönende Abschluss dieser herrlichen Wanderung ist eine kleine Verirrung am letzten Abstieg durch den Wald zum Dorf hinunter: Ich gerate statt auf den Wanderweg auf eine Schneise, weiß ich, was die hier verlegt haben. Fast senkrecht nach unten halte ich mich an Ästen und Bäumen fest und „seile mich ab“. Mit vier Pfoten geht das leichter, allerdings scheinen in der Hunde-Fraktion die Nerven auch strapaziert zu sein. Mein Hosenboden voller Erde weist zum Glück keine Löcher auf als wir irgendwann auf den richtigen Wanderweg stoßen.

Unten in Mestia angekommen, schleppt mich Achim zum Trost in die „Inn-Kneipe“: Georgische Kultur! Das Essen ein Gedicht und der Chor etwas für unseren Freund Heft.


Wandern zum Chalaati Gletscher:

Am nächsten Tag der Besuch des Chalaati-Gletschers. Der Weg dorthin leider nicht so schön. Man baut hier ein riesiges Wasserkraftwerk um die Kräfte des Gletscherflusses zu nutzen. Eine einzige Baustelle ist die Straße dorthin.

Der Wanderweg zum Gletscher ist zwar ein „Silber-Sandalen-Weg“ aber trotzdem beeindruckend. Auch vor der riesigen Abrisskante des Gletschers zu stehen.

Achim hat die Drohne im Gepäck:

Die Nacht verbringen wir am Fuße der Seilbahn und haben nachts diesen Ausblick auf Mestia:

Am Morgen sieht das so aus:

Jetzt geht es Richtung Ushguli. Bei Kaiserwetter knattern wir die Straße entlang und beschließen, Richtung Tetnuldi Skigebiet abzubiegen. Das Wintersportgebiet befindet sich noch im Bau. So sieht es dann aus für die Natur, wenn sich der sportliche Mensch freuen soll:

Achim knattert die Piste hoch, auf der zukünftig im Winter heruntergeschwungen wird. Ich laufe in Begleitung einiger Trekking Touristen hier hoch. Es sind viele aus Israel da aber auch einige aus Deutschland. Immer wieder trifft man die selben Rücksäcke und das davor, von Etappe zu Etappe Richtung Uschguli.

Eine total nette Truppe aus Israel:

Hier oben, am Rande des Skigebiets stehen wir schließlich am Nachmittag und über Nacht mit einem traumhaften Blick – einmal wieder:

In der Abendsonne leuchten die Farben:


Wandern von Tetnuldi nach Iprali über den Chkhutnieri Pass:

Die nächste Etappe zu Fuß und Pfote ist recht lang, eigentlich eine
1 ½ Etappe. Also geht es los in aller Frühe . Achim muss das Skigebiet auf gleichem Wege wieder herunter rumpeln und wählt die Straße bis nach Iprali.

Im Tal erreiche ich mit den Hunden Adishi, ein total ursprüngliches Dorf. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein, wären da nicht die bunten Wandervögel, die hier pausieren, nächtigen oder passieren. Man wählt Adishi oft als Etappenziel zum Zelten oder Einkehren in einem der einfachen Gästehäuser.

Entlang des Gletscherbaches geht es weiter mit traumhaften Aussichten, diese ungewohnt nach oben. Vorsicht Stolpergefahr!

Bevor es den Pass hinauf geht erreichen wir ein schier unüberwindbare Hindernis: Den Gletscherbach. Reißende, eiskalte Fluten sind zu durchqueren mit oder ohne Schuhe – wir müssen da durch! Zwei Stunden kämpfe ich mit den „wundervollen“ Charaktereigenschaften meines Ridgebacks. Mein Durchhaltevermögen siegt über seine Sturheit und phobische Einstellung zu fließendem Wasser. Kurz vor dem Verlust meiner Zehen durch Erfrieren erbarmt sich ein Georgier mit Pferden. Hoch zu Ross passiere ich mit Pepe im Arm das nasse, kalte Hindernis. Und Gizmo folgt doch tatsächlich endlich. „Was der Gaul kann, kann ich auch!“

Entschädigt werden wir kurz darauf mit grandiosen Blicken auf den Adishi Gletscher:

Je höher wir kommen, desto sensationeller der Anblick:

In Iprali wartet der Achim auf uns, einen Stellplatz gefunden im Garten eines Gasthauses:

Die Straße nach Uschguli: Ein Abenteuer. Nicht umsonst fegen hier Touristen mit Allrad-Leihwägen hinauf und haben ihren Spaß. Allerdings sind wir mit unseren 14 Tonnen doch etwas anderes und zwischenzeitlich steige ich, an der Abhang-Seite sitzend, lieber aus zum Fotografieren…..

In Uschguli angekommen:

Die „Uschgulianer“ bezeichnen ihr Dorf als das höchstgelegene Europas, das dauerhaft besiedelt ist. Hier also wollen alle hin: Es ist wirklich herrlich hier oben, die alten Wehrtürme, Ursprünglichkeit und Idylle. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Allerdings weiter oben im dritten Dorfteil, da sieht man ihn schon schleichend Einzug halten: Den Tourismus. Moderne Gästehäuser, Cafes und bunte Sonnenschirme, alles noch im Beginn aber man möchte nicht in fünf Jahren erneut hier her kommen.

Hinter der Lamaria Kirche, kommen wir auf der Alm zum Stehen. Ein grandioser Ausblick. Dies ist einer der schönsten Stellplätze, welche wir bisher aufgesucht haben.

Den Blick auf den Schchara, mit seinen etwa 5200 Metern Höhe der höchste Berg Georgiens:

Bei Kaiserwetter gekommen, bei Kaiserwetter gegangen.
Dazwischen zwei Tage mit nicht so schönem Wetter. Auch mal nicht schlecht, Beine erholen und nur einen Kurztripp durch Ushguli und seine Wehrtürme. Man kann stundenlang einfach nur gucken:

… und…. Neben uns mit ihrem 32 Jahre alten VW Bulli stehen Duca und Jack aus Serbien. Neu restauriert sieht der Bulli aus wie ein gemütlicher Frosch:

Gezögert hatten wir schon mit der Weiterfahrt hinter Ushguli in die Berge hinein, 75 Kilometer auf Schotter, Gestein und durch Wasser und Matsch. Ohne Asphalt nach Lentechi und von da aus ist es nur noch ein Klacks bis Kutaissi. Eine Abkürzung, die nicht oft gefahren wird.
„Nein. Nein. Zu gefährlich“, sagte man uns noch an der Schwarzmeerküste. Dann aber das „No problem“ der Einheimischen und die begeisterte Beschreibung der Route durch Leigh und Steph, unterwegs mit ihrem Defender und eben von dort kommend.
Also dann doch da lang. Kaiserwetter ruft uns. Und außerdem ist es so gar nicht schön, den selben Weg wieder zurück zu fahren, welchen man gekommen ist.

Bei Bilderbuchwetter sagen wir: “Tschüss Ushguli”

Noch einmal geht es nach oben:

Ich lasse es mir nicht nehmen, dieses Stück Idylle mit dem Mountainbike unter dem Po zu bestaunen. Mittlerweile sind die Herbstfarben auf dem Höhepunkt, es ist ein Traum hier oben und wir sind so froh, das gewagt zu haben.

Am späten Nachmittag, die Gedanken schon beim Abendessen, trudeln wir mit sechs Rädern und acht Pfoten das Tal hinab, nichtahnend, dass uns Höheres bevorsteht. Ein riesiger Felsbrocken liegt auf dem Weg. Stau von vorne und hinten. Selbstlos zerstören wir einmal wieder unser Inventar, nachdem sich das Wombat nach vorne zum Objekt des Schreckens vorgearbeitet hat. Die Bergegurte mussten dran glauben. Einfach war es nicht aber geschafft haben wir es trotzdem.

Mit Einbruch der Dämmerung können alle passieren. Nur wir bleiben am Hang neben unserem weggeschleppten Steinchen stehen zum Nächtigen. Keine Lust mehr zum Fahren.
Die Neigung des Wombats grenzt ans Unerträgliche, trotzdem schlafen wir alle wie die Steine!

Mit Nieselregen und grauem Himmel beginnt der kommende Tag. Schade. Trotzdem geht es weiter, runter durch das Tal mit einem strahlenden Achim hinter dem Steuer. Immer schön die Nase durch den Matsch. Die komplette Strecke ist ein Erlebnis für den “Steuermann” eines Allradfahrzeugs. So kommen hier im entlegensten Winkel, durch den tiefen Matsch schlitternd, ab und zu Touristen mit geliehenen Allradfahrzeugen entlang. Wir treffen zwei Chinesen auf dem Weg nach oben, die doch tatsächlich mit fast leerem Benzintank auf der Suche nach einer Spritquelle sind… Viel Glück!

Kleine Pause bei nettem Fast Food Restaurant … Es gibt Mirabellen.

Früher als erwartet kehrt wieder Ruhe unter den Wombat-Räder ein. Man asphaltiert sich hier von unten nach oben durchs Tal. Wir hoffen, dass der Pass Richtung Ushguli zumindest noch ein Offroad-Abenteuer bleibt.

Auf Wiedersehen Svanetien! Es war sensationell da oben. Wir tuckern über Lentechi und Tsageri durch wunderschöne Landschaft Richtung Kutaisi, die zweitgrößte Stadt Georgiens. In eine neue Region Georgiens: Imereti.

 

 

 

 

 

Durch die Türkei, entlang der Schwarzmeerküste Richtung Georgien:

10. August 2018

Der Wecker klingelt um 5 Uhr morgens. Wir haben eine lange Strecke vor uns. Bis Georgien sind es 1800 Kilometer. Unsre „Besuchserlaubnis“ in der Türkei endet am 2. September. Wir müssen uns auf den Weg machen. Auf Grund des desolaten Zustands unseres Fahrerkabinenklimas sehen wir von Fahrten durch die Mittagshitze ab und schälen uns aus dem Bett als gerade der erste Gesang des Muezzins ertönt.
Aufstehen vor Sonnenaufgang? Gizmo ist zu wirklich nichts zu gebrauchen um diese Uhrzeit. Man kann ihn förmlich denken hören: „Habt ihr noch alle Tassen im Schrank?“

Das Klima im Auto ist dann doch tatsächlich besser als befürchtet. Vorwiegend mittig bläst die kühle Luft der neuen Klimaanlage in die Fahrerkabine und trifft dabei zuerst auf die Eminenz Gizmo. Sein komfortables Ausschlafen ist dadurch gewährleistet. Da draußen ein angenehmer, lebhafter Nord-West Wind pustet, bleibt die Temperatur beim Fahren unter der 30-Grad-Marke. Die neue Errungenschaft aus China gewinnt den Kampf. Na also!
Wir kommen weiter als gedacht. Mittags machen wir Siesta an einem für das türkische Volk so beliebten Picknick-Platz. Was wohl eine einmalige Angelegenheit war. Wir lernen daraus: Picknickplatz Türkei = Müll = Schmeißfliegen = Meiden!

Am Abend stehen wir idyllisch an einem kleinen Stausee vor Bursa.

Morgens weckt uns das Gebimmel der Glocken. Eine Schafsherde behütet von fünf imponierenden Kangals umringt unser Auto. Ein Mund mit einem verbliebenen Schneidezahn grüßt uns freundlich: der Hirte. Wir trinken Kaffee, die Schafe grasen unbekümmert, die Hundeverständigung scheint perfekt zu sein.

Am Ulubat See suchen wir uns ein kleines Dorf aus für einen ersten Stopp: Gölyazi.

 Eigentlich wollten wir hier nur kurz frühstücken und dann weiter ziehen. Aber….

Wir frühstücken unter einer 750 Jahre alten Platane mit Blick auf den See und wundern uns über die vielen bunten Allrad-Fahrzeuge, welche hier in diesem beschaulichen, konservativen Fischerdorf über das Kopfsteinpflaster knattern.

Mit Überrollbügeln, riesengroßen Reifen, röhrenden Auspuffen und mit Fahnen bestückt. Achim löst das Rätsel, kommt mit dem Veranstalter eines Offroad Events ins Gespräch: Einmal im Jahr trifft man sich hier zu einem Wettkampf auf einem Spielplatz für große Jungs: Ein Parcours über irrwitzige Hindernisse.

Achim freudestrahlend: „Die haben uns eingeladen! Wir gehören unbedingt dazu mit unserem Auto. So hat man gemeint. Da fahre ich mit durch den Parcours!“ Ich denke mir nur „So, so. Ob er da was falsch verstanden hat?“

Wir sind einmal wieder zur rechten Zeit am rechten Ort. Unglaublich!

Um die Mittagszeit knattert man über die fahnenbestückte Brücke für einen Willkommens Konvoi. Hintereinander geht es zu einem nahegelegenen Gelände, auf dem das Ganze stattfinden soll. Wie ein Elefant seinen Flöhen folgt das Wombat dem Pulk aus bunten Offroad-Fahrzeugen.

Wir verbringen zwei tolle Tage. Einfach unglaublich, welche Hindernisse hier bewältigt werden. In Zweierteams wird gestartet und  man hilft sich gegenseitig mit Winden und Gurten.

Mit bester Aussicht verfolgen wir das Spektakel:

Achim bekommt leider keine Startnummer. J

Trotzdem schüttele ich den Kopf. „Toller Sport….“ Am zweiten Tag sind die Hälfte der Autos mit geplatzten Kühlern und Getriebeschäden ausgeschieden. Einer blieb im Sumpfloch stecken und musste geborgen werden…. Aber die Männer hatten Spaß!!

Am Abend nach dem Spektakel kommen wir am Iznik See an für einen Übernachtungsstopp.

Iznik, bekannt für seine traditionelle Keramik aber auch mit interessanter Historie. Stadtmauer- und Theaterreste aus der Römerzeit und einige sehr alte Kirchen, in Moscheen umgebaut oder doch nicht..

Unter der Stadt soll sich ein „halbes Rom“ befinden erklärt uns eine Keramikkünstlerin:

Ob sich unsere Klimaanlage erst „einpusten“ musste? Keiner schwitzt, stöhnt oder hechelt auf der Weiterfahrt.  Wir landen am Abend an der Schwarzmeerküste.  Das alles auf den vierspurigen Schnellstraßen durch meist reizlose Gegenden. Eine Wonne ist das nicht.
Bis zum Schluss sind wir nicht sicher, ob wir früher oder später Richtung Küste abbiegen sollen. Unser Entschluss, schon ab Akcakoca am Schwarzen Meer Richtung Osten zu fahren ist dann doch ein völliger Fehlschuss. Dieses Stück „Schwarzmeer-Highway“ kann man sich getrost sparen. An der Küste angekommen wollen wir nur endlich irgendwo pausieren und übernachten. Nur Wo? Der vierspurige „Highway“ durch hässliche Städte und wir fahren und fahren und fahren……
Völlig genervt finden wir irgendwann eine Abfahrt mit Hinweis auf ein Camp im Grünen. Montag Ruhetag. Niemand da und wir nächtigen mit dem Blick auf die Asphaltbahn, die sich durch die Berge schlängelt.

Am nächsten Tag geht es ähnlich weiter bis Amasra. Dies soll das wohl schönste Städtchen der Schwarzmeerküste sein:

Wir kommen im Getümmel aus rosa Luftmatratzen und Riesen-Quietsche-Entchen an und unser Gemüt besänftigt sich nicht wirklich.
Letztendlich stehen wir am Ende der Hafenmole zwischen Anglern und nach einer Stunde Ruhepause sieht alles ganz anders aus: Es wird ein richtig schöner Tag. Viele in Deutschland wohnhafte Türken machen hier Urlaub bei ihrer Familie und wir haben viele nette Gespräche. Das Städtchen ist richtig schön, eingelagert zwischen zwei Buchten. Ein byzantinisches Seekastell.

Selbst Achim kraxelt mit auf die höchste Erhebung, der Wind pfeift uns um die Ohren und wir haben einen gigantischen Ausblick:

Auf Empfehlung landen wir in einem Fischlokal und essen göttlich zu kleinem Preis. Und man glaubt es kaum: Wir brauchen Jacken zum Überziehen!

Hinter Amasra ist Schluss mit vierspurigem Highway. Die alte Verbindungsstraße von West nach Ost schlängelt sich in Serpentinen und Kurven durch die Ursprünglichkeit dieser Region. Wunderschöne Aussichten auf die Küste und die Buchten, der Weg durch kleine Ortschaften und einen satt grünen Mischwald.

Ab und zu kann man den Bau der neuen Schnellstraße in der Ferne begutachten: Zum Wohle der Mobilität wühlt man sich hier durch das Erdreich, baut Tunnel und Brücken. Zum Glück nicht allzu nah am Wasser. Vielleicht hat man dazu gelernt….

Die landschaftliche Schönheit hat jedoch eine Kehrseite: Wir gurken hier auf schlechtem Asphalt mit tausenden von Kurven, hoch und wieder runter und wieder hoch und rechts und links…… Es ist für alle Beteiligten anstrengend und wir beschließen, die dreihundert Kilometer von Amasra nach Sinop auf zwei Tage zu verteilen. Aus zwei Tagen werden dann aber drei.

Haselnussbäume überall! Geerntet sind sie schon alle und liegen zum Trocknen aus:

Unser erster Stopp hinter Cide in Kuscu: Von oben sehen wir dort hinunter und sind uns einig: Da bleiben wir für den Rest des Tages!

Das Klima ist zum Aufatmen. Keine Hitze, angenehme Wärme und in der Nacht kühlt es ab.

Auch hier, wie fast überall wird das mühsame Suchen von Stellplätzen kompensiert durch die Gastfreundlichkeit der Einheimischen. Wir stehen am Strand und werden einmal wieder mit Lebensmitteln eingedeckt. Nein-Sagen ist vergleichbar mit absoluter Unhöflichkeit und so genießen wir Börek und die Tomaten aus dem eigenen Garten.

Nach gefühlten hunderttausend Kurven kommen wir nicht unwesentlich erschöpft und gut durchgeschüttelt wie das Getränk von James Bond in Sinop an. Hier ist etwa Halbzeit am Schwarzen Meer von West nach Ost. Die Stadt: überfüllt, touristisch und laut. Und irgendwie sehnen wir uns nach Ruhe. Also kommen wir westlich der Stadt auf einem Campingplatz zum Stehen: Marti Camping: „cok güzel“ – „sehr schön!“. Direkt am Strand, nicht voll, ein paar Bäume, Wiese mit Grill und Bänken. Und einer Gruppe wunderschöner türkischer Perlhühner, die hier herum picken.


Wir müssen grinsen: Mit unserer Erschöpfung sind wir nicht alleine. Einige ähnlich Reisende haben sich hier gesammelt, um sich von der letzten Etappe zu „erholen“ bevor es weiter Richtung Osten, durch den Iran nach Nepal geht oder sonst wo hin.
Wir beschließen, ein paar Tage hier zu bleiben, stellen das Wombat unter eine Kiefer und hoffen, dass alle Perlhühner am Leben bleiben.

Wir verbringen zwei Tage mit Planung unserer weiteren Reise, Austausch mit Anderen und Aufräumarbeiten. Der zerdellerte Staukasten am Heck landet nun doch auf dem Müll. Selbst bei unserem minimalistischen Leben kann (muss) man ausmisten.

Zwischendrin faul am Strand.

Aufruhr um uns herum: Ein Tornado! Ein Tornado! Wohin nur flüchten? Man sammelt sich einvernehmlich um unsern 14-Tonner. Der Luftwirbel hat sich dann aber wieder aufgelöst.

Nach drei Nächten verabschieden wir uns von den herzlichen Campingplatzbetreibern und den anderen Globetrottern. Das mit dem Perlhuhn hat Pepes Kumpel, ein streunender Beagle-Mix übernommen, was lediglich ein Grinsen des Hühnerhalters zur Folge hatte: „That’s nature!“

Auch wenn es anstrengend war dieses Stück Weg zwischen Amasra und Sinop und wir uns manchmal fragten, ob wir es nochmal so machen würden: Es hat sich gelohnt. Ist es wohl noch das letzte Stückchen türkische Schwarzmeerküste, welches seine Ursprünglichkeit bewahrt hat. Hinter Sinop nämlich beginnt die vierspurige Schnellstraße wieder. Und damit das eintönige Dahinbrummen durch weniger schöne Gegenden. Müssten wir das Land nicht in zwei Wochen verlassen, könnte man hier einen Abstecher nach dem anderen in die Berge machen. Wir bleiben aber in Küstennähe und heben uns die letzten Tage für die östlicheren Gegenden, das Kackar Gebirge auf, welches uns immer wieder empfohlen wird.

Hinter Samsuns Flugplatz finden wir ein kilometerlanges Strandstück zum Übernachten mit glücklichen Kühen als Begrüßungskomitee:

Könnte das hier schön sein, wenn der Mensch das Plastik nicht erfunden hätte…

Wie so oft fühlen wir uns auf dem abendlichen Spaziergang wie der Rattenfänger von Hameln. Irgendetwas muss es sein, was die Tierwelt an uns sympathisch findet. Es schließen sich immer irgendwelche Hunde-Kollegen an. Unser Rekord: Eine Traube von zwölf! Natürlich ernten wir dann immer unverständliche Blicke der einheimischen Bevölkerung. Bis hin zum Ärger wenn sich Interessensgruppen bilden und gemeinsam die Straßenkatzen auf Bäume gejagt werden. Heute schießen wir im wahrsten Sinne des Wortes den Vogel ab: Ein junger Esel fühlt sich wohl einsam, bereichert unsere Gruppe und reiht sich ein. Gizmo ist unschlüssig, ob er das tolerieren soll….

„Endlich mal was los hier!“

Es ist der 21. August. Vier Tage wird gefeiert hier in der Türkei: Opferfest. Die Straßen sind voll, die Familien treffen sich.
Wir schauen auf unseren Tachometer und feiern etwas anderes: Unsere vollendeten 10.000 Km seit Verlassen Deutschlands.

Auf unserem „Vier-Spur-Highway“ geht es weiter Richtung Osten. Idylle: Fehlanzeige! Stattdessen Hochhäuser und Hotelburgen. Die Schnellstraße führt direkt an der Küste entlang. Es wird im Hinterland immer grüner und bergiger, dafür die Städte an der Küste immer hässlicher. Wie viele idyllische Buchten und Städtchen hier wohl weichen mussten !?  Man könnte weinen.
Das Wetter gibt seinen Senf dazu: Es regnet.

 

 

 

 

 

 

Anfallsartig leide ich einmal wieder unter einer „Fahr-Koller-Attacke“ und hinter der Betonstadt Girsun biegt Achim in die Berge ab. Das heutige Fahrpensum erfüllt! Der königliche Navigator landet auf einem Feldweg, welcher auf einem Privatgrundstück endet. Ein älteres Ehepaar stürmt winkend von der Terrasse auf uns zu. Man redet auf uns ein in türkischer Sprache und zückt schließlich die Smartphones. Er: Videokonferenz mit Sohn in Glasgow. Sie: Mit Tochter in London. Wir bekommen jeweils ein Gerät in die Hand gedrückt und werden von den „Kindern“ auf Englisch willkommen geheißen. „We are so happy to meet you! Please stay over night in our garden. Are you hungry?” So schallt es aus beiden Telefonen.
Ein Entkommen ist zwecklos und absolut unhöflich und so parken wir zwischen unzähligen Haselnussbäumen, trinken zusammen Chai und unterhalten uns mit Händen und Füßen. Wir versuchen es zumindest!

Richtung Trabzon geht es am nächsten Morgen weiter: Eine Stadt hässlicher als die andere. Man sollte es kaum glauben aber man findet wirklich keinen, aber auch wirklich gar keinen halbwegs angenehmen Platz für eine Pause. Über hunderte von Kilometer hinweg. Mit Ardesen erreichen wir schließlich den Ort, an dem es in die ersehnten Berge geht. Und wir freuen uns auf etwas Schönes, auf grüne Natur und Stille. So oft hat man uns diese Gegend ans Herz gelegt: „Da müsst Ihr unbedingt hin“. Das Pontische Gebirge, auch genannt Kackar Gebirge nach armenischer Namensgebung.

Tja: Feiertage und Ferienzeit. Halb Istanbul scheint durch diese Straße hinauf zu den tollen Bergen zu rollen. Nach der zehnten Rafting-Station wird uns klar: Wir sind zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort! Das natürlich ironisch gemeint. Ein Auto nach dem Anderen, Stau und die Laune auf dem Tiefpunkt. Obwohl es hier wirklich schön ist.

Die kleine Straße entlang des Gebirgsflusses Firtina erreichen wir Camlihemsin. Ja, es ist wirklich entzückend hier, so wie alle geschwärmt haben. Wenn da nicht die Menschenmassen wären. Vergeblich versuchen wedelnde Polizistenarme das Chaos in den Griff zu bekommen.

Kurz vor der Resignation und unserem Entschluss, wieder umzukehren kommt ein Lichtlein: Ein Einheimischer: „Nein. Ihr dürft nicht umkehren. Es ist so herrlich dort oben. Ich zeige Euch einen ruhigen Platz hier in der Nähe. Da könnt Ihr Euch ausruhen und morgen fahrt Ihr so weit nach oben, bis die Almen kommen.“ Gesagt, getan und wir landen in einer kleinen Seitenstraße am Hang vor uralten Bauernhäusern.

Wir dürfen auch das Innenleben begutachten. Die Feuerstelle in der Küche ist so groß wie unser Wombat!

Erholt und guten Mutes denken wir am nächsten Morgen: Na die 20 Kilometer machen wir noch mit links, dann stehen wir auf ner Hochalm.
Pustekuchen!
Der Türke liebt bekanntlich das Picknick. Mit dem Auto und der ganzen Familie ins Grüne, Aussteigen und mit Sack und Pack, Liegestühlen, Sonnenschirmen, Grill und Teekocher den Tag genießen. Das zu Tausenden am Fluss entlang, verbunden mit Verkehrschaos und Stau. An Restaurants und Sehenswürdigkeiten, alten Brücken und Burgen der totale Stillstand. Und das Wombat mittendrin.
Zur empfohlenen Alm führt schließlich ein einspuriger Schotterweg, den wir wählen. Zur Krönung des Tages müssen wir im Rückwärtsgang zurück weil zu viel Gegenverkehr herrscht. Und das an Abhängen und Felsvorsprüngen vorbei. Eine halbe Stunde wird es gedauert haben. Geschätzte zwanzig Autos vor und hinter uns, warten geduldig und applaudieren als wir schweißgebadet mit dem Heck voraus wieder den Hauptweg erreichen.

Es bleibt uns nichts anderes übrig, als der Asphaltstraße weiter in die Höhe zu folgen. So langsam wird auch der besonnene Achim mürrisch.

Irgendwann treffen wir andere Autos nur noch im Fünf-Minuten-Takt und ich bin mittlerweile mit den Hunden zu Fuß unterwegs. Schließlich kommen wir in dem Dorf Elevit Yaylasi an. Mitten im Kackar Mountains National Park.

Ein Platz am rauschenden Bach, Ausblick auf das Dorf und in kurzer Zeit sind wir wieder versöhnt mit uns und der Türkei.

Neben uns zelten vier junge Künstler aus Istanbul. Film, Foto und Berichte sind ihr Thema und das über ein Leben in der Natur. Mit Sponsor und über Social Media berichten die vier über ihre Outdoor Erlebnisse. Und sind total begeistert von unserem Lebensentwurf. Wir werden gefilmt und interviewt. Sind wir gespannt, was dabei heraus kommt…

Eine Bereicherung ist es, die Vier kennen zu lernen. Tolle Menschen sind das.
Als Erinnerung schenken sie uns einen Stein. Zwei sich kreuzende Linien als Symbolik für uns beide?
Oder für Wege, welche sich kreuzen?

 

 

 

Am Nachmittag zieht hier Nebel auf. Noch weiter hinauf müsste man und da treffen wir Sevki, einen Deutsch-Türken, welcher uns genau dies empfiehlt und den Weg beschreibt. Er käme auch dort hin mit Freunden und Familie. Natürlich zum Picknick machen!!

Also weitere 800 Höhenmeter, welche Achim rumpelnd sitzend und der Rest der Mannschaft ruhigen Schrittes und genießend bewältigt. Eine herrliche, unberührte Bergregion!

Und wir landen in  Hacivanak Yayla. Auf 2600 Meter Höhe, ein fast verlassenes Dorf.

Zwei Häuser sind noch bewohnt.  Ansonsten gibt es hier ein paar Kühe. Und die sind sowas von glücklich: Den ganzen Tag trotteln sie irgendwo herum, auf der Wiese, am Bach oder im Dorf. Hinterlassen ihre duftenden Fladen und werden am Abend per Pfiff und Rufen in den Stall gelockt. Bevor es ins Stroh geht wird man noch einer Körperwäsche mit dem Wasserschlauch unterzogen. Was ein Leben für ein Rindvieh!
Ich singe den ganzen Tag vor mich hin, habe einen Ohrwurm: „Ich steh‘ bis zu den Waden in einem Kuhfladen.“
Mal was anderes ins Wombat getragen als immer nur Sand….

Wir sind hier mitten drin. Ein Erlebnis!

Das Kackar-Gebirge:
Es ist hier das Land der Hemsin, Menschen armenischer Abstammung. Kac kommt aus dem Armenischen und bedeutet “heilig”. Kar heißt übersetzt “Stein”.
Wir stehen in den heiligen Steinen.

Beim Picknick dabei und willkommen bei den wenigen Dorfbewohnern.

Unsere Hunde sind ebenfalls begeistert von dem Dorfleben. Man ist sich nur noch nicht schlüssig, wie man mit den Rindviechern umgehen soll.

Am nächsten Morgen: Wanderschuhe auspacken. Wanderwege gibt es hier nicht, da der Türke ja selten wandert. Querfeldein über den Berg geht es zu einem verwunschenen See. Mit meiner Sommerkondition krieche ich da hoch.

Gizmo streikt mal wieder nach kurzer Wegstrecke, sieht hoch hinauf Richtung Ziel und macht eine Kehrtwende. Das Dorf zu bewachen ist weniger anstrengend!

Dafür begleitet uns der Dorf-Kangal. Das ist wenigstens ein Hund! Er weicht uns nicht von der Seite, weist den Weg und sorgt regelmäßig für Abkühlung seines Systems.


Noch nie bin ich durch solch eine unberührte Natur gewandert. Überall kleine Quellen und Bäche, an Blaubeeren kann man sich satt essen, kein Mensch hat hier in irgendeiner Weise eingegriffen.

Über einen Kamm und dann dieses herrliche Bild:

Und ich denke: Ein Zelt müsste man haben! Dort oben an diesem einsamen Bergsee wird man begrüßt von drei netten Wanderwütigen, welche dort ihr Lager aufgeschlagen haben. Und es sind doch tatsächlich Türken aus Ankara! Es gibt sie also doch die Ausnahmen.

Natürlich darf ich nicht weiter laufen, ohne mit ihnen gespeist zu haben: Bulgur-Pfanne vom Gaskocher.

So sieht der Achim das Ganze von weit oben:

Am nächsten Morgen ruft uns die gute Luft. Wir entfliehen den Düften der glücklichen Kühe und rumpeln den Weg hinab Richtung Dorf.

Auf halbem Weg ein Stellplatz zum Meditieren. Und weil der rauschende Bach so nah ist auch zum Wäschewaschen.

Am späten Nachmittag kurzeitig wieder eine mystische Stimmung:

Es geht wieder das Tal hinab. Es ist leerer geworden . Ein paar wenige Urlauber noch. Sie schwingen sich über eine der zahlreichen “Seilbahnen” über den Fluss und kreischen…

Und da sind wir wieder: Auf dem Highway der Schwarzmeerküste entlang. Aber zum Glück nicht lange: In Arhavi geht es wieder ab in den Wald und die Berge.

Eine schöne Anekdote:
Für die geplanten nächsten Tage am rauschenden Bach decken wir uns in Arhavi mit Lebensmitteln ein . Nur noch ein Metzger fehlt für das Glück von Tier und Mensch. Man trifft sogleich wieder einen freundlichen Türken, welcher mit Rat und Tat zur Seite stehen möchte.
Achim fragt: „Do you speak English?“
Der Türke freudestrahlend: „Yes, yes!!“
Achim: „We are looking for a butcher.“
Der Türke kratzt sich am Kopf.
Achim: „Metzger.“
Der Türke kratzt sich auf der anderen Seite.
Achim meckert wie eine Ziege.
Der Türke strahlt und winkt Achim, er solle in sein Auto steigen. Sie fahren los.
Und sie kommen an:
Bei einem Käseladen!
Falsch!
Achim kopfschüttelnd, macht „mäh“ und „muh“ und zeigt mit dem Finger auf seinen Mund und reibt seinen Bauch.
Der Türke nickt, strahlt und winkt wieder ins Auto.
Und sie kommen an:
Bei einem Restaurant!
Der Türke gibt enthusiastisch mit Handzeichen zu verstehen, dass dies sein bester Freund sei und dies die beste Küche sei in der Stadt.
Falsch!
Achim kopfschüttelnd, zeigt auf den Grill und meint: „Picknick“.
Und da kommen sie schließlich an am gewünschten Ziel.
Nach einer halben Stunde Stadtrundfahrt und erfolgreichem Einkauf wird sich gegenseitig auf die Schulter geklopft. Und man wünscht uns gute Fahrt. 🙂

Hoch hinauf wollen wir nicht mehr. Es ist wahnsinnig schwül und heiß und die Berge sind wolkenverhangen.
Ein kleines Stück nur das Tal hinauf und wir stehen hier:

Nach weiteren vier Kilometern durch das Kamilet Tal erreicht man den Mencuna Wasserfall. Ach, es ist wieder Feiertag! Auf Grund dessen ist das alles nicht sehr verträumt. Aber wir lachen viel mit all den Ausflüglern beim Aufstieg zu dieser Attraktion:

Ein kleines Stück das Kamilet-Tal hinunter geknattert und hier bleiben wir stehen:

Inmitten von verlassenen Picknick-Stellen stehen wir.
Picknick in diesem Lande ist unsausweichlich verbunden mit Unmengen an Hühnchenknochen in den Büschen oder auf den erkalteten Feuerstellen. Es beschleicht uns eine Furcht vor dem türkischen Hühnchenknochen-Tod unserer Hunde.
Wir passen auf wie ein Luchs!!

Mit dem Fahrrad am nächsten Tag das einsamere Seitental hinauf und wir sind uns wieder einig: Schön hier! Wasser muss nicht berühmt sein und weit hinab rauschen.

Zwischendrin immer wiederTee-Anbau:

Es ist schwül und regnerisch. Fast wie im tropischen Regenwald!

Man wundert sich doch sehr, welchen Zweck die runden Holzfässer an den steilen Felsabhängen haben. Da sehen wir welche direkt des Weges: Das sind tatsächlich Bienenhäuser!
Warum auch immer man diese Stellen auserwählt hat, man beneidet den Imker nicht wirklich…

2. September 2018:
Das letzte Stück Schnellstraße Richtung Georgien huscht unter uns entlang und wir blicken zurück:

Etwa 2800 Kilometer haben wir durch die Türkei bewerkstelligt. Das meist auf langweiligen, ausgebauten Schnellstraßen. Was natürlich auch seinen Vorteil hat: Das Land ist groß und möchte man es schneller passieren, sind diese Straßen hier ein bequemer Traum. Ein genüssliches Bereisen wie wir es bisher kennen war das jedoch nicht. Was natürlich in erster Linie mit der Wahl unserer Reiseroute zu tun hatte. Und mit der Reisezeit hierher im Hochsommer. Unserem Motto „Der Weg ist das Ziel“ sind wir durch die Türkei untreu geworden. Oftmals waren die Fahrten auf den Schnellstraßen einfach nur öde.
Wohnmobile trafen wir gar nicht, Globetrotter, so wie wir, nur wenige auf dem Weg in den Osten.

Das wunderschöne Gebirge im Süd-Osten der Türkei haben wir ausgerechnet in der absoluten Urlaubszeit besucht. Ich denke, es gibt zu dieser Zeit keinen Platz an irgendeinem Gebirgsbach, der noch nicht belegt ist von „Picknickern“. Es sei denn, man fährt hoch hinauf. Anstrengend war es, anderseits hätten wir nicht die tollen Menschen kennen gelernt dort oben, welche mit Zelt oder Allrad-Auto für ein paar Tage die Natur genießen.

Wir waren Gast in der Türkei und erlebten die Neuwahlen des Parlaments mit und den gravierenden Währungsverfall. Geäußert wurde sich hier nie über solche Dinge. Wenn, dann nur kurz, knapp und oberflächlich um gleich darauf abwinkend zu einem anderen Thema über zu gehen.

Nach stundenlangem Fahren auf den Schnellstraßen hat uns die unglaublich große Gastfreundschaft immer besänftigt. Egal wo wir landeten zum Pausieren oder Übernachten: Herzlichkeit überall. Wir mögen die Einheimischen! Mit ganz wenigen Ausnahmen wurden wir immer lächelnd und neugierig begrüßt, fühlten uns durchweg willkommen und sicher und hatten viele tolle Gespräche und neue Bekanntschaften.

Unsere Hunde schließen sich unserer Meinung an: Vom Sofa bis zum Hühnchenbein, alles wurde geboten. Und es ist einmal wieder Diät angesagt!

Ja, Achims Drohne hatten wir vor der Einreise im hintersten Eck des Wombats versteckt.  Aus Angst vor einem Spionage-Verdacht und Inhaftierung, versteht sich. In Urla haben uns alle so ausgelacht deswegen, dass die Tränen flossen. Also sind dann doch einige schöne Luftaufnahmen entstanden.

Jetzt stehen wir an der Grenze zu Georgien und sind gespannt auf dieses Land. Freuen uns auf die Natur und die Kultur und werden sicherlich keine Schnellstraßen wählen….