Südküste Kretas: Rund um Paleochora und Sougia

11. März 2018

Kreta im März und April:

Zum zweiten mal verabschieden wir uns von Elafonisi. 
Paleochora und Sougia fehlen uns noch als Anlaufziel, gerade auch im Hinblick auf die zwei Wandervögel aus der Familie, die zu Besuch kommen werden. Sougia soll ein toller Ausgangspunkt für viele schöne Wanderungen sein.

Also auf den Weg dorthin!

An der süd-westlichen Seite Kretas gibt es keine direkte Küstenstraße. Zumindest nicht für Autos. Diese müssen große Bögen um die Berge und Schluchten schlagen. Teilweise wieder ganz hinauf an die Nordküste um von da aus das nächste Städtchen im Süden anzusteuern.

Lauffreudige Menschen jedoch werden beglückt mit dem traumhaften europäischen Fernwanderweg E4 an der Küste entlang. Über Stock und Stein, links Berge mit Ziegen, rechts das blaue Meer, so kraxelt man stundenlang bis zum nächsten Ort oder zur nächsten Schlucht. Ein Traum für Rucksack-Reisende, welche keinen Rückweg antreten müssen. Für die „stationierten“ Kreta-Besucher besteht die Möglichkeit, mit einer Fähre oder einem Wassertaxi die Rückfahrt anzutreten und den Weg kraftsparend zu verkürzen. Leider erst ab April.

Von Elafonisi nach Paleochora wählen wir die zwei kürzesten Verbindungswege um nicht wieder weit in den Norden einen Bogen schlagen zu müssen:
Mann fährt, Frau läuft. Achim wählt den Weg über Schotter und Serpentinen, die Abkürzung für Allradfahrzeuge und mir liegt der direkte Weg zu Füßen: Der E4 direkt an der Küste entlang.

Micha und sein verrückter Windspiel-Welpe Paul folgen dem Wombat über den Berg. Der VW Bulli T5 schafft ebenfalls den Weg über Geröll und durch die Bergdörfer. Nicht so einfach, sagen die Männer.

Währenddessen stapfe ich zusammen mit den acht Pfoten den herrlichen Pfad an der Küste entlang:

Ferner Blick auf Elafonisi:

Nach vier Stunden Kraxeln und Schwitzen: Ein Traum-Platz zum Abkühlen.
Mensch wie Hund stürzt sich in die Fluten. Das Stürzen sieht bei 17 Grad Wassertemperatur so aus:

Achim erwartet mich am Krios Beach und wir tuckern die letzten neun Kilometer nach Paleochora. Hier wartet Micha mit Paul auf uns.

Paleochora gefällt uns auf Anhieb sehr gut. Hier herrscht sogar jetzt im März Leben an der Hafenpromenade. Kleine Cafes, Bars und Tavernen, eine kleine, nette Innenstadt und wie immer auf Kreta: Alles beschaulich. Man schrubbt und werkelt an den Hotels herum für die Öffnung im April. Ostern naht!

Paleochora liegt auf einer Halbinsel:

Das Kastello:

Und der Blick von Selbigem:

Am östlichen Rand von Paleochora lassen wir es uns gut gehen auf dem idyllischen Campingplatz. Antonia und Manolis passen sorgsam auf, dass wir keine Verkabelungen abreißen mit unserer Höhe. J
Eine schöne Atmosphäre hier! Stellplätze im Grünen und ein kurzes Stück des Weges und man sitzt an der Hafenpromenade Paleochoras.

Auf diesem Foto sehen wir den Alltag:
Drei faule Hunde, dreckige Wäsche, Müll und zwei Männer:

  Den kleinen, grau-blauen Paul lernen wir immer besser kennen. Ein klasse Welpe! Faustdick hinter den Ohren hat er’s. Mittlerweile geht er im Wombat ein und aus, beschlagnahmt fremde Hundebetten und erprobt sein Hundegebiss auf unterschiedlichste Weise.

Was er einmal im Maul hat, lässt er so schnell nicht mehr los.

Micha nimmt alles gelassen!

 

 

 

 

 

Zwei Tage bleiben wir auf dem Campingplatz und bummeln zwischendurch immer wieder ins Hafenstädtchen. Es geht nichts über einen griechischen Kaffee mit zwei Zentimeter Bodensatz, dazu Bougatsa (Blätterteigteilchen mit Quarkfüllung) an einem Tisch einer Taverne in der Sonne mit Blick auf den Hafen, die wenigen Menschen, Hunde und überhaupt….

Etwa fünf Kilometer östlich von Paleochora über Schotterstraße und gleichzeitig Wanderweg E4 gibt es einen wunderschönen Stellplatz am Gialiskari Strand:

 

 

 

Micha kauft ein ganzes Huhn und lässt es über Tag fachmännisch gewürzt und eingelegt in einer Plastiktüte in der Sonne hängen.
Das mit der Sonne ist uns gänzlich unbekannt. Doch es schmeckt göttlich!

Da läuft nicht nur uns das Wasser im Munde zusammen:

 Die kurze Schlucht hinter dem Strand: auch nicht schlecht. Sie führt zu einer urigen Taverne in dem Bergdorf Anidri. Leider noch geschlossen!

 Die Drohne blickt Richtung Osten nach Sougia. Der Bergrücken davor wird „Das Krokodil“ genannt:

Hier führt der E4 über die Schnauze des Selben an der Küste entlang Richtung Osten:

Auch westlich von Paleochora finden wir einen Traumplatz am Grammeno Beach. Auf der kleinen Halbinsel ein Sanddünen-Paradies mit Wacholderbüschen. Pepe schreckt wirklich vor nichts zurück: Sogar Wacholderbeeren werden aus dem Sand gepuhlt. Zum Glück nur einmal und nie wieder verzehrt!

Der Beherrscher des Wombats hat einmal wieder etwas übersehen beim Zurücksetzen: Diesmal ist es unser zweiter Liegestuhl. Der ist nun platt wie eine Flunder.
Jeder, der einmal in Paleochora war, wird Gerhard Stelzhammer kennen. Seine Skulpturen sind an der Strandpromenade zu bewundern. Mit Conny spontan zum Essen vorbei gekommen und herhalten muss die Klappleiter als Sitzgelegenheit.

 

22. März, der Tag, an dem wir beschließen, nach Sougia zu fahren: Eine sandige Sache ist das mit diesem Tag. In der Nacht schon wackelt uns unser Auto aus dem Schlaf und am Morgen sieht es hier aus wie an einem Novembertag in der Rheinebene. In der Luft jedoch kein Nebel sondern Sand. Warmer Wind fegt diesen aus Afrika über das Meer. Eine unheimliche Stimmung als befände man sich auf einem fernen Planeten. Am Abend tränen die Augen und im Kegel der Taschenlampe wundert man sich, was man da so eingeatmet hat im Laufe des Tages.

Der Sturm lässt meterhohe Brecher ankommen:

Achim kurbelt kräftig am Lenkrad über die Berge. Wir tuckern im Dunst dahin. Es muss eine wunderschöne Strecke sein aber leider erahnen wir das nur.

Im Bergdorf Azogyres pausieren wir unter einer Allee aus Olivenbäumen und laufen an einem Bach entlang, welcher (oh Wunder) Wasser führt, es grünt und blüht hier, zum Kloster der 99 heiligen Väter:

In Sougia angekommen und sofort wohl gefühlt. Und das, obwohl der Anblick bei diesem Wetter alles andere als Postkarten gerecht ist.

Am Strand:

Nach dem Sandsturm-Tag erwachen wir bei klarer Sicht und begrüßen unseren Nachbarn. Eigentlich dachten wir, es handle sich bei seiner Unterkunft um gelagerte, wintergerecht abgedeckte Strandutensilien. Zu unserem Erstaunen kriecht da morgens ein nackter Mann heraus.

Fabio aus Italien, seit Oktober letzten Jahres hier und fotoscheu:

Der Strand erscheint uns so, als ob sich hier im Sommer viele Freigeister sammeln würden.
Momentan sind noch einige Zimmer und Höhlen frei:

Ostern naht, es ist Fastenzeit. Auf dem Feuer ein Linseneintopf:

Fabian bereiste so manchen Kontinent. Aus aller Herren Länder hat er Wurzeln, Muscheln, Hörner, Baum- und Samenteile, Nüsse und sonstige Naturwunder gesammelt und bastelt Schmuck zum Verlieben:

In Verlängerung des Strandes: Das Dorf. Sougia ist ein freundliches Hafenstädtchen. Es reihen sich ein paar Tavernen aneinander. Die Inhaber sind emsig bemüht, alles bis zum Osterfest her zu richten. Ostern ist das wichtigste religiöse Fest in Griechenland und über diese Feiertage ist Sougia ausgebucht. Wir ergattern das letzte Zimmer der goldigen Pension Santa Irene für meine Mutter und meinen Bruder. Deren Besuch naht!

Ein Stück weiter westlich: Der kleine Hafen. Hier legt die Fähre an und die Taxiboote bieten ihren Dienst an. Momentan sieht man noch wenige, in den nächsten Tagen soll es aber los gehen mit dem Ostergeschäft. Sie ersetzen die fehlende Küstenstraße. So erreicht man auf dem Wasserweg die vielen Schluchten und Orte entlang der Küste. „Captain George“ bringt auch die müden Wandersleute zurück damit ein Rückweg gespart werden kann. Oder transportiert auch die ganz Fußfaulen.
Ab April geht regelmäßig eine Fähre von West nach Ost und zurück, allerdings momentan noch nur für Fußgänger. Autos müssen mit einer Beförderung bis Mai warten.

 

Wanderung nach Lissos:

Der Blick von Sougia aus nach Westen. Das „Krokodil“ von der anderen Seite. Davor Lissos mit seinem Strand. Hier wandern wir hin:

Mit unserem Nachbarn Franz machen wir uns auf den Weg durch die gleichnamige Schlucht.

Hier muss man noch einmal steil runter kraxeln und die „alten“ Männer bleiben oben stehen, lassen die Rotoren summen und begnügen sich mit dem Blick nach unten: Lissos und der Strand dazu:

Die Hunde wollen unbedingt mit und mühsam klettere ich da hinunter mit zwei Irren an der Leine. Es duftet impertinent nach Huftieren. Aber wir schaffen es zu dritt, manchmal verknäult, irgendwie unbeschadet über die Felsen und erleichtert erblicke ich das antike Lissos: Das Areal gut eingezäunt. Das Tor kann geöffnet werden und in Ruhe ohne Hunde an der Leine und Gezerre und ohne Ziegen- und Schafsköddel unter den Füßen kann ich das Heiligtum begucken. Lissos war ein antiker Kurort. Beeindruckend der Tempel, welcher dem griechischen Gott der Heilkunst gewidmet wurde:

Zurück in Sougia lassen wir den Wandertag ausklingen bei einem griechischen Kaffee. Die wenigen Gäste lachen sich krümelig über die erschöpften Hunde. Der Fußboden ist steinig und hart und Gizmos Alternative heißt mal wieder, zumindest den Kopf weich abzulegen. Pepe macht auch keinen wachen Eindruck mehr. Er schläft im Sitzen auf dem Rucksack ein:

Sougia, das Wanderparadies aber das Wetter zeigt sich sehr wechselhaft in den kommenden Tagen. Startet man enthusiastisch bei strahlendem Sonnenschein so lässt uns der abrupte Wechsel ins Unwetter so manches mal Schutz suchen. Heute sitzen wir in einer Höhle zwischen Ziegenköddeln und Schafsfladen. Wir kauern dort und harren aus bis Regen, Donner und Blitz sich verziehen, strecken unsere verdrehten Glieder und treten zügig den Heimweg an. Achim rümpft die Nase, bringen wir doch einen bäuerlichen Duft mit in das Wombat..

Wanderung zum Kap Tripiti:

Sougia und der Blick nach Osten. Die nächste angestrebte Tagestour führt bis zum Kap Tripiti und wieder zurück. Ein traumhafter Küstenabschnitt des E4-Wanderweges und für Rucksack-Reisende weiter bis Agia Roumeli, Loutro und Sfakion „one-way“ möglich.

Das Kap Tripiti in Sicht:

Ein letztes Stück steil bergauf und wir stehen auf dem Sattel mit einem grandiosen Rundumblick:

Blick Richtung Westen….

 … und in die wenig weiße Bergwelt:

Das letzte Stück bis zur Wallfahrtskapelle direkt auf dem Kap verschlafe ich dummerweise…..

Streckenweise erweist sich der beliebte Europäische Fernwanderweg als spezielle Herausforderung für uns. Urplötzlich sind die Herden da und es wird immer voller: Große, Kleine, Weiße, Gefleckte, Schwarze, Wollige, Zottlige, Ziegen und Schafe überall, weit über die Berge ertönt das Mäh und dazwischen stolpern wir herum.

Ist die Strecke doch oft felsenreich, steil und eng. Das in Kombination mit wahnsinnigen Hunden zwischen tausenden von Ziegen und Schafen fordert höchste Konzentration und Trittsicherheit. Vergessen ist der gehorsame, lockere Gang an der Leine. Was Zuviel ist, ist Zuviel!! Keines der tausend Huftiere hat die Ambition, den Weg frei zu machen. Nein, man rennt sogar auf uns zu und am Ende fallen die Ziegen sogar von den Bäumen direkt vor unsere Füße.

Meine Nerven gespannt wie Drahtseile, die dunkle Seite in mir brüllt: „Leinen los und Freiraum schaffen.“ Meine gute Seite siegt und wir kommen letztendlich schweißgebadet am Wombat an. Mittlerweile entwickeln wir andersartige Techniken als eine fachmännische Hundeerziehung es vorsieht. Die ungeliebte Flexi-Roll-Leine kommt zum Einsatz und wir frischen das Kommando „Bleib hinten“ auf. So geben wir mittlerweile ein passables Bild ab da hintereinander den E4 bekraxelnd.

Zum Glück sind es nur einige Regionen, in denen es so überfüllt zugeht.
Aber es gehört sicherlich nicht zu den besten Empfehlungen als Wanderer zusammen mit ambitionierten Jagdhunden Kreta zu erwandern.

Ein Rundweg durch die Lissos Schlucht und über die Höhe zurück nach Sougia:

 

Die Irini-Schlucht:

Den Reiz einer Schlucht mit ihren Steilhängen und der Perspektive von unten nach oben fotografisch zu erfassen ist immer wieder schwierig. Wir versuchen unser bestes sind aber mehr am Staunen als am Ablichten. Eine wunderschöne Wanderung!
Wir parken am Schluchtenausgang an einer Taverne und machen uns auf den Weg nach oben:

Der Einschnitt durch den Stein von oben:

Man sieht nun Ende März das erste zarte Grün auf den Platanen. Alles wirkt freundlich und sonnig, es riecht nach Frühling. Es geht im Zick-Zack über den Bachlauf, später ein Steilstück den Hang hinauf mit dem Blick von oben in die Schlucht.
Vielleicht ist es das Grün der Bäume, das traumhafte Wetter, die völlige Abwesenheit von Ziegen, die vielen netten Wanderer, welche wir treffen oder die tollen Ausblicke – eine schöne Schlucht:

Der April ist der Familie gewidmet.
Pünktlich zum griechischen Osterfest erreichen Mutter und Bruder die Insel.

Zum Schluss noch ein paar blumige Impressionen vom kretischen Frühling:

Blumenbilder