Südwest Küste Griechenlands und Peloponnes

Es ist Oktober geworden.
Mit freudiger Erwartung auf Seeluft machen wir uns zielstrebig auf den Weg nach Lefkada.
Die Reisezeit ist herrlich. Es ist nicht zu voll, nicht zu heiß aber sonnig und entspannt. Die Tavernen schließen so langsam und bauen ihre Sonnenschirme und Liegen ab.

Wir landen neben der Stadt an einem langen Sandstrand. Zwei einsame Kite-Surfer sind noch auf dem Wasser und nutzen eine leichte Brise.

Wieder haben wir hier nette Begegnungen und sitzen abends beisammen mit Biggi, Thomas und Opa-Hund Benny. Das französische Katzen-Wohnmobil hat die Flucht ergriffen…

 Pepe ist über das Stadium des “Seepferdchens” hinaus:


Und soviel zu Gizmos Schwimmkünsten:

 

Weiter Richtung Peloponnes, immer an der Küste entlang bleiben wir in Mitikas hängen:

Die Fahrt geht weiter Richtung Süden. Bei herrlichstem Reisewetter, keiner schwitzt mehr im Fahrerhaus und der Ventilator hat Winterpause. Ab und zu teile ich mir den Beifahrersitz mit dem braunen, afrikanischen Koloss. Den Kopf aus dem Fenster gestreckt und mit fliegenden Ohren scheint auch ein Hund Gefallen zu finden an der Küstenlandschaft und dem türkis-blauen Meer.

Links von uns ein gigantischer Felsen, vor uns der traumhafte Blick auf die Peloponnes. Wir sind in Krioneri angekommen und bleiben zwei Tage:

Nicht weit entfernt: Die neue Brücke über den Korinthischen Golf zur Peloponnes:

Outdoor-Badewanne: Am Ende der Bucht sprudelt es süß aus der Erde:

Alleine sind wir an den meisten Übernachtungsplätzen selten. Auch hier stehen wir zu dritt am Strand. Andere Menschen – andere Gewohnheiten und wir erleben mit Schmunzeln eine traditionelle „Happy hour“……..

Bald haben wir vierbeinige Freunde. Zwei wilde Hunde begrüßen uns, man macht sich bekannt mit Gizmo und Pepe, klärt die Rechte und Zuständigkeiten und schließlich weicht man nicht mehr von unserer Seite. Achim tauft sie Susi und Strolch. Mit einer Selbstverständlichkeit liegen die beiden in der Nacht unter unserem Schlafzimmer auf Rädern und sorgen für Ordnung, was unsere Wachhunde verpennen:


Über die gigantische Brücke geht es nach Patra auf die Peleponnes:

Vorbei sind die Zeiten, mal eben zur nächsten Poststation zu gehen, um ein Paket aufzugeben. In Patra quälen wir uns durch lautes Getümmel und Gehupe durch die Menschenmassen der Innenstadt, um die DHL-Station zu finden. Der Akku von Achims Fahrrad hat den Geist aufgegeben und muss nach Deutschland geschickt werden. Bei DHL sind wir falsch, wir müssen zur Poststation in die Innenstadt. Der König der Navigation am Steuer verlässt sich einmal wieder ausschließlich auf die Technik und wurschtelt sich laut Stimme der netten Tante aus dem Kasten durch Straßen, die nicht so sehr „wombatgerecht“ sind. Ich ducke mich – gehöre nicht dazu.
In der Poststation zieht Achim ein Zettelchen mit der Nummer 219. Nummer 177 bearbeitet der einzige Schalterbeamte zu diesem Zeitpunkt.
Nun, wir haben einen halben Tag benötigt, um ein Paket aufzugeben. Aber wir haben ja Zeit!!

Kurz hinter Patra suchen wir den herrlichen Sandstrand bei Kalogria auf, trudeln am Abend ein, fahren auf den Sand, stehen da mit Blick auf das Meer – für gut befunden!


Auch hier wird abgebaut am Strand, Holzwege, Liegen und Schirme ins Winterlager verstaut. Es ist herrlich leer aber nicht einsam. Die Taverne hat noch geöffnet und eine Hand voll mobiler Reisewütiger steht in der Nähe.

Verena und Bernhard versorgen uns mit den besten Tipps für den Besuch auf Kreta:

Hinter dem kilometerlangen Sandstrand die Dünen und ein herrlicher Pinienwald. Zum Radfahren lädt der ein. Tja, Achim ohne Motor, er muss seine verkümmerten Muskeln arbeiten lassen. Und das auf sandigen Wegen! Ich finde einmal wieder Pfade, die im Nichts enden. Wir verirren uns. Flüche und Stöhnen muss ich mir anhören und zeitweise schiebend durch den Dünensand kommen wir im Stockdunkeln zurück zum Wombat. Ich lache und finde das mal wieder „heeeerlich“, Spaß haben auch die Hunde dabei: Die flitzen durch die Pinien auf weichem Sandboden und schlagen Haken.

Am nördlichen Ende des Strandes erklettern wir eine riesige Düne. Ich beobachte von oben den Sonnenuntergang und das zwanzigste Brautpaar, welches sich hier vor der grandiosen Kulisse ablichten lässt. Diesmal ganz romantisch mit zwei wunderschönen Pferden, die im Galopp den Hintergrund des Sensationsfotos darstellen sollen.
„Auf die Plätze, fertig los…“ heißt das Kommando für unsere Schlafmütze Gizmo wenn er sich in Bewegung setzten soll. Ich meine von der Düne herunter. Das interpretiert er wohl falsch, rast den Sandberg hinab auf die wilden Hengste zu. Abruf im dritten Anlauf endlich erfolgreich. Wahrscheinlich ist jetzt auch ein Ridgeback auf einem Hochzeits-Kitsch-Foto abgelichtet ….

Bei Gastouni hat uns doch tatsächlich jemand vom Sommer eine Terrasse am Dünenstrand stehen lassen: Fast wie unser altes zu Hause 😉

Achim sagt: „Nein, hier ist kein Mensch. Hier kann man sich bewegen wie Adam und Eva.“

Wir sonnen uns hier am Sonntag, wandern durch die gigantischen Dünen wenn nicht gerade Schrotflinten aus dem Gebüsch zu hören sind. Dran glauben müssen hier wohl die Wachteln – so sagt man uns.
Wir warten den Montag ab. Wir wollen nach Olympia. Ein Besuch dort besser wohl nicht an einem freien Sonntag unter Menschengetümmel…

“Steine gucken”: ein Besuch des antiken Olympias

Schon mehrfach passiert, von Mann zu Mann vor den Reisemobilen stehend und mit Grinsen im Gesicht: “Ach, Ihr geht Steine gucken…”

Olympia – man hatte uns mehrfach vorgewarnt: Es soll schönere antike Stätten in Griechenland geben. Ein Erdbeben im 6. Jahrhundert ließ keine Säule stehen. Ein paar wenige hat man wieder aufgebaut.
So wandle ich durch Trümmer. Bin aber dennoch beeindruckt. Hier entstanden also die olympischen Spiele……

Die Interessenlage der wenigen Mitwandelnden verändert sich irgendwann schlagartig von unten nach oben weil eine Drohne über dem Gelände kreist.

Eine Peinlichkeit – aber Gott sei Dank kann mich hier niemand mit dem irren Piloten des Flugobjekts in Verbindung bringen!


Der Eingang zum Stadion:

Wenn ich die nächsten olympischen Spiele verfolge, denke ich an dieses Tor. Hier hindurch wetzten erste Kämpfer und Sportler im Jahre 776 v. Chr. Und das zu Ehren des Zeus. Während der Spiele herrschte Versöhnung und Waffenstillstand.

Noch einmal genutzt für körperliche Ertüchtigung wurde das Stadion bei den olympischen Spielen 2014. Hier war es trotz diverser Proteste Austragungsstätte der Kugelstoßer.


Wieder an der Westküste der Peloponnes, bei Kakovatos:

Und wieder einmal herrliche, unendliche Dünenstrände:

Wir treffen die nette Kati mit Hund Missi. Zusammen mit einer Horde Hunde machen wir Abendspaziergänge gen Sonnenuntergang. Kati lebt in Griechenland seit sieben Jahren. Und damit ist sie keine Ausnahme. Wir treffen hier viele aus unserer Heimat, welche sich die Peleponnes als Alterswohnsitz ausgesucht haben.

Achim ist mal wieder prustend erleichtert, dass er für den Strandspaziergang nicht herhalten muss…

Wir tuckern weiter Richtung Süden an die „Ochsenbauchbucht“. Haben wir uns zuerst gewundert, warum dies auch so namentlich auf den Karten erwähnt wird, so wird uns dies schnell klar als wir dort eintreffen: Sie ist fest in deutscher Hand! Zumindest zum Zeitpunkt unseres Eintreffens. Eine traumhafte Bucht und selbst Mitte Oktober plantschen hier viele deutschen Kinder im seichten Wasser. Es scheinen Herbstferien zu sein…

Am Abend kraxeln wir den Berg hinauf. Zunächst zur Höhle des Nestor. Nach einem jungen König aus dem Jahre 1300 v. Chr. Der hatte eine Leidenschaft: Viehdiebstahl!
Sein Diebesgut soll er hier untergebracht haben.

Gizmo findet kein Tier – der müsste es wissen! Dafür flattern uns Fledermäuse entgegen.

Ich kraxle weiter hinauf auf das Paläokastro. Ein herrlicher Blick:

Wir verlassen die Küste und durchqueren den ersten Finger der Peleponnes. Einen Zwischenstopp machen wir für den Besuch eines Wasserfalls. Romantik wie in einem Tarzan-Film!

Achim hat Freude…….

Kommst Du endlich???

 

Die wilde Mani:

Kurz vor Kalamatra nächtigen wir an einem Strand mit Blick auf unser nächstes Ziel, den mittleren Finger der Peloponnes: Die Mani. Eine Abwechslung nach Dünen und endlosem Sand. Eine wilde Landschaft, raue Küsten und der typische Mani-Baustil: burgähnliche Wohnhäuser aus Stein. Manchmal ein Hauch von Caspar David Friedrich.
Höhepunkt an der Spitze: Das Kap Tenaro. Man sagt, der südlichste Punkt des Europäischen Festlandes aber Seekarten lügen nicht: Punta Marroqui bei Gibraltar gewinnt das Rennen und liegt 41 Km südlicher!

Wir tuckern, gucken und staunen:

Zwei Übernachtungen machen wir auf dem Weg zum Kap:

Kardamili, ein im Oktober verschlafenes Dörfchen mit ein paar Tavernen und einer schönen Altstadt:

Wir waren das ausnahmsweise nicht!!

Unsere „Otto-Gedächtnis-Blume“

 Mezzapos:

Ja, hier wären wir gerne länger geblieben. Eine Traumbucht. Aber ein nahendes Tiefdruckgebiet im Nacken brechen wir nach einem Tag Idylle Richtung Kap auf, welches wir noch bei Sonnenschein erleben wollen.

Das ist einmal wieder eine herrliche Aussicht aus dem Wombat heraus. Morgens mit dem Kaffee in der Hand:

Ups – da war doch was…. Der November naht. Man sollte es nicht glauben. Wir stehen barfüßig am Strand  und bekommen per E-mail eine Erinnerungsnachricht des Geflügelhofs Schönecke zum Bestellen unserer Bio-Weihnachtsgans……

Das Kap Tenaro:

Wir kommen am (fast) südlichsten Punkt des Europäischen Festlandes an. Es ist ein sonniger Sonntag, perfekt – das angekündigte Tiefdruckgebiet lässt auf sich warten.

Hier parkt man nun. Das letzte Stück zum Kap mit dem Leuchtturm muss zu Fuß erledigt werden:

Wir stehen ehrfürchtig dort.
Könnten wir 400 Kilometer gen Süden spucken, die Landung fände in Afrika statt.

Da drüben kommt mein Uropa her….


…. und meiner von dort:

Dieser junge Mann hat eine ähnliche Route hinter sich. Allerdings von Österreich aus, seit drei Monaten unterwegs und das mit einem Drahtesel!!! Wir räuspern uns…..

 

Das Kap bei Sonnenschein: Gerade noch rechtzeitig. Am nächsten Tag beglückt uns der Himmel mit Vorboten eines Tiefs:

Wir tuckern an der Westseite des Fingers Richtung Githio. Hier an der Poststation erwarten wir das Paket aus Deutschland, den Austausch-Akku von Achims E-bike. Die Blutblase am Fuß meines Mannes wird sich freuen!
Wir erfahren: Das daaaaauuuuert noch. Ein paar Tage harren wir der Dinge an umliegenden Stränden oder bummeln durch Githio.

So ein Tiefdruckgebiet kann schon überfordern nach einer Reise wie bisher. Wir zählen zusammen und kommen auf gerade einmal drei ganze Regentage seit unserer Abreise im Frühjahr. Und so suchen wir Socken, Regenjacken und lange Hosen in den hintersten Staufächern zusammen.

Und nach all den Sonnenbildern etwas graue Abwechslung im fotografischen Geschehen:

Am nächsten Tag sieht der Himmel aber schon wieder so aus:

An diesem Ort fragen wir uns:

In welcher Konstellation stehen unsere Sterne momentan? Diese hat sicher nichts mit „Erhalt“ zu tun sondern eher mit „Wegbröseln“, „Ertrinken“ und „Zerstörung“…

Weggebröselt ist eine Mauer.
Da ist sie wieder: die gestrichelte Linie im Navigationssystem Richtung Strand. Eine Gasse wie ein Nadelöhr, immer schmaler, hängengeblieben und rückwärts wieder raus gepuhlt. Wie Achim das macht ist mir unverständlich. (An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass Achim ein exzellenter Fahrer ist. Aus meiner Sicht.
Es sei denn, ein grüner „Stinke-Käfer“ ärgert ihn bei der Fahrt auf dem Lenkrad während uns jemand überholen möchte…)
Mit Eselsgeduld und reumütig waren wir da irgendwann wieder draußen aus der engen Gasse. Mit Mauergesteinen gepuzzelt,  halbfachmännisch gearbeitet, schweißgebadet haben wir beschlossen, gestrichelte Linien in Zukunft vorher abzulaufen. Blutblase hin – Blutblase her.

Ertrunken ist uns am folgenden Tag die Drohne. Ein Rückflugbefehl scheitert weil das Signal verloren geht. Ein Berg ist dazwischen. Dem ist nichts mehr zuzufügen – Ein Trauertag!

Zerstört wird am gleichen Tag unser Klapprad, das Gizmobil. Im Schlamm gnadenlos steckengeblieben, bricht der Umwerfer der Schaltung. So, die Fortbewegungsmittel reduzieren sich. Der fehlerhafte Akku des E-bikes ist noch auf dem Postweg nach Griechenland. Nun haben wir nur noch mein Mountainbike Eddi übrig und einen Tretroller. Die beiden halten aber eisern durch!

Nun ja, am Abend war da noch etwas: Eine Wasserpumpe macht noch röchelnde, letzte Versuche bevor wie sie austauschen.

Guten Mutes, dass der Akku auf dem Postweg nicht auch noch verschollen geht, warten wir östlich von Githio an einem anderen Strand. Mit Aussicht auf ein Schiffswrack.

Mit dem Sonnenaufgang trifft hier eine Gruppe junger Griechen ein mit einer fachmännischen Angel-Ausrüstung.

Und so sieht das Ergebnis später aus:


Am folgenden Tag ein großes Spektakel und mords Aufregung: Wieder etwas Dickes hat angebissen! Bestimmt eine viertel Stunde beobachten wir den schweißgebadeten Griechen beim Kampf. Der kurbelt und kurbelt mit mechanischer und körperlicher Unterstützung Anderer. Als das Tier näher kommt, sieht man, wer da am Haken hängt: Ein fetter Hai. Und kurz vor dem Ziel, wir sehen die Rückenflosse zappeln:

Reißt die Angelschnur!!

Das Flossentier entfleucht mit Haken im Maul und gesellt sich wieder zu unserer Drohne. Welch ein Drama für alle Beteiligten!
Ich bin wohl die Einzige, die ihm “Alles Gute” wünscht.

Unsere Nachbarin, die jeden Morgen ihre Bahnen im Meer zieht, sehe ich nach diesem Spektakel nur noch knietief im Wasser herum waten….

Unser Paket mit dem Fahrrad-Akku ist tatsächlich pünktlich angekommen. In Gythio erfahren wir auch, dass es eine neue Fährverbindung nach Kreta gibt. Die erste Fähre fährt morgen, so sagt man uns. Kurzentschlossen wird gebucht.
Der dritte Finger der Pellopones, Sparta, Korinth und Athen müssen auf uns warten bis zum nächsten Jahr.

Wir haben ja Zeit……..