Februar 2018
Ein Reisender zückt den Fotoapparat meist dann, wenn das Ergebnis Farbenpracht verspricht, sprich bei Sonnenschein. Das könnte den Eindruck erwecken, als reisten wir immerwährend unter blauem Himmel. Es ist momentan aber wechselhaft und meistens rollen die grauen Wolken an wenn der Rucksackbepackte sich weit ab auf dem Weg befindet. Es herrscht ein Wechsel zwischen Sturm und Windstille, Badewetter und Wollmützen-Zeit. Wobei die sonnigen Tage überwiegen. Wir genießen jeden Tag, auch mit Kleiderwechsel und Zwiebel-Look. Auch geben wir uns Mühe, selbst bei ungemütlichem Wetter den Fotoapparat zu zücken um den richtigen Eindruck zu erwecken.
Auf was die Einwohner Kretas warten: Regen! Es ist viel zu trocken und die meisten kleineren Flüsse sind ausgetrocknet.
Im Landesinneren wird es bunter: Gelber Klee zwischen den Olivenhainen, erste blühende Mandel- und Obstbäume und selbst hier unten am Meer wilde Anemonen:
Zu Beginn des Februars kommen wir an der wildromantischen Ostküste Kretas an. Wir haben Glück mit dem Wetter, als wir nach Xerokambos tuckern: Klare Sicht und Sonnenschein. Schon die Fahrt dorthin ein Erlebnis. In Serpentinen geht es da hinunter und der Blick nach unten sagt uns, dass wir da wohl länger bleiben werden.
Xerokambos mit den beiden vorgelagerten Kavali-Inselchen:
Der erste lange Strand in Sicht und ein Wohnmobil steht schon hier: Wir lernen Edith und Ewald kennen…..
…schlürfen zusammen frische Artischocken mit viel Knoblauch und erfreuen uns an der Intelligenz Pepes was die Nahrungsbeschaffung angeht.
Der Knirps sitzt, starrt und guckt sich ab: „Die ziehen mit den Zähnen am einen Ende des Blattes was Leckeres da raus.“
„Teilen macht Freunde“ denken wir uns und beglücken die Hunde mit dem Grünzeug außerhalb des guten Herzens. Eher im Scherz gemeint. So versteht es Gizmo auch. Angewidert wird das verkostete Blatt in die Ecke gespuckt.
Pepe jedoch nimmt zwei Pfoten, dreht sich das Blatt in die richtige Richtung und zieht das Essbare ins Maul. „Gibt’s noch mehr?“ fragt sein Blick.
Zu fünft sitzen wir nun Artischockenblätter knabbernd da. Über Pepes Perfektionismus lachen wir uns kringelig.
Hinter der Halbinsel Richtung Norden reiht sich ein Strand neben den anderen:
Ganz am Ende hinter wunderschönen Dünen wohl der Schönste von allen:
Wir jubeln über einen weiteren sonnigen Tag, noch wärmer und sogar zum Baden tauglich.
Wir parken das Wombat um in die nächste Bucht. Ein Traumplatz neben weißen Klippen und mit feinem Sandstrand:
In die südliche Richtung gibt es einen Berg zu erklimmen, eher eine Steinansammlung aber zumindest mit einem Gipfelkreuz! Und einer tollen Aussicht.
Achim war auch da:
Die Küste Richtung Norden:
Guten Morgen! Wir sollten aufstehen. Katja und Bella kommen…..
„Ich beneide Euch so“ schreibt Katja uns per E-Mail. Seit wir uns verabschiedet haben in Zagros träumt sie von unserer Reise auf vier Rädern. Meine spontane Idee: Warum nicht für ein paar Tage mitreisen? Gesagt, getan und die verrückte Nuss kommt mit Hund Bella, Leihwagen und Zelt die Serpentinen nach Xerokambos herunter. Die Freude ist groß, menschlich sowie schwanzwedelnd.
Leider schlägt das Wetter um. Es wird grau, bleibt aber zumindest trocken.
Eine Woche bereichern Katja und Bella unser Leben und man kann sagen: Es ist nicht langweilig!!
Am späten Abend sagt Katja freudenstrahlend „Gute Nacht“ und verkriecht sich in ihr Zelt zum Schlafen. Am Ende der Woche bei Temperaturen unter zehn Grad Celsius. „Stone washed“ fällt mir zu dieser Frau spontan ein.
Zelt abbauen, Wombat startklar machen – es geht weiter nach Kato Zagros!
So sonnig sieht das Dorf erst zwei Tage später bei unserer Abreise aus:
Als wir ankommen ist es grau. Und schon Nachmittag. Trotzdem machen wir zwei chaotischen, unüberlegten Frauen uns auf den Weg. Der Wanderführer verspricht eine tolle Route über die Berge zu einer Höhle und zurück. Veranschlagt: vier Stunden. „Schaffen wir das, bevor es dunkel wird?“ „Klar.“ Sprach man, packte eilig einen kleinen Rucksack und den Wanderführer und macht sich auf den Weg.
WanderWEGE?? Beschrieben sind sie in den Wanderführern. Markiert auch. Aber…
Die am meisten verbreitetste Vegetationsform auf Kreta ist eine degradierte Buschlandschaft, die sogenannte Phryngana. Meistens geht man auf den beschriebenen Pfaden durch diese Zwerg- und Kugelsträucher, meist mit Stacheln bewehrt. Den Blick nach unten auf die Steine gerichtet zum Wohle der Fußgelenke. Mit Glück findet man die Markierungen, vielleicht ein roter Punkt irgendwo auf einem Stein, und kommt schließlich irgendwann da an, wo der Zielpunkt der Wanderung sein soll. Oftmals wenn Beine zerschunden sind, kein roter Punkt mehr in Sicht ist und man mal wieder sinnlos in der Pampa zwischen Steinen und Dornen steht denke ich wehmütig an die Wanderwege durch den Pfälzer Wald. Mit federndem Erdboden und dem Geruch nach Moos und eindeutiger Wegführung.
Mit dem Wanderführer bestückt geht es also los auf den Weg, rot markiert und gut beschrieben im Buch:
Auf der Jagd nach roten Punkten hangeln wir uns die Steine hinauf. Und lachen trotzdem!
Das Dream Team wird immer trittsicherer. Es reicht fast bis zu einem Sprint nach einer Ziege!
Ab hier endet die fotografische Dokumentation unserer Wanderung. Diverse Verirrungen verlängern die Laufzeit immens, wir werden langsam nervös denn es fängt an zu dämmern. „Taschenlampe?“ „Nein, Du?“ Mein Telefon kein Empfang. Walkie-Talkie vergessen.
Es wird langsam dunkel , die Zäpfchen quittieren den Dienst und die roten Punkte werden grau wie der Stein. Wir spurten und stolpern im Halbdunkel den Pfad an der Küste entlang. Oder neben ihm. Da erlischt das Licht meines Handys , der Akku ist leer. Kurz vor Kato Zagros! Im Stockdunkeln kriechen wir wohl auf allen vieren über die Felsen und tasten uns vor. Man meint, einen Felsen zum Abstützen zu erkennen und landet mit der Hand in messerscharfen Dornen. Wir brauchen für die letzten 500 Meter fast zwei Stunden, hangeln uns an einem Ziegenzaun zunächst in die falsche Richtung bis wir endlich Asphalt unter den Füssen spüren. Papst gleich küssen wir den Boden Kato Zagros und kommen schließlich fix und fertig am Wombat an.
Das Schlimmste erwartet uns dort: Ein stink saurer, besorgter Achim, den wir nicht benachrichtigen konnten!
Der nächste Tag:
Die Todesschlucht gehört zu den bekanntesten und meist begangenen Canyons in Ostkreta. Keine Angst, es wird nicht noch schlimmer! Der Name deshalb: Die Minoer erbauten einen Palast vor 3600 Jahren am Ausgang der Schlucht und ihre Toten bestatteten sie in den Höhlen der Felswände dort.
Man wird aus Erfahrung klug:
Rechtzeitig am Vormittag trotten wir los. Die Wanderrucksäcke bestückt mit Walkie-Talkie, zwei aufgeladenen Handys, zwei Stabtaschenlampen sowie Ersatzbatterien, Stirnlampe, Seil und Taschenmesser.
Die Schlucht ist gut ausgetreten und super begehbar. Natürlich ohne Vorkommnisse oder Verirrungen bestaunen wir sie und kommen ganz entspannt am Nachmittag zurück.
Ein uralter Feigenbaum. Schade: Ohne Blätter unter grauem Himmel.
Pepe bewacht das Equipment:
Könnte man sich nur auf einen Wetterbericht verlassen! Dann wären wir am kommenden Tag gelaufen. Da lacht die Sonne nämlich.
Wir beschließen weiter Richtung Norden zu tuckern. Ziel: Skinias Beach. Sonne zu tanken ist unser gemeinsamer Wunsch.
Auf der Weiterfahrt durch die Berge nötige ich Achim mehrfach das Wombat zu stoppen. Zum Innehalten oder Fotografieren. So schön ist die Natur:
Wir erreichen die Abfahrt zum Skinias Beach. Eine Schotter-Straße. Das wird gehen mit Katjas Leihwagen denken wir. Dieser holpert vor uns her, setzt mehrfach auf oder ein Rad hängt in der Luft. Ob das wohl eine gute Idee war mit dem Weg?
Irgendwann auf der letzten Bergkuppe landen wir in einem Schafsgatter und steigen erst mal aus. Zu Fuß erkunden wir die Abfahrt zum schönen Skinias Beach. Es überwiegt eindeutig die Skepsis der Frauen bezüglich der Weiterfahrt.
Ohne uns! Mit dem Leihwagen sowieso nicht und überhaupt….
„Weicheier“ denkt Achim und fügt sich.
Also geht es wieder zurück und weiter: Hinter Palekastro liegt der Kouremenos Beach. Der Hauptwindsurfspot Kretas. Der Sommer-Meltemi erreicht hier die Küste und wird verstärkt durch die Bucht. Hier wäre ich gerne fünf Monate später!
Am südlichen Ende der Bucht blickt man auf den Tafelberg Kastri:
Der schöne Sonnenaufgang lässt den Wetterumschwung schon vermuten:
Bei Sonnenschein gestartet, im Nieselregen angekommen: Wir kraxeln auf den Petsofas, eine feine Aussichtskanzel auf die Bucht, leider wolkenverhangen:
Der nächste Tag wieder traumhaft sonnig und uns rufen die Palmen! Das Wetter ist perfekt für einen Besuch des Palmenstrandes in Vai.
So sieht der Blick auf Vai und der Nord-Osten Kretas von oben aus:
Eine botanische Besonderheit dieser Region: Die vielen Dattelpalmen.
In Vai ein ganzer Wald. Und das wird gnadenlos vermarktet. Hier möchte man im Sommer nicht sein. Wir sind jedoch mal wieder ganz alleine, packen Handtücher unter den Arm und genießen den Strand mit einem Gefühl von Karibik und Robinson Crusoe.
Erkundungstour an der Küste entlang:
Ein kleines Stück weiter in Richtung Nordostspitze Kretas finden wir die Ausgrabungen von Itanos und einen kleinen Sandstrand dazu. Eine einzelne Palme steht neben dem Wombat. Für Achims Hängematte blöderweise zu wenig.
Der Himmel schickt uns an diesem Tag einen Archäologie Professor im Ruhestand welcher uns mit Enthusiasmus aufklärt, wo wir uns befinden. Wir bekommen tatsächlich einen Bezug zu den Ausgrabungen der reichen, dorischen Hafenstadt. Und finden es richtig spannend.
Schon wieder dieses Gestein unter den Pfoten!!!!
Auch die Geologen würden sich hier freuen:
Die Behausung der Fischer im Sommer:
Gizmo neugierig wie immer. Und man wird fündig: Die Kartoffeln vom Vorjahr….
Katja muss wieder nach Hause! Wir werden sie vermissen aber sicher bald wieder sehen auf unserer Fahrt zurück Richtung Westen.
Noch ein paar Impressionen rund um den Nord-Ost-Zipfel Kretas:
Morgen geht es an der Nordküste entlang wieder Richtung Westen.