20. Februar 2018
„Links, unten und rechts“ haben wir Kreta in den Wintermonaten fast einmal umrundet.
Heute geht es „oben“ von Ost nach West an der Küste entlang. An der Seite Kretas, an der sich im Sommer die meisten Touristen tummeln: Die Nordküste. Hotels, Tavernen, Schnellstraßen, alles wird kultivierter. Auch die Natur wird anders um uns herum: Grüner und bunter wird es. Wir sind begeistert nach Wochen in schroffer, wilder Felslandschaft von gefräßigen Ziegen heimgesucht. Die Vegetation ist zum Aufatmen. Den Nord-Osten erkunden wir deshalb ausfühlicher.
In Sitia tätigen wir einen zivilisierten Einkauf in einem riesigen Supermarkt mit Massen-Angebot. Wir sind entwöhnt nach längerer Zeit mit Miniatur Märkten und brauchen für unsere Liste wegen Überforderung eine halbe Ewigkeit.
Habe ich doch Fernweh bekundet, nach bequemen Wanderwegen auf weichem Waldboden, man hat mich erhört: Auf unserem Weg liegt die Richti-Schlucht. Und wieder wird versprochen, dies sei die Schönste, diesmal im Nord-Osten. Zumindest seit langem die Bequemste und mal ganz anders als all jene, denen wir schon einen Besuch abgestattet haben :
Die Vögel zwitschern, man fühlt den Frühling, es riecht nach Wald, unter den Füßen Laub, der Boden weich, keine Dornensträucher, kantigen Felsen und oh Freude: Keine einzige Ziege!
Die erste Schlucht, welche doch tatsächlich Wasser führt. Zwar nicht viel aber überhaupt! Zu all dem also noch das Rauschen des Baches.
Achim hat sich im Wombat auf dem alternativen Schotterweg nach unten gekurbelt.
Zum Ablichten unseres Hyperagilen in einer Sitz-Position benötigt man meist über zwanzig Anläufe für ein SCHARFES Motiv. Meist sieht er dann nicht mehr so begeistert aus unser Pepe:
Von unten nach oben ist Achim am nächsten Morgen mit dabei:
Die Richti-Schlucht endet am Richti-Strand. Hier übernachten wir. Zum Abendessen gibt es eine Brunnenkresse-Suppe nach erfolgreicher Ernte im Bachbett.
Kreta ist auch eine Orchideeninsel. Im März soll es losgehen mit der Blüte. Ich halte schon überall Ausschau. Bis jetzt vergeblich.
Mochlos ist unser nächstes Ziel. Ganz schön eng wird es durch die schmalen Gassen. Auf der Suche nach einem Stellplatz wollen wir erst einmal zu Fuß erkunden wohin und bleiben vor dem kleinen Hafen stehen. Genau da stehen wir dann auch. Ziemlich schief und es wird immer schiefer unter lautem Zischen: Reifenschaden hinten rechts! Irgendwo sind wir da doch hängen geblieben!
Den Rest des Tages verbringen wir mit körperlichem Fitnesstraining.
Irgendwann stehen wir dann da, ich zerre rechts, Achim links am platten Reifen und das Monstrum will nicht runter da von der Rad Narbe. Ich fluche, es ist mir unbegreiflich, dass sich das Ding nicht bewegen will bis mich Achim beiläufig aufklärt, dass so ein Reifen etwa 200 Kg wiegt….
Mit Tritten schaffen wir es schließlich doch . Vereinte Kräfte und wir sitzen am frühen Abend zum Essen am geraden Tisch.
Achim hat tolles Werkzeug und kann zwischendrin die Frau schaffen lassen. Kerstin 64-fach unterstützt:
Am nächsten Tag, per Pedes, gucken wir mal wo wir gelandet sind:
Im Februar kann man die Ruhe auf Kreta genießen aber so ein hübsches Dorf wie Mochlos lebt vom bunten Treiben in den Tavernen. Die kleine Uferpromenade aber ist nahezu leer. Einen Vorteil gibt es dabei: In der einzigen geöffneten Pizzeria treffen sich alle, die im Winter ausharren und man hat viel Zeit zum Erzählen.
Man hört die Sprengungen vom nahen Steinbruch. Einfach gigantisch, was hier gebaggert wird!
Vom Steinbruch aus ein abendlicher Blick auf den Mirabello Golf:
Weiter an der Küstenstraße entlang treffen wir auf unser nächstes Ziel: Den Tholos Beach. Wir kommen an und hier fühlt es sich gut an. Nette Menschen und Kreta Freunde besuchen uns. (Hallo Kreta-Forum!)
Blick nach Osten. Wir kommen aus der Region mit Felsen und Ziegen:
Blick nach Westen: Ganz im Hintergrund Agios Nikolaos. Das touristischere Kreta beginnt.
Auf dem Weg Richtung Agios Nikolaos machen wir Pause in einer Bucht mit Sandstrand bei Istro. Das Wetter ist zu schön für das Fahrerhaus:
Kurzentschlossen machen wir einen Abstecher in die Berge: Kritsa ist unser Ziel.
Dort ein Besuch des wohl am häufigsten abgelichteten Motivs Kretas: Die Kirche Panagia. Die „heilige Jungfrau“ war verschlossen. Wir konnten sie leider nicht von Innen besichtigen. Die lohnenswerten Fresken bekommen wir nicht zu sehen.
Kritsa ist ein uriges Dorf in die Berge gebaut.
Wir schlendern durch die schmalen, verwinkelten Gassen mit vielen Treppen, besichtigen Kirchen und Kapellen und essen schließlich fürstlich zu Abend in der einzigen geöffneten Taverne, dafür Fünf Sterne verdächtig.
Unsere Nacht verbringen wir auf dem Dorfparkplatz.
Sonnenschein erwartet uns am nächsten Morgen für die Wanderung durch die Kritsa-Schlucht. Der Weg führt über ausgewaschene Felsen und oft kraxeln wir da entlang mit Hilfe metallischer Hilfsmittel in den Stein gehauen durch eine idyllische, enge Schlucht.
Achim ist mit Spaß dabei:
Meistens mit Spaß:
Dank Achims Navigations-Talent machen wir auf dem Rückweg einen „kleinen“ Umweg. Und erwischen dabei einen halbstündigen sinnflutartigen Regenguss zwischen ansonsten wolkenlosem Himmel für den Rest des Tages!
Alle wieder im Wombat, abgetrocknet und umgezogen geht es hinab nach Agios Nikolaos: Man nennt es auch das St. Tropez von Kreta.
Der obligatorische Drohnenflug:
Ein Bummel durch die Altstadt:
Auf der Hafenmole übernachten wir:
Ein paar Kilometer an der Küste entlang Richtung Norden besuchen wir Elounda. Es wird immer kontrastreicher zur ziegenbesetzten, wilden, stacheligen Ostküste.
Elounda ist ein Nobel-Urlaubsdomizil auf Kreta wohl auch wegen seiner einzigartigen Lage mit einer vorgelagerten Halbinsel. Luxuriöse Hotels und edle Yachten aber ohne die zugehörigen Besucher momentan:
Über die Verbindungstrasse zur Halbinsel…
… kommen wir hinter „halben“ Windmühlen zum Stehen und Übernachten. Vor uns tuckern die bunten Fischerboote durch den kleinen Kanal:
Man trifft sich immer wieder als Reisender auf vier Rädern. Wir befinden uns schließlich auf einer Insel!
Elfriede und Ewald kommen mit dem Wohnmobil. Ulli der Globetrotter und Manu mit Geza sind Gleichgesinnte mit Wohnsitz im eigenen Fahrzeug und open end bis zum Greisenalter.
Letztere kommen aus der Schweiz und Manu erzählt uns in völlig entspanntem Schwizerdütsch, sie wäre seit Reisebeginn noch nicht zur Ruhe gekommen. Und der war doch tatsächlich im Mai 2015!!!
Wir müssen lachen. Und ich denke: Geht es mir doch genauso manchmal!
Am Abend sind wir zu siebt, sitzend und schlemmend um einen Tisch in der einzigen geöffneten Taverne:
Am nächsten Tag per Pedes am Hafen Eloundas entlang…
…. zur kleinen Insel Spinalonga. Eine mächtige Bastion hatten die Venizianer dort an einem strategisch wichtigen Punkt errichtet. Aber im Gedächtnis bleibt sie den Touristen vielleicht eher weil dorthin alle Leprakranken Kretas verbannt wurden. Und das bis ins Jahr 1957.
Jetzt, außerhalb der Saison fährt uns keine Fähre dorthin. Da summen mal wieder die Rotoren der Drohne:
Am nächsten Tag: Wir geben Gas! Und fahren zügig mit unseren „Max-80 Stundenkilometern“ an der Schnellstraße entlang Richtung Westen. Die Berge rufen uns nicht, Achim friert es dort oben und die Gegend an der touristischen Küste lädt uns hier gar nicht ein zum Pausieren.
So knattern wir bis kurz vor Rethymno. Dort treffen wir Katja mit Bella wieder zu einer gemeinsamen Wanderung durch die Mili Schlucht:
Hier grünt es wieder, es blüht und quakt.
Meine Suche nach blühenden Orchideen bleibt abermals erfolglos.
Wir schwitzen. Es ist so sommerlich warm und sogar Gizmo watet bis Bauchnähe im Bach herum . Nach der Rückkehr aus der Schlucht beschließen wir, den tollen Tag mit einem „vergoldeten“ Eisbecher in der Altstadt Rethymnos ausklingen zu lassen.
Später denke ich: „Schade, dass wir die Stadt mit ihrem netten Trubel unter blauem Himmel nicht fotografisch festgehalten haben.“
Wir verabschieden uns von Katja und Bella unter dem Kastello und suchen uns den nächsten Übernachtungsplatz:
Georgioupoli, 20 Kilometer westlich:
In der kleinen Stadt wir gerade wie wild an der Wasserversorgung gearbeitet. Die Straßen sind aufgebuddelt, man erahnt lediglich wie sich hier die Sommergäste an den kleinen Boutiquen, Kaffees und Tavernen erfreuen.
Der kleine Dorfplatz mit seinem Springbrunnen unter Eukalyptusbäumen hat es uns angetan. Hier sitzen wir öfters, trinken griechischen Kaffee und schlemmen Wallnusskuchen mit ganzen Stücken und fausthoher Sahnehaube. Die Dobermann-Dame des Besitzers sitzt auf einem der gepolsterten Sessel für die Gäste. Die Nachbarshunde liegen vor dem Springbrunnen oder flanieren vorbei. Gizmo und Pepe fügen sich nahtlos in dieses Dorfgeschehen ein.
Schön anzusehen nach der Zeit mit den vielen Kettenhunden!
Unser Stellplatz am Ortsrand und Beginn des kilometerlangen Sandstrandes Richtung Osten:
Micha kommt!
Kennengelernt in Plakias kommt er zurück von einem Abstecher nach Ägypten, Deutschland und in die Schweiz. Nicht alleine: Paul ist dabei. Ein zwölf Wochen junger Windspiel-Welpe. Der kleine grau-blaue Hungerhaken weiß schon in diesem Alter, was er will und was nicht. Will er etwas nicht, bleibt er einfach sitzen. An wen erinnert mich das?
So spaziere ich mit Micha los und lediglich Pepe begleitet uns freudig. Gizmo hat es zumindest fünfzig Meter geschafft bis zum Sitzstreik. Das Windspiel ist erst gar nicht losgelaufen. „Dem ist es zu windig“ wird mir erklärt.
So sieht das aus an einem windstillen Tag:
Dem Chef der Hunde-Gruppe nähert man sich mit Respekt.
Während der verantwortungsvolle Versorger sein Fahrrad mit einem Motor aufrüstet. Für eine artgerechten Haltung eines Windhundes:
Mit Motorunterstützung aber noch ohne Hund eine Testfahrt zum Kournas See:
Beim nächsten Blog Bericht sind wieder Cartoons dabei. Wie hier in Arbeit:
Eine interessante Begegnung machen wir hier am Strand:
Ins Gespräch kommen wir mit einem älteren Ehepaar und einem tollen Projekt: Alt werden in einer Gemeinschaft hier auf Kreta. Ein großes Areal von 24.000 Quadratmetern hier auf der Anhöhe mit Blick auf das Meer ist schon anvisiert. Nun begibt man sich auf die Suche nach Teilnehmern / Investoren.
Wir werden dieses Projekt verfolgen:
Als wir ein paar Tage später von hier aus Chania erreichen haben wir unsere Umrundung Kretas abgeschlossen. Eine persönliche Lücke weist das Ganze auf: Paleochora und Soughia im Süden wollen wir in jedem Falle noch kennen lernen.
Mit Micha zusammen begeben wir uns zunächst auf den Weg wieder nach Elafonisi. Da harren doch tatsächlich noch immer Bärbel und Heinz aus. Während wir die Insel in etwa drei Monaten umrundeten hat Heinz einen gelockten, weißen Vollbart bekommen und die beiden haben auf Elafonisi aufgepasst.
Jetzt sitzen wir hier beisammen bevor es über eine Schotterstrasse durch die Berge nach Paleochora geht. Wir blicken auf den rosafarbenen Sand und die Lagune, die sich durch die Stürme sehr verändert hat und puhlen im Lagerfeuer.