28. April bis 16. Mai 2018
Ende April setzten wir mit der Fähre wieder ans Festland über und sagen Kreta adieu. Dieses mal etwas luxuriöser auf einer größeren Fähre nach Piräus. Genug Platz zum Schlafenlegen, kein Hund muss in der Ecke versteckt werden.
Piräus erreichen wir im Morgengrauen.
Athens Innenstadt mit dem Wombat? Lieber nicht. Wir umfahren die Riesenstadt im großen Bogen durch zähfließenden Verkehr und finden außerhalb eine Übernachtungsmöglichkeit in der Idylle. Am Shinias Beach unter Pinien.
Nur am Wochenende stürmen hier die Einheimischen her und es wird voller. Ansonsten ein ruhiges Paradies.
Achim nutzt die Zeit für das Retuschieren seiner Fahrkünste im Rückwärtsfahren.
Zum dritten mal wird das „Gehänge“ am Hinterteil des Wombats zerknautscht.
Diesmal ist es ein Baum, welcher im toten Winkel steht.
Weil die unbeschwerte Beifahrerin einmal wieder zu Fuß die Gegend inspiziert anstatt den Fahrer einzuweisen!
So hört man am frühen Morgen ein dröhnendes Gehämmer. Wer noch nicht wach ist, ist es jetzt.
Mit dem Resultat kann man leben und ich frage mich schmunzelnd, wie das Ganze wohl in ein paar Jahren aussehen wird…
Nicht weit entfernt von hier liegt Marathon. Von hier aus wetzte damals der Bote bis nach Athen um den Sieg gegen die Perser zu übermitteln bevor er vor Erschöpfung mausetot zusammen brach. Die Akropolis ist von hier aus also in Reichweite! Allerdings sehen wir von einem Lauf dorthin ab, im klimatisierten Reisebus gelangt man von hier aus ganz bequem in die Innenstadt Athens:
Hunde sind im Bus verboten, in den kulturellen Stätten sowieso und außerdem undenkbar, die Chaoten in der Großstadt. Kein Hundesitter in Reichweite – Achim bleibt in Folge dessen recht glücklich am Strand zurück und hämmert das besagte Blech.
Geduld muss ich mitbringen und warte zunächst über eine Stunde an einer dubiosen Bushaltestelle. Fahrzeiten nimmt man hier recht locker.
Lange Warteschlange vor dem Ticket-Verkaufsstand für die Besichtigung der Akropolis. Aber es lohnt sich. Nur schade, dass Gerüste und Container das Objekt der Begierde zieren. Restaurierungen sind im Gange.
Atemberaubend ist auch der Blick von hier oben auf die Millionenstadt:
Beim „Abstieg“ laufe ich wie auf rohen Eiern, so spiegelglatt poliert sind die Steine unter meinen Füßen von den Besuchermassen. Es geht mir durch den Kopf, wie viele Unfallopfer es jährlich wohl hier oben zu bezeichnen gibt wenn ich mir das durchschnittliche Schuhwerk der Menschenschlangen hier so ansehe.
AUF DIE INSEL EVIA:
Sie wird immer wieder empfohlen für eine Reise: Die Insel Euböa (Evia). Da muss ja etwas dran sein und so setzen wir einmal wieder über mit der Fähre. Vom Shinias Beach bis zum Fähranleger in Agia Marina ist es nur ein Katzensprung.
Pepe verzweifelt: „Nicht schon wieder so ein vibrierendes Monstrum“, weiß ja nicht, dass die Überfahrt diesmal nur eine halbe Stunde dauert. Alle Viere von sich gestreckt macht er keinen Meter selbständig auf dem glatten Deck. Wir bringen dabei fast einen 150-Kg-Mann zu Fall…..
Was fällt uns spontan ein zu Evia?
Die Insel hat wirklich alles zu bieten: Der Süden felsig, die Mitte und der Norden herrliche Gebirge und grün, grün, grün. Wir werden an so viele andere Plätze hier erinnert: Mal sieht es aus wie in Südtirol, manchmal wie in der Toskana, der Kraichgau kommt uns auch in den Sinn, dann wieder Schwarzwald und ab und zu erinnert es hier an unsere alte Heimat, die Rheinauen. Und dann natürlich auch wieder herrliche Strände.
Walnüsse sind ein wirtschaftlicher Faktor für die Bewohner. Schade, dass wir nicht im Herbst hier sind.
Touristisch wird die Insel kaum beachtet. Authentisches Griechenland für den Besucher. Lediglich die Griechen selbst genießen hier ihre Freizeit.
Den 1. Mai verbringen wir mit einer Meute Einheimischer am Almirichi Strand. Es wird gefeiert und wir sind Einer von Vielen hier. Am nächsten Morgen, einem normalen Arbeitstag, sieht es hier dann so aus:
Wir knattern weiter Richtung Norden und hier hält die Insel, was sie verspricht: Es wird immer grüner, saftiger und bergiger. Eine herrliche Natur. Da es momentan sehr diesig ist und hohe Luftfeuchtigkeit herrscht, erinnert es hier fast an Indonesien. Fast!
Man schraubt sich über Serpentinen durch diese herrliche Landschaft. Bis wir diese Aussicht genießen auf den Strand von Metohi und Hiladou:
unser nächster Übernachtungsplatz am Metohi Strand:
Nach zwei Nächten hier unten am Strand schraubt sich das Wombat in die Höhe. Überall die bunten Bienenhäuser und der Dirphys schon in Sicht. Mit 1743 Höhenmetern ist er die höchste Erhebung Evias. Da möchte ich rauf!
Eine Kehre nach der anderen den Pass hinauf Richtung Berg. Am Mittag erreichen wir die Schutzhütte des Alpenvereins fast am Fuße des Berges. Daneben ein Stellplatz, wie geschaffen für uns. Himmlische Ruhe und ein grandioser Blick:
Es ist schwül und heiß. Eine Gipfelwanderung undenkbar. Unsere körperlichen Aktivitäten beschränken sich auf einen abendlichen Spaziergang mit tollem Panorama:
Am nächsten Morgen aber rauf da:
Ein zäher Aufstieg aber Pepe wie immer treuherzig dabei, so trittsicher wie eine Bergziege. Gizmo streikt am Fuße des Berges schon, mit seinem Blick gibt er zu verstehen: „Du hast sie wohl nicht mehr alle…!!!!“ und gesellt sich zu Achim, der im Moos sitzend die Route mit dem Fernglas inspiziert.
Letztendlich ist es ein erhabenes Gefühl da oben, auch wenn die Fernsicht zu wünschen übrig lässt:
Mit Gummibeinen sitze ich auf dem Beifahrersitz und es geht bergab durch das endlose Grün. In den kleinen Tavernen unter Platanen dreht sich ein Braten über dem offenen Feuer. Etwas östlich von Ano Steni ein Platz zum Verweilen: Ein kleiner Wasserfall, Steinbrücke, Kirchlein und Taverne. Eine Ziegenherde passiert die Steinbrücke, begleitet von einer „Ein-Zahn-Hirtin“ mit Stock. Endlich sieht man wieder einen sinnvollen Einsatz von Hütehunden: Statt an Ketten zu tristen halten gleich drei davon die Herde zusammen und unsere Wilden auf Abstand. Prima, endlich wieder Ordnung!
Wir kommen zum Stillstand kurz hinter der Brücke. Im Rücken die höheren Berge geht unser Blick in die hügelige Landschaft Richtung Süden: Wunderschön. Fast wie in der Toskana. Wir sind immer mehr begeistert von Evia.
Die Sonne verkriecht sich in den nächsten Tagen hinter den Wolken und so bleiben wir hier stehen, atmen durch, werden draußen sportlich aktiv und drinnen im Wombat kreativ.
Zum Radfahren eine Traum-Gegend! Durch eine herrliche Botanik und hunderte von bunten Bienenhäusern. Schön sieht das aus!
Unsere Tour beginnt mit der Verirrung einer Biene in meiner verzottelten Haarpracht. Die hängt da fest und summt wie irre. Aus Verirrung von Seiten der Biene entsteht Panik dann erfolgt Verstärkung aus dem Volk. Schließlich steht auf dem Weg ein hysterisches Weib, vornübergebeugt mit wedelnden Armen. Wo ich sonst gegenüber Flugobjekten doch sehr besonnenen bin. Meine Hilferufe bleiben ungehört, Achim rast mit seinem Motor mal wieder vorne weg und sichert den Weg ab nach feindlichen Ziegen.
Die nächsten Tage plagt mich ein fürchterlicher Juckreiz am Scheitel. Ich zähle sechs Beulen….
Im Bergdorf Kambia frische Forelle und Eiswürfel für den Kopf.
Eine Nachtigall bleibt uns auch in der zweiten Nacht treu. Sie hat wohl ihren Hausbusch direkt neben uns. Mit den Köpfen am offenen Fenster werden wir in den Schlaf geträllert.
Weiter geht es an die Küste Evias. Wir klappern die Strände ab. Landen in Limnionas. Lediglich eine nette Taverne hat geöffnet aber ansonsten schläft man hier noch.
Wir kommen zum Stehen zwischen einer Reihe abgestellter Wohnwägen und –mobilen. Im Hochsommer wird hier wohl Hochbetrieb sein.
Unser Ridgeback zeigt Achim mal wieder seine wahre Natur am frühen Morgen. Eigentlich gar nicht seine Zeit so kurz nach Sonnenaufgang aber über dem Federbett summt doch tatsächlich eine Schmeißfliege. Draußen zu liegen ist auch eine Zumutung! Da gibt es drei davon! Man schnappt erfolglos um sich und beschließt beleidigt und genervt, zurück in den Wagen zu gehen um einen letzten möglichen Zufluchtsort aufzusuchen. So wird mir folgendes Bild geboten nach dem Aufstehen:
„Was macht denn der Hund in der Dusche????“
Vom Limnionas Strand aus führt ein Schotterweg direkt an der Küste entlang Richtung Westen. In der Taverne rät man uns mit großen Augen von dieser Abkürzung ab. Mit dem Wissen, dass da schon ein Wohnmobil lang holperte machen wir uns dennoch auf den Weg. Er ist fantastisch. Tolle Ausblicke und fahrtechnisch für Achim kein Problem.
Wir landen in Vlahia. Schwarzer Sandstrand dahinter Platanen und grüne Natur, menschenleer nur ein Angler und ein paar Griechen, welche eimerweise Tintenfische im Meer putzen und laute Warnrufe an den badewütigen Achim abgeben.
Keine Schmeißfliegen gibt es hier, dafür ein netter Gast, welcher wohl mitfahren möchte. Generell begrüße ich große Spinnen freundlich und nenne sie Hugo um die Dramaturgie herauszunehmen. Achim wischt Hugo aus dem Fahrerhaus.
Durch Unmengen an Walnussbäumen kommen wir an in Kria Vrissi. Es überfällt uns hier plötzlich eine Unlust, weiter zu fahren. Herrlich hier:
Nicht herrlich am nächsten Morgen: Hugo! Achim hat wohl zu hektisch gewischt. Statt draußen zu landen hat er sich nach hinten in unsere Wohnung verkrochen und sitzt nun auf dem Schaltpanel:
Wo er wohl in der Nacht war?
Das wohl am meisten fotografisch festgehaltene Motiv des Strandes:
Vom Heben und Schieben hungrig:
Oft hat man Glück beim Gemüsekauf an den Ständen neben der Straße. Frischer geht es nicht und wie man die Blüten verwendet wird gleich mit erklärt.
Artischocken haben seit längerer Zeit Saison und werden unsere Leibspeise. Pepe eingeschlossen! Wie selbstverständlich sitzt er neben uns auf der Sitzbank, blickt auf den gedeckten Tisch, wartet auf seine Portion und entwickelt eine Professionalität beim „Zuzzeln“ der Blätter. Völliges Unverständnis währenddessen in Gizmos Blick:
Die Fahrt weiter Richtung Norden ist recht unspektakulär gegenüber der Naturschönheit der mittleren Passage. „Ziemlich beste Freunde“ sitzen wieder im Päckchen und gucken:
In Kanatadika treffen wir alte Bekannte. Getroffen im letzten Herbst kurz vor dem Peleponnes. Ach da war doch was! Das Rudeltreffen aller Anwesenden: Die Happy-Hour um punkt 17 Uhr!
Evia verlassen wir mit der Fähre nach Glifia am 16. Mai. Es hat sich gelohnt!