West Türkei Canakkale bis Izmir Urla

Die Türkei im Sommer.

26. Juli 2018

Es ist 9 Uhr morgens, angenehme 28 Grad kühl. Pepe steht gerade an: Am Frühstücksbuffet. Gizmo schläft noch. Achim schlürft türkischen Kaffee.
Ich sitze neben einer Palme vor dem Wombat mit Blick auf die Kite-Station und den nach unten hängenden Fahnen in der Flaute. In einem kleinen Dorf namens Gühlbace sind wir gelandet. Von klein nach groß: Das liegt bei Urla, in der Nähe der bekannten Surfregion Cesme, etwa 40 Km hinter Izmir.

Manchmal erreicht man einen Ort, an dem einfach alles stimmt. Und so erging es uns mit dem Urla Surf House. Seit Anfang Juni sind wir nun hier an einem Kite-Surf-Spot, der nicht besser sein könnte zum Lernen. Und so zische ich mittlerweile fröhlich auf dem Wasser herum und erhöhe dabei den Altersdurchschnitt der jungen Sportler da draußen – wenn denn mal Wind bläst….

Den Berichten aus der alten Heimat zu folge, können wir wohl froh sein, die Sommermonate mit See Klima gesegnet zu sein. Es schwitzen wohl nicht nur wir hier im Süden.

Einen aufregenden Reisebericht kann ich nicht liefern. Vorab: Alles, was wir uns in der Türkei vorgenommen hatten, von Kultur bis Kappadokien muss warten auf uns in kühleren Zeiten. Zum Reisen ist es uns schlichtweg zu heiß.

Hier ein Rückblick der letzten zwei Monate:

Anfang Juni 2018

Die Bedenken bezüglich unserer Reise durch die Türkei sind über Bord geworfen worden. Hören wir doch nur Positives von Gleichgesinnten, welche zeitnah vor uns hier durch reisen.

Wir erreichen die Grenzstation und verlassen Griechenland. Nicht mehr als eine Viertelstunde brauchen wir durch beide Zollstellen. Auf türkischer Seite einen kurzen Blick von außen in unseren Wohnraum, das war’s. Eher interessant scheinen mal wieder unsere Hunde zu sein, welche zwischen Fahrer- und Beifahrersitz thronen. Die beiden genießen die ihnen zugeteilte Aufmerksamkeit der kleinen Menschentraube vor dem Wombat. Ein Grenzbeamter hält unter Schnalzlauten eine Tüte Hundefutter in die Höhe. Dabei liegen mal wieder unnötigerweise sämtliche Unterlagen zu Impfnachweisen und Titer Bestimmungen  parat auf meinem Schoß. An keiner Grenze bisher schenkte man dem Beachtung. Was hatte ich mich verrückt gemacht vor der Reise…..

Ein Stempel für 90 Tage Aufenthalt, mal sehen, was wir draus machen.
Das Wombat schnurrt auf Flüsterasphalt Richtung Dardanellen, der Meerenge, welche Europa von Asien trennt. Die Blattfedern sind arbeitslos. Sowas hatten wir noch nie seit Anbeginn unserer Reise.

Wir wählen Kilitbahir aus für die Überfahrt in den neuen Kontinent.
Eine Pause und die Besichtigung der Festung und riesigen Bunkeranlage.

Am frühen Nachmittag schippern wir auf der Fähre über das Wasser nach Canakkale und sagen Europa Adieu.

Raus aus der vollen Stadt und wir übernachten kurz dahinter, wo es etwas ruhiger ist am Meer. Im Sonnenuntergang sehen wir rüber zur anderen Seite nach Europa.

 Troja steht auf dem Programm. Unschlüssig stehen wir auf dem Parkplatz und werden zunächst von Uran eingeladen, auf seinem Campingplatz auszuruhen und die große Hitze abzuwarten. Gesagt, getan: Wäsche in der Trommel sitzen wir kurz darauf auf der kühlen Terrasse des Platzes. Gegenüber: Das monströse Troja-Museum, aber noch nicht eröffnet.

Hier setzt sich das Erbgut der Kangals durch bei der Entstehung der Straßenhunde. Die ersten „Verschnitte“ auf der Mauer vor dem Museum. Ich muss an unseren ersten Hund Ivo denken….

Pepe schließt Freundschaft egal wie groß die Ivos auch sind:

Ein junger Türke mit 25-Kg Rucksack kommt des Weges. Hikman sein Name. Nach Georgien will er! Das allerdings zu Fuß. Nun ja, der Daumen kommt ab und an wohl auch zum Einsatz. Freudestrahlend erzählt er, wo wir unbedingt hin müssen und wo es sicher ist. In Gemeinschaftsarbeit über die Karte gebeugt entsteht ein Plan für die nächsten Monate. Ab Izmir durch das Innenland, Seen und Berge, durch Kappadokien Richtung östliche Schwarzmeerküste.

Aber es sollte später ganz anders werden…

Mit Hikman verabreden wir uns für Georgien im September und machen uns am nächsten Morgen enthusiastisch auf den Weg. Zunächst nach Urla zum Kiten ist unser Plan. Nach Kreta hatten wir uns eine Klimaanlage für das Fahrerhaus liefern lassen. Völlig entspannt und in freudiger Erwartung auf den Luxus einer kühlen Fahrt geht es Richtung Süden durch die vielen schönen Moscheen.

Kühle Luft pustet uns in den Nacken. Doch man wundert sich doch sehr über die Temperaturanzeige:
28 Grad, 29, 30 (das ist seltsam), 31, 32, 33 (alle hecheln schon), 34, 35…..
Bei 39 Grad um 11 Uhr vormittags sind wir stink sauer und enttäuscht. Trotz Achims Isolierung scheint die neue Errungenschaft nicht auszureichen. Sitzen wir doch über dem heißen Motor und rund um uns herum die Fensterfront ohne Thermoscheiben.

Der nächste  Strand für eine Abkühlung im Meer ist unser. Wir landen in Yeniköy:

Unsere nächste Etappe führt nach Pergamon. Schön hier, aber…. Eine Besichtigung wegen mörderischer Hitze wurde von allen einheitlich verweigert. Irgendwann wollen wir das nachholen. Zwischen Oktober und Mai.

Unsere Entscheidung: Schnur stracks Richtung Urla an die windige Küste zum Kite-Surfen. Hier bei Cesme pustet der Meltemi aus Nord-West in den Sommermonaten recht zuverlässig. So sagte man uns…..

Wir kommen hier an und fühlen uns von der ersten Minute an „sau“ wohl.
Pinar und Niko führen hier das Urla Surf-House seit einigen Jahren. Ein kleines Hotel mit Liebe zum Detail. Es besticht durch seine Lässigkeit, den fehlenden Perfektionismus. Bunt und farbenfroh ist es hier. Ein Garten mit Pool, eine Menge großer, bunter Kissen und Sofas. Und das nicht nur zur Freude der müden Wassersportler: Hunde willkommen und so lümmelt hier so manches Pfotentier herum. Von Anfang an ist uns klar: Hier können nur Hundeliebhaber buchen!

Wir stellen uns zunächst vor die Kite-Station.

Es sind hauptsächlich Einheimische, welche den Ort nutzen. Am Strand keine laute Musik, keine Bar weil kein Strom: ohne großen Kommerz, so richtig urig ist es hier. Die Möbel unter den Strohdächern aus Paletten gebaut, bunt angestrichen und mit riesigen Kissen belegt. Selbst bei regem Besuch in windigen Zeiten geht es friedlich zu ohne Stress und Gezeter wegen verhedderten Leinen.

Zeichnet man diesen Ort muss man kaum übertreiben 😉

Wir kommen doch tatsächlich bei Wind an und ich „refreshe“ meine Kite-Künste mit einem knackigen Kite-Instructor im knietiefen Wasser.

Da sieht das Ganze danach so aus:

Während Andere zuschauen:

Noch mehr Zuschauer:

Manche schlafen dabei ein:

Was soll man anderes erwarten auf unserer Reise? Das Klima spielt einmal wieder verrückt. Eine Gewitterfront im Juni, hier bei Cesme, daran kann sich niemand erinnern. Über eine Woche plagt uns Schwüle und regelmäßige Regengüsse sorgen für Arbeit:

Achim muss das im Schlamm versinkende Wombat wieder ausbuddeln.

Wir ziehen es vor, auf dem Parkplatz direkt vor dem kleinen Hotel unseren Vorgarten inklusive Palme und Hängematte einzurichten.

Seither haben wir uns kaum wegbewegt und gehören fast zum Inventar des Hotels.

Manchmal sind die Schlafpositionen ungewöhnlich:

 

 

 

 

 

 

 

Es geht hier einfach jedem Hund gut.

Wenn einmal wieder Wind herrscht, wird weiter geübt:

Das normalerweise Starkwindrevier zeigt sich in diesem Jahr wohl von einer anderen Seite. Während in unserer alten Heimat, in ganz Europa bis zum Nordkap eine mörderische Hitzewelle den Sommer bestimmt, hat diese Wetterlage wohl den Wind geklaut hier unten. Der typische Meltemi zeigt sich selten. Wer vom Fach ist, wird verstehen: Mein 9-Quadratmeter-Kite war fast arbeitslos. Man kitet oftmals mit Überraschungswind und großen Schirmen.

Ansonsten gibt es hier aber auch andere Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben:

Oder wir besuchen Alacati, Cesme und die Strände dort:

“Wir sind wohl zurück im Urla Surf House.”

 

 

 

 

 

An den Wochenenden wird es voll rund um den Pool.  Sehr gute Live Musiker werden hier regelmäßig organisiert.

Ladina ist angekommen. Aus der Schweiz kommt sie angeflogen und ist doch tatsächlich kleiner als ich. Aber Oho. Ein guter Motivator für mich auf dem Wasser, ständig guter Laune und nicht tot zu kriegen draußen auf dem Brett.

Flautezeiten überbrücken wir mit sinnvoller Arbeit. Hier gibt es Straßenhunde mit Wollpullover.

Eigentlich hatte ich mir zum Ziel gesetzt, von A nach B flitzen zu können und ein Wendemanöver zu beherrschen. Glücklich bin ich damit. Jetzt werde ich genötigt, mich mit äußerst fremden Fachausdrücken zu  beschäftigen wie Toe Fahren, einen Pop machen, Springen und so Sachen wie Backroll.
Zwei Wochen haben wir ja noch Zeit… 😉

Stand der Dinge momentan beim Kite Boarding: Spaß haben!

Amy:

Ladina:

Celine:

Pablo (Speedy Gonzales):

Und daran wird geübt 😉Alican

Mit Ladina in Urla:

Und unsere Hunde?
Welch ein Leben.  Kissen, Sitzbänke und Sessel worauf völlig selbstverständlich auch alles herum lümmelt, was vier Pfoten hat.  Man hat sich einfach lieb hier.

Ein liebes Dankeschön an Pinar

und Niko, welche das Ganze hier aufgebaut haben.

Zum Schluss noch Kitsch: