Archiv der Kategorie: Griechenland

An der Ostküste Kretas entlang

Februar 2018

Ein Reisender zückt den Fotoapparat meist dann, wenn das Ergebnis Farbenpracht verspricht, sprich bei Sonnenschein. Das könnte den Eindruck erwecken, als reisten wir immerwährend unter blauem Himmel. Es ist momentan aber wechselhaft und meistens rollen die grauen Wolken an wenn der Rucksackbepackte sich weit ab auf dem Weg befindet. Es herrscht ein Wechsel zwischen Sturm und Windstille, Badewetter und Wollmützen-Zeit. Wobei die sonnigen Tage überwiegen. Wir genießen jeden Tag, auch mit Kleiderwechsel und Zwiebel-Look. Auch geben wir uns Mühe, selbst bei ungemütlichem Wetter den Fotoapparat zu zücken um den richtigen Eindruck zu erwecken.
Auf was die Einwohner Kretas warten: Regen! Es ist viel zu trocken und die meisten kleineren Flüsse sind ausgetrocknet.

Im Landesinneren wird es bunter: Gelber Klee zwischen den Olivenhainen, erste blühende Mandel- und Obstbäume und selbst hier unten am Meer wilde Anemonen:

Zu Beginn des Februars kommen wir an der wildromantischen Ostküste Kretas an. Wir haben Glück mit dem Wetter, als wir nach Xerokambos tuckern: Klare Sicht und Sonnenschein. Schon die Fahrt dorthin ein Erlebnis. In Serpentinen geht es da hinunter und der Blick nach unten sagt uns, dass wir da wohl länger bleiben werden.

Xerokambos mit den beiden vorgelagerten Kavali-Inselchen:

Der erste lange Strand in Sicht und ein Wohnmobil steht schon hier: Wir lernen Edith und Ewald kennen…..

…schlürfen zusammen frische Artischocken mit viel Knoblauch und erfreuen uns an der Intelligenz Pepes was die Nahrungsbeschaffung angeht.
Der Knirps sitzt, starrt und guckt sich ab: „Die ziehen mit den Zähnen am einen Ende des Blattes was Leckeres da raus.“
„Teilen macht Freunde“ denken wir uns und beglücken die Hunde mit dem Grünzeug außerhalb des guten Herzens. Eher im Scherz gemeint. So versteht es Gizmo auch. Angewidert wird das verkostete Blatt in die Ecke gespuckt.
Pepe jedoch nimmt zwei Pfoten, dreht sich das Blatt in die richtige Richtung und zieht das Essbare ins Maul. „Gibt’s noch mehr?“ fragt sein Blick.
Zu fünft sitzen wir nun Artischockenblätter knabbernd da. Über Pepes Perfektionismus lachen wir uns kringelig.

Hinter der Halbinsel Richtung Norden reiht sich ein Strand neben den anderen:

Ganz am Ende hinter wunderschönen Dünen wohl der Schönste von allen:

Wir jubeln über einen weiteren sonnigen Tag, noch wärmer und sogar zum Baden tauglich.
Wir parken das Wombat um in die nächste Bucht. Ein Traumplatz neben weißen Klippen und mit feinem Sandstrand:

In die südliche Richtung gibt es einen Berg zu erklimmen, eher eine Steinansammlung aber zumindest mit einem Gipfelkreuz! Und einer tollen Aussicht.

Achim war auch da:

Die Küste Richtung Norden:

Guten Morgen! Wir sollten aufstehen. Katja und Bella kommen…..

„Ich beneide Euch so“ schreibt Katja uns per E-Mail. Seit wir uns verabschiedet haben in Zagros träumt sie von unserer Reise auf vier Rädern. Meine spontane Idee: Warum nicht für ein paar Tage mitreisen? Gesagt, getan und die verrückte Nuss kommt mit Hund Bella, Leihwagen und Zelt die Serpentinen nach Xerokambos herunter. Die Freude ist groß, menschlich sowie schwanzwedelnd.

Leider schlägt das Wetter um. Es wird grau, bleibt aber zumindest trocken.

Eine Woche bereichern Katja und Bella unser Leben und man kann sagen: Es ist nicht langweilig!!
Am späten Abend sagt Katja freudenstrahlend „Gute Nacht“ und verkriecht sich in ihr Zelt zum Schlafen. Am Ende der Woche bei Temperaturen unter zehn Grad Celsius. „Stone washed“ fällt mir zu dieser Frau spontan ein.

Zelt abbauen, Wombat startklar machen – es geht weiter nach Kato Zagros!

So sonnig sieht das Dorf erst zwei Tage später bei unserer Abreise aus:

Als wir ankommen ist es grau. Und schon Nachmittag. Trotzdem machen wir zwei chaotischen, unüberlegten Frauen uns auf den Weg. Der Wanderführer verspricht eine tolle Route über die Berge zu einer Höhle und zurück. Veranschlagt: vier Stunden. „Schaffen wir das, bevor es dunkel wird?“ „Klar.“ Sprach man, packte eilig einen kleinen Rucksack und den Wanderführer und macht sich auf den Weg.

WanderWEGE?? Beschrieben sind sie in den Wanderführern. Markiert auch. Aber…
Die am meisten verbreitetste Vegetationsform auf Kreta ist eine degradierte Buschlandschaft, die sogenannte Phryngana. Meistens geht man auf den beschriebenen Pfaden durch diese Zwerg- und Kugelsträucher, meist mit Stacheln bewehrt. Den Blick nach unten auf die Steine gerichtet zum Wohle der Fußgelenke. Mit Glück findet man die Markierungen, vielleicht ein roter Punkt irgendwo auf einem Stein, und kommt schließlich irgendwann da an, wo der Zielpunkt der Wanderung sein soll. Oftmals wenn Beine zerschunden sind, kein roter Punkt mehr in Sicht ist und man mal wieder sinnlos in der Pampa zwischen Steinen und Dornen steht denke ich wehmütig an die Wanderwege durch den Pfälzer Wald. Mit federndem Erdboden und dem Geruch nach Moos und eindeutiger Wegführung.

Mit dem Wanderführer bestückt geht es also los auf den Weg, rot markiert und gut beschrieben im Buch:

Auf der Jagd nach roten Punkten hangeln wir uns die Steine hinauf. Und lachen trotzdem!

Das Dream Team wird immer trittsicherer. Es reicht fast bis zu einem Sprint nach einer Ziege!

Ab hier endet die fotografische Dokumentation unserer Wanderung. Diverse Verirrungen verlängern die Laufzeit immens, wir werden langsam nervös denn es fängt an zu dämmern. „Taschenlampe?“ „Nein, Du?“ Mein Telefon kein Empfang. Walkie-Talkie vergessen.
Es wird langsam dunkel , die Zäpfchen quittieren den Dienst und die roten Punkte werden grau wie der Stein. Wir spurten und stolpern im Halbdunkel den Pfad an der Küste entlang. Oder neben ihm. Da erlischt das Licht meines Handys , der Akku ist leer. Kurz vor Kato Zagros! Im Stockdunkeln kriechen wir wohl auf allen vieren über die Felsen und tasten uns vor. Man meint, einen Felsen zum Abstützen zu erkennen und landet mit der Hand in messerscharfen Dornen. Wir brauchen für die letzten 500 Meter fast zwei Stunden, hangeln uns an einem Ziegenzaun zunächst in die falsche Richtung bis wir endlich Asphalt unter den Füssen spüren. Papst gleich küssen wir den Boden Kato Zagros und kommen schließlich fix und fertig am Wombat an.

Das Schlimmste erwartet uns dort: Ein stink saurer, besorgter Achim, den wir nicht benachrichtigen konnten!

Der nächste Tag:

Die Todesschlucht gehört zu den bekanntesten und meist begangenen Canyons in Ostkreta. Keine Angst, es wird nicht noch schlimmer! Der Name deshalb: Die Minoer erbauten einen Palast vor 3600 Jahren am Ausgang der Schlucht und ihre Toten bestatteten sie in den Höhlen der Felswände dort.

Man wird aus Erfahrung klug:
Rechtzeitig am Vormittag trotten wir los. Die Wanderrucksäcke bestückt mit Walkie-Talkie, zwei aufgeladenen Handys, zwei Stabtaschenlampen sowie Ersatzbatterien, Stirnlampe, Seil und Taschenmesser.
Die Schlucht ist gut ausgetreten und super begehbar. Natürlich ohne Vorkommnisse oder Verirrungen bestaunen wir sie und kommen ganz entspannt am Nachmittag zurück.

Ein uralter Feigenbaum. Schade: Ohne Blätter unter grauem Himmel.

Pepe bewacht das Equipment:

Könnte man sich nur auf einen Wetterbericht verlassen! Dann wären wir am kommenden Tag gelaufen. Da lacht die Sonne nämlich.

Wir beschließen weiter Richtung Norden zu tuckern. Ziel: Skinias Beach. Sonne zu tanken ist unser gemeinsamer Wunsch.

Auf der Weiterfahrt durch die Berge nötige ich Achim mehrfach das Wombat zu stoppen. Zum Innehalten oder Fotografieren. So schön ist die Natur:

Wir erreichen die Abfahrt zum Skinias Beach. Eine Schotter-Straße. Das wird gehen mit Katjas Leihwagen denken wir. Dieser holpert vor uns her, setzt mehrfach auf oder ein Rad hängt in der Luft. Ob das wohl eine gute Idee war mit dem Weg?

Irgendwann auf der letzten Bergkuppe landen wir in einem Schafsgatter und steigen erst mal aus. Zu Fuß erkunden wir die Abfahrt zum schönen Skinias Beach.  Es überwiegt eindeutig die Skepsis der Frauen bezüglich der Weiterfahrt.

Ohne uns! Mit dem Leihwagen sowieso nicht und überhaupt….
„Weicheier“ denkt Achim und fügt sich.

Also geht es  wieder zurück und weiter: Hinter Palekastro liegt der Kouremenos Beach. Der Hauptwindsurfspot Kretas. Der Sommer-Meltemi erreicht hier die Küste und wird verstärkt durch die Bucht. Hier wäre ich gerne fünf Monate später!

Am südlichen Ende der Bucht blickt man auf den Tafelberg Kastri:

Der schöne Sonnenaufgang lässt den Wetterumschwung schon vermuten:

Bei Sonnenschein gestartet, im Nieselregen angekommen: Wir kraxeln auf den Petsofas, eine feine Aussichtskanzel auf die Bucht, leider wolkenverhangen:

Der nächste Tag wieder traumhaft sonnig und uns rufen die Palmen! Das Wetter ist perfekt für einen Besuch des Palmenstrandes in Vai.

So sieht der Blick auf Vai und der Nord-Osten Kretas von oben aus:

Eine botanische Besonderheit dieser Region: Die vielen Dattelpalmen.

In Vai ein ganzer Wald. Und das wird gnadenlos vermarktet. Hier möchte man im Sommer nicht sein. Wir sind jedoch mal wieder ganz alleine, packen Handtücher unter den Arm und genießen den Strand mit einem Gefühl von Karibik und Robinson Crusoe.

Erkundungstour an der Küste entlang:

Ein kleines Stück weiter in Richtung Nordostspitze Kretas  finden wir die Ausgrabungen von Itanos und einen kleinen Sandstrand dazu. Eine einzelne Palme steht neben dem Wombat. Für Achims Hängematte blöderweise zu wenig.

Der Himmel schickt uns an diesem Tag einen Archäologie Professor im Ruhestand welcher uns mit Enthusiasmus aufklärt, wo wir uns befinden. Wir bekommen tatsächlich einen Bezug zu den Ausgrabungen der reichen, dorischen Hafenstadt. Und finden es richtig spannend.

Schon wieder dieses Gestein unter den Pfoten!!!!

Auch die Geologen würden sich hier freuen:


Die Behausung der Fischer im Sommer:

Gizmo neugierig wie immer. Und man wird fündig: Die Kartoffeln vom Vorjahr….

Katja muss wieder nach Hause! Wir werden sie vermissen aber sicher bald wieder sehen auf unserer Fahrt zurück Richtung Westen.

Noch ein paar Impressionen rund um den Nord-Ost-Zipfel Kretas:

Morgen geht es an der Nordküste entlang wieder Richtung Westen.

 

 

 

 

 

 

 

Südküste Kretas

13. bis 31. Januar 2018:

Immer noch in der Gegend um Plakias warten wir einmal wieder. Auf was? Natürlich auf ein Paket aus Deutschland. Diesmal eine neue Reifendrucküberwachung. Die alte flog im Sturzflug aus dem Wombat und zerschellte am Boden.

Verhandlungen, Nachfragen, Zusicherungen mit, bei, vom Paketzusteller: nicht von Erfolg gekrönt. Wir beschließen irgendwann, einmal quer über die Insel nach Rethymno zu fahren um das Paket selbst abzuholen.

Das gestalten wir als Ausflug mit Besichtigung der Kortaliotis Schlucht, durch welche unsere Strecke führt…

…. und einem Bummel durch die Altstadt Rethymnos:

Das venezianische Kastell:

Es geht weiter nach Süd-Osten.
Oben in den Bergen das gruseligste Regenwetter. Wir übernachten in einem Bergdorf mit pustender Heizung und es ist einer der wenigen Tage, an denen Mütze und Winterjacke zum Einsatz kommen. Die Fahrt Richtung Küste am nächsten Morgen atemberaubend: Die Wolkendecke bricht auf und es gibt kaum eine Stelle auf unserer Strecke, an der wir keinen Regenbogen sehen.

Am Meer angekommen scheint die Sonne wieder. In Agia Galini stehen wir einmal ganz anders: Im Hafen zwischen bunten Fischerbooten und Netzen. Ganz unkompliziert. Ein paar Einheimische, nur ganz wenig Touristen. Die Hunde inspizieren das Hafengelände und wie immer wird überall neugierig „Hallo“ gesagt.

Wir lernen Katja kennen, welche schon länger hier auf Kreta lebt und arbeitet. Das passt mal wieder: Wir verstehen uns auf Anhieb super und zusammen mit ihrer Hündin Bella, der absoluten Ziegenexpertin, machen wir tolle Ausflüge und Wanderungen in der nächsten Zeit.

Am Komos Beach kurz vor Matala bleiben wir zwei Nächte. Mal wieder ein traumhafter Strand:

Unser Stellplatz:
Direkt neben den Ausgrabungen eines antiken Hafens.

Dann gibt es hier um die Ecke noch Matala, einen der berühmtesten Orte Kretas. Das legendäre Hippie-Dorf mit Hippie-Beach und Hippie-Höhlen. Wie meistens gefällt uns das, was so berühmt ist und angepriesen wird weniger. Wir machen lediglich eine Fahrradtour dort hin.

In der Saison marschieren die Touristen wohl im Gänsemarsch zu den Wohnhöhlen, ausgeschildert als  römische Nekropole. Wir stehen nur davor. Das Areal ist abgesperrt und das Kassenhäuschen geschlossen.

Man warnte uns schon vor: Ein Winter auf Kreta kann stürmisch werden. Und selbst als windliebende Wassersportler stellt sich bei uns beiden oftmals eine gewisse Gereiztheit ein.
Hier am Komos Beach flüchten wir schließlich vor dem ständigen Tosen des Libyschen Meeres und dem Heulen des Windes über unser Dach. Der Sturm rüttelt an uns, dass die Tassen klappern und wir beschließen, irgendwo einen Platz in Lee zu suchen.

Der Tipp eines Nachbarn im roten Sprinter, ebenfalls ein Schluchtenmulch: Die Agio Farango Schlucht ganz um die Ecke.

Die Warnung Katjas: Dort herrscht Ziegenalarm!

„So schlimm wird’s nicht sein“, denken wir und machen uns auf den Weg. Ziegen wie Schmeißfliegen! Wir kommen nicht zum Fotografieren geschweige denn zum Gucken und Bestaunen der Schlucht auf Grund erbärmlicher Leinenführigkeit und Gezerre auf dem Weg durch das Gemeckere und Geblöke der Huftiere.

Übernachtet wird in Kali Limnes. Und hiermit machen wir den für uns persönlich hässlichsten Platz Kretas ausfindig. Zwei riesige Tanksilos im Meer vor dem Hafen und das ganze Dorf recht baufällig und verrottet. ABER: Wir stehen auf der windabgewandten Seite! Nichts klappert und braust, wir schlafen herrlich ruhig.

An ein Foto denkt hier keiner von uns.

Es ist Mitte Januar geworden. Die Griechen sitzen mit Schal und Mütze hinter ihrer Kasse im Mini Market und bestätigen, dass dies der Gipfel des abscheulichen Winter Wetters wäre. Für uns ist es hier so wie in einem „guten“ April in Deutschland. Allerdings zähle man manchmal acht Windstärken dazu. Kein Tag ist wie der andere. Nach zwei Tagen Sturm werden wir oft mit Kaiserwetter beglückt.

Nach den stürmischen Tagen landen wir in Zaros an der Südseite des Psiloritis, Kretas höchstem Gipfel. Und nutzen sofort das kaiserliche Wetter: Bei strahlend blauem Himmel geht es mit Katja und den drei Hunden hinauf in die Rouwas Schlucht. Ob es das Wetter ist? Die tolle Begleitung? Die Schlucht an sich? Hier hoch zu laufen ist einfach herrlich…


Kurz vor der Heimkehr leuchten die Berge:

Wir freuen uns: Weil es so schön war, steht Katja am nächsten Tag wieder vor unserer Türe.

Und es geht weiter in Wanderschuhen durch Klöster und Olivenhaine:

Das schlechte Gewissen bezüglich unserer Einstellung gegenüber ausgebuddelten Steinen und unseres fehlenden archäologischen Sachverstandes treibt uns auf dem Weg Richtung Süd-Osten nach Gortys:

Man glaubt es kaum: 200000 Menschen haben hier einmal gelebt und die Römer machten Gortys 67 v. Chr. zur Hauptstadt Kretas.

Achim schlendert mit und kommentiert mehrfach: „Toll!“

 

Ein Naturerlebnis für Allradler zum Tripiti Beach:

Achims Herz hüpft vor Freude: Eine traumhafte Strecke für 4×4! Abenteuerlich geht es über Vassiliki Richtung Meer. Herrliche Ausblicke und Felsformationen!

Und da kommen wir an, kurz vor dem Meer an dieser Stelle:

Ich zweifle. Achim inspiziert das Nadelöhr ……

Passt! Und wir landen am Tripiti Beach:

Von Ziegen zum Pfau ist alles vertreten an frei laufendem Viech Zeug. Es erinnert dort an einen Streichelzoo. Alles stürmt aus seiner Ecke auf uns zu. Ob Huf, Pfote oder Kralle, alle wollen sie unseren Hunden „Hallo“ sagen aus nächster Nähe, Nase an Nase. Die beiden Jagdhunde an der Leine völlig überfordert. Ich habe Schweißperlen auf der Stirn.
In der Taverne am Strand „verbabbeln“ wir uns mit der Familie. Auf der Weiterfahrt wird es dunkel, das Gelände steiler und unwegsamer, es fängst an zu regnen und das nörgelnde Weib im Auto fordert einen sofortigen Stopp. Das Wombat kriecht gerade irgendeinen Berg hinauf, der Ehemann hält an und wir nächtigen in einer Kehre. Da steht man gerade.

Bei strahlendem Sonnenschein am nächsten Morgen staunen wir, wo wir gelandet sind. Wahrscheinlich auch die vielen Pick-Up-Fahrer, welche am frühen Morgen diese Straße benutzen und an uns vorbei fahren. „Wo die Touristen überall nächtigen…..“

Weiter geht es ein kleines Stück Richtung  Westen. Die Strecke ist nicht umsonst grün markiert in der Karte:

Oberhalb des Trachoula Beach kommen wir zum Stehen.

Tausend Ziegen um uns herum, ein herrlicher Ausblick und vor der „Haustüre“ der Beginn eines Pfades durch die Schlucht zum Strand. Nur ganz kurz. Da läuft auch Achim gerne mit!

Stundenlang könnte man dort sitzen und den Wellen zuschauen und -hören.

So sieht das Ganze von oben aus:

Wombat entdeckt?

Mit einer unglaublichen geometrischen Präzision sind an den Stränden manchmal Künstler am Werk. Labyrinthe oder Sterne, gestaltet aus Kieselsteinen auf Sand. Hier entdeckt?

Ein Labyrinth fasziniert. Treffen wir auf ein solches wird man magisch angezogen, es zu betreten. Es gleicht einer spirituellen Übung: Ein uraltes Symbol für den Lebensweg. Es gibt nur eine vorgegebene Richtung, über Wendungen und Umkehrungen zum Mittelpunkt zu gelangen. Den gleichen Weg geht man zurück, wieder zum Ausgang des Labyrinths.

Wir zitieren:

„Das Labyrinth spricht zu uns, dass das Leben nicht gradlinig verläuft,
es hat Wendungen und Kehrtwendungen. Es spricht von Angst und Tod, von Geburt und Neuwerdung. Es gibt Kämpfe und Müdigkeit den langen Weg zu gehen.
Jede Wendung hilft uns, unsere Lebenssituation aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und zu erfühlen. Oft verlieren wir auf dem langen Weg die Mitte aus den Augen, das eigentliche Ziel ist nicht mehr sichtbar. Und erreichen dann doch plötzlich die Mitte.
Die Mitte ist für uns heute ein Ort der Selbsterkenntnis und Integration des Erkannten.
Wir hören auf unsere Innere Stimme, verweilen in der Mitte, sprechen vielleicht ein Gebet. Die Mitte hat eine starke Kraft. Sie gilt es zu erspüren. Der Rückweg hilft uns dabei, diese Erkenntnisse in unseren Alltag zu tragen und umzusetzen.“

Ob dabei wohl so manches Tier manchem Menschen etwas voraus hat?

Weiter nach Osten in Tsoutsouros klemmen wir uns am Hafen zwischen Häuserwände und lassen so die etwas abgeschwächten Windböen über uns ergehen. Ein Wintersturm vom Feinsten! Die Böen lassen das Wasser fliegen und die Hunde liegen streikend auf ihren Kissen im Warmen. Man nimmt am Morgen möglichst unter den Daunen eine Körperhaltung ein, die bis mindestens 11 Uhr nicht verändert wird. Nicht selten liegen Pepes Pfoten über seinen Augen. Jegliche Veränderung der Körperhaltung könnte missverstanden werden und zum Gang nach Draußen führen.

Draußen könnte man sowieso befürchten, dass Pepe über das Libysche Meer verschwindet wie der fliegende Robert im „Struwwelpeter“.

Außerdem haben wir einen Gast im Wombat zum Übernachten: Rod Stewart ist zu Besuch. Rod Stewart ist eine winzige Hündin, zottelig mit großen Glubschaugen und bei ihrem Anblick assoziieren wir sofort besagten Sänger.

In gewisser Weise muss man hier auf Kreta ein dickes Fell bekommen. Denn es gibt so viele Hunde in alter Manier: Mit Kette und Hütte. Oft als „Aufpasser“ aber eben auch nicht selten ohne Sinn und Verstand einfach im Nirgendwo. Am besagten Rod Stewart konnte ich nicht vorbei laufen. Ich finde den Mickerling an Hündin, verzottelt, verdreckt und hinkend vor ihrer verrosteten, zerlöcherten Blechtonne.

Nach einigen Diskussionen mit Achim liegt Rod Stewart nun auf einem Handtuch, überglücklich und satt vor der Sitzbank im Wombat.
Nach seiner Resignation meldet sich Achim schließlich zu Wort: „Die möchte wieder nach draußen ins Kalte“ nachdem der Mickerling mehrmals vehement versucht, in den offenen Kühlschrank zu kriechen.

Vorerst zu fünft tuckern wir an der „Gurkenküste“ entlang durch unzählige Gewächshäuser. Aber nicht nur Gemüse unter der Folie wächst hier. Dieser Küstenstrich ist gesegnet mit dem mildesten Klima Kretas. Hier gedeihen auch unzählige Bananen.

Am Abend erreichen wir  Myrtos. In der Saison sicherlich ein buntes Treiben an der schönen Uferpromenade:

Der Sturm erreicht so langsam Orkanstärken. Am nächsten Morgen erzählen uns Einheimische, dass in der Nacht einige Tornados gewütet hätten. Normal? Nein, normal sei das nicht. Wind sei hier schon üblich aber nicht so.

Monster-Böen fegen von den Bergen hinab aufs Meer:

Am Strand hinter Ierapetra treffen wir Edith vom Tierschutz. Sie nimmt unser gerettetes oder geklautes – wie auch immer man das nennen will – Zotteltier vorerst mit zu sich nach Hause bis sie in Kissamos aufgenommen wird.

Hier am Strand steht ein weiteres Ehepaar mit ähnlichem Fortbewegungsmittel. Eng aneinander gekuschelt versuchen wir im Schutze eines Hauses das Klappern, Wackeln und Heulen in der Nacht zu reduzieren. Mit wenig Erfolg. Zu viert stehen wir am Morgen mit fliegenden Haaren, hohem Aggressionspotential und Augensäcken vor den Autos und sind uns einig: Dieses Wetter fördert Ehekrach!

Zwei Vorteile bietet der Campingplatz hier nebenan: Windschutz, nette Inhaber und den ganzen Platz fast für uns alleine. Zusammen sind wir sechs Menschen und sechs Hunde in drei mobilen Häusern.
Die Krönung: Die Anwesenheit einer Waschmaschine mit dem dreifachen Füllvolumen einer normalen Ausführung! In zwei Waschgängen wasche ich so ziemlich alles, was wir so aus Stoff mitführen und gerade benutzen.

Der Wind lässt ENDLICH nach!! Die letzten Tage des Januars: Blauer Himmel, nahezu Windstille und eine himmlische Ruhe.
In Koutsouras parken wir unter Palmen auf einem Wanderparkplatz und Achim ist mit dabei.

Die Wanderung durch die Schmetterlingsschlucht hat für uns nach dem ersten Drittel ein Ende: Pepe könnte man hier noch hinauf tragen aber Gizmo….
Achims Mimik erhellt sich: Wir müssen zurück!

Hinter Analipsi finden wir den Langadha Beach. Nichts Sensationelles aber wir sind so überglücklich und dankbar für Windstille, Wärme und Ruhe dass wir im Kies parken, die Socken in die Ecke schmeißen und nebeneinander auf dem Sand zum Liegen kommen. Ich glaube, wir sind alle vier gleichzeitig eingeschlafen.

Gerade noch mal gut gegangen….

Auf dem Weg zur Ostküste ein Zwischenstopp:
Das Kloster Moni Kapsa am Rande der imposanten Perivoulaki Schlucht.

Die Schlucht ruft den Schluchtenmulch. Es geht los. Und Achim begleitet uns!


Diesmal kommen wir tiefer in die Schlucht hinein bis uns bekanntes Gestell am Weiterkraxeln hindert. Achim grinst: Der liebe Herrgott meint es wieder gut mit ihm!

Pünktlich zum Beginn des Februars landen wir an der wilden, naturbelassenen Ostküste Kretas.

Der Beitrag dazu folgt.

Zur Südküste Kretas

04. Dezember 2017

Wir sagen dem Traumstrand Elafonisi adieu.

Unser Weg zur Südküste Kretas führt über Chania mit einem Besuch in einer Tierarztpraxis.
Gizmo steckt wohl etwas im Hals und sein Röcheln und Schniefen will nicht aufhören.

Die Praxis: Drei besetzte Behandlungstische nebeneinander und ein lebhaftes Treiben. Achim sitzt in einiger Entfernung auf einer Wartebank mit Pepe.
Wir erleben den fürchterlichsten, grellsten Todesschrei aus Pepes aufgerissenem Hals als (wohlgemerkt!) sein Kumpel zur Ader gelassen wird. Man muss nun wissen: Pepe leidet unter einer Blutabnahme-Phobie. Alle Menschen lachen oder erstarren, ein Stethoskop fällt zu Boden, ein zu behandelnder Hund springt von seinem Behandlungstisch.
Gizmo aber steht ergeben und ruhig da, lässt die Prozedur über sich ergehen und schielt derweilen auf die gepolsterte Wartebank. Diese muss als Belohnung nach dem Nadelstich herhalten, schließlich gibt es hier kein Leckerli in diesem Laden. Mit einem Satz sitzt er drauf während Pepe immer noch lauthals kreischt und nicht zu beruhigen ist.
Mittlerweile lachen alle in diesem Raum und zu guter Letzt stürzen sich unsere beiden gestörten Chaoten auf die geöffneten Tierfutterpackungen auf dem Boden vor der Kasse während Achim zahlt und die Leinen zu lang lässt.

Wir hinterlassen mal wieder einen bleibenden Eindruck!

Das Gute daran: Die Entzündungswerte sind unauffällig, es handelt sich wohl nur um eine Reizung. Das Röcheln hat nach der Gewissheit sowieso ein Ende. Schließlich bekommt man keine Beachtung mehr, wenn man es tut!

Wir pfriemeln uns mit unserem Monstrum auf Rädern wieder aus den engen Gassen der Innenstadt und finden einen schönen Stellplatz mit Blick auf Chania am Golden Beach:

So ganz entspannt und ohne peinliche Vorkommnisse schlendern wir am kommenden Tag durch die wunderschöne Altstadt Chanias:

Mittlerweile ist es kühler geworden. Die „weißen Berge“ sind nun wirklich weiß. Von Chania aus, hat man einen sensationellen Blick dort hinauf.

Ein ernstes und trauriges Thema treibt uns eine Zeit lang wieder  zurück nach Kissamos. Es gibt sie immer wieder zu sehen: Hunde, welche permanent an Ketten gehalten werden, nicht nur vor Häusern, auch zur Bewachung von Durchgängen weit ab von der Zivilisation. Sie sollen Ziegen und Schafe daran hindern, zu passieren. Ein Leben lang an einer Zwei-Meter-Kette. Alleine. Was passiert nun, wenn man einen solchen trifft, Kontakt aufnimmt, den Blick erwidert? Man schläft nicht mehr!!!
Nach endlosen Recherchen und Nachfragen, mich kennen nun wohl alle Tierschutzorganisationen im Süd-Westen Kretas, ergibt sich ein glücklicher Zufall durch die Verbreitung im Netz: Ein Engländer findet sich, welcher diese Hündin vom letzten Sommer kennt und aufnehmen möchte.
Mein persönliches Weihnachtsgeschenk ist die „Befreiung“ der armen Seele mit Hilfe von vielen engagierten Menschen und letztendlich zusammen mit Tierschützern von Chaniapets.

Auch wenn es nur Einer von Vielen war: Es hat sich gelohnt!

Achim nach der Aktion, erschöpft und ergeben auf dem Sofa, den Blick an die Decke gerichtet und Daumen drehend: „Das wird nicht der letzte Hund gewesen sein. Ich glaub‘, ich brauche Nerven wie Drahtseile.“

Aufatmend geht es nun Richtung Südküste: Frangokastelli ist unser Ziel.

Auf den Weg dorthin trennt sich das Team: Das Wombat wird von Achim die Serpentinen hinabgeführt Richtung Meer während ich mich mit den acht Pfoten aufmache, die gut erschlossene und touristisch angepriesene Imbros Schlucht hinab zu kraxeln.

Das übertrifft eine Pfälzer-Wald-Hütte:

Frangokastelli: Eine aufgelockerte Streusiedlung mit Tavernen und kleinen Hotelanlagen, einem wunderschönen Strand und einem Blick auf die Kryoneritis-Berge. Auch im Sommer soll es hier nicht touristisch überlaufen sein.

Die Siedlung ist nach dem gleichnamigen venezianischen Kastell benannt. Wir machen uns auf den Weg für eine Besichtigung.

Von Frangokastelli aus hat der Wanderwütige einige wunderbare Möglichkeiten an Schluchtenwanderungen.

Ich mache mich auf den Weg nach Kallikrati, durch ein Felsenmeer, an Abhängen entlang, in Serpentinen hinauf durch die Schlucht. Lediglich einen Einheimischen treffe ich, der zur Küste hinab läuft um Brot zu holen und einen Schäfer mit einer Herde Wolltiere, welche auch irgendwie da runter müssen.

Die Kallikrati-Schlucht, Achim begnügt sich mit dem Drohnen-Blick von oben:

Noch viel schöner muss diese Schlucht im Frühjahr sein. Ich stelle mir das rauschende Wasser in dem momentan trockenen Bachlauf vor.

Es ist Mitte Dezember und die wenigen bunten Laubbäume erinnern an den Herbst.

15. Dezember 2017

Von Skafion aus …

… schlängeln wir uns Serpentine für Serpentine hoch in die Bergwelt.

Und landen in Anopoli, einem verschlafenen Dorf.
Ziemlich eng geht es einen Stichweg den Berg hinauf, wir gelangen ans Ende der Straße, steigen aus und staunen, wo wir gelandet sind:

Hoch über dem Libyschen Meer und der Küste, ein atemberaubender Ausblick. Von hier aus startet ein bekannter Wanderweg. In Serpentinen hinab geht es nach Loutro an die Küste.

Und wo sind die Ziegen?

Am nächsten Tag fühlen wir uns so, wie früher in der alten Heimat zur Winterzeit: Grauer Nebel umgibt uns. Die Heizung brummt zum ziemlich ersten mal seit wir in Griechenland sind.

Mit den Hunden entfliehe ich dem Grau, kraxle den Wanderweg nach unten und langsam aber sicher lichtet sich die Suppe und ich entledige mich meines „Zwiebel-Looks“. Wir drei machen eine herrliche Tour, entlang der Küste auf dem bekannten Wanderweg E4 und hinauf in die Aradenas Schlucht. Diese Route soll eine der schönsten sein hier in der Gegend.

Es ist schon dunkel als wir uns am Ende des Tages keuchend und mit brennenden Oberschenkeln wieder nach oben schleppen. Achim leuchtet uns mit der Taschenlampe entgegen.

Am nächsten Tag beschließen wir, wieder hinunter auf Meereshöhe zu fahren. Es ist kalt geworden hier oben. Diese traumhafte Ecke werden wir im nächsten Frühjahr wohl wieder besuchen.

So kommen wir am 17. Dezember in Plakias an und beschließen, hier die Feiertage um Weihnachten und Sylvester zu verbringen.

Einmal wieder ein menschenleerer Sandstrand und wir finden einen perfekten Platz an einer Strandbar, in der im Sommer die Menschen bierschlürfender Weise den Sonnenuntergang genießen.

Der nette Besitzer überlässt uns einen Wasser- und Stromanschluss. Letzterer wird immer wichtiger, da sich die Sonne nun öfters mal rarmacht und unsere Solarzellen arbeitslos werden.

So lässt es sich leben: Ein nettes Hafendorf in Sichtweite, Tavernen, Supermarkt, Metzger und ein Haufen herrlicher Möglichkeiten für Wander- oder Radtouren.

Hier wurde doch tatsächlich in den 40er Jahren kurzzeitig Braunkohle abgebaut. Und durch dieses Tunnelsystem auf Schienen abtransportiert:

Griechische Hundebesitzer halten generell nicht viel vom „Gassi-Gehen“. Geht hier jemand mit Hunden spazieren, so ist er kein Grieche. Neben der fürchterlichen Kettenhaltung gibt es in den Städten oft die erfreuliche gegengesetzte Variante: Hunde mit Heim und Bewirtung, welche frei in der Gegend herum spazieren. So lernen wir hier Babis kennen, einen Beagle Rüden.

Und mit ihm einen völlig unverdorbenen Hund, sprich total unerzogen und genau so, wie ihn Gott erschuf mit all seinen Unarten und rassetypischen Talenten. Er ist der König des Strandes und wohl bekannt für seine Leidenschaft, Schuhe oder Bikinioberteile zu verschleppen. Mit Glück finden wir Achims roten Turnschuh noch im Gebüsch kurz vor der Abfahrt!

Er steht nun jeden Morgen vor unserer Tür, bittet um Einlass, Beschäftigung und Auslauf. Auf allen unseren Unternehmungen ist er einfach immer dabei.

Mit drei gleichgesinnten Chaoten haben wir es jetzt zu tun. Die mögen sich und sind sich immer einig!

Wo sind Deine Katzen?

 Tolle Menschen lernen wir hier kennen. Es gibt hier so Einige aus anderen europäischen Ländern, die sich hier niedergelassen haben. Ob permanent oder nur zeitweise, arbeitender Weise oder berentet.

So unauffällig wie unser Wombat ist, kommen wir ständig ins Gespräch mit Strand-Schlenderern. So lernen wir auch Anita , Michael und Wolfgang kennen. Mit ihnen eine Taverne in den Bergen und das beste griechische Essen, das wir bisher kennen gelernt haben.

Auch gewandert wird zusammen. Zum Palmenstrand bei Preveli:

Weihnachten verbringen wir multikulturell:
Deutschland, Österreich, Holland und Frankreich sind vertreten:

Jule und ihre zwei „Goldies“ Alfons und Oskar verbringen hier die Winterzeit.

Jule hat ihren Arbeitsplatz für ein paar Monate als Übersetzerin hier nach Kreta verlegt. Und ackert wie ein Hafenkuli, findet aber an den Nachmittagen regelmäßig Zeit für einen kleinen Wandertrip.

Neidvoll blicke ich auf Alfons und Oskar:
Welch ein Gehorsam! Man tut, was verlangt wird mit einem Blick voller treudoofer Hingebung. Der Golden Retriever scheint in dieser Hinsicht unter allen Hunderassen führend zu sein.

Neidvoll und grinsend blickt Jule auf Gizmo und Pepe:
Welch ein Eigensinn! Man tut eher langsam wenn überhaupt, was verlangt wird. Mit der Frage, ob das nun sinnvoll ist, was man zu tun hat.

Die eklatante unterschiedliche Auffassung von Gehorsam nehmen wir grinsend zur Kenntnis bei einer sehr einfachen Grundübung: Sitz! Und natürlich Bleiben:

Hätten wir die Goldies nicht abgeholt, säßen sie noch immer. Befehl ist Befehl!

Gizmo gibt unmissverständlich zu verstehen, dass er mit „Schleimen“ und Anbiedern so gar nichts anfangen kann. Pepe macht sowieso, was Gizmo macht, die Goldenen das, was Jule aufträgt. So geht man seine eigenen Wege.

Zum Foto Shooting rückt man aber etwas näher zusammen:

Das Wetter momentan: Wie eine Wundertüte. Der hiesige Wetterbeicht hat eine Trefferquote von vielleicht zwanzig Prozent. Man verlässt sich besser auf die Beobachtung der Wolkenformen und des Sonnenuntergangs. Da liegt man dann meistens richtig.

Man ist sich sowieso nicht einig, wie sich das Wetter auf Kreta im Winter gestaltet. Im letzten Jahr heizte man hier fast durch von Dezember bis März, das Jahr zuvor soll es ungewöhnlich warm gewesen sein, durchgehend Badezeit. So sind wir gespannt, was uns erwartet.

Zwei Tage vor Weihnachten beglückt uns ein Wetter, vergleichbar mit dem Weltuntergang. Kalte Sturmböen aus Nord bis zu 125 Km/Stunde, der Regen wie eine Dusche von der Seite und das den ganzen Tag. Wer da die Dehnfähigkeit der Blasenmuskulatur bis zum Äußersten ausgereizt hat, kann man sicher erraten.

Am ersten Weihnachtsfeiertag herrscht hier wieder T-Shirt Wetter, strahlend blauer Himmel, Windstille und am Strand ein paar wenige Badewütige.

In diesem Wechsel geht es weiter hier auf Kreta.

Eine Fahrrad Tour die Küste entlang:

Sylvester verbringen wir am Lagerfeuer mit Mützen und Wolldecken. Alles nur Zeitrechnung: Wir lösen die Runde frühzeitig auf als das Brennholz zu Neige geht. Als es genau drei Mal „Bum Bum Bum“ macht, liegen wir alle schon im Bett.
Ein herrliches Sylvester für Knaller-neurotische Hunde. Pepe macht lediglich sein linkes Auge kurz auf.

Die Vegetation wird immer üppiger und grüner, unendliche Flächen mit gelb blühendem Klee. Scheint die Abendsonne dazu, sieht das dann aus der Ferne so aus:

Am Damnoni Beach gleich hinter Plakias:

In den Sommermonaten soll es voll sein hier mit Badegästen, vor allem in den anliegenden kleineren Stränden, jeder für sich etwas Besonderes.
Wir sind um diese Zeit meist alleine bei unseren Spaziergängen mit der Hundebande.

Die Tage nach dem Jahreswechsel und der Wollmützen- und Daunenjacken-Periode:
Kollektionswechsel zu Shorts und T-Shirt.

Finikas Beach, zu Deutsch der Palmenstrand, zählt zu den Top-Ten-Stränden Kretas.

Eine wasserführende Schlucht zieht sich vom Landesinneren zur Küste an deren Ende es aussieht wie am Drehort von Tarzan: Ein Palmenwald.

Es ist (zum Glück) nicht möglich, diesen Ort mit dem Auto direkt anzufahren. In der Hauptsaison parkt man oberhalb und es  kriechen wohl scharenweise schwitzende Besucher den Wanderweg in Serpentinen hinunter zum Strand. (Und das wegen ein paar Palmen!!! In Süd-West Asien würden sich die Menschen tot lachen)

Wir parken in der Nachbarbucht auf der anderen Seite, zu erreichen über einen Schotterweg:

Und laufen zu der Palmenattraktion:

Vom Meer kommend hat man die Möglichkeit, entlang des Flusses in die Schlucht hinein unter den Wedeln zu wandeln bis man an eine Engstelle kommt. Ab hier ist die direkte Durchwanderung der Schlucht nach oben wenn überhaupt nur für Hartgesottene im Sommer geeignet. Sprich wasserfeste Kraxler. In jedem Falle nichts für Gizmo!

Lohnenswert ist der Wanderweg auf der Höhe beidseits der Schlucht mit grandiosen Ausblicken:

Achim verdreht mittlerweile die Augen, wenn er das Wort “Schlucht” hört. Im Spaß werde ich nun Schluchtenmulch genannt.

12. Januar 2018

Ich liege am Abend mit einem Magen-Darm Virus behaftet auf dem Bett und leide mit einer neben mir stehenden Schüssel. Achim sitzt vor mir und isst Spiegeleier. Und meint, ich hätte mir den Schluchten-Virus eingefangen.

Gizmo beglückt mich mit einer nicht enden wollenden Salve an Pupsern durch geklautes Katzenfutter, von denen selbst ein gesunder Magen sich umdrehen würde. Während Pepe Töne von sich gibt, welche zwischen dem Grunzen eines Schweins und einem luftentweichenden Luftballon liegen. Er hat mal wieder zu schnell gefressen!

Zum ersten mal seit unserer Reise wünsche ich mir ein Schlafzimmer mit einer Tür und einer Klinke, welche ich betätigen kann. Natürlich zum Schließen von Innen!

Westküste Kretas

November 2017

Wir schippern mit der Fähre vom Peloponnes nach Kreta:

Da hatte es doch etwas Gutes, in Githio länger auf unser Paket mit dem Fahrrad-Akku aus Deutschland zu warten: Wider Erwarten erfahren wir hier, dass eine neue Fährverbindung nach Kreta wieder aufgenommen wird. Zielort: Kissamos. Kurzentschlossen wird gebucht!
Ursprünglich wollten wir ja die Peleponnes weiter erkunden und in Piräus bei Athen übersetzen. Aber kleinere, überschaubare Häfen passen doch besser zu uns.
Man klärt uns über eine Maulkorbpflicht für Hunde auf der Fähre auf. So richtig typisch deutsch, pflichtbewusst und korrekt machen wir uns also auf die Suche in der Stadt

und investieren 25 Euro in ein schickes Plastikmodell, welches halbwegs von Gizmo toleriert wird.

Der ist natürlich vollauf begeistert 😉 und erinnert uns sofort an den „netten“ Filmstar, welcher Ohren isst:

 

 

 

 

 

 

 

 

Für unseren gefährlichen Kampf-Knirps ist in dieser Größe beim besten Willen kein Maulschutz aufzutreiben in der Stadt. 
Kreativität ist angesagt. Wir diskutieren mit unseren Mitreisenden Bärbel und Hans: Ein Socken? Schnürsenkel? Wäscheklammer?

Eine Klopapier-Rolle mit Schnüren der erste Versuch. Das Foto ist durch die immense Abwehrreaktion leider unscharf….

Der zweite Versuch: Verpackungsmaterial, eine Schaumstoffrolle. Diese hält es zumindest vier Sekunden auf der Nase aus.

Unser dritter Versuch:

Aus Strandgut, einem Ring und eingeweichtem Seegras entsteht unser Modell Deluxe. Dieses testen wir nur vorsichtig damit es unbeschadet zum Einsatz kommen kann:

                                                                                        „Bähhh…

Test-Spaziergang und Eingewöhnung am Tag vor der Überfahrt: Menschen machen um uns einen großen Bogen und ich mache mir beinahe in die Hosen..…..

Da ist sie also unsere Fähre: Es handelt sich wohl um ein Modell mit den so oft erwähnten hundert Pinselanstrichen übereinander – Baujahr 1977 aber gerade generalüberholt …
Das Lüftungssystem haben sie dabei wohl vergessen. In den Innenräumen riecht es, als ob hier gerade zehn Trecker arbeiten würden.

Auf dem Deck angekommen erledigt sich unser „Maulkorb-Stress“: Kein Mensch interessiert sich für so ein entstellendes Teil auf der Nase unserer Vierbeiner.
Nur im Innenbereich, da sind Hunde verboten. Wir gucken uns an: „Sieben Stunden da draußen im Wind auf Plastikhockern?“
Zwischen Feuerlöscher und passend roten Sesseln verstecken wir unsere Hunde schließlich an einem Seiteneingang mit der Bitte um absolute Unscheinbarkeit. Kein Mucks haben sie gemacht als ob sie wüssten, worum es geht! Vielleicht waren die beiden aber auch narkotisiert von den Dieselgasen….


Nur über die Straße fahren wir auf einen Platz zum Schlafen. Morgens sieht das dann so aus:

Das hätten wir in den großen Hafen-Metropolen nicht gehabt!

So langsam haben wir die Zerstörung unserer Dinge wieder im Griff:

In Kissamos lassen wir unser Klapprad, das Gizmobil reparieren, der Austausch-Akku für Achims E-Bike ist im Stau Fach und eine neue Drohne bestellt.

Wir tuckern nur kurz nach Falasarna, „gegenüber“ an der Westküste und sind begeistert:


Achim endlich wieder mobiler mit seinem Strom unterm Po:

Eine Filmcrew dreht ein Musik-Video. Ich sitze in den „Überresten“, einem Symbol für die Elemente und Himmelsrichtungen:

Über das Wetter braucht man sich keine Sorgen zu machen. So schnell, wie ein Regengebiet unser Wombat putzt, so schnell ist es auch wieder verflogen. Für mich persönlich die besten Temperaturen wenn die Sonne wärmt statt zu brennen. Bei 20 bis 22 Grad Celsius im Schatten lässt es sich gut aushalten.

Ich entdecke ein Hinweisschild für eine Wanderung zum wohl schönsten Strand Kretas an der Süd-West Spitze: Tigani Balos. Balos heißt so viel wie Bratpfanne. Dieser Name wohl aufgrund der seichten Lagune. Außerdem ist sie eine der ältesten Piratenschlupfwinkel des Mittelmeers.

Das Schild scheint vielversprechend. Es steht geschrieben: “Balos, acht Kilometer“, die Strecke Blondinen gerecht blau markiert. Komisch, aber in keinem unserer Kreta-Wanderführer erwähnt…….

Achim wählt mit dem Wombat die Straßen-Variante auf der Ostseite und wir wollen uns dort treffen.

Hochmotiviert wandere ich los mit den Hunden zwischen Bergmassiv und türkis-blauem Meer:

Das Vorhaben erweist sich einmal wieder als Abenteuer. Die Tour wird zu einem Motivationstraining für den Ridgeback: „Angstüberwindung und Förderung des Selbstbewusstseins“.

Ein verbreiteter Irrtum, bei einem Rhodesian Ridgeback handele es sich um einen mutigen Hund! Das bezieht sich wohl nur auf die Löwenjagd im Rudel mit Wüstensand unter den Pfoten.

Mit größter Anstrengung und massivem psychologischem Feingefühl meinerseits versuche ich, den „Wüsten-Köter“ über Felsvorsprünge und an Steilhängen entlang Richtung Bratpfanne zu bringen. Nicht im Geringsten dramatische oder gar lebensgefährliche Passagen….

Kletter-Pepe beäugt das ganze Drama und fragt sich wohl ständig: „Was für ein Problem hat der denn?“

Das Ziel kommt näher, ich bin schweißgebadet von der Überzeugungsarbeit, der Wanderpfad wird immer abenteuerlicher und meine Argumente gehen schließlich aus. Mit einem vernichtenden Blick, ich solle gefälligst auf seine emotionale Verfassung und neurotische Neigung Rücksicht nehmen, bockt Gizmo vor einer „unzumutbaren“ Felspassage. Ich kapituliere. Auch wenn hinter dieser letzten Passage der Achim den Sand durch seine Finger rieseln lässt und auf uns wartet.

Die trotteligen Hundehalter verabreden sich telefonisch und der Wombat tuckert wieder zum Ausgangspunkt Falasarna. Ich schlappe mit den Vierbeinern in Windeseile den ganzen Weg zurück bevor es dunkel wird…
Und sieh‘ einer an: Auch ohne Psychologie möglich, es geht ja schließlich zurück!

Achim hat sich zumindest die Piraten-Attraktion angesehen und festgehalten:

In Kissamos holen wir überglücklich unser Paket von der Post ab: Die neue Drohne. Es ist vorgezogenes Weihnachten für Achim.

Durch eine herrliche, bergige Landschaft tuckern wir nach Elafonisi. Zur Abwechslung ziehen an uns Laubbäume vorbei und ihr buntes Kleid. Wir werden erinnert: Es ist ja Spätherbst!

Überall ist man emsig am Oliven ernten. Auf dem Weg finden wir eine Olivenöl-“Fabrik“ und zum ersten mal sehe ich live, wie extra vergine hergestellt wird, ganz frisch direkt aus der Mühle koste ich: Ein Gedicht! Mit einem 17-Liter-Kanister bestückt rollen wir weiter.

Ein “Ein-Loch-Tunnel” tut sich vor uns auf. Ein Schild mit der Höhenbegrenzung von 3,50 Meter davor. Achim schätzt mit seinem „hervorragenden“ Augenmaß ein, dass wir da durchpassen, setzt mich aus zum Kontrollieren und knattert mit unseren 3,65 Metern Höhe durch das Loch im Berg.  Wir sind nun Vorreiter für Einige mit ähnlicher Höhe, die uns noch fragen: Ja, Ihr passt da locker durch!

Wie Walter Scheel schon sagte: Nichts geschieht ohne Risiko, aber ohne Risiko geschieht auch nichts.
Unbeschadet knattern wir weiter und kommen an in:

Elafonisi

Elafonisi wird uns mehrfach empfohlen. Und das berechtigt! Im Sommer zur Hochsaison muss es hier zugehen wie in Rimini. Dieser Küstenabschnitt ist wirklich ein Traum und zu dieser Jahreszeit paradiesisch leer. Türkisblaues Wasser, eine Lagune, Sanddünen und eine tolle Botanik. Die Muscheln und Korallen sind von den Kräften der Wellen zermahlen und schimmern rosa in Strandnähe.

Mal wieder stehen wir direkt am Meer, man kann endlos laufen gehen mit den Hunden, nette Nachbarn haben wir einige und so zieht es uns erst einmal nicht weiter.

Und so stehen wir zwischen Zypressen, Erika und Thymian, ein Landschaftsgärtner hätte das nicht besser anlegen können!

Ein bekannter Wanderweg namens E4 führt die Küste entlang. Natur pur, Sanddünen, endemische Zypressenarten…

 

… aber auch gesegnet mit Herden von wilden Kreta-Ziegen. Zum Leid der Hundeseele und -pfote.

Keine Chance gegen die Kletterkünste der Paarhufer.

 

 


Nahe Athen fordert ein Tiefdruckgebiet mit sinnflutartigen Regenfällen mehrere Tote. Wir werden nur gestreift von dem Unheil. Zeitverzögert erreicht uns ein Wetter, wie ich es liebe: Stundenlang könnte man da stehen am Meer mit windzerzauster Starfrisur und die See beobachten….

Natürlich nach dem Durchzug einer solchen grauen Wolken-Walze:


Mit der Flut kommt die Post:


Ein Tag in Elafonisi am Strand kann so aussehen:

Peter kommt in der Frühe mit seinen Wanderstöcken vorbei. Er führt ein Institut für bewusstes Leben und Lieben in Deutschland und arbeitet hier emsig an diversen Projekten und Seminaren. Auf den Klippen, in seinem zur Meerseite hin geöffneten Wohnmobil sitzt er am Laptop. Besser kann ein Arbeitsumfeld nicht aussehen!

Die Hunde sind derweilen unterwegs und sagen allen nachbarschaftlich Guten Morgen.
Pepe kommt mit einem Ziegenhuf zurück und kämpft mit Fell zwischen den Zähnen. Gizmo steht auf den Hinterläufen an einer Zeder. In der Baumkrone sitzt sein Lieblingstier.

Morgendusche im Meer, Frühstück im Sand.

Später bringen uns Bärbel und Hans Kesselgulasch vorbei. Die beiden reisen mit eingefrorenen Restbeständen aus ihrer aufgelösten Kneipe durch die Welt. 600 Liter Tiefkühlkapazität mit fernem Generatorgetöse sorgt bei uns für grinsendes Kopfschütteln aber das Gulasch schmeckt vorzüglich!

Olivier aus Belgien wohnt in der neusten Luxus-Variante unseres Wombats. Wir bestaunen den Innenbereich mit allen Extras, super modern, gigantisch. Aber zurück in unserem urgemütlichen Wombat sind wir uns einig: Hier passen wir besser rein!

So kommen und gehen einige Gleichgesinnte mit den unterschiedlichsten Variationen an Reisebehausungen auf Rädern. In der Lebensanschauung immer ähnlich und momentan sind wir gleich glücklich und reich: Barfuß ohne weihnachtlichen Kommerz.

Und so kommt es zu tollen Begegnungen und Gesprächen.

Eingefrorener Blick wegen der Belichtungszeit aber in Wirklichkeit lachen wir viel. Peters Messgerät für die ernüchternde Ermittlung unserer antioxidativen Kapazität lässt uns zu Rotwein oder Berg-Tee greifen, Zigaretten werden im Sand verbuddelt und Hartgesottene kauen Sellerie….

… Apropos Weihnachten:

Ein passendes Geschenk für sich selbst und alle seine Beziehungen: HerzSprechen aus Peters Sortiment. Konfliktlösung im Spiel.
Richtig klasse durchdacht.

Uns fehlt bisher noch ein Konflikt-Thema für eine spielerische Umsetzung und Lösung. Das scheint ein gutes Zeichen zu sein!

Südwest Küste Griechenlands und Peloponnes

Es ist Oktober geworden.
Mit freudiger Erwartung auf Seeluft machen wir uns zielstrebig auf den Weg nach Lefkada.
Die Reisezeit ist herrlich. Es ist nicht zu voll, nicht zu heiß aber sonnig und entspannt. Die Tavernen schließen so langsam und bauen ihre Sonnenschirme und Liegen ab.

Wir landen neben der Stadt an einem langen Sandstrand. Zwei einsame Kite-Surfer sind noch auf dem Wasser und nutzen eine leichte Brise.

Wieder haben wir hier nette Begegnungen und sitzen abends beisammen mit Biggi, Thomas und Opa-Hund Benny. Das französische Katzen-Wohnmobil hat die Flucht ergriffen…

 Pepe ist über das Stadium des “Seepferdchens” hinaus:


Und soviel zu Gizmos Schwimmkünsten:

 

Weiter Richtung Peloponnes, immer an der Küste entlang bleiben wir in Mitikas hängen:

Die Fahrt geht weiter Richtung Süden. Bei herrlichstem Reisewetter, keiner schwitzt mehr im Fahrerhaus und der Ventilator hat Winterpause. Ab und zu teile ich mir den Beifahrersitz mit dem braunen, afrikanischen Koloss. Den Kopf aus dem Fenster gestreckt und mit fliegenden Ohren scheint auch ein Hund Gefallen zu finden an der Küstenlandschaft und dem türkis-blauen Meer.

Links von uns ein gigantischer Felsen, vor uns der traumhafte Blick auf die Peloponnes. Wir sind in Krioneri angekommen und bleiben zwei Tage:

Nicht weit entfernt: Die neue Brücke über den Korinthischen Golf zur Peloponnes:

Outdoor-Badewanne: Am Ende der Bucht sprudelt es süß aus der Erde:

Alleine sind wir an den meisten Übernachtungsplätzen selten. Auch hier stehen wir zu dritt am Strand. Andere Menschen – andere Gewohnheiten und wir erleben mit Schmunzeln eine traditionelle „Happy hour“……..

Bald haben wir vierbeinige Freunde. Zwei wilde Hunde begrüßen uns, man macht sich bekannt mit Gizmo und Pepe, klärt die Rechte und Zuständigkeiten und schließlich weicht man nicht mehr von unserer Seite. Achim tauft sie Susi und Strolch. Mit einer Selbstverständlichkeit liegen die beiden in der Nacht unter unserem Schlafzimmer auf Rädern und sorgen für Ordnung, was unsere Wachhunde verpennen:


Über die gigantische Brücke geht es nach Patra auf die Peleponnes:

Vorbei sind die Zeiten, mal eben zur nächsten Poststation zu gehen, um ein Paket aufzugeben. In Patra quälen wir uns durch lautes Getümmel und Gehupe durch die Menschenmassen der Innenstadt, um die DHL-Station zu finden. Der Akku von Achims Fahrrad hat den Geist aufgegeben und muss nach Deutschland geschickt werden. Bei DHL sind wir falsch, wir müssen zur Poststation in die Innenstadt. Der König der Navigation am Steuer verlässt sich einmal wieder ausschließlich auf die Technik und wurschtelt sich laut Stimme der netten Tante aus dem Kasten durch Straßen, die nicht so sehr „wombatgerecht“ sind. Ich ducke mich – gehöre nicht dazu.
In der Poststation zieht Achim ein Zettelchen mit der Nummer 219. Nummer 177 bearbeitet der einzige Schalterbeamte zu diesem Zeitpunkt.
Nun, wir haben einen halben Tag benötigt, um ein Paket aufzugeben. Aber wir haben ja Zeit!!

Kurz hinter Patra suchen wir den herrlichen Sandstrand bei Kalogria auf, trudeln am Abend ein, fahren auf den Sand, stehen da mit Blick auf das Meer – für gut befunden!


Auch hier wird abgebaut am Strand, Holzwege, Liegen und Schirme ins Winterlager verstaut. Es ist herrlich leer aber nicht einsam. Die Taverne hat noch geöffnet und eine Hand voll mobiler Reisewütiger steht in der Nähe.

Verena und Bernhard versorgen uns mit den besten Tipps für den Besuch auf Kreta:

Hinter dem kilometerlangen Sandstrand die Dünen und ein herrlicher Pinienwald. Zum Radfahren lädt der ein. Tja, Achim ohne Motor, er muss seine verkümmerten Muskeln arbeiten lassen. Und das auf sandigen Wegen! Ich finde einmal wieder Pfade, die im Nichts enden. Wir verirren uns. Flüche und Stöhnen muss ich mir anhören und zeitweise schiebend durch den Dünensand kommen wir im Stockdunkeln zurück zum Wombat. Ich lache und finde das mal wieder „heeeerlich“, Spaß haben auch die Hunde dabei: Die flitzen durch die Pinien auf weichem Sandboden und schlagen Haken.

Am nördlichen Ende des Strandes erklettern wir eine riesige Düne. Ich beobachte von oben den Sonnenuntergang und das zwanzigste Brautpaar, welches sich hier vor der grandiosen Kulisse ablichten lässt. Diesmal ganz romantisch mit zwei wunderschönen Pferden, die im Galopp den Hintergrund des Sensationsfotos darstellen sollen.
„Auf die Plätze, fertig los…“ heißt das Kommando für unsere Schlafmütze Gizmo wenn er sich in Bewegung setzten soll. Ich meine von der Düne herunter. Das interpretiert er wohl falsch, rast den Sandberg hinab auf die wilden Hengste zu. Abruf im dritten Anlauf endlich erfolgreich. Wahrscheinlich ist jetzt auch ein Ridgeback auf einem Hochzeits-Kitsch-Foto abgelichtet ….

Bei Gastouni hat uns doch tatsächlich jemand vom Sommer eine Terrasse am Dünenstrand stehen lassen: Fast wie unser altes zu Hause 😉

Achim sagt: „Nein, hier ist kein Mensch. Hier kann man sich bewegen wie Adam und Eva.“

Wir sonnen uns hier am Sonntag, wandern durch die gigantischen Dünen wenn nicht gerade Schrotflinten aus dem Gebüsch zu hören sind. Dran glauben müssen hier wohl die Wachteln – so sagt man uns.
Wir warten den Montag ab. Wir wollen nach Olympia. Ein Besuch dort besser wohl nicht an einem freien Sonntag unter Menschengetümmel…

“Steine gucken”: ein Besuch des antiken Olympias

Schon mehrfach passiert, von Mann zu Mann vor den Reisemobilen stehend und mit Grinsen im Gesicht: “Ach, Ihr geht Steine gucken…”

Olympia – man hatte uns mehrfach vorgewarnt: Es soll schönere antike Stätten in Griechenland geben. Ein Erdbeben im 6. Jahrhundert ließ keine Säule stehen. Ein paar wenige hat man wieder aufgebaut.
So wandle ich durch Trümmer. Bin aber dennoch beeindruckt. Hier entstanden also die olympischen Spiele……

Die Interessenlage der wenigen Mitwandelnden verändert sich irgendwann schlagartig von unten nach oben weil eine Drohne über dem Gelände kreist.

Eine Peinlichkeit – aber Gott sei Dank kann mich hier niemand mit dem irren Piloten des Flugobjekts in Verbindung bringen!


Der Eingang zum Stadion:

Wenn ich die nächsten olympischen Spiele verfolge, denke ich an dieses Tor. Hier hindurch wetzten erste Kämpfer und Sportler im Jahre 776 v. Chr. Und das zu Ehren des Zeus. Während der Spiele herrschte Versöhnung und Waffenstillstand.

Noch einmal genutzt für körperliche Ertüchtigung wurde das Stadion bei den olympischen Spielen 2014. Hier war es trotz diverser Proteste Austragungsstätte der Kugelstoßer.


Wieder an der Westküste der Peloponnes, bei Kakovatos:

Und wieder einmal herrliche, unendliche Dünenstrände:

Wir treffen die nette Kati mit Hund Missi. Zusammen mit einer Horde Hunde machen wir Abendspaziergänge gen Sonnenuntergang. Kati lebt in Griechenland seit sieben Jahren. Und damit ist sie keine Ausnahme. Wir treffen hier viele aus unserer Heimat, welche sich die Peleponnes als Alterswohnsitz ausgesucht haben.

Achim ist mal wieder prustend erleichtert, dass er für den Strandspaziergang nicht herhalten muss…

Wir tuckern weiter Richtung Süden an die „Ochsenbauchbucht“. Haben wir uns zuerst gewundert, warum dies auch so namentlich auf den Karten erwähnt wird, so wird uns dies schnell klar als wir dort eintreffen: Sie ist fest in deutscher Hand! Zumindest zum Zeitpunkt unseres Eintreffens. Eine traumhafte Bucht und selbst Mitte Oktober plantschen hier viele deutschen Kinder im seichten Wasser. Es scheinen Herbstferien zu sein…

Am Abend kraxeln wir den Berg hinauf. Zunächst zur Höhle des Nestor. Nach einem jungen König aus dem Jahre 1300 v. Chr. Der hatte eine Leidenschaft: Viehdiebstahl!
Sein Diebesgut soll er hier untergebracht haben.

Gizmo findet kein Tier – der müsste es wissen! Dafür flattern uns Fledermäuse entgegen.

Ich kraxle weiter hinauf auf das Paläokastro. Ein herrlicher Blick:

Wir verlassen die Küste und durchqueren den ersten Finger der Peleponnes. Einen Zwischenstopp machen wir für den Besuch eines Wasserfalls. Romantik wie in einem Tarzan-Film!

Achim hat Freude…….

Kommst Du endlich???

 

Die wilde Mani:

Kurz vor Kalamatra nächtigen wir an einem Strand mit Blick auf unser nächstes Ziel, den mittleren Finger der Peloponnes: Die Mani. Eine Abwechslung nach Dünen und endlosem Sand. Eine wilde Landschaft, raue Küsten und der typische Mani-Baustil: burgähnliche Wohnhäuser aus Stein. Manchmal ein Hauch von Caspar David Friedrich.
Höhepunkt an der Spitze: Das Kap Tenaro. Man sagt, der südlichste Punkt des Europäischen Festlandes aber Seekarten lügen nicht: Punta Marroqui bei Gibraltar gewinnt das Rennen und liegt 41 Km südlicher!

Wir tuckern, gucken und staunen:

Zwei Übernachtungen machen wir auf dem Weg zum Kap:

Kardamili, ein im Oktober verschlafenes Dörfchen mit ein paar Tavernen und einer schönen Altstadt:

Wir waren das ausnahmsweise nicht!!

Unsere „Otto-Gedächtnis-Blume“

 Mezzapos:

Ja, hier wären wir gerne länger geblieben. Eine Traumbucht. Aber ein nahendes Tiefdruckgebiet im Nacken brechen wir nach einem Tag Idylle Richtung Kap auf, welches wir noch bei Sonnenschein erleben wollen.

Das ist einmal wieder eine herrliche Aussicht aus dem Wombat heraus. Morgens mit dem Kaffee in der Hand:

Ups – da war doch was…. Der November naht. Man sollte es nicht glauben. Wir stehen barfüßig am Strand  und bekommen per E-mail eine Erinnerungsnachricht des Geflügelhofs Schönecke zum Bestellen unserer Bio-Weihnachtsgans……

Das Kap Tenaro:

Wir kommen am (fast) südlichsten Punkt des Europäischen Festlandes an. Es ist ein sonniger Sonntag, perfekt – das angekündigte Tiefdruckgebiet lässt auf sich warten.

Hier parkt man nun. Das letzte Stück zum Kap mit dem Leuchtturm muss zu Fuß erledigt werden:

Wir stehen ehrfürchtig dort.
Könnten wir 400 Kilometer gen Süden spucken, die Landung fände in Afrika statt.

Da drüben kommt mein Uropa her….


…. und meiner von dort:

Dieser junge Mann hat eine ähnliche Route hinter sich. Allerdings von Österreich aus, seit drei Monaten unterwegs und das mit einem Drahtesel!!! Wir räuspern uns…..

 

Das Kap bei Sonnenschein: Gerade noch rechtzeitig. Am nächsten Tag beglückt uns der Himmel mit Vorboten eines Tiefs:

Wir tuckern an der Westseite des Fingers Richtung Githio. Hier an der Poststation erwarten wir das Paket aus Deutschland, den Austausch-Akku von Achims E-bike. Die Blutblase am Fuß meines Mannes wird sich freuen!
Wir erfahren: Das daaaaauuuuert noch. Ein paar Tage harren wir der Dinge an umliegenden Stränden oder bummeln durch Githio.

So ein Tiefdruckgebiet kann schon überfordern nach einer Reise wie bisher. Wir zählen zusammen und kommen auf gerade einmal drei ganze Regentage seit unserer Abreise im Frühjahr. Und so suchen wir Socken, Regenjacken und lange Hosen in den hintersten Staufächern zusammen.

Und nach all den Sonnenbildern etwas graue Abwechslung im fotografischen Geschehen:

Am nächsten Tag sieht der Himmel aber schon wieder so aus:

An diesem Ort fragen wir uns:

In welcher Konstellation stehen unsere Sterne momentan? Diese hat sicher nichts mit „Erhalt“ zu tun sondern eher mit „Wegbröseln“, „Ertrinken“ und „Zerstörung“…

Weggebröselt ist eine Mauer.
Da ist sie wieder: die gestrichelte Linie im Navigationssystem Richtung Strand. Eine Gasse wie ein Nadelöhr, immer schmaler, hängengeblieben und rückwärts wieder raus gepuhlt. Wie Achim das macht ist mir unverständlich. (An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass Achim ein exzellenter Fahrer ist. Aus meiner Sicht.
Es sei denn, ein grüner „Stinke-Käfer“ ärgert ihn bei der Fahrt auf dem Lenkrad während uns jemand überholen möchte…)
Mit Eselsgeduld und reumütig waren wir da irgendwann wieder draußen aus der engen Gasse. Mit Mauergesteinen gepuzzelt,  halbfachmännisch gearbeitet, schweißgebadet haben wir beschlossen, gestrichelte Linien in Zukunft vorher abzulaufen. Blutblase hin – Blutblase her.

Ertrunken ist uns am folgenden Tag die Drohne. Ein Rückflugbefehl scheitert weil das Signal verloren geht. Ein Berg ist dazwischen. Dem ist nichts mehr zuzufügen – Ein Trauertag!

Zerstört wird am gleichen Tag unser Klapprad, das Gizmobil. Im Schlamm gnadenlos steckengeblieben, bricht der Umwerfer der Schaltung. So, die Fortbewegungsmittel reduzieren sich. Der fehlerhafte Akku des E-bikes ist noch auf dem Postweg nach Griechenland. Nun haben wir nur noch mein Mountainbike Eddi übrig und einen Tretroller. Die beiden halten aber eisern durch!

Nun ja, am Abend war da noch etwas: Eine Wasserpumpe macht noch röchelnde, letzte Versuche bevor wie sie austauschen.

Guten Mutes, dass der Akku auf dem Postweg nicht auch noch verschollen geht, warten wir östlich von Githio an einem anderen Strand. Mit Aussicht auf ein Schiffswrack.

Mit dem Sonnenaufgang trifft hier eine Gruppe junger Griechen ein mit einer fachmännischen Angel-Ausrüstung.

Und so sieht das Ergebnis später aus:


Am folgenden Tag ein großes Spektakel und mords Aufregung: Wieder etwas Dickes hat angebissen! Bestimmt eine viertel Stunde beobachten wir den schweißgebadeten Griechen beim Kampf. Der kurbelt und kurbelt mit mechanischer und körperlicher Unterstützung Anderer. Als das Tier näher kommt, sieht man, wer da am Haken hängt: Ein fetter Hai. Und kurz vor dem Ziel, wir sehen die Rückenflosse zappeln:

Reißt die Angelschnur!!

Das Flossentier entfleucht mit Haken im Maul und gesellt sich wieder zu unserer Drohne. Welch ein Drama für alle Beteiligten!
Ich bin wohl die Einzige, die ihm “Alles Gute” wünscht.

Unsere Nachbarin, die jeden Morgen ihre Bahnen im Meer zieht, sehe ich nach diesem Spektakel nur noch knietief im Wasser herum waten….

Unser Paket mit dem Fahrrad-Akku ist tatsächlich pünktlich angekommen. In Gythio erfahren wir auch, dass es eine neue Fährverbindung nach Kreta gibt. Die erste Fähre fährt morgen, so sagt man uns. Kurzentschlossen wird gebucht.
Der dritte Finger der Pellopones, Sparta, Korinth und Athen müssen auf uns warten bis zum nächsten Jahr.

Wir haben ja Zeit……..